Konter hat geschrieben:Ich gebe zu, dass Ganze ist ein wenig überspitzt formuliert. Aber ich sehe erhebliche Unterschiede im medialen Diskurs, wenn die USA ein Völkerrecht verletzt ("kritisches" Interview in der NZZ mit einem linken Intellektuellen auf Seite 34) oder wenn Russland dies tut (Hitler-Vergleiche in der Schlagzeile).
Ich behaupte ja nicht, dass Medium A (grössere Zeitung) immer gegen Russland und für die NATO oder USA schreibt und Medium B (kleinere Zeitung) das Gegenteil tut, aber gewisse Tendenzen sind auf jeden Fall festzustellen.
Ich denke, da liegst Du falsch. Abu Ghraib, Guantanamo, Irak-Invasion waren (zurecht!) Titelthemen und entsprechend kritisch begleitet. Ich meine auch, dass die Grösse der Zeitung unerheblich ist (allenfalls lässt sich sagen, dass rechtskonservative Medien wie WeWo, Welt, Cicero usw eher Putin-Apologie betreiben, was aber wohl weniger mit dem Einverständnis einer Annexion der Krim und der (q.e.d.) Ostukraine zu tun hat, sondern a) psychologisch zu deuten ist [ein "Macher"] und b) den genannten Blättern jeder Feind des eigenen Feindbildes [EU, Obama] als Freund recht ist).
Konter hat geschrieben:-Guantanamo
-Irakkrieg
-Syrienkrieg
-Vietnamkrieg
-NSA
-Kosovokrieg
-Drohnenkrieg der USA im Allgemeinen
-Salvador Allende
Das ist mir jetzt spontan eingefallen aber die Liste ist sicherlich noch nicht vollständig. Ich bitte dich doch um eine Liste von russischen Völkerrechtsverletzungen.
Edith meint noch: Motive einer Völkerrechtsverletzung sind absolut irrelevant, da Partikularinteressen von Grossmächte nicht über dem Völkerrecht stehen.
NSA ist kaum eine Völkerrechtsverletzung. Das Völkerrecht ist eine zwischenantionalstaatliche Vereinbarung, die deren Souveränität garantiert. "Das Internet" hingegen ist ein transnationaler Raum - wo beginnt das "deutsche" Netz und endet das "amerikanische"? Eine Völkerrechtsverletzung wäre es, wenn CIA-Spione nach Berlin rüberschieben würden, um Merkels Laptop zu klauen und so ihren Nachrichtenverkehr abzuschöpfen. Aber Glasfaserverbindungen anzuzapfen, da ist das Völkerrecht machtlos.
Der Rest stimmt natürlich. Insbesondere der Kommentar, dass das Motive einer Völkerrechtssverletzung dieselbe nicht erleichtern oder erschweren.
Die Liste von Russland ist jedoch durchaus respektabel lange, jedoch landläufig viel weniger bekannt als diejenigen der USA (was man, falls man zu Polemik neigt, doch eher als Gegenthese zu deiner "Mainstream-Medien"-Diagnose auslegen könnte): Transnistrien, Georgien (nicht erfolgter Truppenabzug), Ukraine. Hinzu kommt die beträchtliche Liste der Verletzungen des humanitären Völkerrechts in Russland (zb. Folter).
Vietnam und Chile sind, wie auch die sowjetische Invasion in Afghanistan und bestimmte völkerrechtlich fragwürdige zwischenstaatliche Autoritätsasymmetrien im Warschauer Pakt, als Folgen des Kalten Krieges wohl gesondert zu betrachten (nicht juristisch, aber doch zeitgeschichtlich).