Es stimmt vieles, was der Bhakdi anspricht, auch wenn ich gewisse Punkte oder Schlussfolgerungen in Frage stellen würde.
Meiner Meinung nach trifft es zu, dass die Infektion alleine nicht zwingend tödlich ist. Gerade die Tatsache, dass Kinder nicht
erkranken zeigt, dass es nicht der Virus alleine ist, der tötet. COVID-19 beeinflusst die Wahrscheinlichkeit des Überlebens. Es kommen weitere Ko-Faktoren hinzu. Vorerkrankungen, Luftverschmutzung, Lebenswandel, etc.
Nun ist es aber so, dass der Virus den Einfluss einiger dieser Ko-Faktoren auf die Überlebenswahrscheinlichkeit in erheblichem Ausmass verstärkt. Durch die grosse Verbreitung dieser Ko-Faktoren ergibt sich auch eine grosse Anzahl Betroffener, bei welchen der Zeitpunkt des Ablebens durch die Anwesenheit des Virus nach vorne gerückt wird.
Soll man sich nun um die Definition des Begriffs
Krankheit streiten? Trifft dies nicht mehr oder minder auch auf andere
Krankheiten zu?
Aus meiner Sicht bleibt der Virus und seine Folge eine Bedrohung für einen Teil unserer Gesellschaft, unabhängig seines Begriffs.
Wo ich mit Bhakdi einig bin ist, dass man dies in Relation stellen muss. Auch ich bin nicht bereit,
alles der Verbreitung dieses neuen Modifikators unserer Lebenswahrscheinlichkeit zu opfern. Weil dieser Virus aber so einen erheblichen Eingriff für viele darstellt und gleichzeitig den Glauben in unsere Gesellschaft auf die Probe stellt, bin ich zu sehr grossen Opfern bereit und erwarte diese aber auch von meinen Mitbürgern, Unternehmen und Institutionen.
Würde sich eine Gemeinschaft ihrer gemeinsamen Werte besser bewusst sein, könnte sie einfacher entscheiden, nach welchen Gesichtspunkten man Massnahmen bewertet.
Ich bin froh und stolz, in den Handlungen des Bundesrates die meisten meiner Werte (nicht alle) gut repräsentiert zu sehen. Darum kann ich ihn verstehen, hinter ihm stehen und und in seinem Sinne mithelfen, Verantwortung im kleineren Rahmen zu tragen.
Für mich hinkt die Wirtschaft noch ein wenig hinterher. Es gibt diverse Unternehmen, welche bereits Opfer gebracht haben und sich in den Dienst der Gesellschaft gestellt haben. Aber es gibt auch viele, die noch nicht bereit sind, sich auf das Wesentliche zu beschränken, Verluste in Kauf zu nehmen und die Gewinne vorerst einmal nach hinten zu verschieben. Daher würde mich eine weitere Entschleunigung der Wirtschaft als nächste Massnahme nicht verwundern.