kommt mir irgendwie bekannt vor
Degen reißt Lücken - in die eigene Abwehr
Aus Göttingen grüßen: Offizielles Saisoneröffnungsfoto des Borussen-Kaders. (Bilder: Bodo Goeke)
Das Trainingslager in Göttingen steht unter dem Motto: "Uns bleibt nicht viel Zeit". Bert van Marwijk muss seine Profis bis zum 16. Juli, dem Anpfiff des ersten UI-Cup-Spiels, in Topverfassung bringen. Ihr blamabler Auftritt beim Blitzturnier in Baunatal dürfte dem Cheftrainer nicht ungelegen gekommen sein, denn nun weiß jeder, dass es noch reichlich zu tun gibt.
"Die Ergebnisse sind sehr enttäuschend. Ich habe noch nie so viele Fehlpässe gesehen", ärgerte sich van Marwijk nach dem glücklichen 1:0-Elfmetersieg gegen Hessen Kassel und der hoch verdienten 1:2-Niederlage gegen den KSV Baunatal. Natürlich seien seine Spieler müde gewesen, "weil wir in den letzten acht Tagen sehr gut und sehr hart trainiert haben." Aber er fand keine Entschuldigung für die schwache Gesamt-Vorstellung gegen die beiden Hessen-Oberligisten: "Wenn ich müde bin, muss ich cleverer spielen und den Ball laufen lassen, statt mit dem Ball zu laufen."
Viel Lob für den furchtlosen Sammy Caliskan
Mag sein, dass sich viele nach dem 14:1-Sieg zum Auftakt der Testspielserie gegen Göttingens Regionalauswahl im siebten Himmel gewähnt hatten. Und in der Gruppe herrschte ohnehin beinahe schon ein zu Viel an Harmonie. "Es ist gar nicht schlecht, dass jetzt Reizpunkte gesetzt worden sind", gewann Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke der Pleite von Baunatal positive Seiten ab, "die Mannschaft muss auch wieder lernen, mit Niederlagen umzugehen." Die letzte bezog sie übrigens in der Bundesliga gegen den VfB Stuttgart. Lang, lang ist es her.
"Die Rückrunde zählt nicht mehr, wir müssen am 16. Juli fertig sein", mahnte van Marwijk - und redete Klartext: "Von den erfahrenen Spielern hatten nur Wörns und Dede Niveau, auch Roman Weidenfeller, der jedes Spiel gewinnen will. Das ist zu wenig." Durch sein Sieb fielen auch sämtliche Nachwuchsspieler, Ausnahme Sammy Caliskan. "Er war der einzige, der keine Angst hatte", lobte van Marwijk den kleinen und engagierten Mittelfeldspieler. Vor allem Uwe Hünemeier, der im Training einen glänzenden Eindruck hinterlassen hatte, schoss in der Innenverteidigung gemeinsam mit Markus Brzenska einige kapitale Böcke. Doch selbst gestandene Profis wie Ewerthon, Buckley und vor allem Kringe standen im Parkstadion neben sich.
Van Marwijk fand sich in seiner qualitativen Einschätzung des Spieler-Kaders bestätigt. "Wir können nur auf hohem Niveau spielen, wenn Kehl, Rosicky und Koller dabei sind. Es darf bei uns nicht viel passieren", verwies er auf das große Leistungsgefälle.
Auch organisatorisch lag an diesem Abend beim BVB einiges im Argen. So hielt kaum ein Spieler seine Position, es war ein kunterbuntes taktisches Durcheinander. Verursacht auch durch Philipp Degen, der draufgängerisch nach vorn stürmte, in der Regel noch Ewerthon überlief und deshalb große Abwehrlücken riss - beim BVB. "Er muss lernen, seine Vorstöße zu dosieren. Sonst fehlt ihnen das Überraschungsmoment", rügte van Marwijk das mangelhafte Defensiv-Verhalten des Schweizers.
Im Testspiel am Samstag gegen Galatasary Istanbul (Anstoß in der Krefelder Grotenburg-Kampfbahn: 17.30 Uhr) erwartet er nicht nur eine andere Einstellung des Teams, sondern vor allem spielerische Fortschritte. Möglicherweise stehen dann Tomas Rosicky und Jan Koller wieder in der Anfangsformation.
06.07.2005 Von Wilfried Wittke