Eklat bei Neuchâtel Xamax

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DerZensor
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Eklat bei Neuchâtel Xamax

Beitrag von DerZensor »

Die anderthalbjährige Regentschaft der Franzosen bei Neuchâtel Xamax endete mit einem Eklat.

Der Verwaltungsrat um Präsident Alain Pedretti trat per sofort zurück, der Verein wird ad interim von Antonio Lopez geführt.

Nach einer rund achtstündigen Sitzung des Verwaltungsrates, in welcher die Fraktion der Franzosen um Pedretti und jene der Einheimischen um Bauunternehmer Silvio Bernasconi eine Annährung gesucht hatten, verkündeten die Exponenten das Ergebnis der Diskussionen in einer improvisierten Medienkonferenz im Treppenhaus des Sekretariats von Xamax. Bernasconi verweigert jegliche Zusammenarbeit mit den Franzosen; der Verwaltungsrat trat deshalb mit sofortiger Wirkung in corpore zurück. Bis zur ausserordentlichen Generalversammlung am 30. Juni leitet der bisherige Finanzchef Antonio Lopez die Geschäfte des Super-League- Vereins. Die Investorengruppe um Bernasconi garantiert den Neuenburgern einen Betrag von 1,8 Mio. Franken. Pedretti hatte eine Million sowie fünf Spieler von St-Etienne offeriert.

Noch Ende April hatte sich Pedretti mit dem langjährigen Klubpräsidenten und Mäzen Gilbert Facchinetti nach zahlreichen, auch medial ausgetragenen Streitigkeiten ausgesöhnt. Nun kamen zwischen der Investorengruppe um Bernasconi und den französischen Investoren wieder gravierende Differenzen auf, die auch in der gestrigen Sitzung nicht bereinigt werden konnten. Versuche, beide Investoren in Neuenburg zu vereinen, scheiterten. Pedretti will nun zusammen mit dem bisherigen Vizepräsidenten Roberto Calligaris die für Xamax vorgesehenen Investionen im FC La Chaux-de-Fonds tätigen.

Die von Bernasconi und seinen Investoren zugesicherten 1,8 Millionen dürften mit der an der Generalversammlung im April genehmigten Aktienkapitalerhöhung für die Tilgung der auf zwei Millionen bezifferten Schulden ausreichen. Der damals präsentierte neue Trikotsponsor ist ebenfalls lokal verankert. Ob nach dem überraschenden Machtwechsel in Neuenburg der Verein fortan in ruhigere Gewässer kommt, bleibt gleichwohl abzuwarten.

Phebus
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Eklat bei Xamax

Beitrag von Phebus »

Ob der Verein jetzt in ruhige Gewässer kommt.......Man weiss es nicht. Tatsache ist,dass auch die 1,8 Mio mittel-bis längerfristig nicht weiterhelfen werden.
Die einzige Firma im Kanton, Philipp Morris, welche die finanziellen Mittel zum sponsoren hätte, darf aus bekannten Gründen nicht.

Einen finanzstarken Mäzen zu finden wie es Gilbert Fachinetti einmal war, ist praktisch unmöglich. Die wirtschaftlichen Probleme im Kanton sind zu gross und die Uhrenindustrie sponsort aus Prinzip nicht, obwohl es einige Firmen gäbe, welche finanziell problemlos in der Lage wären einzuspringen. (Cartier etc.)

Somit fällt meine Prognose leider sehr düster aus. Xamax wird, wenn überhaupt, die nächste Saison nur mit Mühe und, wer weiss, dank einem Wunder überleben können.

Zemdil
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Beitrag von Zemdil »

RIP Xamax :mad:

seht 'dammi nid guet uss ...
Erster, Einziger und Bester!

*** Dr. h.q. (doctor honoris querulanda) / Alter Sack ***

aber nid dr Josef

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DerZensor
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Beitrag von DerZensor »

Zemdil hat geschrieben:RIP Xamax :mad:

seht 'dammi nid guet uss ...
wieso? Eher umgekehrt - Die internen Querelen waren schon seit längerer Zeit ein Hinderungsgrund für einen Schritt in Richtung Gesundung

Zemdil
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Beitrag von Zemdil »

(Si) Neuchâtel Xamax ist wieder ausschliesslich in Schweizer
Hand. Mit 99,9 Prozent der Aktienstimmen wählten 250 Klubmitglieder
den Bauunternehmer Sylvio Bernasconi an der ausserordentlichen
Generalversammlung in Neuenburg zum neuen Präsidenten.

Dem neuen Verwaltungsrat gehören weiter der ehemalige Sportchef
Michel Favre, Buchhaltungsexperte Antonio Lopez und die
Rechtsanwälte Philippe Béguin und Jean-Piere Otz an. Damit ist die
rund anderthalbjährige Regentschaft der Franzosen unter dem
demissionierenden Präsidenten Alain Pedretti beendet.

Xamax erhöhte sein Budget um rund 400 000 Franken auf 4,7
Millionen und wird dieses auf die Saison 2007/2008 mit dem Einzug
ins neue Stadion auf 7 Millionen erhöhen.

Als erste Zuzüge unterschrieben der Ex-Internationale Massimo
Lombardo (32, zuletzt Meyrin) um ein Jahr sowie der ehemalige
mazedonische Internationale Mustafi Nebi (29) um zwei Jahre.
Ausserdem wurden die hoffnungsvollen Nachwuchsspieler Charles
Doudin (18) und Bastien Geiger (20), der Sohn von Trainer Alain
Geiger, für zwei Jahre unter Vertrag genommen.
Erster, Einziger und Bester!

*** Dr. h.q. (doctor honoris querulanda) / Alter Sack ***

aber nid dr Josef

ScoUtd
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Beitrag von ScoUtd »

gut so.


jetzt sind wir die einzigen, die in ausländischer Hand sind.... :D
CR7 Fanboy

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São Paulino
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Beitrag von São Paulino »

Zemdil hat geschrieben:(Si) Neuchâtel Xamax ist wieder ausschliesslich in Schweizer
Hand. Mit 99,9 Prozent der Aktienstimmen wählten 250 Klubmitglieder
den Bauunternehmer Sylvio Bernasconi an der ausserordentlichen
Generalversammlung in Neuenburg zum neuen Präsidenten.
(...)
Deckname von Silvio Berlusconi?? :eek: :D
"Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben." (A. Einstein)

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Ernesto
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Beitrag von Ernesto »

NZZ am Sonntag -- 03.07.2005

Xamax ist gerettet und mit dem Stadion verkettet

Der Super-League-Klub erhält Luft


Vier Krane ragen auf der Baustelle des neuen Maladière-Stadions in die Höhe. Auf allen leuchtet die Aufschrift «Bernasconi». Die Baracken neben der Baugrube sind ebenfalls mit «Bernasconi» beschriftet, derweil auf Gehäusen in einer Nebenstrasse «Facchinetti» steht. Die Rangordnung im Stadion-Bau ist gegeben. Die Neuenburger Generalunternehmung von Sylvio Bernasconi mit Sitz in Les Geneveys-sur-Coffrane ist die Nummer 1, und das Baugeschäft des langjährigen Xamax-Präsidenten Gilbert Facchinetti Nummer 2. Seit Ende Juni schlagen die Kräfteverhältnisse auf den Fussballklub durch. Bernasconi ist der Präsident und der Mehrheitsaktionär, Facchinetti der Ehrenpräsident, und der Franzose Alain Pedretti ist nicht mehr da.

Wahlweise «Pseudo-Professionalismus» oder «Amateurismus» nennt Sylvio Bernasconi das, was über Pedretti zu sagen sei. Der schlingernde Klub geriet noch mehr in Not und erlitt unter französischem Einfluss Vertrauensverlust. Weil auch in Neuenburg die neue Maladière nicht ohne Verein hochgezogen wird, betätigten die Stadion-Investoren die Notbremse. Der chirurgische Eingriff ist aus Bern bekannt, wo die Generalunternehmung Marazzi im Anlauf zum Stade de Suisse dem YB- Treiben lange zuschaute, ohne sich die Hände schmutzig zu machen. Sie stopfte zwar Löcher, griff aber erst ein, als es nicht mehr anders ging. Ohne radikalen Schnitt wäre Xamax «fini» gewesen, sagt Bernasconi in der Baracke, die er als «Gehirn» des Baus bezeichnet.

Sekunden später transportiert er Inhalte, wie dies viele tun, denen erstmals Einblick in Bücher der Fussballwelt gewährt wird. Er spricht von «vielen Überraschungen» und sagt, dass sich derzeit mehrere Juristen irgendwelche Kontrakte prüften. Der Verlust beträgt 3,2 Millionen Franken, zwei Millionen müssen sofort bezahlt werden, es bestehen Verbindlichkeiten aus längst vergangenen Zeiten. Wegen des verjährten, nicht von Pedretti zu verantwortenden Transfers von Papa Bouba Diop müssen zum Beispiel 280 000 Franken an Djaraf de Dakar überwiesen werden. Solche Pendenzen wurden über Jahre mitgeschleppt. Im März sei ihm «die Katastrophe» bewusst geworden, sagt Bernasconi, der dem Klub schon früher Geld gab. Die Leute hätten genug, ereifert er sich, überall heisse es: «zahlen, zahlen, zahlen». Und er? Ist er reich? «Neben Ernesto Bertarelli bin ich nicht reich, im Vergleich zum Durchschnittsschweizer schon.»

Das Xamax-Budget beträgt 4,7 Millionen und soll im neuen Stadion ab 2007 auf sieben bis acht Millionen steigen. Bis dahin müssen noch viele Millionen fliessen. Die Crew um Pedretti moniert, von den Stadion-Investoren ausgebootet worden zu sein. So hätten diese den letzten Teil des Xamax-Supports (insgesamt 4,1 Millionen als «Stadion-Überbrückung») zurückbehalten. «Non, non», wehrt César Vuadens, der Vertreter des einen Investors HRS, ab, «die Mittel sind nicht an Personen gebunden.» Doch Pedretti, derzeit an der Côte d'Azur in den Ferien und auf dem Sprung nach Marokko («ich habe Geschäfte dort»), spricht von einer Zunft ähnlichen verfilzten Situation, der Klub gehöre Baufirmen, «die nicht mit uns zusammenarbeiten wollten». Bernasconi widerspricht nicht. Er setzt Pedretti auch nicht mit dem früheren Servette-Präsidenten Marc Roger gleich. «Pedretti ist kein Hasardeur, der ins Gefängnis kommt. Aber er ist schwer zu fassen. Man kann einen Klub nicht aus Marokko leiten», sagt Bernasconi.

Der Xamax-Trainer Alain Geiger ist froh, dass wieder ein «chef sur place» ist. Im Verwaltungsrat sitzt nicht mehr Facchinetti, dafür aber Michel Favre, der schon früher als «Directeur sportif» amtete. Favre ist nicht nur ein Freund Bernasconis, sondern auch der Generaldirektor der Firma Facchinetti.
Reden ist Silber, Schreiben ist Gold.

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