rodolfo hat geschrieben:... Ich würde aber so weit gehen zu sagen, dass Geld beim Arbeitgeberwechsel eines Fussballers sogar eine kleinere Rolle spielt als bei den meisten anderen Berufen, viel wichtiger sind die sportlichen Aussichten, zumindest bei den Spielern, die nicht aus einem Slum stammen und eine ganze Sippe aushalten müssen.
Du bist schon ein wenig ein Träumer...
Bessere sportliche Aussichten sind letztlich doch auch ein finanzieller Aspekt. Wenn Du mit 25 nach Dubai wechselst, dann bekommst Du dort vielleicht einen besseren Lohn als z.B. beim FC Augsburg, aber beim FC Augsburg bist Du längerfristig gesehen vielleicht besser aufgehoben, weil die Chance besteht, dass Dich danach ein besser platzierter und zahlungskräftigerer Bundesligist oder ein Verein aus der PL verpflichtet. Wenn Du hingegen einmal in Dubai parkiert bist, wird es schwieriger. Dort tummeln sich nicht so die Scouts auf den Rängen. Längerfristig dürfte also der Schritt via FC Augsburg der finanziell gescheitere Weg sein.
Aber Du darfst gerne weiter glauben, dass Fussballer ausschliesslich den sportlichen Aspekt in Betracht ziehen.
rodolfo hat geschrieben:Du hast davon gesprochen, dass der Geldbeutel und nicht das Herz entscheidet, und dass Fussballprofis sich im Gegensatz zu Fans nicht mit einem Club verbunden fühlen, bzw. sich nicht damit identifizieren können und das ist meiner Meinung einfach kreuzfalsch. Das mag vielleicht auf einige Söldner zutreffen, aber es gibt nunmal immer noch den Stammclub, wo das Herz hingehört.
Natürlich sind Fussballer auch Menschen und keine eiskalten Kreaturen, aber Streller, Huggel oder Alex Frei sind nicht nur nach Basel zurück gekommen, weil ihr Herz für Basel schlägt. Dieser Umstand hat bei den Verhandlungen sicherlich geholfen, aber ich glaube kaum, dass man ihnen einen Vertrag mit Hungerlohn angeboten hat. Das Gesamtpaket war für jeden dieser drei Spieler sicherlich mehr als nur interessant, sonst hätten sie sich ganz bestimmt - und völlig zu recht - auch mit anderen Möglichkeiten auseinander gesetzt.
rodolfo hat geschrieben:Anders gefragt: Glaubst du tatsächlich alle FCB-Eigengewächse würden ebenfalls ins Ausland wechseln, wenn sie mit dem FCB für den halben Lohn des Auslands regelmässig um die Champions League mitspielen könnten?
Das tun sie doch. Oder wieso verlassen uns Ende Saison immer wieder Spieler, obwohl die Teilnahme im internationalen Geschäft so gut wie garantiert ist?
rodolfo hat geschrieben:In erster Linie ist Fussball immer noch ein Sport, deshalb muss ein Verein in erster Linie nach sportlichen Kriterien entscheiden und nicht nach ökonomischen wie etwa ein Rohstoffhändler.
Natürlich ist Fussball in erster Linie ein Sport. Aber Sport ist halt auf Profi-Niveau ein Geschäft, sogar ein ganz grosses. Ein Verein entscheidet nicht ausschliesslich nach sportlichen Kriterien. Die bereits genannten Rückholaktionen sind bestimmt nicht rein sportlich zu erklären, aber sicherlich sportlich zu rechtfertigen.
rodolfo hat geschrieben:Was etwa beinhaltet, dass man altgediente Mitarbeiter nicht einfach vor die Türe stellt und sich auch sonst moralisch einigermassen korrekt verhält.
Da müsstest Du Dich vielleicht einmal informieren, ob es auf der Geschäftsstelle des FCBs so moralisch korrekt zu und her geht, wie Du Dir das vorstellst. Ich habe da auch schon anderes gehört.
rodolfo hat geschrieben:Dir gefällt ja scheinbar selber nicht, dass du das Gefühl kriegst im Stadion wie eine Weihnachtsgans ausgenommen zu werden. Deine Reaktion, jeden der sich da dagegen stellt als verblendeten Vollbachel darzustellen verstehe ich nicht ganz.
Haha... Jetzt vermische einmal die Sachen nicht. Wenn mir die Joggeli-Bratwürste zu schlecht und zu teuer sind, dann kaufe ich halt einfach keine. Genau so mache ich es mit den Fanartikeln. Das scheint mir konsequenter als die Verpflichtung von Spielern wie Steffen zu kritisieren, den Spieler dann aus zu pfeifen oder zu verunglimpfen, jedoch trotzdem an jedem Wochenende ins Stadion zu pilgern. Glaubst Du denn etwa, dass mit einem solchen Verhalten der FCB ernsthaft eine andere Richtung einschlagen und sich vom Profi-Fussball abwenden wird?
Gone to Mac hat geschrieben:Als Bispiel ka me doch sicher dr Delgado nä. Er hät in dr Wüesti sicher s agnähmere läbe gha - höchere Lohn, weniger astränge fuessball. Aber er isch zrugg cho für e tiefere lohn aber sicher in es emotionalers umfäld. Glaub au nit, dass er zu yb oder zum z gange wär (öb die denn sin lohn hätte könne stämme isch die ander frog). Aber dass alli fuessballer nur am gäld hindedri renne glaub i nit. Dr Safari hät au do könne verlängere und sicher mehr kassiert als wenn er jetzt zu sim jugendclub malmö zrugg got.
Genau Delgado ist doch das Musterbeispiel für ein Söldner-Dasein. Er ist in seiner Karriere immer dorthin gegangen, wo das Gesamtpaket für ihn am besten stimmte. Wenn er nun aus der Wüste zurück nach Basel kam, dann erstens einmal sicherlich auch nicht gratis und weil eben zweitens auch die Begleitumstände (Schulbildung für Kinder, soziales Umfeld für die Frau, Berufsmöglichkeiten für die Frau, Lebensstandard in der Schweiz, etc.) besser waren als in der Wüste. Aber wenn es Dich glücklich macht, darfst Du gerne glauben, dass er aus reiner Liebe zum FCB zurück kam. (Deshalb liebäugelte er wohl auch kurz mit einem Wechsel in die Türkei.)
Ich habe kein Problem mit diesem Söldner-Dasein. Das gehört nun einmal zum modernen Fussball. Aber wenn man dann anfängt, dieses zu romantisieren, gleichzeitig aber eine Verpflichtung von Steffen in höchstem Masse kritisiert, dann muss ich schon den Kopf schütteln.