Ich empfinde Basel nicht als unsichere Stadt und bewege mich in ihr nach wie vor sorglos und ungezwungen. Allerdings kann ich nicht verhehlen, dass ich in gewissen Situationen aufmerksam und wachsam bin, beispielsweise wenn ich zu später Stunde zu Fuss auf dem Heimweg bin. Ich spiele in meinem Kopf die Szenarien durch, stelle mich auf unangenehme Situationen ein und bin gleichzeitig gefasst und angespannt. Ich gehe aufrecht, strecke die Brust raus, fixiere andere Leute mit dem Blick. Ich spüre dann förmlich den erhöhten Adrenalinpegel und eine latente Aggressivität in mir, so nach dem Motto "Jetz muess mer keine blöd ko, aber grad gar kein!" oder "... probieret's nur, kömmet nur, ich bi parat!"
(Ein positiver Nebeneffekt davon ist, dass ich dann jeweils wieder einigermassen nüchtern bin, wenn ich zuhause angekommen bin...

)
Ob oben Beschreibene "Achtung-Stellung" eine Folge der subjektiv empfundenen Häufung von Gewaltmeldungen in den Medien ist, oder schlicht mit dem Älterwerden und dem damit verbundenen gewachsenen Verantwortungsbewusstsein zu tun hat - wahrscheinlich beides gleichermassen.
Die soziale Schere als Auslöser und Nährboden für Kriminalität und insbesondere Gewalt wurde mehrfach angesprochen. Es ist unbestritten, dass ein tiefer sozio-ökonomischer Status und geringere Chancen ihn im Laufe des Lebens zu verbessern positiv mit der Gewaltbereitschaft korreliert ist. Es bei dieser Feststellung bewenden zu lassen, ist jedoch falsch gelebte Toleranz oder falsche Solidarität. Denn es besteht überhaupt kein Zweifel daran, dass sich nebst den Chancen, nebst dem sozio-ökonomischen Status eine weitere Komponente auf die Gewaltbereitschaft auswirkt: der kulturelle Hintergrund. Wer dies in Abrede stellt, ist entweder feige, weltfremd oder dumm bzw. alles gleichzeitig.
Leute, die aus Ländern kommen, in denen keine politische Stabilität herrscht, in denen keine Säkularisierung stattfand und die Religion sowohl im Alltag wie in der Politik allgegenwärtig ist, in denen keine Gewaltentrennung realisiert ist, in denen Sippenrecht und Ehrenbegriff hoch geschrieben werden, in denen Rache und Sühne ganz normale Bestandteile der Strafnorm sind, in denen Frauen weniger Wert sind usw. - Leute, mit einem solchen kulturellen Background bekunden Schwierigkeiten, sich in unserer westlichen Kultur zurechtzufinden. Sie haben Mühe, mit dem hohen Mass an persönlicher Freiheit und em tiefen Mass an sozialer Kontrolle eigenverantwortlich umzugehen.
Ich bin dezidiert der Meinung, dass bei solchen Leuten die Voraussetzungen für eine gescheite Integration zumindest erschwert oder schlicht nicht gegeben sind.
Da wir aber nunmal Leute, die bereits eine Niederlassungsbewilligung haben nicht einfach aufgrund mangelnder Integration rauswerfen können, muss der Fokus auf ebendieser Integration liegen. Und dabei nimmt Basel mit seinem Integrationsmodell, welches auf "fördern und fordern" basiert, schweizweit eine Vorreiterrolle mit Vorbildcharakter ein. Manch einer, der hier Stammtischgepolter loslässt, möge sich einmal mit dem Basler Modell befassen.
Mit der Ausschaffungsinitiative wurde nun ein Weg eingeschlagen, der meiner Meinung nach nicht mit den Schweizer Werten und unserer Rechtsstaatlichkeit vereibar ist. Natürlich sollte eine Ausschaffung als Rechtsmittel bei schwerwiegenden Straftaten möglich sein und das war sie selbstverständlich auch schon vor der Initiative. Dass aber bei geringfügigen bis mittelschweren Straftaten nunmehr eine Zweiklassengesellschaft vor dem Gesetz besteht, empfinde ich als falsch. Auf solche Vergehen ist meiner Meinung nach eine Verschärfung der gesetzlichen Rahmenbedingungen, der Rechtssprechung und des Strafvollzugs unabdingbar. All dies wird auch kommen, da bin ich mir sicher, denn der öffentliche Diskurs deutet klar in diese Richtung.
Ich denke zudem, dass der Vollzug im Asylwesen gestrafft werden muss, denn Meldungen von raubenden und vergewaltigenden Nordafrikanern häufen sich. Und da krieg' ich das Kalte Kotzen! Und im Wissen darum, wie ungemein aufwändig Auschaffungen sowohl auf politischer Ebene, als auch im Vollzug sind, bleibt bei mir ein Gefühl der Ohnmacht und der Wut.
Wir können aber die Verantwortung für Sicherheit nicht gänzlich dem Staat zuschieben, sondern wir haben Möglichkeiten, selber etwas dafür zu tun. Soziale Kontrolle bedingt sozialen Austausch, es bedingt einen persönlichen Aufwand, aber es lohnt sich. Der Stammtisch der Quartierbeiz, der Türkenladen, der Schuhmacher, der Park - all dies sind Begegnungsorte, wo Kontakte entstehen und man ins Gespräch kommt. Sich um die Belange seiner Nachbarn kümmern, sie auf ein Bier einladen, da und dort einen Schwatz halten, dies schafft gegenseitiges Vertrauen, dies schafft soziale Kontrolle. Viele Leute leben heute in dieser Stadt leider in völliger Anonymität und das ist auf lange Sicht Gift für ein gutes Zusammenleben.