Konter hat geschrieben:Das erste Argument überzeugt mich schon lange nicht mehr. Das ist einfach das Standardargument der Bürgerlichen bei jeder Initiative, die die unternehmerische Freiheit neu regeln will. Sei es mehr Ferien, mehr Steuern, Mindestlohn oder sonstiges. Ich rate dir mal dringend ein paar historische Quellen diesbezüglich zu konsultieren. Entsprechende Argumente gab es bei der unternehmerischen Seite schon, als man ihnen androhte, ihre "Freiheit" wegzunehmen, Kinder anzustellen.
Danke auch für deine Antwort.
Ja das ist oft die Standardantwort der Wirtschaftsverbände. Ich habe aber versucht dieses Argument nicht wirtschaftlich auszulegen, ist mir aber wohl nicht gelungen

Ich wollte die Wirtschaft (Arbeitsplätze, Steuern, etc.) eigentlich aussen vor lassen und nur darauf hinweisen, dass den Menschen vor Ort (also dort wo die Menschenrechts-Verletzungen begannen werden) nicht geholfen wird, wenn es eine rein schweizerische Lösung gibt und man sich dieser entziehen kann mit einem Wegzug. Es geht ja bei der KVI nicht nur um eine Woche Ferien (=ein paar Fränkli mehr Ausgaben) sondern um Aufwand, Sorgfaltspflichten und Verantwortung. Deshalb aus meiner Sicht nicht ganz vergleichbar mit den Wirtschaftsinitiativen die du ansprichst, aber selbstverständlich ist auch hier nicht abzusehen, wie die Firmen reagieren. Würden sie wegziehen hat die KVI keinen Effekt mehr auf das Leben der Menschen, weshalb ich eine internationale Lösung bevorzugen würde.
Das zweite Argument ebenso wenig. Gerade Tochtergesellschaften sind ein Ziel dieser Initiative. Man könnte dies auch die "Glencore"-Klausel nennen.
Ich meinte damit, dass Unternehmen versuchen könnten, die Beziehungen zu verschleiern. Dann ist es in der Schweiz halt eben keine Tochterfirma mehr, sondern nur noch ein Lieferant. Keine Ahnung wie das geht, ich glaube aber da sind die Firmen und Juristen genug kreativ um Schlupflöcher zu finden. Versteh mich nicht falsch, dies wäre moralisch höchst verwerflich und würde kein gutes Licht auf die Unternehmen werfen. Aber auch hier geht es mir darum: Würde es den Menschen vor Ort noch was bringen?
Und das dritte Argument ist schlichtweg nichtig. Es spielt doch keine Rolle, ob die gewöhnlichen Menschen die Menschenrechte kennen, wobei es natürlich zu begrüssen wäre und es sicherlich das Ziel sein muss, möglichst viele Menschen dazu aufzuklären, sprich entsprechende Bildung fördern. Es geht aber darum, dass diejenigen welche Macht über Menschenleben besitzen (politisch, juristisch, wirtschaftlich, sozial, kulturell usw.) die Menschenrechte kennen und sich daran halten.
Interessant, ich glaube wir nehmen hier einfach eine komplett andere Ansicht der KVI ein. Du erhoffst dir von der KVI dass sich die Konzerne zum Besseren bewegen. Bei mir steht die andere Seite im Zentrum, dass Menschen die Möglichkeit haben für ihr Recht zu klagen und sich zu wehren. Ich glaube deshalb liefern wir auch ganz andere Argumente.
Und das letzte Argument ist weiter ein Ausdruck dafür wie stark die Macht des Grosskapitals gegenüber dem juristischen und politischen Korrektiv geworden ist und das es nun endlich an der Zeit ist, diese Macht mit allen Mitteln zu brechen. Die Initiative ist zumindest ein Schritt dafür.
Absolut. Ich heisse das auch nicht gut, ganz und gar nicht. Nur wird sich das mit der KVI auch nicht ändern. Ich denke nicht mal im Ansatz.
Ich denke die Lösung muss auf die Menschen vor Ort abzielen. Sie müssen ihre Rechte kennen und sich wehren können. Lokal in ihrem Land. Dann wird ein Schweizer Konzern gar nie mehr Menschen zu schlechten Bedingungen anstellen können. Falls doch wehren sich die Leute vor Ort und es wird ihnen auch geholfen.
Ein Beispiel dass ich mal gelesen habe war aus einer Fairtrade Blumenzucht in Kenia. Dies wurde dort als Projekt eingeführt um die bereits vorherrschenden Zustände zu verbessern. Man hat die Menschen aufgeklärt was ihre Rechte sind. Frauen wurde erklärt dass es nicht "normal" ist wenn sie vom Chef geschlagen, misshandelt oder sexuell missbraucht werden. Es wurden Anlaufstellen eingerichtet, bei denen Mitarbeitende klagen können. Gewerkschaften wurden ebenfalls eingeführt. Das Geld floss ausserdem in die Taschen aller und nicht nur in die Koffer ein paar Wenigen.
Aber ja, ich bin mir bewusst dass dies leider nur einzelne Projekte sind. Dies müsste man nachhaltig fördern. Finanziell fördern, z.B. mit einem Anteil der MwSt, die ja quasi Konsumsteuer ist.
Kann man dann auch noch eine Transparenz für den Konsumenten schaffen, würde die Welt meiner Meinung nach schon viel besser werden. In meiner Vision stelle ich mir Bilder auf den Produkten vor wie bei Zigarettenpäckli. Der Konsument sieht auf dem einen Produkt Kinderarbeit, vergiftete Flüsse, krebskranke Arbeiterlungen, etc. Und auf dem anderen Produkt glückliche Arbeiter/innen die genügend Geld erhalten, Kinder die zur Schule gehen und am besten eine Produktverarbeitung vor Ort.
Jaja, Vision halt, sag mir jetzt einfach "you're dreamer"
Shops wie Gabana sind ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.
https://www.gebana.com/shop/de-ch/
Dies sollte man fördern.
PS: Ich arbeite nicht bei Gebana und profitiere nicht von diesem Link. Bin ausschliesslich glücklicher Käufer.