stacheldraht hat geschrieben:Die Situation ist aber nicht mehr die Gleiche wie vor 3 Monaten - oder es wird einfach nicht kommuniziert. Ich würde mir hierzu auch mal eine transparente Kommunikation hinsichtlich des Contact-Tracing wünschen. Funktioniert dieses? wo stecken sich die Leute an? Den aktuellen Informationen entnehme zumindest ich, dass wir round about 3-4 Infektionsherde in der Schweiz haben. Zwei Herde hängen vermutlich sogar zusammen und die meisten sind auf den Partytourismus respektive Partys in geschlossenen Räumen zurückzuführen. Da man ansonsten nicht transparent informieren möchte, können wir auch nur den gegeben Informationen arbeiten.. und keine dieser Informationen schliesst darauf, dass der ÖV aktuell in irgendeiner Form eine Gefahr darstellt (auch hier wie immer, Ausnahmen bestätigen die Regel).
Hier bin ich bei dir. Dass ich die Maskenpflicht im ÖV für übertrieben halte, habe ich geschrieben. Dass Kommunikation immer noch Luft nach oben hat, ist fast eine meiner Dauerreden.
stacheldraht hat geschrieben:Klar kann man jetzt natürlich dagegen argumentieren und sagen, eine Ansteckung im ÖV sei nicht zurückzuverfolgen - aber dazu werden mMn ja überhaupt keine Angaben gemacht. Aufgrund der wenigen (!) lokalen Ausbrüche die in 3/4 Fällen verhinderbar gewesen wären, wird jetzt Alibimässig eine Maskenpflicht eingeführt (nachdem man scheinheilig 3 Monate gepredigt hat, dies hat keinen sinnvollen Nutzen - zumindest uns ist ja klar, dass das nur eine Notlüge war). Wie immer ist die Devise, einfach etwas machen damit der öffentliche Druck (zuerst befeuern die Clown-Medien sofortige Lockerungen und "gebt uns unser Leben zurück" - und dann sinds die ersten, die wegen ein paar Clubgängern nach Massnahmen im ÖV schreien) wieder abflacht.
Zu Beginn hiess es, dass die Masken keinen
nachweisbaren Nutzen hätten, bei Einhaltung von Social Distancing kaum zusätzlichen Schutz vor Angesteckt-Werden bieten und eine Pflicht ohne Verfügbarkeit sinnlos wäre. Diese Aussage stimmten damals und waren angesichts des heruntergefahrenen Alltags auch im ÖV vertretbar. Mit dem Aufkommen der ersten Studien zum Nutzen, der Verfügbarkeit von Masken und der Zunahme von Nutzung des ÖV kam die Empfehlung, man solle in dicht gedrängtem ÖV eine Maske nutzen. Diese Empfehlung kam anscheinend nicht an. Die Kritik an den Clown-Medien teile ich.
stacheldraht hat geschrieben:Und der Punkt bleibt: Während hier für grosse Teile der Gesellschaft Massnahmen erfolgen, bleiben die Clubs offen... ohne Maskenpflicht. Eine Frechheit sondergleichen.
Dass es eine Form von Partyangebot gibt, finde ich gut, weil sich die Szene sonst illegal in den Untergrund bewegt und so die Rückverfolgung noch schwieriger wird. Aber es sollten strengere Auflagen gelten und diese sollten auch entsprechend überprüft und durchgesetzt werden. Die Clubs müssen einsehen, dass sie nicht wie vor Corona weitermachen können, sondern sich an die veränderten Umstände anpassen müssen.
stacheldraht hat geschrieben:Was sind denn die Perspektiven in diesen Massnahmen? Man hat ja neue Ansteckungen durch die schnellen Lockerungen gerade im Clubbereich in Kauf genommen. Wenn sich da jemand ansteckt dann gibt es halt Quarantäne für alle bzw. jeder soll sich testen lassen. Kann ich mit leben. Aber nun werden also Massnahmen für alle eingeführt, während die offensichtlichen Brandherde weiterhin geöffnet sind? Wann beginnt man endlich, mit der Situation zu leben und dementsprechend zu handeln? Ich meinte man hat doch angekündigt, lokale Massnahmen zu ergreifen? Aktuell sind die Problemkantone ja relativ einfach zu identifizieren.
Das siehst du absolut richtig. Je mehr Verantwortung jeder Einzelne oder jede Szene/Branche/Vereinigung/Institution/Kanton wahrnimmt, desto lockerer können die Regeln für die Allgemeinheit ausfallen. Der Widerspruch entsteht, weil sich ein Teil mehr Freiheiten und weniger Verantwortung herausbedingen will. Die Kantone sind mir zu wenig regierungswillig. Sie warten oft zu sehr auf einen Bundesbeschluss, statt in eigener Regie die für sie notwendigen Massnahmen im Rahmen ihrer Möglichkeiten durchzusetzen. Hier erwarte ich mehr Eigenverantwortung der Kantone, auch in der Regulierung der Parties.
stacheldraht hat geschrieben:Beispiel Kanton Zürich: Der betroffene Club mit seinen Donald Ducks, gekürzten und undvollständigen Listen kann einfach normal weiter machen - "ja hey, es bizeli münder dänn scho luege, dass die Date stimmed" und fertig. Maskenpflicht in Zürich? Was aufgrund der Eskalation (nicht nur in den Clubs!) in den letzten Wochen naheliegend wäre? Natürlich nicht. Aber was erwarte ich schon von einer Regierungsrätin, die sich stolze Schweizerin nennt aber nicht mal die eigenen Kantonsgrenzen kennt. Und solche Pfeifen können hier über unser Leben mitbestimmen.
Ja. Es wäre wichtig, dass man kooperiert und die Listen zumindest so ausfüllt, dass man erreichbar ist. Ansonsten verpufft die Effektivität der Massnahme Contact Tracing. Von mir aus kann auch jemand
Donald.Duck@hotmail.com angeben, solange er unter dieser Emailadresse innert nützlicher Frist erreichbar ist. Es geht nicht primär um eine Identifikation, sondern um eine Erreichbarkeit. Das sollte man dem Partyvolk mal eintrichtern. Was die Politiker betrifft: wir wählen, wer über uns bestimmt. Wenn wir Pfeifen wählen, ist das unsere Schuld.
stacheldraht hat geschrieben:Und dann Berset am Montag: "Ja also ich bin schon überrascht, dass es in den Clubs so schnell ging". Ach... echt? Logik und normales Denken scheint in der Coronazeit wirklich komplett abhanden gekommen zu sein. Aber jetzt wieder in den Panikmodus schalten, klappt ja super wie man am Sportchef hier im Forum sieht. Wir werden alle sterben. ALLE!
Clubs sind heikle Orte, die Übertragungen begünstigen. Das wusste man bestimmt. Die Überraschung rührte wohl eher daher, dass man die Eigenverantwortung der Bevölkerung / der Kantone überschätzte. Dass entsprechendes Verhalten nicht verantwortungsvoll, resp. die Schutzonzepte zu lasch überprüft und durchgewunken wurden.
stacheldraht hat geschrieben:Ja da bin ich bei dir. Wenn man wirklich Massnahmen ergreifen will, dann ist diese sicherlich eine der sinnvolleren Ideen. Hätte man aber mit den allgemeinen Lockerungen einführen können.. oder spätestens nach den ersten Anzeichen, dass der Partyurlaub in Serbien wohl doch nicht sone gute Idee ist.
Wie schon in meinem letzten Beitrag erwähnt bin ich ja eigentlich kein Fan von grossen Massnahmen - aber man hat dieses Land in einen Lockdown versetzt. Ok, damit war ich mit der Zeit d'accord. Dann hat man langsam begonnen, zurück in Richtung Normalität. Auch kein Problem - aber das Tempo hatte ich schon damals kritisiert. Denn hier wurde so viel Schaden angerichtet, so viel Geld vernichtet, so viele Jobs die flöten gehen (die Auswirkungen werden wir ja erst nach dem Sommer / im Herbst / Anfangs Winter so richtig spüren) - den ganzen Schaden haben wir nun für was? Durch die Turboöffnungen - gerade im Partybereich - hätten wir uns das auch alles sparen können.
Ich sehe es auch so, dass das Verständnis für hedonistische Aktivitäten am geringsten ausfällt, nachdem man sich selbst zuvor viel härter und in essentielleren Bereichen einschränken musste. Aber wie bei den Demonstrationen sehe ich, dass ein vorhandenes Bedürfnis sich seinen Weg sucht und sich einen Dreck um Verbote schert. Es wäre also sinnvoller, entweder das Bedürfnis zu senken oder auf andere Weise zu befriedigen, als wie bisher. Hier müssten sich die Party-Anbieter in der Verantwortung sehen und angepasste Angebote finden.
stacheldraht hat geschrieben:Sorry aber man hatte nun 3 Monate Zeit, sich ein paar Masken zu kaufen. Das ist doch einfach nur Schwachsinn.
Hier greift man präventiv am falschen Ort ein, während es an den Eskalationspunkten normal weitergeht.
Ohne dass eine Pflicht absehbar war, kannst du nicht davon ausgehen, dass sich alle in diesen 3 Monaten damit eingedeckt haben. Es wäre zwar zu wünschen, entspricht aber leider nicht der Realität. Dass die Veränderungen an den Hotspots dringlicher sind, sehe ich aber auch so.
stacheldraht hat geschrieben:Noch grundsätzlich: Ich hab kein Problem dabei, eine Maske zu tragen. Ich bin selbst sehr oft in Deutschland, habe meine Maske immer dabei und bin's mir gewöhnt eine zu tragen. Nur die Art & Weise wie's mal wieder abläuft, find ich zum kotzen.
Zurückrudern ist nie angenehm. Aber wir werden noch einige Male den Wechsel von Lockerung und Verschärfung erleben. Idealerweise würde beide Arten in immer kleineren Schritten vorangehen, damit es sich einfacher auf ein Niveau einpendeln lässt. Aber dass alle ihr Verhalten immer gleich im richtigen Mass anpassen, ist illusorisch. Dafür ist die Bevölkerung zu heterogen. D.h. es wird wohl auch in Zukunft noch Anlass zum Kotzen geben, das liegt einfach in der Natur der Dinge und der Menschen.
Aber im Grossen und Ganzen bin ich nah an deiner Meinung und sehe nur einige Details anders.