iPhone-Nutzer kramen weiter im Portemonnaie
Das kontaktlose Zahlen mit dem Handy wird der Renner, wenn es Migros und Coop erst einmal ermöglichen. Nur den vielen iPhone-Nutzern in der Schweiz nützt dies nichts.
Das Handy darf bald bei keinem Einkauf mehr fehlen: Für Beträge unter 40 Franken soll man künftig bei Migros und Coop das Smartphone zücken können, es an den Bezahlterminal halten – und fertig. Der Betrag wird von der Kreditkarte abgebucht. Bei Beträgen über 40 Franken wird der Käufer zusätzlich eine Identifikationsnummer (PIN) eingeben müssen.
Die beiden Detailhändler Migros und Coop werden «in den nächsten zwei Jahren» Geräte an ihren Kassen installieren, die es erlauben, mit dem Handy kontaktlos zu bezahlen, wie die «NZZ am Sonntag» schreibt. Das Gleiche gilt auch für die Billettautomaten des Zürcher Verkehrsverbundes (ZVV). Die Freischaltung des kontaktlosen Zahlens erfolge nächstes Jahr, heisst es dort.
Bezahl-Revolution könnte Ablöscher werden
Die schöne neue Welt hat aber einen Haken: Für die zahlreichen iPhone-Nutzer in der Schweiz könnte die Revolution an der Kasse nämlich zu einem Ablöscher werden – zumindest vorerst. Die zentrale Technologie, die hinter dem kontaktlosen Bezahlen mit dem Smartphone steckt, ist nicht in den beliebten Apple-Handys enthalten.
Sie heisst Near Field Communication, kurz NFC, und besteht aus einem Chip, der auf der Kreditkarte oder eben in einem Smartphone angebracht ist. Der Chip enthält die nötigen Informationen, damit eine Zahlung und eine Abrechnung möglich sind. Enthalten ist die NFC-Technologie hingegen in zahlreichen anderen Smartphones wie in Blackberrys, Android-Handys von Samsung und HTC oder jenen von Nokia.
Kaum andere Möglichkeiten
Eine andere Möglichkeit, zum Beispiel über eine zusätzliche App, dürfte nicht ausreichen, um die Technologie-Lücke von Apple zu schliessen. «Ein Gerät muss NFC-fähig sein, um eine Verbindung mit dem Kreditkartenherausgeber herzustellen», sagt Swisscom-Sprecherin Annina Merk.
«Praktisch alle neuen Handys verfügen über die NFC-Technologie, nur Apple nicht», sagt auch Bernhard Wenger, Sprecher der SIX Group, eines grossen Anbieters von Bezahlterminals und Transaktionslösungen im Bereich E-Payment. Für ihn ist daher klar: «Apple wird reagieren.»
Apple rückt mit der Sprache nicht heraus
Konkrete Lösungen sind allerdings vorerst nicht in Sicht. Dass Apple das iPhone 5 mit NFC ausstattet, wird von den Experten und auf Blogs als unwahrscheinlich bezeichnet. Gerüchten zufolge ist das iPhone 5 zwar mit einem eigenen «Portemonnaie» ausgestattet. Doch ob die Apple-Zahlungssoftware eine Verbindung zu den NFC-Terminals in den Schweizer Läden ermöglicht, ist unsicher.
Von diesem Technologie-Loch beim iPhone wird eine grosse Anzahl Nutzer in der Schweiz betroffen sein: Von den insgesamt rund 2,5 Millionen Smartphone-Nutzern besitzt fast die Hälfte ein Apple-Handy.
Coop und Migros als Erfolgsfaktoren
Den Durchbruch des kontaktlosen Zahlens dürfte dies aber trotzdem nicht verhindern: «Wenn die Detailhändler Coop und Migros erst einmal mitmachen, ist der Damm gebrochen», sagt Hanspeter Maurer vom E-Payment-Spezialisten Datatrans AG. Er ist überzeugt, dass die Kreditkarten, die teilweise schon heute mit einem NFC-Chip ausgerüstet sind und zum kontaktlosen Zahlen genutzt werden können, schon bald von den NFC-fähigen Smartphones verdrängt werden.
Bis jetzt hat das kontaktlose Zahlen in der Schweiz ein eher unscheinbares Dasein gefristet: Erst an 3500 Punkten an Valora-Kiosken und im McDonald’s sind Bezahlstellen eingerichtet, die mit Kreditkarten genutzt werden können. Mit Coop und Migros wird es ein Vielfaches sein. Bei Coop, so Sprecherin Denise Stadler, würden die Kassensysteme ab nächstem Jahr laufend erneuert, sodass eine Nutzung ab 2013 möglich ist.
http://www.20min.ch/finance/news/story/iPhone-Nutzer-kramen-weiter-im-Portemonnaie-12554974