Konter hat geschrieben:@ Lusti:
Wir können lange darüber diskutieren, wo die aktuelle Massenmigration aus Afrika und dem nahen Osten nach Europa ihren Ursprung hat, das Thema ist sehr vielschichtig. Ich könnte jetzt eine seitenlange Herleitung, die mit den Anfängen des modernen kapitalistisch geprägten Kolonialismus in der frühen Neuzeit ihren Anfang nimmt kommen, doch das OT im FCB-Forum ist dafür eher ungeeignet.
Führen wir die Diskussion doch unter der Prämisse
* das wir uns einig sind über die Geschicht ab 1900 (Anfänge der Globalisierung / Industrialiserung)
* diese befreit von ideologisch gefärbter Interpretation betrachten
Dann sind wir hier schon mal synchron.
Konter hat geschrieben:Fakt ist, dass es zwischen den Ländern, denen es wirtschaftlich gut geht und jenen Ländern, wo das nicht der Fall ist einen kausalen Zusammenhang gibt, welcher, wenn man die Geschichte des Kapitalismus und die Mechanismen der Globalisierung verstanden hat, auch logisch erklären kann. Die von Sean Lion genannten Punkte sind lediglich Symptone dieses Systems. Folglich kommt es auch zu diesen starken Migrationsbewegungen.
Jepp, einfach ausgedrückt: Die kapitalistische Globalisierung ist der politischen Globalisierung 50 Jahre voraus.
Konter hat geschrieben:Nun ist aber nicht nur das Problem, dass in diesem System global die Kapitalverhältnisse höchst ungleich sind, sondern auch lokal/national, ohne entsprechende sozialpolitische Massnahmen. Die Sozialdemokratie hat dazu wesentlich beigetragen, dass eine grössere Zahl von Menschen an dem generierten Wohlstand teilhaben können. Das Problem ist aber, dass die global agierenden Konzerne, um diese sozialpolitischen Massnahmen zu umgehen, sich von der lokalen Politik gelöst haben, welche als Korrektiv in die Wirtschaft eingreifen kann. Und so leiden auch einige Menschen bei uns, unter dem Druck der Grosskonzerne, da sie schliesslich ja einfach abwandern können. Und ja sportchef hat schon recht, die jüngsten Vorstösse der Linken wurden von den Schweizern alle abgeschmettert, aber wenn man mal sieht, wie entsprechende Wahlkämpfe geführt werden verwundert es einem nicht. Die Arbeitsplätze, die Arbeitsplätze, die Arbeitsplätze. Ja, das ist eben der entsprechende Druck seitens der Global Players.
Die Sozialdemkratie von 1900 - 1980, davor ziehe ich den Hut. Sie hat das dringend notwendige Gegengewicht zur Wirtschaft gebildet und eben diese Wirtschaft immer an ihre soziale Aufgabe erinnert. Die Sozialdemokratie ist einer der Hauptgründe, wesshalb die Schweiz heute den Mittelstand hat. Wie du es beschreist, das notwendige Korrektiv.
Die Vorstösse der linken in jüngster Zeit sind irgendwie dasselbe wie der Populismus der rechten: AHV+ und Grundeinkommen, völlig ideologisch verblendete Initiativen. Die linke ist ebenso extrem geworden wie die rechte. Der Schweizer ist keineswegs so Dumm, immer nur auf das Argument "Arbeitsplätze" hereinzufallen. Aber die Initiative der linken waren in letzter Zeit einfach so dämlich dass jegliches Argument überflüssig war.
Konter hat geschrieben:Die Rechtspopulisten können nun diese Situation in Europa und den USA schamlos ausnutzen, indem sie sich plumper ausländerfeindlichen Rhetorik bedienen, um dem Wähler glaubhaft zu machen, mit stark nationalistischer und isolationistischer Politk können die Probleme bekämpft werden. Ironischerweise (oder halt eben nicht) sind die intellektuellen Wortführer (ja ich habe Trump gerade als Intellektueller bezeichnet

) häufig solche, welche von diesem global agierendem Kapitalismus stark profitiert haben.
Trump ist kein intelektueller, aber er ist ein blitzgescheiter Geschäftsmann. Der weiss genau was er tut. "Dumb Trump" hätten sie gerne gesehen und genau so haben sie auch politisiert. Wie oft hört man gerade in diesem Forum "wir haben den Gegner unterschätzt"? Man sollte nie die Macht des Populismus oder von Menschen darin unterschätzen. Menschen wie Köppel, Blocher, Le Pen, Wilders und wie sie alle heissen sollte man nicht deswegen Ernst nehmen was sie sagen (das ist dumm) sondern deswegen, dass es Leute gibt die den Scheiss auch glauben!!
Konter hat geschrieben:Was sollen denn die Linken nach eurer Meinung tun? Sich weniger internationalisitisch geben? Nicht mehr versuchen, den Kapitalismus und seine Auswüchse global zu sehen und einen Unterschied zu machen, ob der Schweizer hier oder der aus Gambia dort unter diesem System leidet? Seine Ideale verraten, dass halt doch nicht jeder Mensch auf der Welt das Recht besitzt, mindestens seinen Gundbedarf zu decken?
Weg vom Sozialismus, hin zur Sozialdemokratie. Zurückblicken auf die Zeiten, als die SP in der Schweiz eine Macht war. Auf Misstände aufmerksam machen, die Wirtschaft auch an deren Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und den Menschen erinnern. Und weg mit diesem Grundeinkommen / AHV+ / Mümümü-EU Beitrittsschreiben nicht zurückziehen / Levrat ruft zum "Klassenkampf" / Den Kapitalismus überwinden Dünnpfiff. Sachpolitik für die Menschen betreiben!