Die YB-Bilanz aus der BZ:
http://www.bernerzeitung.ch/sport/fussb ... y/28463404
BZ hat geschrieben:
Spycher Spieler des Jahres, viel Unruhe und meisterliche Bilanz
Von Fabian Ruch.
Die Young Boys blicken als Dritte auf eine ungenügende Saison zurück – nach katastrophalen Ergebnissen unter Trainer Christian Gross steigerten sich die Berner aber.
Spieler der Saison
Es gab nicht viele YB-Fussballer, die konstant auf hohem Niveau agierten. Routinier Christoph Spycher aber gelang es, auch in den schwierigen Monaten unter Trainer Christian Gross fast immer gut bis sehr gut zu spielen. Pass- und ballsicher, laufstark und mit grossem taktischem Geschick agierte Spycher als Linksverteidiger und gegen Ende der Saison unter den Interimstrainern Erminio Piserchia und Thomas Häberli im zentralen Mittelfeld. Zudem erwies sich der 34-Jährige, in seiner Karriere eher nicht als Torschütze aufgefallen, in der Rückrunde als kaltblütiger Elfmeterschütze. Im Gegensatz zu seiner ersten Saison bei YB blieb die Identifikationsfigur von Verletzungen verschont.
Enttäuschung der Saison
Christian Gross. Als hochgeschätzter Titeltrainer wurde der Coach gepriesen, die hohen Erwartungen vermochte er nie zu erfüllen, seine Bilanz war letztlich katastrophal. Die strenge, barsche Art von Gross verschüchterte viele in der Mannschaft, am Ende herrschte im Kader ein Klima der Angst. Kaum ein Spieler getraute sich noch, etwas zu riskieren. Heraus kamen fürchterliche YB-Spiele in diesem Frühling, in denen das Beste aus Berner Sicht oft der Schlusspfiff war. Die Interimstrainer Piserchia und Häberli holten zuletzt aus 5 Partien ohne Niederlage 11 Punkte und im Schnitt (2,2) damit fast einen Zähler mehr als Gross (1,3) in 29 Auftritten. Hochgerechnet auf eine ganze Saison hätte das Interimsduo übrigens den Meistertitel gewonnen, denn Champion Basel totalisierte durchschnittlich 2,18 Zähler! Verwaltungsratspräsident Benno Oertig erlitt mit dem Gross-Scheitern ebenfalls eine Niederlage. Er war der Fürsprecher des prominenten Trainers und mischt sich weiter oft ins Tagesgeschäft ein.
Überraschung der Saison
Im breiten YB-Kader blieben die meisten Akteure hinter den Erwartungen zurück. Leistungsträger wie Alexander Farnerud und Moreno Costanzo steigerten sich wie andere erst nach der Freistellung von Christian Gross. Die meisten Offensivspieler waren eher blass, zumindest gemessen am grossen Potenzial. Als Überraschung der Saison drängt sich einer der U-20-Spieler wie die Venezolaner Josef Martinez und vor allem Alexander Gonzalez auf, aber auch der erst 17-jährige Berner Michael Frey. YB hat jetzt wie Basel auch einen Frei (mit y) mit regionaler Verankerung, der möglicherweise als Torjäger die nächsten Jahre prägen könnte.
Absteiger der Saison
David Degen vermochte sein hohes Potenzial beinahe nie abzurufen. Auch seinem früheren Basel-Trainer Gross gelang es nicht, Degens Leistungen zu stabilisieren. Der kraftvolle, schnelle, dribbelstarke Flügelspieler hat in seiner Karriere bisher viel zu wenig aus seinen Möglichkeiten herausgeholt. Er agierte bei YB zudem defensiv eher schwach – und wird nächste Saison beim Doublegewinner FC Basel an seinen Defiziten arbeiten müssen, um wieder ein Kandidat fürs Nationalteam zu werden. In der erfolgreichen Schlussphase der Saison sass Degen bloss noch auf der Tribüne. Auch Michael Silberbauer, als Führungsspieler verpflichtet, wurde seinem Ruf als Stratege in Bern nie gerecht. Der Däne reist im Sommer als einziger Super-League-Spieler an die Euro – und wird sich nächste Saison bei den Young Boys kräftig steigern müssen.
Die grösste Baustelle
Die Unruhe im Verein ist immer noch deutlich zu gross, weil zu viele Leute mitreden. Es gab wegen des schlechten Betriebsklimas in den letzten Monaten eine Kündigungswelle von Mitarbeitern.
Die Zukunftsaussichten
YB hätte eigentlich alles, um den FC Basel herauszufordern: Stadion, Spieler, Team, Publikum (Zuschauerschnitt trotz sportlicher Krise: 21103), Begeisterung. Besser: fast alles. Denn solange der Verein nicht stabiler geführt ist und es ihm nicht gelingt, in allen Bereichen wie auch Nachwuchsarbeit oder Marketing zielstrebig und effizient zu arbeiten, wird es ein Wunschtraum sein, den prächtig aufgestellten Rivalen aus Basel zu konkurrieren. Aber wenn es dem neuen Trainer gelingt, Freude und Leidenschaft zu verbreiten, wenn er die vielen Talente entwickeln kann, und wenn er die Spieler zu einer Einheit formen kann, dann ist es YB zumindest zuzutrauen, nächste Saison einen Titel zu gewinnen. Zumal der FCB die Abgänge einiger Leistungsträger verkraften muss. Die Trainerwahl, die bald gefällt wird, ist absolut entscheidend für YB.