rodolfo hat geschrieben:Gibt es denn für dich keine Rivalität mehr im Fussball?
Doch, auf jeden Fall. Aber ich unterscheide zwischen Rivalität und Hass. GC ist für mich DER Erzrivale schlechthin und Siege gegen GC freuen mich immer am meisten. Trotzdem pfeife ich GC beim Einlaufen nicht aus oder schmeisse Gegenstände aufs Feld. Pfeifen tu ich höchstens dann, wenn sich ein GC-Spieler durch eine unfaire Aktion einen Vorteil zu erkämpfen erhofft, wie z.B. bei einer Schwalbe. Aber letztlich ist alles nur ein Spiel. Und nach 90 Minuten ist bei mir das Spiel auch sehr bald abgehakt. Das letzte Spiel, wo ich mich noch tagelang über die Niederlage aufgeregt habe, war die Auswärtsniederlage gegen Middlesborough und natürlich noch das Spiel im Joggeli... na ja, Du weisst schon welches...
rodolfo hat geschrieben:Wo verläuft deine Grenze? Könntest du dich ehrlich über einen Meistertitel einer FCBs mit Ancillo Canepa als Präsi, Cabanas als Trainer mit Filipescu und Tararache im Staff und Dzemaili Inler Gygax usw. in der Mannschaft freuen?
Bei einer solchen Zusammensetzung würden wir wohl kaum einen Titel holen...
rodolfo hat geschrieben:... irgendwo zwischen dem Szenario und der Situation jetzt liegt der Punkt wo ich sagen müsste, ich geh lieber OB und U21 schauen und ess eine Bratwurst von einem richtigen Grill.
Ja, das kann ich durchaus nachvollziehen. Mir ergeht es des öfteren auch so. Das hat aber auch mit dem Lauf der Dinge zu tun. Zeiten ändern sich nun einfach einmal und man kann das Rad nicht zurück drehen.
Ich finde es - und das meine ich nicht ironisch - zum Beispiel schade, dass man in Basel einst die Stadtmauern abgerissen hat und die Stadttore. Da hätte man einiges mehr stehen lassen dürfen. Auch das Logo der BVB und das alte Grün hätte man aus meiner Sicht nicht verändern sollen. Die alten Trämmlis fand ich zudem auch schöner und romantischer als die modernen mit Klima-Anlage und Fenster, die man nicht öffnen kann. Andererseits muss Basel sich auch entwickeln und mit der Zeit mithalten, sonst verliert die Stadt den Anschluss und wird zu einer Art Ballenberg-Museum. Das ist ein schwieriges Dilemma.
So ähnlich geht es mir im Fussball. Natürlich wäre es schön, wenn die Spieler nur im klassisch rotblauen Trikot ohne Werbung spielen würden und die Spieler wie zu meiner Jugendzeit baseldeutsch oder zumindest deutsch sprechen würden und aus der Region stammen würden. Dass man sie im Gartenbad, im Sportgeschäft in der Gerbergasse oder sonstwo privat antreffen könnte. Mir würde auch ein Stadion ohne Gitter und ohne Trennung zwischen den Sektoren besser gefallen. Und eine primitive Stadionuhr sogar, anstatt diese nervenden Leuchtreklamen. Aber seien wir ehrlich, das ist einfach nicht sehr realistisch.
Ich finde, der FCB meistert diese Gratwanderung zwischen Traditionen, Baselness und modernem Fussball nicht all zu schlecht. Und das Verpflichten von problematischen Spielern sehe ich auch nur halb so schlimm bzw. ich finde nicht, dass wir wirklich problematische Spieler verpflichtet haben. Das Schlechtreden von Steffen wegen seinem ungebührlichen Verhalten finde ich völlig übertrieben, vor allem auch weil es hauptsächlich aus der MK kommt, wo jetzt auch nicht unbedingt die bravsten Buben zuhause sind.
Aber mir geht der ganze Kommerzscheiss auch auf die Eier. Nicht nur im Fussball, sondern in mittlerweile fast allen Lebensbereichen. Werbung überall. Newsletter tagtäglich. Werbeanrufe auch. Dort ist bei mir die Grenze, wenn ich dann irgendwann auf der Bratwurst einen eingebrannten Slogan lesen muss und nicht wenn ein Hohlkopf wie Steffen verpflichtet wird. Steffen muss mir ja keine Goethe-Gedichte vorlesen oder Bach auf dem Klavier spielen, er soll einfach nur Tore schiessen.