Konter hat geschrieben: 18.11.2021, 17:54
Über die genau Zahlen haben wohl weder du und ich genaue Infos, lediglich anekdotische Indizien, aber können wir uns darauf einigen, dass diese Gruppe politisch gesehen vernachlässigbar klein ist.
Ausserdem ist ja die erste Gruppe kein prinzipieller Massnahmengegner, sondern glaubt, dass die Massnahmen zu locker sind. Klar rein wörtlich gesehen, kann man sie daher als Massnahmengegner bezeichnen, aber es ist doch ein fundamentaler Unterschied, ob du die Massnahmen prinzipiell kritisierst und der Meinung bist der Staat hat keine Befugnis solche Massnahmen zu erlassen, oder ob du der Meinung bist, dass der Staat dieses Recht hat. Daher würde ich Gruppe 1 ganz klar von Gruppe 2 und 3 unterscheiden und nicht unter der Kategorie Massnahmengegner einteilen.
Ich gebe dir Recht Konter. Wir mutmassen über die Zahlen und beziehen uns auf unser Umfeld, Medienberichte und veröffentlichte Kommentare. Den fundamentalen Unterschied der Haltung gegenüber dem Staat sehe ich auch. Würde ihn aber anders den Gruppen, wie ich sie sehe zuschreiben.
Gruppe 1 anerkennt die epidemiologische Lage, anerkennt die staatliche Befugnis zum Erlass von Massnahmen, motzt gegen die Art der Massnahme (zu lasch, zu streng, zu falsch). Ein Nein könnte den Staat zur Räson bringen.
Gruppe 2 beurteilt die epidemiologische Lage als Problem der anderen, anerkennt die staatliche Befugnis zum Erlass von Massnahme, motzt vor allem gegen Massnahmen, welche einem persönlich einschränken, man ist ja nicht betroffen. Ein Nein könnte der schnellste Weg zum Leben wie vor der Pandemie sein.
Gruppe 3 dämonisiert den Staat (dunkle Mächte …) und stellt seine Legitimation oder den Staat selbst aus Prinzip in Frage. Ein Nein würde den Staat weniger Kontrolle ausüben lassen, aber das wäre erst der Anfang.
Vernachlässigt man die Gruppen 1 oder 2 politisch, könnten diese zu Gruppe 3 abdriften. Sie scheinen mir nicht wirklich staatsfeindlich eingestellt zu sein, aber es gibt einen offenen Weg, auf dem sie dorthin abdriften könnten. Sie scheinen entweder die Vulnerablen, den Virus, das Gesundheitswesen, die Wirtschaft oder was weiss ich auszublenden, damit sie die Impfung und/oder das Zertifikat ablehnen können. In gewisser Weise leicht irrationales, aber nachvollziehbares Verhalten.
Erst unter Druck (zB in einer Unterhaltung auf den Zahn fühlen), greifen sie auf unverständliche Ausreden zurück. Die Abstimmungsfrage ist so eine Form von Druck, eine Annahme des Covid-Gesetzes, erhöhte diesen Druck. Dieses gedankenlose Zurückgreifen auf die erstbesten, aber schlicht falsche oder in sich widersprüchliche Argumente, sobald sie unter Druck geraten, deute ich als Angst und Potenzial dafür, zu Gruppe 3 abzudriften. Dort werden sie nicht unter Druck gesetzt. Bemühungen aus Gruppe 3, die beiden anderen Gruppen zu instrumentalisieren, erkenne ich darin, dass diese ihnen zuhören, zustimmen, dann aber noch mehr Angst einflössen (siehe Videos von Sputim) und sie dann mit übertrieben zur Schau gestellter «Kampfbereitschaft» zu radikalisieren versuchen. Die Grenzen des Aussprechbaren werden ständig weiter verschoben.