cantona hat geschrieben:Es gibt sicher Chancen, dass das Militär mit einer Freiwilligen Miliz besser als jetzt wäre. Aber gleichzeitig gibt es auch immer Risiken, peronell und finanziell.
Was wäre dann die Kapazität einer Freiwilligen Armee?
Wieviele Rekruten dürfen jährlich einrücken?
Was passiert, wenn sich zu wenige melden?
Wie hoch wird die Vergütung?
à propos Opportunitätskosten: Wie viel Geld muss man einem Soldat bieten, damit er sich für Jahre beim Militär verpflichtet und auf sein ziviles Leben verzichtet?
Wie wird die Dienstdauer verändert?
Wer erledigt die langweiligen Job im Militär?
Wie motiviert die Armee seine Leute? Geld kann nicht der einzige Antrieb sein
Wenn man Ausbildungen anbietet: Wie lange dauert eine Sanausbildung im Militär, wenn man sie danach in zivil gebrauchen will? 2 Jahre am Stück? Wieviele werden das machen?
Du musst auch Selbstreflexion betreiben: Was könnte dich dazu bringen, freiwillig im Militär dienst zu leisten? Denn Du, ich und alle andern zwischen 18 und 30 müssten ja dann theoretisch gesehen das Angebot der Armee attraktiv, zumindest um einiges attraktiver als jetzt, finden. Denn in der Schweiz gibt es immernoch sehr viele Leute die durch die Lehre gute Jobmöglichkeiten haben, die etwas spannendes studieren und da tolle Aussichten haben etc.
Eine Veränderung birgt immer Risiken, aber die Chance, dass es besser wird als der Status Quo erachte ich als realistisch.
Die Kapazität müsste wohl diskutiert werden, würde jedoch ein Sollbestand von 50‘000 angepeilt und die Duchschnittsdienstzeit betrage 20 Jahre, so müssten pro Jahrgang ca. 2500 Schweizer/innen freiwillig dienen, was ca. jedem 40. des Jahrgangs entspricht und ich durchaus als realistisch erachte.
Betrachte die Fragen doch aus Sicht einer Unternehmung:
- Was passiert, wenn eine Unternehmung zu wenige Mitarbeiter findet? Anreize verbessern (nicht nur finanziell, auch immateriell, wie Führungserfahrung, Aufbau von Netzwerken, Dienstfreude)
- Wie hoch werden die Mitarbeiter entlöhnt? Angebot und Nachfrage…
- Wer erledigt die langweiligen Jobs in einem Unternehmen?
cantona hat geschrieben:Wenn man Ausbildungen anbietet: Wie lange dauert eine Sanausbildung im Militär, wenn man sie danach in zivil gebrauchen will? 2 Jahre am Stück? Wieviele werden das machen?
wär wohl sinnvoller, ausgebildete Personen zu rekrutieren. Das ist u. A. ein positiver Aspekt der Freiwilligen Miliz, auf das zivile Know-How und Erfahrung kann weiterhin zugegriffen werden.
cantona hat geschrieben:Du musst auch Selbstreflexion betreiben: Was könnte dich dazu bringen, freiwillig im Militär Dienst zu leisten? Denn Du, ich und alle andern zwischen 18 und 30 müssten ja dann theoretisch gesehen das Angebot der Armee attraktiv, zumindest um einiges attraktiver als jetzt, finden. Denn in der Schweiz gibt es immernoch sehr viele Leute die durch die Lehre gute Jobmöglichkeiten haben, die etwas spannendes studieren und da tolle Aussichten haben etc.
Glaub mir, ich war vor RS-Antritt gar nicht unmotiviert – und wäre das ganze aus freiwilliger Motivation erfolgt, wär das vielleicht auch so geblieben. Zudem wäre eine Freiwillige Miliz gezwungen, auf die Dienstleistenden einzugehen. So könnten Studenten bspw. gezielt mit Sommer-RS-Blöcken oder ähnlichem geködert werden. Ich hatte die letzten fünf Jahre jedes Jahr Ghetto, da ich zu Prüfungszeiten aufgeboten wurde. Zudem kenne ich einige, die eigentlich motiviert wären, um die Massen an Demotivierten in der Armee heutzutage verlieren sie jedoch ihre Motivation.
Bezüglich der Kosten – auch sehr hohe finanzielle Anreize – würde ich mir keine Sorgen machen. Heutzutage zahlen wir knapp CHF 5 Milliarden, die Opportunitätskosten dürften nochmals ca. CHF 4 Milliarden betragen. Damit lässt sich mit 50‘000 Dienstleistenden gut was machen. Und das militärische Umfeld ist ja durchaus nicht für jedermann uninteressant, also bestehen auch immaterielle Anreize. In die Feuerwehr gehen ja auch viele, obwohl es materiell nicht interessant ist.
cantona hat geschrieben:Es gilt einfach zu bedenken: Wenn wir eine freiwillige Miliz haben heisst das für die freiwilligen nicht, sie können nach der Grundausbildung sagen uns passt das hier nicht, ich will nicht 2 Mal in der Woche Polenta essen, ich will wieder nach Hause. Wenn du dich stellst, dann wohl für ein paar Jahre, denn sonst macht es für die Armee absolut keinen Sinn dich auszubilden. Und wer zwischen 18 und 30 will sich freiwillig für ein paar Jahre verpflichten? Wenn du Action suchst kannst du dann ja gleich in die Fremdenlegion.
Heute erfüllen 27% den Dienst. Es kann also nur besser werden.
cantona hat geschrieben:Was auf jedenfall richtig ist, dass sich die Armee selbst hinterfragen und allenfalls verändern und entwickeln muss. Das ist überall ein sehr wichtiger Punkt und bei so einem Riesen wie der Armee erst recht. Und egal wie die Abstimmung ausgeht (ich glaube übrigens nicht im geringsten daran, dass die Initiative angenommen wird", auch dann muss die Armee an sich arbeiten und sämtliche Strukturen überdenken.
Ich bin nicht naiv, ich weiss, dass die Abstimmung keine Chance hat, trotzdem bietet es Gelegenheit, über Alternativen nachzudenken. Nur weil etwas schon immer so war, ist es nicht automatisch gut. Ich habe vorallem Mühe damit, dass viele Bürgerliche und Liberale, die sonst immer von Freiheit, Effizienz und wenig Bürokratie reden, ein Zwangsbürokratiemonstrum wie die heutige Armee bedingungslos und unhinterfragt unterstützen.