Mein Punkt ist eben, dass der Kaeufer eines solchen Termingeschaeftes immer ein Spekulant ist. Schliesslich wuerde er den Vertrag nicht abschliessen, wenn er glauben wuerde, die Preise wuerden runter gehen. Dass er nebenbei noch in der Verarbeitung taetig ist, ist fuer den Markt der Termingeschaefte doch vollkommen egal.cantona hat geschrieben:Meiner Meinung nach geht es sicher nicht darum handelsübliche Termingeschäfte zu verbieten. Dass es bei diesen Geschäften zwei Parteien mit je verschiedenen Erwartungen gibt ist logisch, treibt aber die Nahrungsmittelpreise nicht in die Höhe.
Es geht darum Aussenstehende, die nichts mit dem direkten Handel von Nahrungsmitteln zu tun haben, sich in das Geschehen einmischen und je nach Marktsituation z.B. stark in Getreide investieren, d.h. einen grossen Teil des Weltbestandes an Getreide kaufen.
Angenommen, ein reiner Spekulant erhaelt den Zuschlag. Nun wird dieser - spaetestens zum Zeitpunkt der Lieferung - das Getreide weiterverkaufen muessen. Schliesslich kann/will er das ja nicht ewig lagern (das ist teuer). Spaetestens dann wird der Spotpreis entscheident sein. Wenn er (oder ein vorheriger Besitzer) also vorher den Preis in die Hoehe getrieben hat, verliert er jetzt Geld. Denn niemand zahlt mehr fuer das Termingeschaeft als fuer den Spotpreis. Und diesen kann man nicht ohne massive Lagerkapazitaeten beeinflussen (dann braucht man aber auch kein Termingeschaeft).
Es geht darum Aussenstehende, die nichts mit dem direkten Handel von Nahrungsmitteln zu tun haben, sich in das Geschehen einmischen und je nach Marktsituation z.B. stark in Getreide investieren, d.h. einen grossen Teil des Weltbestandes an Getreide kaufen. Dadurch verknappt sich die zu verkaufende Menge, wodurch die Preise in die Höhe getrieben werden.
Es treibt die Preise fuer Lieferungen in der Zukunft nach oben, wovon die Bauern heute profitieren. Aber wenn diese Lieferungen faellig sind, dann entscheidet wiederum der Spotpreis. Denn wenn es z.B. keinen Ernteausfall gab, dann ist das Angebot eben gross... und der Spekulant verliert Geld.
Die Preise sind in letzter Zeit wegen vielen Ernteausfaellen gestiegen. Und ja, darauf haben gewisse Leute spekuliert - und vielleicht haben sich auch einige Versicherungen ueber solche Vertraege abgesichert. (Man macht Geld mit den futures und zahlt Schadenssummen aus.) Aber die Kosten sind nicht Folge von Spekulation, sondern Folge des Klimawandels.
Futures Produkte helfen eben gerade, sich auf solche Maengel vorzubereiten. Wenn viele Marktteilnehmer eine Knappheit erwarten, treiben sie den Preis fuer zukuenftige Lieferungen in die Hoehe. Das schafft Anreize, heute mehr zu pflanzen und z.B. in Duenger und Pestizide zu investieren. Man kann den Ertrag dann ja zu einem sicheren Preis absetzen. Ergo erhoeht sich die Menge an Nahrungsmitteln, die in der Zukunft vorhanden sein wird. Zur Erinnerung: wir haben global eine Ueberproduktion von Nahrungsmitteln - lediglich die Verteilung ist ein Problem. Es ist also nicht so, als ob jeder prinzipiell so viel produziert, wie er nur kann. Das gibt es in der Schweiz als Sonderfall, weil man die Ueberproduktion trotzdem absetzen kann, ohne den Markt zu beeinflussen (also sie wird einfach vernichtet).
Für uns im Westen sind diese Preisänderungen als Endabnehmer nicht wirklich von Bedeutung, aber für leute in Entwicklungsländern schon. Auch in den Entwicklungsländer schauen die Leute darauf, wie sie am besten zu viel Geld kommen. Wenn Investoren mehr für das Getreide zahlen als der örtliche Bäcker, dann leidet später das ganze Dorf darunter. Das verwerfliche daran ist einfach, dass die Investoren das nur des Geldes wegen machen, viele Menschen aber stark darunter leiden, wenn es nicht sogar eine Hungersnot gibt.
Also Nahrungsmittel werden sowieso aus Laendern exportiert, in denen Hungersnot herrscht. Das gibt es auch dort, wo keine futures gehandelt werden. (Zeig mir mal ein Entwicklungsland, in dem es einen futures Markt gibt. Das Fehlen solcher Maerkte und von Versicherungsprodukten ist wohl gerade ein Grund, warum dort alle paar Jahre wieder die Existenzgrundlage ausgeloescht wird, und ergo niemand langfristig investieren kann.)
Ja, es gab Versuche diese Exporte zu verhindern. Nein, das hat nicht geholfen: wenn ein Bauer seine Produkte nicht gewinnbringend absetzen kann, pflanzt er eben weniger an. Wohl nicht der gewuenschte Effekt.
rethabile hat geschrieben:es geht darum, dass es völllig unnötig ist, dass eine sojaladung, welche südamerika verlässt, auf der überfahrt nach europa sechs mal den besitzer wechselt und jeder dieser wixxxxer einen gewinn einstreicht. oder kannst du mir erklären, warum wir das als gesellschaft zulassen sollten?
Ich bestreite eben genau, dass dies den Preis nach oben treibt. Angenommen, heute kommen dutzende Spekulanten und treiben den Preis von Getreide mit Liefertermin in 6 Monaten in die Hoehe. 6 Monate spaeter werden diese Leute massiv Geld verloren haben: denn der Spotpreis wird unter dem liegen, was fuer die Futures bezahlt wurde. Futures sind ein Nullsummenspiel - also macht es gar nichts aus, wie viel mal ein solcher contract den Besitzer wechselt.
