Gempenstollen hat geschrieben: 16.11.2021, 22:18
Woher sind Deine Socken, wer produziert deine Sneakers, hast Du die Etikette Deines T-Shirts studiert, woher ist Dein Handy, Deine Kopfhörer, wer ist „Besitzer“ Deiner Hausbank und woher kommen die Meidkamente die Du evtl. einnehmen musst? Danke!
Sorry, das Kommende bitte nicht allzu persönlich nehmen. Diese Antwort geht stellvertretend an die grosse Masse, die aus purer Faulheit und Selbstgerechtigkeit so argumentiert wie du es tust. Da kommt mir immer die Startsequenz aus "La Haine" in den Sinn: "Jusqu'ici tout va bien."
Jusqu'ici tout va bien
Dieses ständige "total konsequente" Handeln vieler und die folgenden Argumentationen gehen mir einfach auf den Sack. Frei nach dem Motto: Wer nicht total alles im Leben umkrempelt ist inkonsequent. Ich kann das nicht und kann entsprechend tun und lassen was ich will. Nach mir die Sintflut. (Oder wohl doch eher: Ich scheisse auf Alles und Alle und bin einfach zu faul und finde Konsum und endloses Wachstum uuu läss.) Immer wieder ein Totschlag"argument" und Whataboutism in Reinform. Und dann jeweils noch hinterher: "Was bringt's?" und "Heuchelei" und es lebt sich gut in der eigenen kleinen Welt.
Es ist doch klar, kann man nicht überall konsequent sein. Da gibt's strukturelle, soziale, finanzielle, berufliche Faktoren, die mit reinspielen. Es gibt aber definitiv nicht nur Schwarz und Weiss. Man kann nachhaltig einkaufen und handeln in gewissen Bereichen und bewirkt so halt im Kleinen etwas. Auch Kleinvieh macht Mist. Und wenn ich als grosser Fussballfan und -konsument vor Ort in Stadien der Schweiz und Europas dieser totalen Kommerzialisierung des Fussballs negativ gegenüber eingestellt bin, ist es doch gerade hier richtig, ein Zeichen zu setzen. In einer Welt, in der um jedes Prozentchen Wachstum gerungen wird, in der Leute entlassen werden aufgrund einiger Prozentpunkte zu niedriger Profite, in der zwecks Eigenmarketing Leute in den Tod und die Versklavung geschickt werden, um primär sich selbst zu inszenieren, gibt es halt irgendwann rote Linien, die überschritten werden. Katar ist für mich persönlich einfach der berühmte Tropfen (oder eher die Badwanne), die das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Ich bin überzeugt, wenn sich die eigentlichen Zielgruppen des Fussballs mehr und mehr abwenden, kann das System wieder etwas in die richtige Richtung gebogen werden. Weil endlos werden nicht neue Kunden in Asien etc. akquiriert werden können. Und dann zählen dann eben plötzlich die Einbussen um 10%, 20% etc. Man muss den Schritt nur wagen und endlich mal aus der Lethargie aufwachen. Sonst dreht die Spirale immer weiter.
Noch zu deinen Fragen: Socken, teils herkömmliche Läden, teils Nikin. Sneakers: Veja. T-Shirt: teils herkömmlich, teils Fairtrade. Samsung, durchschnittlich jeweils 4-5 Jahre, Kopfhörer hab ich nicht. Hausbank: Die Post und die lokale Genossenschaft. Medikamente: i.d.R. aus Basel

. Mit Qatar Airways bin ich noch nie geflogen und ich meide die Mall of Switzerland. Bin ich nun berechtigt, Kritik an Katar zu wagen, oder bin ich noch zu wenig konsequent? Was meinen die Überkonsequenten?
Sorry, das musste jetzt einfach mal raus. Geht mir nicht nur in Bezug auf Katar auf den Geist.
Noch zum Thema: Gratulation trotzdem an die Nati. War eine begeisternde Leistung. Die Mannschaft selbst hat ihren Job gemacht.