Glücklich wird niemand Meister, jedenfalls nicht über 36 Spieltage. Ich bin der Meinung, dass es immer eine Mischung aus vielen Faktoren ist, was einen Meister kürt. Verdient ist es aber praktisch in jedem Fall. Konnten die Young Boys das erste Spiel gegen Basel sogleich siegreich gestalten, gab sicherlich zusätzlichen Schub. Es gab kaum je eine echte Schwächephase bei den Bernern und sie wussten praktisch immer zu überzeugen. Aus dieser Sicht liegt es alleine an ihnen, dass sie nicht mehr Punkte abgaben. Auf der anderen Seite spielte Basel deutlich unter den Ansprüchen und Erwartungen. Aus dieser Sicht machen sie es YB "einfacher" den Titel zu holen. Die gleiche Situation gabs die letzten Jahre immer, einfach mit vertauschten Protagonisten.
YB spielt seit Beginn der Saison konstanten, effizienten und auch attraktiven Fussball. Die Tore sind auf extrem viele Schultern verteilt. Vier Spieler haben über 10 Tore, der fünftbeste Scorer hat ebenfalls 9 Tore. Dazu haben sie einen breiten und sehr ausgeglichenen Kader. Es gibt viele junge, talentierte Leute (Mbabu, Nuhu, Sow, Assale), ältere "fertige" Spieler (v. Bergen, Sanogo, Hoarau) und dazu auch dankbare und grundsolide Ersatzleute welche ihre Rolle diese Saison akzeptieren (Bertone, Nsame). Eine solche Mischung, das sah man beim FCB schon mehrfach, ist schlicht Gold wert! In jeder Linie gibt's da 1-2 echte Topspieler. Mit Adolf haben sie meiner Meinung nach zudem einen extrem kompetenten Trainer an der Seitenlinie, der einen genauen Plan hat, wie er Fussball spielen will. Der wäre mir auch noch nie mit einer grossen Klappe oder ähnlichem aufgefallen (z.B. à la Forte).
Bei Basel gab es vor und auch während der Saison zu viele radikale Änderungen. Dies konnte der Kader für einmal nicht ausmerzen, da auch hier viele Änderungen vorgenommen wurden (Janko, Doumbia, Akanji, Steffen, Delgado - alle weg). War ehrlich gesagt überrascht, wie das Team aus der Winterpause kam. Vor dem ersten Meisterschaftsspiel im 2018 sah ich das Momentum deutlich auf Seiten vom FCB. Haben sie doch in den letzten zwei, drei Spielen im 2017 den Rückstand auf 2 Punkte schmelzen lassen. YB hielt dem Druck dann aber nicht nur stand, konnte sogar von den vielen Ausrutschern vom FCB profitieren. Das war einer der Hauptunterschiede zu den letzten Jahren.
Nach menschlichem Ermessen wird sich YB die benötigten drei Punkte aus den letzten 5 Spielen eher früher als später holen. YB verdient sich diesen Titel durch gute und unaufgeregte Aufbauarbeit in den letzten 2-3 Jahren. Spannend wird es dann, wie sie einen allfälligen und praktisch unausweichlichen Kaderumbruch über die Bühne bringen.
Man darf für nächste Saison also durchaus gespannt sein und Spannung wurde ja die letzten Jahre jeweils vermisst.
