Alli20minBlickBZ
hit
Verliert der Fussball 1:12?
(Quelle: Sonntagsblick)
1:12-Initiative Klubbosse warnen vor Juso-Initiative VON STEFAN KREIS Die 1:12-Initiative erreicht den Fussball. Verliert die Schweiz bei einem Ja wirklich noch schneller Stars ans Ausland? Würden sich alle Fussball-Fans der Schweiz zu einer Partei zusammenschliessen, sie wäre die wohl grösste politische Macht des Landes. 120 000 Menschen pilgerten in der abgelaufenen Saison Wochenende für Wochenende in die Stadien. Über die ganze Super-League-Saison sind das weit über zwei Millionen Zuschauer – die Fans vor dem TV nicht mitgerechnet. König Fussball erhitzt deshalb die Gemüter weit über den Rasen hinaus, bis in die Politik. So beim Streit um das Hooligan-Konkordat und so auch bei der Debatte um die 1:12-Initiative. Diese kommt zwar erst am 24. November vors Volk, trotzdem wirft sie schon jetzt auch in der Fussballszene hohe Wellen. Bei einem Ja müssen sich nämlich auch die Profiklubs der 1:12-Lohnregel unterordnen. Das heisst: Der bestverdienende Spieler darf höchstens 12-mal mehr kassieren als der schlechtestbezahlte Angestellte im Klub. FCB-Captain Marco Streller beispielsweise verdient weit mehr als eine Million Franken pro Saison. Auch wenn der FC Basel nicht öffentlich über seine Löhne reden will, ist klar: Strellers Lohn ist sicher mehr als 12-mal höher als etwa das Gehalt von Materialwart Roger Eglin, der geschätzte 5500 Franken pro Monat verdient. Insgesamt beschäftigt der FC Basel über 200 Mitarbeiter. Der grösste Teil der Personalausgaben (33,5 Millionen im Geschäftsjahr 2012) geht aber an die erste Mannschaft. Ungerecht findet das David Roth, der Präsident der Jungsozialisten (Juso) und Initiant des Volksbegehrens. Geht es nach Roth, darf bei einem tiefsten Monatslohn von beispielsweise 4000 Franken der Topverdiener der Firma nicht mehr als 48 000 Franken bekommen pro Monat. Umgerechnet 576 000 Franken pro Jahr. Shaqiri wäre früher weg Beim FC Basel übertreffen mehrere Spieler diese Marke. Eine Annahme der Initiative wäre für den Klub deshalb «ein nicht zu unterschätzender Nachteil», wie Präsident Bernhard Heusler betont. Auf die Frage nach den hypothetischen Folgen der Initiative antwortet Heusler: «Die Initiative würde die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Klubs empfindlich treffen. Spieler wie Alex Frei oder Marco Streller könnten nicht mehr engagiert werden, weil die Differenz zum möglichen Gehalt im Ausland schlicht zu hoch wäre. Auch einen Xherdan Shaqiri hätten wir viel früher ans Ausland verloren.» Ein Argument, das Juso-Präsident Roth nicht gelten lassen will: «Es zeugt von einem ziemlichen Argumentationsnotstand, wenn man versucht, Fussballer vorzuschieben, um horrende Managerlöhne zu rechtfertigen.» In der Folge fügt der Politiker an, dass Klubpräsidenten nicht die Glaubwürdigsten seien. Und in erster Linie wirtschaftliche Interessen verfolgen würden: «Novartis ist der Hauptsponsor des FC Basel. Kein Wunder, ist das Unternehmen des ehemaligen Präsidenten Daniel Vasella gegen die Initiative. » Vasella gilt bei den Lohnkritikern als Inbegriff des Abzockers. Heusler stellt klar, dass die Emotionen rund um den Fussball grundsätzlich nicht zur Stimmungsmache in der Politik verwendet werden sollten. Roth kontert: «Wenn Bernhard Heusler die Löhne seiner Spieler offenlegt, bin ich gerne bereit, mit ihm über die Initiative zu diskutieren. » Mega-Saläre sinnlos Da die exakten Gehälter von Profi-Fussballern in der Schweiz aber zu den am besten gehüteten Geheimnissen gehören, dürfte der Wunsch des Juso-Präsidenten ein Traum bleiben. Der einzige detaillierte je an die Öffentlichkeit gelangte Spielervertrag der vergangenen Jahre ist jener von Ex-Nati-Spieler Hakan Yakin. Der mittlerweile 36-Jährige unterschrieb im Jahr 2006 einen Kontrakt bei den Berner Young Boys, der ihm in zwei Jahren 1 522 819 Franken einbrachte. Da sich das Lohnniveau in den vergangenen sieben Jahren aber nach oben verschoben hat, zahlen die beiden Liga-Schwergewichte YB und Basel mittlerweile Jahressaläre im siebenstelligen Bereich. Für Roth ist das eine bedenkliche Entwicklung: «Es macht volkswirtschaftlich keinen Sinn, dass Fussballer in der Schweiz Millionengehälter kassieren.» Einen Schaden für die Super League sieht der FC-Luzern-Fan bei einer allfälligen Annahme der Initiative nicht: «Die Qualität im Schweizer Fussball wird nicht geschmälert.» Ganz im Gegenteil: Roth verweist auf die Studie des Zürcher Ökonomen Bruno Frey, der eine tendenzielle Abnahme der Leistung bei hoher Lohnspanne innerhalb der Fussballmannschaft feststellte. Heisst: je geringer der Lohnunterschied, desto grösser der Zusammenhalt im Team. Ob diese Argumente die Wähler überzeugen werden? Oder demonstrieren Tausende von Fussball-Anhängern an den Urnen ihre Macht, weil sie einen Qualitätsverlust auf Schweizer Fussballplätzen befürchten? Antworten gibt es am 24. November.