Artikel aus der Süddeutschen Zeitung vom 14.04.2005
Eklat von Mailand
Wenn Faschisten die Kurve kriegen
In vielen Stadien Italiens stehen Rechtsradikale auf der Fantribüne - der Fußball spielt schon lange gleichsam im rechtsfreien Raum.
Von Birgit Schönau
Es war zunächst nur eine beiläufige, fast lässige Geste, denn Nelson Dida hatte das ja schon so oft gemacht. Ein Dutzend Flaschen aus dem Tor kicken, ein paar brennende Feuerwerkskörper aus dem Strafraum holen u2013 als Torwart ist man doch immer viel schneller als die Feuerwehr.
Dida weiß genau, wo er die Dinger anfassen muss, um sich nicht zu verletzen. Gerade hatte der deutsche Schiedsrichter Markus Merk ein Tor von Esteban Cambiasso annulliert. Die wütenden Anhänger von Inter Mailand hinter Didas Tor schleuderten alles, was sie bei sich hatten, auf das Spielfeld. Und das war eine Menge.
Feuerwerkskörper vor allem, Leuchtraketen in einer Masse, als gelte es, Silvester und den Sieg in der Champions League gleichzeitig zu feiern. Dabei war Inter in diesem Viertelfinal-Rückspiel gegen den Lokalrivalen eigentlich schon draußen.
2:0 hatte der AC Mailand das Hinspiel gewonnen, 1:0 führte die Mannschaft von Ministerpräsident Silvio Berlusconi auch jetzt. Inters Schicksal war besiegelt, daran hätte Cambiassos Tor auch nichts mehr ändern können.
Mit dem Ausscheiden hatten die Inter-Tifosi gerechnet. Mehr noch: Sie hatten es erwartet. Mit Dutzenden von Raketen bewaffnet waren sie in das GiuseppeMeazza-Stadion gezogen. Natürlich sind Feuerwerkskörper verboten, doch in Mailand hat niemand verhindert, dass sie auf die Tribüne mitgenommen wurden. Und auch anderswo gehören sie zur normalen Kulisse. An jedem Spieltag sammeln Profi-Fußballer in Italien Feuerwerkskörper vom Feld. Und die Amateure tun es auch.
Verwüstete Bahnhöfe, Tränengas, rassistisches Gegröle
Als Dida dann von einer Rakete getroffen wurde, sank er zu Boden. Zum Glück war er nur leicht an der Schulter verletzt worden. Eine Verbrennung wie von einer Zigarettenspitze, hieß es später. Da hatte Schiedsrichter Merk die Partie schon abgepfiffen. Spielabbruch infolge von Fankrawallen. Die Inter-Spieler waren sauer.
u201EDie Wut unserer Tifosi nach einem zu Unrecht annullierten Tor ist verständlichu201C, sagte der Kolumbianer Ivan Cordoba. Die ganze Mannschaft und auch der Trainer bemühten fast ausnahmslos dieselben Phrasen. Niemand mochte eindeutig die Hooligans in der eigenen Fankurve verurteilen.
Das übernahm am folgenden Tag Silvio Berlusconi u2013 in einer offiziellen Note aus dem Palazzo Chigi.
Die Politik allerdings hatte sich schon vorher des Problems annehmen müssen: Der Eklat von Mailand ereignete sich genau eine Stunde, nachdem im römischen Innenministerium eine Krisensitzung zum Thema Fangewalt zu Ende gegangen war.
Und kurz davor hatte Innenminister Giuseppe Pisanu angekündigt, die u201EStadien der Gewaltu201C demnächst einfach zu schließen. u201EIch bin nicht länger bereit, blindwütige Gewalt hinzunehmen, die in erster Linie die Ordnungskräfte trifft,u201C sagte er.
In Rom hat es im vorigen Jahr ein vorzeitig abgepfiffenes Derby mit 170 Verletzten gegeben, die meisten von ihnen Polizisten. Auch ein Champions- League-Spiel war in der Hauptstadt in dieser Saison bereits abgebrochen worden. Da hatte den schwedischen Schiedsrichter Anders Frisk eine Münze im Gesicht getroffen, die von der Vip-Tribüne aus geworfen worden war.
Verwüstete Bahnhöfe, Tränengaseinsätze, rassistisches Gegröle und Messerstechereien verzeichnen die Polizeiberichte jeden Sonntag u2013 und durchaus nicht nur in der Ersten Liga. Nach jedem Spieltag melden sich in Radiosendungen Dutzende von Familienvätern zu Wort: u201EBasta, es reicht. Nie wieder bringe ich meine Kinder ins Stadion.u201C
Über Jahre hat sich die Gewalt nahezu ungestört ausbreiten können. Die meisten Fankurven sind fest in rechter Hand, und rechtsextrem zu sein, ist in Italien unter Berlusconi kein Tabu mehr.
Der Ministerpräsident selbst hat nicht ausgeschlossen, bei der nächsten Parlamentswahl ein Bündnis mit der Splitterpartei der u201EDuceu201C-Enkelin Alessandra Mussolini einzugehen. Zu ihrer u201ESozialen Alternativeu201C gehört auch die neofaschistische Bewegung u201EForza Nuovau201C, die ihre schlagkräftigen Mitglieder aus den römischen Fankurven rekrutiert.
Hakenkreuze im Fanblock
Auf der Vip-Tribüne in Rom zeigen sich gern die Politiker der postfaschistischen Nationalen Allianz, die mit Frau Mussolini zwar nichts mehr zu tun haben wollen. Aber die Aufregung über Hakenkreuze im Fanblock verstehen sie auch nicht. u201EWir müssen auch die andere Seite sehenu201C, erklärte zum Beispiel Italiens Landwirtschaftsminister Gianni Alemanno: u201EDie linken Fans aus Livorno zeigen ja auch rote Fahnen und geballte Fäuste.u201C
Der Fußball spielt schon lange gleichsam im rechtsfreien Raum. Berlusconi hat mit immer neuen Notverordnungen bankrotten Klubs den Klassenerhalt gesichert, weil er um die Wählerstimmen ihrer Tifosi bangte. Zugleich hat er die Politisierung des Fußballs nicht nur geduldet, sondern bewusst betrieben. Als Präsident des AC Mailand musste er vor kurzem zurücktreten, weil ihn das von seiner Koalition entworfene Gesetz über Interessenkonflikte dazu zwang.
Als Patron bleibt er weiter im Sattel. Sein Vize bei Milan, Adriano Galliani, ein alter Freund aus gemeinsamen Gründertagen beim Privatfernsehen Mediaset, ist Chef der Profiliga.
Gerade haben Berlusconis Fernsehsender den Klubs mit den meisten Anhängern u2013 Juventus Turin, AC Mailand und Inter Mailand u2013 lukrative Verträge für die digitalen Übertragungsrechte beschert.
Tifosi, die die neuen Decoder kaufen, erhalten einen Zuschuss vom Staat. Vor zwei Wochen fiel dem Sportdirektor des AS Rom, Franco Baldini, ein, diese Entwicklung zu kommentieren. u201EAnstatt von einem Interessenkonflikt würde ich eher von gemeinschaftlichen Interessen sprechenu201C, sagte er. Tags darauf wurde er von seinem Klub suspendiert.
"Rom ist faschistisch"
Die Fans verstehen solche Zeichen, und es gibt eine Frage, die Fabrizio Toffolo aus dem Konzept bringt. Toffolo ist der Chef der organisierten Anhänger des italienischen Erstligisten Lazio Rom. Die etwa 7000 Fans nennen sich Irriducibili, die Unbeugsamen.
Mit den rechtsgerichteten Inter-Tifosi sind sie verbrüdert. Fragt man ihn also, warum sie nicht einfach wie andere Leute auch ins Stadion gehen, um sich ein Fußballspiel anzusehen, dann schaut der 40-jährige Römer so, als könne er soviel Naivität nicht fassen. u201EWir haben unseren politischen Standpunktu201C, sagt er. u201EUnd den wollen wir auch vertreten."
Vergangenen Sonntag, beim Spiel von Lazio Rom gegen ASLivorno, war es mal wieder soweit. Die Irriducibili zeigten ein paar Hakenkreuzfahnen und ein großes Spruchband, auf dem stand: u201ERom ist faschistisch.u201C Toffolo war nicht dabei. Wegen Körperverletzung hat er noch Stadionverbot bis nächstes Jahr. Aber Giuseppe Papadopulo war im Stadion.
Wie immer saß er auf seinem Platz. Er habe nicht auf die Fankurve geschaut, sagte er später. u201EIch konzentriere mich auf das Spielfeld. Ob die Fans Bananen oder Hakenkreuze hochhalten, ist mir sowieso egal.u201C Papadopulos Platz ist die Trainerbank von Lazio Rom.
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Kommentar aus der Süddeutschen Zeitung vom 14.04.2005
Einige Täter, viele Schuldige
Die Europäische Fußball-Union Uefa sollte bedenken, dass Mailand kein Einzelfall ist - sondern nach Rom und Livorno der Höhepunkt einer Gewaltspirale, deren Ende nicht abzusehen ist.
Von Milan Pavlovic
Dumm waren die Menschen nicht, die den Abbruch des Mailänder Derbys erzwangen. Sie wussten, was sie wollten und wie sie es umsetzen mussten, und sie waren gut organisiert: Die Leuchtraketen flogen nicht bloß aus einer Ecke der Fankurve, sie flogen gleichzeitig in einer Choreographie der Destruktion.
Es gibt also eine Reihe Täter, aber auch viele, die nicht frei von Mitschuld sind: jene Ordnungskräfte etwa, die es zuließen, dass Zuschauer das Stadion mit den nicht gerade unauffälligen Raketen betreten konnten; die Profis und Klub-Offiziellen, die sich nicht von den Randalierern distanzierten, sondern deren Aktionen mit dummen Sprüchen sogar noch legitimierten; bis hin zu einigen Medien, die die Zustände gefährlich verharmlosen.
In Italien frotzelte ein TV-Kommentator, als Torwart Dida die ersten Wurfgeschosse vom Feld räumte, kurz bevor er von der Leuchtrakete getroffen wurde: u201EDida macht wohl Frühjahrsputz.u201C
Wenn sich die Tifosi in Livorno, Florenz oder Rom prügeln, scheint das nur auf den ersten Blick eine nationale Angelegenheit, vielleicht sogar ein Spiegelbild der italienischen Gesellschaft zu sein. Wer sieht, wie in einem scheinbar gesitteten europäischen Land frustrierte Vandalen ihre Ohnmacht in Macht verwandeln, indem sie ein gesellschaftliches Ereignis aushebeln, der könnte rasch auf den Geschmack kommen, das Gleiche in seiner Heimat zu probieren u2013 zumal es Medienpräsenz bringt und die Politik Probleme hat, sich auf den Vandalismus einzustellen.
Deshalb wäre es wichtig, dass die Europäische Fußball-Union Uefa ein Zeichen setzt, wenn sie über die Vorfälle in Mailand urteilt. Sie sollte bedenken, dass Mailand eben kein Einzelfall ist, sondern nach Rom und Livorno der Höhepunkt einer Gewaltspirale, deren Ende nicht abzusehen ist.
Eine kollektive Strafe gegen alle italienischen Klubs erscheint noch sinnvoller, wenn man an die Katastrophe im Brüsseler Heysel-Stadion 1985 zurückdenkt: Erst durch die drakonische Sperre gegen alle englischen Klubs wurden die Insel-Hooligans gezähmt. Oder muss erst wieder jemand ums Leben kommen, damit angemessen reagiert wird?
Wer den u201EFall Didau201C bagatellisiert, indem er ihn als italienische Krankheit darstellt, der handelt jedenfalls nicht bloß fahrlässig. Sondern dumm.
Presseschau zum gestrigen Spiel Inter Mailand - AC Milan
- zul alpha 3
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14. April 2005, Neue Zürcher Zeitung
Der Ultra, das bekannte Unwesen
Weshalb Italien mit dem Terror in den Fussballstadien nicht aufräumen kann
ph. Tremona, 13. April
«Schande ohne Ende», titelt die «Gazzetta dello Sport». «Schande ohne Ende», hallte es aus «La Repubblica». «Der letzte Irrsinn in San Siro», lamentiert der «Corriere della Sera». Dida, der brasilianische Torhüterriese, der von einer brennenden Petarde im Nacken getroffen wurde, hat das anonyme Attentat aus der Curva Nord mit etwas versengter Haut und einem leichten Schock überlebt. Das ist die gute Nachricht. Der Zustandsbericht des Calcio hingegen ist besorgniserregend. Der italienische Fussball hat in der Dienstagnacht im Euro-Derby Inter gegen Milan in der ausverkauften Arena von San Siro und vor Millionen Fernsehzuschauern in 76 Ländern buchstäblich die Hosen heruntergelassen, als die Inter-Ultra-Banden mit ihrer Explosion aufgestauter Frust um 22 Uhr 40 den Abbruch der Vorstellung erzwangen, beim Stande von 1:0 für Milan, nach 72 Minuten Spielzeit.
Schuldzuweisungen an die Falschen
Das gespenstisch vernebelte, flackernde Spielfeld sah aus wie ein Guerilla-Schauplatz, und der Inter-Trainer Roberto Mancini, dessen Träume sich ebenfalls in Rauch auflösten, sagte: «Ich habe dem Schiedsrichter gesagt: Schuld bist du.» Auch das ist - leider - verräterisch italienisch: Das Problem des Terrors, der Gewalt, der Gesetzlosigkeit wird noch mitten im Stadionkrieg verdrängt. Der Mailänder Polizeipräsident spricht von den «üblichen 200 bis 300 Militanten, die wir alle mit unseren Videokameras gefilmt haben». In der Schuldzuweisungskette übernimmt niemand Verantwortung. Am gleichen Tag, als San Siro im Chaos versank, hatte von höchster Stelle aus der Innenminister Giuseppe Pisanu vollmundig verkündet: «Basta mit der Gewalttätigkeit, oder ich schliesse die Stadien.» Er reagierte damit auf den fast normalen Wahnsinn eines Wochenendes mit 85 verletzten Polizisten, 17 inhaftierten und 265 verzeigten Ultras (die meisten nach der Partie Lazio Rom gegen Livorno, diesem Polit-Folklore- Krieg der «römischen Faschisten» gegen die «toskanischen Kommunisten»), mit der üblen und üblichen Litanei rassistischer Spruchbänder und Sprechchöre und den Bildern der verwüsteten Stazione San Pietro in Rom, wo die Horden aus Livorno gewütet hatten - und das nur wenige Stunden nach der Bestattung des Papstes. Eine Woche zuvor, aus Anlass des Todes von Johannes Paul II., hatte der Fussball seine Tore pietätvoll geschlossen. Aber mit grossen Gesten und populistischen Ministerworten lässt sich das lästige Phänomen nicht zum Verschwinden bringen.
Präsidialer Kniefall vor Häuptlingen
Der Lazio-Veteran Luigi Di Canio, der beim Römer Derby mit dem Faschistengruss das Stadio Olimpico aufheizte, wurde vom Fussballverband mit 10 000 Euro gebüsst, der Klub mit dem gleichen Betrag, darauf haben die Ultras gesammelt. Die Lazio hat 153 Millionen Steuerschulden. Die Regierung gewährte ihr 23 Millionen Rabatt und eine grosszügige Abstotterungslösung über zehn Jahre. Premier Berlusconi hat die Rettungsmassnahme (die alle andern Klubpräsidenten auf die Palme brachte, vor allem die wenigen ehrlichen, die tatsächlich Steuern bezahlen) mit «Rücksicht auf die öffentliche Ordnung» begründet - ein Kniefall vor den Ultra-Häuptlingen, die sonst einen Strassenkrieg entfesselt hätten. Aber es handelt sich um kaum kaschierte politische Protektion: Lazio ist der Klub - und ein Stimmenreservoir - des Regierungspartners und Alleanza- Nazionale-Führers Gianfranco Fini. Und Finis resolute Ehefrau Daniela, die in ihrer Sturm-und- Drang-Zeit selber eine Ultra-Montur trug, tritt gerne als Übermutter der Lazio-Stämme auf.
Die Staatspolizei hat 440 Ultra-Gruppen registriert. Sie veranschlagt die Zahl der organisierten Tifosi auf 75 000. Etwa 20 Prozent der Mitläufer sind politisch motiviert. Als rechtsgerichtet bis rechtsextrem gelten die Anhänger von Lazio, AS Roma und Inter, als links die Gefolgschaft der Fiorentina und Livornos. Die Klubs haben die militanten Haufen und ihre Fehden lange als blosse Fussballfolklore verharmlost und ertragen. Doch die Ultra-Kommandanten haben längst rechtsfreie Reviere erobert. Sie beherrschen das Merchandising, oft auch Drogengeschäfte, sie erpressen Eintrittskarten und Gratistransporte. Sie sitzen überall. Nach dem Abbruch des Spiels AS Roma - Dinamo Kiew im letzten September war klar: Der Gegenstand, der den schwedischen Schiedsrichter Frisk am Kopf verletzte, wurde von der Ehrentribüne geworfen. Dann stellte sich heraus, dass mit den Tickets dieses Sektors ein schwungvoller Schwarzhandel getrieben wurde und wahrscheinlich ein ehrenwerter Ultra der Werfer war. Am 21. März 2004 liessen drei egomanische Roma-Rädelsführer das römische Derby platzen. Sie drangen aufs Spielfeld und redeten ihren Idolen Totti und Cassano ein, die Polizei habe vor dem Stadion einen elfjährigen Knaben totgefahren. Erfunden und erlogen. Aber der Schiedsrichter Rosetti telefonierte trotz allen Dementis des Polizeipräfekten dem Lega-Präsidenten (und Milan-Geschäftsführer) Galliani, der in Mailand beim Nachtessen sass, und erhielt den Befehl zum Abbruch. Die drei Wichtigtuer waren: ein 34-jähriger Finanzberater aus dem Berlusconi- Konzern Mediolanum, ein 29-jähriger Kameramann des Berlusconi-Senders Canale 5 mit einer Neonazi-Karriere und ein 27-jähriger Ultra-Bandenchef. Sie alle wurden vor Gericht gestellt - und sind längst freigesprochen.
Untaugliches Gesetz
Das Gesetz, das seit 2003 das pseudo-rebellische Ultra-Unwesen im Schnellverfahren ahndet, die Ausschreitungen, Angriffe auf Polizisten und feindliche Tifosi, die Zerstörungsorgien in Autobahnrestaurants und Eisenbahnzügen, hat sich als juristischer Flop erwiesen. Der Richter verhängt ein Stadionverbot, der Delinquent müsste zur Spielzeit auf dem Polizeipräsidium antraben und dort seine Unterschrift leisten. Doch vor dem Appellationsgericht werden die Ultras regelmässig wegen Unzulänglichkeiten des Verfahrens entlastet. Die Klubs arrangieren sich mit ihren hitzköpfigen Anhängern: Sie gewähren ihnen gewissermassen Demonstrationsfreiheit. Die lokalen Ultras haben in vielen Stadien Zugang vor Türöffnung. Sie erhalten sogar Magazine zur Verfügung gestellt, in denen sie ihre Munitionsarsenale anlegen können. Die Polizei hat in diesen Depots Nähmaschinen gefunden, mit denen Ultra-Bräute die Parolen-Stoffbahnen schneidern.
Das Gesetz schrieb bis spätestens Februar 2005 Metalldetektoren zur Eintrittskontrolle vor. Toter Buchstabe. Das Problem ist ohnehin: Wie kommt man am schnellsten aus diesen Stadien heraus? Nur 43 Prozent der Anlagen genügen den Sicherheitsstandards.
(ap) Nach den jüngsten Ausschreitungen gewalttätiger Fussballfans in Italien hat Ministerpräsident Silvio Berlusconi mit entschiedenen Gegenmassnahmen gedroht. Neuerliche Gewalttaten müssten «mit allen Mitteln verhindert» werden, teilte das Büro des Regierungschefs am Mittwoch mit. Vorrang habe die Prävention, wenn nötig würden die Behörden aber auch «drastischere Massnahmen ergreifen».
Der Ultra, das bekannte Unwesen
Weshalb Italien mit dem Terror in den Fussballstadien nicht aufräumen kann
ph. Tremona, 13. April
«Schande ohne Ende», titelt die «Gazzetta dello Sport». «Schande ohne Ende», hallte es aus «La Repubblica». «Der letzte Irrsinn in San Siro», lamentiert der «Corriere della Sera». Dida, der brasilianische Torhüterriese, der von einer brennenden Petarde im Nacken getroffen wurde, hat das anonyme Attentat aus der Curva Nord mit etwas versengter Haut und einem leichten Schock überlebt. Das ist die gute Nachricht. Der Zustandsbericht des Calcio hingegen ist besorgniserregend. Der italienische Fussball hat in der Dienstagnacht im Euro-Derby Inter gegen Milan in der ausverkauften Arena von San Siro und vor Millionen Fernsehzuschauern in 76 Ländern buchstäblich die Hosen heruntergelassen, als die Inter-Ultra-Banden mit ihrer Explosion aufgestauter Frust um 22 Uhr 40 den Abbruch der Vorstellung erzwangen, beim Stande von 1:0 für Milan, nach 72 Minuten Spielzeit.
Schuldzuweisungen an die Falschen
Das gespenstisch vernebelte, flackernde Spielfeld sah aus wie ein Guerilla-Schauplatz, und der Inter-Trainer Roberto Mancini, dessen Träume sich ebenfalls in Rauch auflösten, sagte: «Ich habe dem Schiedsrichter gesagt: Schuld bist du.» Auch das ist - leider - verräterisch italienisch: Das Problem des Terrors, der Gewalt, der Gesetzlosigkeit wird noch mitten im Stadionkrieg verdrängt. Der Mailänder Polizeipräsident spricht von den «üblichen 200 bis 300 Militanten, die wir alle mit unseren Videokameras gefilmt haben». In der Schuldzuweisungskette übernimmt niemand Verantwortung. Am gleichen Tag, als San Siro im Chaos versank, hatte von höchster Stelle aus der Innenminister Giuseppe Pisanu vollmundig verkündet: «Basta mit der Gewalttätigkeit, oder ich schliesse die Stadien.» Er reagierte damit auf den fast normalen Wahnsinn eines Wochenendes mit 85 verletzten Polizisten, 17 inhaftierten und 265 verzeigten Ultras (die meisten nach der Partie Lazio Rom gegen Livorno, diesem Polit-Folklore- Krieg der «römischen Faschisten» gegen die «toskanischen Kommunisten»), mit der üblen und üblichen Litanei rassistischer Spruchbänder und Sprechchöre und den Bildern der verwüsteten Stazione San Pietro in Rom, wo die Horden aus Livorno gewütet hatten - und das nur wenige Stunden nach der Bestattung des Papstes. Eine Woche zuvor, aus Anlass des Todes von Johannes Paul II., hatte der Fussball seine Tore pietätvoll geschlossen. Aber mit grossen Gesten und populistischen Ministerworten lässt sich das lästige Phänomen nicht zum Verschwinden bringen.
Präsidialer Kniefall vor Häuptlingen
Der Lazio-Veteran Luigi Di Canio, der beim Römer Derby mit dem Faschistengruss das Stadio Olimpico aufheizte, wurde vom Fussballverband mit 10 000 Euro gebüsst, der Klub mit dem gleichen Betrag, darauf haben die Ultras gesammelt. Die Lazio hat 153 Millionen Steuerschulden. Die Regierung gewährte ihr 23 Millionen Rabatt und eine grosszügige Abstotterungslösung über zehn Jahre. Premier Berlusconi hat die Rettungsmassnahme (die alle andern Klubpräsidenten auf die Palme brachte, vor allem die wenigen ehrlichen, die tatsächlich Steuern bezahlen) mit «Rücksicht auf die öffentliche Ordnung» begründet - ein Kniefall vor den Ultra-Häuptlingen, die sonst einen Strassenkrieg entfesselt hätten. Aber es handelt sich um kaum kaschierte politische Protektion: Lazio ist der Klub - und ein Stimmenreservoir - des Regierungspartners und Alleanza- Nazionale-Führers Gianfranco Fini. Und Finis resolute Ehefrau Daniela, die in ihrer Sturm-und- Drang-Zeit selber eine Ultra-Montur trug, tritt gerne als Übermutter der Lazio-Stämme auf.
Die Staatspolizei hat 440 Ultra-Gruppen registriert. Sie veranschlagt die Zahl der organisierten Tifosi auf 75 000. Etwa 20 Prozent der Mitläufer sind politisch motiviert. Als rechtsgerichtet bis rechtsextrem gelten die Anhänger von Lazio, AS Roma und Inter, als links die Gefolgschaft der Fiorentina und Livornos. Die Klubs haben die militanten Haufen und ihre Fehden lange als blosse Fussballfolklore verharmlost und ertragen. Doch die Ultra-Kommandanten haben längst rechtsfreie Reviere erobert. Sie beherrschen das Merchandising, oft auch Drogengeschäfte, sie erpressen Eintrittskarten und Gratistransporte. Sie sitzen überall. Nach dem Abbruch des Spiels AS Roma - Dinamo Kiew im letzten September war klar: Der Gegenstand, der den schwedischen Schiedsrichter Frisk am Kopf verletzte, wurde von der Ehrentribüne geworfen. Dann stellte sich heraus, dass mit den Tickets dieses Sektors ein schwungvoller Schwarzhandel getrieben wurde und wahrscheinlich ein ehrenwerter Ultra der Werfer war. Am 21. März 2004 liessen drei egomanische Roma-Rädelsführer das römische Derby platzen. Sie drangen aufs Spielfeld und redeten ihren Idolen Totti und Cassano ein, die Polizei habe vor dem Stadion einen elfjährigen Knaben totgefahren. Erfunden und erlogen. Aber der Schiedsrichter Rosetti telefonierte trotz allen Dementis des Polizeipräfekten dem Lega-Präsidenten (und Milan-Geschäftsführer) Galliani, der in Mailand beim Nachtessen sass, und erhielt den Befehl zum Abbruch. Die drei Wichtigtuer waren: ein 34-jähriger Finanzberater aus dem Berlusconi- Konzern Mediolanum, ein 29-jähriger Kameramann des Berlusconi-Senders Canale 5 mit einer Neonazi-Karriere und ein 27-jähriger Ultra-Bandenchef. Sie alle wurden vor Gericht gestellt - und sind längst freigesprochen.
Untaugliches Gesetz
Das Gesetz, das seit 2003 das pseudo-rebellische Ultra-Unwesen im Schnellverfahren ahndet, die Ausschreitungen, Angriffe auf Polizisten und feindliche Tifosi, die Zerstörungsorgien in Autobahnrestaurants und Eisenbahnzügen, hat sich als juristischer Flop erwiesen. Der Richter verhängt ein Stadionverbot, der Delinquent müsste zur Spielzeit auf dem Polizeipräsidium antraben und dort seine Unterschrift leisten. Doch vor dem Appellationsgericht werden die Ultras regelmässig wegen Unzulänglichkeiten des Verfahrens entlastet. Die Klubs arrangieren sich mit ihren hitzköpfigen Anhängern: Sie gewähren ihnen gewissermassen Demonstrationsfreiheit. Die lokalen Ultras haben in vielen Stadien Zugang vor Türöffnung. Sie erhalten sogar Magazine zur Verfügung gestellt, in denen sie ihre Munitionsarsenale anlegen können. Die Polizei hat in diesen Depots Nähmaschinen gefunden, mit denen Ultra-Bräute die Parolen-Stoffbahnen schneidern.
Das Gesetz schrieb bis spätestens Februar 2005 Metalldetektoren zur Eintrittskontrolle vor. Toter Buchstabe. Das Problem ist ohnehin: Wie kommt man am schnellsten aus diesen Stadien heraus? Nur 43 Prozent der Anlagen genügen den Sicherheitsstandards.
(ap) Nach den jüngsten Ausschreitungen gewalttätiger Fussballfans in Italien hat Ministerpräsident Silvio Berlusconi mit entschiedenen Gegenmassnahmen gedroht. Neuerliche Gewalttaten müssten «mit allen Mitteln verhindert» werden, teilte das Büro des Regierungschefs am Mittwoch mit. Vorrang habe die Prävention, wenn nötig würden die Behörden aber auch «drastischere Massnahmen ergreifen».
- Gevatter Rhein
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Intressanter Artikel der NZZ. Bis zum Punkt "Die Polizei hat Nähmaschinen gefunden, die Ultra-Bräute..."
Schön dass wir jetzt wissen, dass Nähmaschinen Tod und Verwüstung bedeuten
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Artikel aus DIE WELT.de - 14.04.02005
"Sie stehlen uns den Fußball"
Nach dem Skandalspiel von Mailand: Italiens Politiker kündigen drastische Maßnahmen an - Inter droht der Europacup-Ausschluß
von Carina Zaune
Berlin - Es war Eile geboten. Und deshalb begab sich Giuseppe Pisanu am Mittwochmorgen sehr zeitig auf seine Dienststelle, den Palazzo del Viminale in Rom. Nachdem am Abend zuvor das Mailänder Fußballderby zwischen Inter und dem AC im Viertelfinale der Champions League auf Grund von Ausschreitungen in der 75. Minute abgebrochen worden war, sah sich der Innenminister Italiens zum Handeln gezwungen. In einem Offenen Brief rief Pisanu nach den skandalösen Vorfällen von Mailand - der deutsche Schiedsrichter Markus Merk beendete wegen eines Hagels von Feuerwerksraketen und der Verletzung von AC-Torwart Dida das Spiel vorzeitig - zu einer Reaktion gegen die Gewalt in den Fußballstadien auf.
"Klubchefs und Politiker haben keine Entschuldigung mehr. Niemand kann mehr so tun, als wäre nichts geschehen: Weder die Fußballklubs, noch der Fußballverband, noch die Liga", schrieb Pisanu, "wir müssen zusammenarbeiten, weil die Welt des Fußballs eine Phase tiefen Unbehagens erlebt."
Zur Eskalation im mit 75 000 Zuschauern ausverkaufen Giuseppe-Meazza-Stadion war es gekommen, nachdem Merk beim Stand von 1:0 für den AC Mailand (Hinspiel: 2:0) ein Kopfballtor von Esteban Cambiasso zum vermeintlichen 1:1 nicht anerkannt hatte. Dem Treffer soll ein Foulspiel vorangegangen sein. Weil daraufhin Gegenstände und Raketen auf den Platz flogen, unterbrach Merk die Partie und schickte die Spieler für 25 Minuten in die Kabine. Als sofort nach Wiederanpfiff erneut Feuerwerkskörper aus dem Inter-Fanblock auf das Spielfeld flogen, entschied Merk, die Begegnung endgültig abzubrechen.
Die Kontroll- und Disziplinarkommission der Europäischen Fußball-Union (UEFA) tritt morgen um 14 Uhr in Nyon/Schweiz zusammen, um über mögliche Sanktionen gegen Inter zu entscheiden. Zunächst will die UEFA die Fernsehbilder auswerten und den Bericht von Merk abwarten. Inter droht nach dem Skandal eine drakonische Heimspielsperre im Europapokal von bis zu einem Jahr, wenn nicht sogar der Ausschluß für eine bestimmte Zeit.
"Schande ohne Ende. Sie stehlen uns den Fußball", titelte die italienische Sportzeitung "Gazzetta dello Sport" am Tag danach. In einem Bericht hieß es weiter: "Dieser beschämende Abend wird Spuren hinterlassen. Jetzt reichen Worte nicht mehr. Funktionäre, Spieler, Trainer und Politiker müssen sich klarwerden, daß der Fußball das Schlimmste riskiert. Ohne drastische Maßnahmen, könnten wir ihn bald vielleicht nur noch im Fernsehen sehen." Die Tageszeitung "La Repubblica" schrieb: "Das Level brutaler Dummheit ist enorm hoch und wird immer höher." Schon am vergangenen Wochenende hatten Ausschreitungen am Rande des Spiels in der Serie A zwischen Lazio Rom und Livorno (3:1) für Schlagzeilen gesorgt.
Die Vorkommnisse von Mailand fallen insofern schwer ins Gewicht, da der Klub im Europapokal bereits vorbelastet ist. So mußte das UEFA-Cup-Spiel gegen Alaves/Spanien am 22. Februar 2001 beim Stand von 0:2 für fünf Minuten unterbrochen werden, nachdem Gegenstände auf das Spielfeld geflogen waren. Die UEFA belegte Inter damals mit einer Platzsperre von zwei Spielen. Im selben Jahr fielen Inter-Fans dann auch negativ bei einem Punktspiel gegen Atalanta Bergamo auf. Weil sie während der Partie am 6. Mai einen brennenden Motorroller aus dem Oberrang auf den Platz warfen, erhielt der Klub einer Platzsperre von zwei Spielen.
Die Vielzahl der Zwischenfälle, die es nicht nur in den beiden Profiligen gibt, sondern auch in den unteren Klassen, werfen zunehmend ein schlechtes Licht auf Italiens Bewerbung für die Europameisterschaft 2012. Die Chancen, Ausrichter zu werden, scheinen sehr gering. "Wie viele Punkte hat uns das wohl für 2012 gekostet?", fragte die "Gazzetta dello Sport" nach dem Skandal in Mailand.
Offenbar sind die italienischen Sicherheitsbehörden nicht in der Lage, das Problem in den Griff zu bekommen. Auch im Vorfeld des gestrigen Champions-League-Spiels zwischen Juventus Turin und dem FC Liverpool kam es zu Ausschreitungen. Innenminister Pisanu hatte nach den Vorkommnissen am vergangenen Wochenende bereits gedroht, Fußballstadien wenn nötig sogar zu schließen. In den kommenden Tagen plant er ein Treffen der Polizeichefs aller italienischen Großstädte. Zudem kündigte Ministerpräsident Silvio Berlusconi für die Zukunft drakonische Strafen gegen Randalierer an.
"Sie stehlen uns den Fußball"
Nach dem Skandalspiel von Mailand: Italiens Politiker kündigen drastische Maßnahmen an - Inter droht der Europacup-Ausschluß
von Carina Zaune
Berlin - Es war Eile geboten. Und deshalb begab sich Giuseppe Pisanu am Mittwochmorgen sehr zeitig auf seine Dienststelle, den Palazzo del Viminale in Rom. Nachdem am Abend zuvor das Mailänder Fußballderby zwischen Inter und dem AC im Viertelfinale der Champions League auf Grund von Ausschreitungen in der 75. Minute abgebrochen worden war, sah sich der Innenminister Italiens zum Handeln gezwungen. In einem Offenen Brief rief Pisanu nach den skandalösen Vorfällen von Mailand - der deutsche Schiedsrichter Markus Merk beendete wegen eines Hagels von Feuerwerksraketen und der Verletzung von AC-Torwart Dida das Spiel vorzeitig - zu einer Reaktion gegen die Gewalt in den Fußballstadien auf.
"Klubchefs und Politiker haben keine Entschuldigung mehr. Niemand kann mehr so tun, als wäre nichts geschehen: Weder die Fußballklubs, noch der Fußballverband, noch die Liga", schrieb Pisanu, "wir müssen zusammenarbeiten, weil die Welt des Fußballs eine Phase tiefen Unbehagens erlebt."
Zur Eskalation im mit 75 000 Zuschauern ausverkaufen Giuseppe-Meazza-Stadion war es gekommen, nachdem Merk beim Stand von 1:0 für den AC Mailand (Hinspiel: 2:0) ein Kopfballtor von Esteban Cambiasso zum vermeintlichen 1:1 nicht anerkannt hatte. Dem Treffer soll ein Foulspiel vorangegangen sein. Weil daraufhin Gegenstände und Raketen auf den Platz flogen, unterbrach Merk die Partie und schickte die Spieler für 25 Minuten in die Kabine. Als sofort nach Wiederanpfiff erneut Feuerwerkskörper aus dem Inter-Fanblock auf das Spielfeld flogen, entschied Merk, die Begegnung endgültig abzubrechen.
Die Kontroll- und Disziplinarkommission der Europäischen Fußball-Union (UEFA) tritt morgen um 14 Uhr in Nyon/Schweiz zusammen, um über mögliche Sanktionen gegen Inter zu entscheiden. Zunächst will die UEFA die Fernsehbilder auswerten und den Bericht von Merk abwarten. Inter droht nach dem Skandal eine drakonische Heimspielsperre im Europapokal von bis zu einem Jahr, wenn nicht sogar der Ausschluß für eine bestimmte Zeit.
"Schande ohne Ende. Sie stehlen uns den Fußball", titelte die italienische Sportzeitung "Gazzetta dello Sport" am Tag danach. In einem Bericht hieß es weiter: "Dieser beschämende Abend wird Spuren hinterlassen. Jetzt reichen Worte nicht mehr. Funktionäre, Spieler, Trainer und Politiker müssen sich klarwerden, daß der Fußball das Schlimmste riskiert. Ohne drastische Maßnahmen, könnten wir ihn bald vielleicht nur noch im Fernsehen sehen." Die Tageszeitung "La Repubblica" schrieb: "Das Level brutaler Dummheit ist enorm hoch und wird immer höher." Schon am vergangenen Wochenende hatten Ausschreitungen am Rande des Spiels in der Serie A zwischen Lazio Rom und Livorno (3:1) für Schlagzeilen gesorgt.
Die Vorkommnisse von Mailand fallen insofern schwer ins Gewicht, da der Klub im Europapokal bereits vorbelastet ist. So mußte das UEFA-Cup-Spiel gegen Alaves/Spanien am 22. Februar 2001 beim Stand von 0:2 für fünf Minuten unterbrochen werden, nachdem Gegenstände auf das Spielfeld geflogen waren. Die UEFA belegte Inter damals mit einer Platzsperre von zwei Spielen. Im selben Jahr fielen Inter-Fans dann auch negativ bei einem Punktspiel gegen Atalanta Bergamo auf. Weil sie während der Partie am 6. Mai einen brennenden Motorroller aus dem Oberrang auf den Platz warfen, erhielt der Klub einer Platzsperre von zwei Spielen.
Die Vielzahl der Zwischenfälle, die es nicht nur in den beiden Profiligen gibt, sondern auch in den unteren Klassen, werfen zunehmend ein schlechtes Licht auf Italiens Bewerbung für die Europameisterschaft 2012. Die Chancen, Ausrichter zu werden, scheinen sehr gering. "Wie viele Punkte hat uns das wohl für 2012 gekostet?", fragte die "Gazzetta dello Sport" nach dem Skandal in Mailand.
Offenbar sind die italienischen Sicherheitsbehörden nicht in der Lage, das Problem in den Griff zu bekommen. Auch im Vorfeld des gestrigen Champions-League-Spiels zwischen Juventus Turin und dem FC Liverpool kam es zu Ausschreitungen. Innenminister Pisanu hatte nach den Vorkommnissen am vergangenen Wochenende bereits gedroht, Fußballstadien wenn nötig sogar zu schließen. In den kommenden Tagen plant er ein Treffen der Polizeichefs aller italienischen Großstädte. Zudem kündigte Ministerpräsident Silvio Berlusconi für die Zukunft drakonische Strafen gegen Randalierer an.
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Italienische Fussballklubs sind gegen die Null-Toleranz-Regel
15. April 2005, 15:59, NZZ Online
«Nicht der richtige Weg»
Italienische Fussballklubs sind gegen die Null-Toleranz-Regel
Italienische Fussballklubs laufen Sturm gegen die vom Verband angeordnete Null-Toleranz-Regel. Massimo Cellino, Präsident der UC Cagliari, erklärte: «Das ist absurd. Jeder Klub hat mit Hooligans zu kämpfen, die dem Verein schaden wollen. Die Gefahr ist, dass die Klubs zu Geiseln der Ultras werden.»
(si/sid) Der italienische Verband hatte nach dem Champions-League-Skandal im Mailänder Derby beschlossen, dass Spiele sofort abzubrechen sind, wenn Feuerwerkskörper oder andere Gegenstände auf das Spielfeld geworfen werden. Auch Roberto Benigni von Ascoli bringt kein Verständnis für den Beschluss auf: «Der Verband hat einen grossen Fehler begangen. Es genügt, dass Tifosi einer Mannschaft in die Reihe der Gegner eindringen und einen Knallkörper aufs Spielfeld werfen, damit der andere Klub bestraft wird. Es ist richtig, die Plage der Gewalt im italienischen Fussball zu bekämpfen. Das ist aber nicht der richtige Weg.»
Inzwischen sind Pläne der Behörden zur Verschärfung der Stadion-Kontrollen bekannt geworden. Roms Polizeichef Achille Serra will an den Eingängen des Olympiastadions mehr Beamtinnen einsetzen, die weibliche Fans gründlich durchsuchen sollen. Das Nationale Olympische Komitee (Coni) kündigte derweil Investitionen von 1,8 Millionen Euro für effektivere Sicherheitsmassnahmen im Römer Olympiastadion an.
«Nicht der richtige Weg»
Italienische Fussballklubs sind gegen die Null-Toleranz-Regel
Italienische Fussballklubs laufen Sturm gegen die vom Verband angeordnete Null-Toleranz-Regel. Massimo Cellino, Präsident der UC Cagliari, erklärte: «Das ist absurd. Jeder Klub hat mit Hooligans zu kämpfen, die dem Verein schaden wollen. Die Gefahr ist, dass die Klubs zu Geiseln der Ultras werden.»
(si/sid) Der italienische Verband hatte nach dem Champions-League-Skandal im Mailänder Derby beschlossen, dass Spiele sofort abzubrechen sind, wenn Feuerwerkskörper oder andere Gegenstände auf das Spielfeld geworfen werden. Auch Roberto Benigni von Ascoli bringt kein Verständnis für den Beschluss auf: «Der Verband hat einen grossen Fehler begangen. Es genügt, dass Tifosi einer Mannschaft in die Reihe der Gegner eindringen und einen Knallkörper aufs Spielfeld werfen, damit der andere Klub bestraft wird. Es ist richtig, die Plage der Gewalt im italienischen Fussball zu bekämpfen. Das ist aber nicht der richtige Weg.»
Inzwischen sind Pläne der Behörden zur Verschärfung der Stadion-Kontrollen bekannt geworden. Roms Polizeichef Achille Serra will an den Eingängen des Olympiastadions mehr Beamtinnen einsetzen, die weibliche Fans gründlich durchsuchen sollen. Das Nationale Olympische Komitee (Coni) kündigte derweil Investitionen von 1,8 Millionen Euro für effektivere Sicherheitsmassnahmen im Römer Olympiastadion an.
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Der Raketenwerfer von San Siro einschlägig vorbestraft
16. April 2005, Neue Zürcher Zeitung
Der Täter ist der Schreiner
Der Raketenwerfer von San Siro einschlägig vorbestraft
ph. In Isola di Fondra, einem 200-Seelen-Dörfchen im Hinterland von Bergamo, haben sich die Leute die Augen gerieben: Der kleine Saronni, der Bub des Schreinermeisters, der schüchterne, kaum 1,60 m grosse Matteo - der soll ein Ultra sein? Der brave Matteo, der sechs Tage in der Woche an der Werkbank steht, neben Giovanni Brera, dem Bürgermeister, hat am Dienstagabend in der Arena von San Siro die Hölle entfesselt. «Was, wieder der?», rief der Polizist, als er das Videoband stoppte. Die Aufzeichnung beweist: Matteo Saronni, Mitglied der rechtsextremistischen Ultra-Gang Viking, hat den Milan-Torhüter Dida aus der Curva Nord mit einer bengalischen Rakete beworfen. Der kleine Bursche aus dem abgeschiedenen Valle Brembana ist ein Rückfalltäter: Er war einer der Verrückten, die am 6. Mai 2001 in San Siro ein brennendes Motorino über die Brüstung in den unteren Sektor kippten, mitten ins Publikum; nur ein Wunder verhinderte damals eine Katastrophe.
Am Donnerstagmorgen haben sie ihn abgeholt, in Handschellen. Matteo ist ein Adoptivkind, das mit wenigen Monaten aus Ecuador nach Italien kam. Für den Motorradwahnsinn erhielt er eine bedingte Gefängnisstrafe von einem Jahr und zwei Monaten, aber bereits ein Jahr nach dem Vorfall haben ihn die Carabinieri im Delle Alpi in Turin als Petardenwerfer festgenommen. Diesmal kam er mit fünf Monaten davon, schmerzlicher waren die sechs Monate Stadionverbot.
Ausser Saronni wurden zwei weitere Rowdys inhaftiert: Michele Pignatelli, ein 30-jähriger Aufzugstechniker aus Mailand, auch er schon zweimal einschlägig vorbestraft, und ein 21-jähriger Installateur, der wieder auf freien Fuss gesetzt wurde, nachdem ihn die Richterin an seinem Wohnort Lodi, einer Mailänder Vorstadt, im Schnellverfahren für drei Jahre von allen Fussballplätzen verbannt hatte. Das Dekret gegen die Gewalttäter in den Stadien, das seit 2003 in Kraft ist, sieht schon für den Besitz von Feuerwerkskörpern Strafen von 3 bis 18 Monaten vor, für das Werfen solcher Petarden 6 Monate bis zu 3 Jahre, bei Landfriedensbruch sogar acht bis 15 Jahre Gefängnis. Die Hälfte der Täter wurde in den bisherigen Appellationsverhandlungen wegen ungenauer gesetzlicher Bestimmungen freigesprochen. Doch jetzt könnte es den Stadionkriminellen härter an den Kragen gehen: Der Inter-Besitzer und Erdölmilliardär Massimo Moratti will die Ultras wegen Schadenersatz verklagen. Wie soll das die Schreinerei Saronni in Isola di Fondra verkraften?
Der Täter ist der Schreiner
Der Raketenwerfer von San Siro einschlägig vorbestraft
ph. In Isola di Fondra, einem 200-Seelen-Dörfchen im Hinterland von Bergamo, haben sich die Leute die Augen gerieben: Der kleine Saronni, der Bub des Schreinermeisters, der schüchterne, kaum 1,60 m grosse Matteo - der soll ein Ultra sein? Der brave Matteo, der sechs Tage in der Woche an der Werkbank steht, neben Giovanni Brera, dem Bürgermeister, hat am Dienstagabend in der Arena von San Siro die Hölle entfesselt. «Was, wieder der?», rief der Polizist, als er das Videoband stoppte. Die Aufzeichnung beweist: Matteo Saronni, Mitglied der rechtsextremistischen Ultra-Gang Viking, hat den Milan-Torhüter Dida aus der Curva Nord mit einer bengalischen Rakete beworfen. Der kleine Bursche aus dem abgeschiedenen Valle Brembana ist ein Rückfalltäter: Er war einer der Verrückten, die am 6. Mai 2001 in San Siro ein brennendes Motorino über die Brüstung in den unteren Sektor kippten, mitten ins Publikum; nur ein Wunder verhinderte damals eine Katastrophe.
Am Donnerstagmorgen haben sie ihn abgeholt, in Handschellen. Matteo ist ein Adoptivkind, das mit wenigen Monaten aus Ecuador nach Italien kam. Für den Motorradwahnsinn erhielt er eine bedingte Gefängnisstrafe von einem Jahr und zwei Monaten, aber bereits ein Jahr nach dem Vorfall haben ihn die Carabinieri im Delle Alpi in Turin als Petardenwerfer festgenommen. Diesmal kam er mit fünf Monaten davon, schmerzlicher waren die sechs Monate Stadionverbot.
Ausser Saronni wurden zwei weitere Rowdys inhaftiert: Michele Pignatelli, ein 30-jähriger Aufzugstechniker aus Mailand, auch er schon zweimal einschlägig vorbestraft, und ein 21-jähriger Installateur, der wieder auf freien Fuss gesetzt wurde, nachdem ihn die Richterin an seinem Wohnort Lodi, einer Mailänder Vorstadt, im Schnellverfahren für drei Jahre von allen Fussballplätzen verbannt hatte. Das Dekret gegen die Gewalttäter in den Stadien, das seit 2003 in Kraft ist, sieht schon für den Besitz von Feuerwerkskörpern Strafen von 3 bis 18 Monaten vor, für das Werfen solcher Petarden 6 Monate bis zu 3 Jahre, bei Landfriedensbruch sogar acht bis 15 Jahre Gefängnis. Die Hälfte der Täter wurde in den bisherigen Appellationsverhandlungen wegen ungenauer gesetzlicher Bestimmungen freigesprochen. Doch jetzt könnte es den Stadionkriminellen härter an den Kragen gehen: Der Inter-Besitzer und Erdölmilliardär Massimo Moratti will die Ultras wegen Schadenersatz verklagen. Wie soll das die Schreinerei Saronni in Isola di Fondra verkraften?
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Chronologie von Spielabbrüchen seit 1990
Chronologie von Spielabbrüchen seit 1990
Die Deutsche Presse-Agentur dokumentiert Spielabbrüche im internationalen Fußball seit 1990:
22. März 1991: Nach schweren Ausschreitungen bricht der spanische Schiedsrichter Aladren das Europapokalspiel der Landesmeister zwischen Dynamo Dresden und Roter Stern Belgrad beim Stand von 1:2 in der 78. Minute ab. Aus der Dresdner Fan-Kurve waren Feuerwerkskörper und Wurfgeschosse auf den Rasen geworfen worden. Die Polizei muss gegen die Randalierer Wasserwerfer einsetzen. Dynamo Dresden wird von der Europäischen Fußball-Union (UEFA) für zwei Jahre von allen europäischen Wettbewerben ausgeschlossen.
Am selben Abend provoziert AC Mailand im Landesmeister-Cup bei Olympique Marseille einen Skandal. Nach einem Flutlicht-Ausfall kurz vor Schluss kehren die Italiener beim Stande von 1:0 für die von Franz Beckenbauer als Technischem Direktor betreuten Franzosen nicht wieder auf das Spielfeld zurück. Schiedsrichter Bo Karlsson (Schweden) lässt den Anstoß nach der Reparatur dennoch ausführen und bricht dann die Partie ab. Mailand wird für ein Jahr im Europacup gesperrt.
24. September 1993: Drei Minuten vor Schluss bricht Schiedsrichter Anton das französische Meisterschaftsspiel Olympique Marseille gegen FC Metz wegen schwerer Zuschauerausschreitungen beim Stand von 0:3 ab. Anton hatte sich schon in der 6. Minute den Zorn der Marseille-Fans zugezogen, als er ein Tor von Rudi Völler wegen angeblichen Handspiels nicht anerkannte.
15. Februar 1995: In Dublin wird das Freundschafts-Länderspiel Irland - England in der 27. Minute abgebrochen. Nach dem 1:0 für die Gastgeber bewerfen englische Hooligans irische Fans mit Sitzen, Eisenstangen, Holzteilen und Steinen.
9. Juli 2000: Das WM-Qualifikationsspiel zwischen Simbabwe und Südafrika in Harare wird beim Stand von 0:2 durch zwei Treffer des derzeitigen Bielefelders Delron Buckley in der 82. Minute abgebrochen. Nach schweren Ausschreitungen kommt es zur Massenpanik unter den 52 000 Zuschauern, die 13 Todesopfer fordert.
14. Oktober 2000: Eine Massenschlägerei zwischen rivalisierenden Fan-Gruppen führt bereits in der 4. Minute zum Abbruch des Spiels zwischen Roter Stern Belgrad und Partizan Belgrad. Auch das zweite Lokalderby des Tages zwischen Rad und OFK wird nach schweren Ausschreitungen in der 75. Minute abgebrochen.
26. November 2000: Schiedsrichter Pierluigi Collina bricht das italienische Meisterschaftsspiel zwischen Reggina Calcio und Brescia Calcio beim Stande von 0:3 in der 84. Minute nach Zuschauerausschreitungen ab.
21. Dezember 2000: Ausgerechnet am «Tag des Fair Play» wird das französische Meisterschaftsspiel Racing Straßburg - FC Metz beim Stand von 1:0 in der 67. Minute abgebrochen. Schiedsrichter-Assistentin Nelly Vienot muss bewusstlos ins Krankenhaus gebracht werden, nachdem ein Knallkörper sie am Kopf getroffen hat.
30. Dezember 2000: Das Final-Rückspiel der brasilianischen Meisterschaft zwischen Vasco da Gama und Sao Caetano wird nach Fanzusammenstößen in der 23. Minute beim Stand von 0:0 abgebrochen. Unter den Zuschauern bricht eine Panik aus, 70 Personen werden verletzt.
6. Oktober 2001: In der 78. Minute bricht Schiedsrichter Gomes Costa (Portugal) das Länderspiel Frankreich gegen Algerien (4:1) in Paris ab. Algerische Fans stürmen das Spielfeld, die Spieler dieser «historischen» ersten Begegnung beider Länder nach der Unabhängigkeit Algeriens 1962 müssen von der Polizei geschützt werden.
22. Februar 2003: Heftige Ausschreitungen führen in der 63. Minute zum Abbruch des italienischen Meisterschaftsspiel zwischen AC Turin und AC Mailand (0:3).
7. Oktober 2003: In der ersten Runde des spanischen Pokals zwischen Drittligist CD Castellon und FC Valencia wird der Schiedsrichter beim Stand von 1:1 von einem Handy-Akku am Kopf getroffen. Er verlässt blutend den Platz und bricht die Partie in der 81. Minute ab.
21. März 2004: Das Gerücht, ein junger Fußball-Fan sei vor dem Stadion von einem Polizeiauto überfahren worden, löst schwere Ausschreitungen beim 154. Lokalderby zwischen Lazio Rom und AS Rom aus. 153 Polizisten und 14 Fans werden verletzt. Schiedsrichter Rosetti unterbricht das Spiel in der 47. Minute, Liga-Chef Adriano Galliani ordnet den Abbruch an.
15. September 2004: Rudi Völler erlebt bei seiner Heimpremiere als Trainer von AS Rom einen schwarzen Abend. Beim Stand von 0:1 im Champions League-Spiel gegen Dynamo Kiew wird der schwedische Schiedsrichter Anders Frisk in der Halbzeit von einem Feuerzeug am Kopf getroffen und geht blutüberströmt in die Kabine. Das Spiel wird nicht mehr zur zweiten Halbzeit angepfiffen, Rom danach von der UEFA dazu verurteilt, zwei Heimspiele ohne Zuschauer auszutragen.
12. April 2004: Schiedsrichter Markus Merk aus Kaiserslautern bricht das Viertelfinal-Rückspiel in der Champions League zwischen Inter und AC Mailand beim Stand von 0:1 in der 75. Minute ab. Aus der Kurve der Inter-Fans waren Feuerwerkskörper auf den Rasen geworfen worden. Einer davon verletzt Milan-Torwart Dida an der Schulter.
Die Deutsche Presse-Agentur dokumentiert Spielabbrüche im internationalen Fußball seit 1990:
22. März 1991: Nach schweren Ausschreitungen bricht der spanische Schiedsrichter Aladren das Europapokalspiel der Landesmeister zwischen Dynamo Dresden und Roter Stern Belgrad beim Stand von 1:2 in der 78. Minute ab. Aus der Dresdner Fan-Kurve waren Feuerwerkskörper und Wurfgeschosse auf den Rasen geworfen worden. Die Polizei muss gegen die Randalierer Wasserwerfer einsetzen. Dynamo Dresden wird von der Europäischen Fußball-Union (UEFA) für zwei Jahre von allen europäischen Wettbewerben ausgeschlossen.
Am selben Abend provoziert AC Mailand im Landesmeister-Cup bei Olympique Marseille einen Skandal. Nach einem Flutlicht-Ausfall kurz vor Schluss kehren die Italiener beim Stande von 1:0 für die von Franz Beckenbauer als Technischem Direktor betreuten Franzosen nicht wieder auf das Spielfeld zurück. Schiedsrichter Bo Karlsson (Schweden) lässt den Anstoß nach der Reparatur dennoch ausführen und bricht dann die Partie ab. Mailand wird für ein Jahr im Europacup gesperrt.
24. September 1993: Drei Minuten vor Schluss bricht Schiedsrichter Anton das französische Meisterschaftsspiel Olympique Marseille gegen FC Metz wegen schwerer Zuschauerausschreitungen beim Stand von 0:3 ab. Anton hatte sich schon in der 6. Minute den Zorn der Marseille-Fans zugezogen, als er ein Tor von Rudi Völler wegen angeblichen Handspiels nicht anerkannte.
15. Februar 1995: In Dublin wird das Freundschafts-Länderspiel Irland - England in der 27. Minute abgebrochen. Nach dem 1:0 für die Gastgeber bewerfen englische Hooligans irische Fans mit Sitzen, Eisenstangen, Holzteilen und Steinen.
9. Juli 2000: Das WM-Qualifikationsspiel zwischen Simbabwe und Südafrika in Harare wird beim Stand von 0:2 durch zwei Treffer des derzeitigen Bielefelders Delron Buckley in der 82. Minute abgebrochen. Nach schweren Ausschreitungen kommt es zur Massenpanik unter den 52 000 Zuschauern, die 13 Todesopfer fordert.
14. Oktober 2000: Eine Massenschlägerei zwischen rivalisierenden Fan-Gruppen führt bereits in der 4. Minute zum Abbruch des Spiels zwischen Roter Stern Belgrad und Partizan Belgrad. Auch das zweite Lokalderby des Tages zwischen Rad und OFK wird nach schweren Ausschreitungen in der 75. Minute abgebrochen.
26. November 2000: Schiedsrichter Pierluigi Collina bricht das italienische Meisterschaftsspiel zwischen Reggina Calcio und Brescia Calcio beim Stande von 0:3 in der 84. Minute nach Zuschauerausschreitungen ab.
21. Dezember 2000: Ausgerechnet am «Tag des Fair Play» wird das französische Meisterschaftsspiel Racing Straßburg - FC Metz beim Stand von 1:0 in der 67. Minute abgebrochen. Schiedsrichter-Assistentin Nelly Vienot muss bewusstlos ins Krankenhaus gebracht werden, nachdem ein Knallkörper sie am Kopf getroffen hat.
30. Dezember 2000: Das Final-Rückspiel der brasilianischen Meisterschaft zwischen Vasco da Gama und Sao Caetano wird nach Fanzusammenstößen in der 23. Minute beim Stand von 0:0 abgebrochen. Unter den Zuschauern bricht eine Panik aus, 70 Personen werden verletzt.
6. Oktober 2001: In der 78. Minute bricht Schiedsrichter Gomes Costa (Portugal) das Länderspiel Frankreich gegen Algerien (4:1) in Paris ab. Algerische Fans stürmen das Spielfeld, die Spieler dieser «historischen» ersten Begegnung beider Länder nach der Unabhängigkeit Algeriens 1962 müssen von der Polizei geschützt werden.
22. Februar 2003: Heftige Ausschreitungen führen in der 63. Minute zum Abbruch des italienischen Meisterschaftsspiel zwischen AC Turin und AC Mailand (0:3).
7. Oktober 2003: In der ersten Runde des spanischen Pokals zwischen Drittligist CD Castellon und FC Valencia wird der Schiedsrichter beim Stand von 1:1 von einem Handy-Akku am Kopf getroffen. Er verlässt blutend den Platz und bricht die Partie in der 81. Minute ab.
21. März 2004: Das Gerücht, ein junger Fußball-Fan sei vor dem Stadion von einem Polizeiauto überfahren worden, löst schwere Ausschreitungen beim 154. Lokalderby zwischen Lazio Rom und AS Rom aus. 153 Polizisten und 14 Fans werden verletzt. Schiedsrichter Rosetti unterbricht das Spiel in der 47. Minute, Liga-Chef Adriano Galliani ordnet den Abbruch an.
15. September 2004: Rudi Völler erlebt bei seiner Heimpremiere als Trainer von AS Rom einen schwarzen Abend. Beim Stand von 0:1 im Champions League-Spiel gegen Dynamo Kiew wird der schwedische Schiedsrichter Anders Frisk in der Halbzeit von einem Feuerzeug am Kopf getroffen und geht blutüberströmt in die Kabine. Das Spiel wird nicht mehr zur zweiten Halbzeit angepfiffen, Rom danach von der UEFA dazu verurteilt, zwei Heimspiele ohne Zuschauer auszutragen.
12. April 2004: Schiedsrichter Markus Merk aus Kaiserslautern bricht das Viertelfinal-Rückspiel in der Champions League zwischen Inter und AC Mailand beim Stand von 0:1 in der 75. Minute ab. Aus der Kurve der Inter-Fans waren Feuerwerkskörper auf den Rasen geworfen worden. Einer davon verletzt Milan-Torwart Dida an der Schulter.
Bla bla bla bla. Misserfolg des Vereins, dessen Fan man ist, ist keine Grund zum randalieren. In die Inter-Fans sind wie die AC Mailand- und Juventus Turin-Fans eh nur Erfolgserlebnis-Sucher. Italiener aus dem ganzen Land entscheiden sich für einen dieser Vereine, damit sich sie im Erfolg sonnen können. Von den vielen Italienern, die mir schon sagten, sie seien Fan eines dieser 3 Vereinen, kommt kein einziger aus der Region Mailand oder Turin.NKBS hat geschrieben: Aber ich kann die Inter-Fans vollkommen verstehen. Seit 15Jahren haben sie nichts nennenswertes mehr gewonnen, jedes Jahr sind sie die Hauptfavoriten auf den Meistertitel, ihr Präsident verlocht Millionen, stellt laufend neue Trainer ein, kurz gesagt, das Präsidium ist eine Katastrophe. Der gestrige Match war der Tropfen der das Fass zum überlaufen gebracht hat. Vor dem gestrigen Spiel verkündeten die Inter-Spieler noch lauthals sie würden sich den Arsch aufreissen, doch am Match war davon nichts zu sehen. Dies, das Resultat von 0-1, der FAkt dass die Saison für Inter nun praktisch vorbei ist, hat dazu geführt, dass sich die Fans beim Präsidium (und wohl in ganz Europa) gehör verschaffen wollten, um zu zeigen, dass es so nicht weitergehen kann.
Ihr Protest hat Wirkung gezeigt....
Ausserdem gewann Inter Mailand 1991, 1994 und 1998 den UEFA-Cup. Und wenn die mit sich selber frustrierten Fans dennoch zuwenig Erfolgserlebnisse ihrer Idole feiern können, sollten sie selber Fussball spielen. Aber vielleicht sind sie selber schwächer in dieser Disziplin als ihre Vorbilder, und dann sollen sie erst recht ihren Latz halten.
Und wenn schon sollten die Inter-Fans dem Boss dankbar sein, dass er Jahr für Jahr 8-stellige Euro-Millionen-Beiträge reinbuttert, denn ohne diese Knete hätte die Mannschaft noch viel weniger Punkte.
- Nino Brown
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an all das dänggt me wenn dr schiri sinre manschaft grad e wichtigs gol aberkennt het...geanau an all das...Rotblau hat geschrieben:Bla bla bla bla. Misserfolg des Vereins, dessen Fan man ist, ist keine Grund zum randalieren. In die Inter-Fans sind wie die AC Mailand- und Juventus Turin-Fans eh nur Erfolgserlebnis-Sucher. Italiener aus dem ganzen Land entscheiden sich für einen dieser Vereine, damit sich sie im Erfolg sonnen können. Von den vielen Italienern, die mir schon sagten, sie seien Fan eines dieser 3 Vereinen, kommt kein einziger aus der Region Mailand oder Turin.
Ausserdem gewann Inter Mailand 1991, 1994 und 1998 den UEFA-Cup. Und wenn die mit sich selber frustrierten Fans dennoch zuwenig Erfolgserlebnisse ihrer Idole feiern können, sollten sie selber Fussball spielen. Aber vielleicht sind sie selber schwächer in dieser Disziplin als ihre Vorbilder, und dann sollen sie erst recht ihren Latz halten.
Und wenn schon sollten die Inter-Fans dem Boss dankbar sein, dass er Jahr für Jahr 8-stellige Euro-Millionen-Beiträge reinbuttert, denn ohne diese Knete hätte die Mannschaft noch viel weniger Punkte.
sig stolz uf d Lüt im stadion...JEDERZIIT
Now I suppose I'm doing quite alright
Ever since I blew
Never worry about me or worry about mine player
Worry about you
Big K.R.I.T
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Freitag, 15. April 2005
Skandalspiel mit 0:3 gewertet
Sechs Spiele ohne Fans
Der 13-malige italienischen Meister Inter Mailand muss nach den Ausschreitungen im Champions-League-Viertelfinale gegen den Stadtrivalen AC seine kommenden sechs Europacup-Spiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit austragen. Außerdem wurde der Klub mit einer Geldstrafe in Höhe von umgerechnet 193.000 Euro belegt. Das entschied die Kontroll- und Disziplinarkommission der Uefa auf ihrer Sitzung und wertete zudem die Partie, die in der 75. Minute beim Stand von 0:1 abgebrochen wurde, mit 0:3 aus Sicht von Inter. Damit trifft der AC Mailand nach dem 2:0-Erfolg im Hinspiel im Halbfinale auf den PSV Eindhoven.
Am vergangenen Dienstag hatte Schiedsrichter Markus Merk (Kaiserslautern) das Spiel zwischen den beiden Mailänder Klubs vorzeitig beendet, nachdem Inter-Randalierer zahlreiche Feuerwerkskörper auf das Spielfeld geworfen hatten. Von einem war Milan-Torwart Dida an der Schulter getroffen worden. Der Schlussmann zog sich dabei eine Verbrennung und Prellung zu.
Klubs in der Hand der Ultras
Italiens Fußball-Klubs laufen gegen den so genannten Abbruch-Beschluss des nationalen Verbandes (FIGC) Sturm. "Das ist absurd. Jeder Klub hat mit Hooligans zu kämpfen, die dem Verein schaden wollen. Die Gefahr ist, dass die Klubs zu Geiseln der Ultras werden", erklärte Präsident Massimo Cellino vom Erstligisten US Cagliari in italienischen Medien.
Die FIGC-Entscheidung nach dem Champions-League-Skandal beim Mailänder Derby, dass Spiele im Falle des Abschusses von Feuerwerkskörpern oder anderer Gegenstände auf das Spielfeld sofort abgebrochen und mit 0:3 gegen die Klubs der Täter zu werten, stößt auch bei Cellinos Kollege Roberto Benigni von Ascoli Calcii auf wenig Verständnis: "Der Verband hat einen großen Fehler begangen. Es genügt, dass Tifosi einer Mannschaft in die Reihe der Gegner eindringen und einen Knallkörper aufs Spielfeld werfen, damit der andere Klub bestraft wird. Es ist richtig, die Plage der Gewalt im italienischen Fußball zu bekämpfen. Dies ist aber nicht der richtige Weg."
Inzwischen sind Pläne der Behörden zur Verschärfung der Stadion-Kontrollen bekannt geworden. Roms Polizeichef Achille Serra will an den Eingängen des Olympiastadions verstärkt Beamtinnen einsetzen, die besonders Frauen gründlich durchsuchen sollen. Hintergrund des Vorhabens ist die Vermutung, dass Ultras mit Hilfe von Freundinnen illegal Spruchbänder mit faschistischen Symbolen ins Stadion schleusen. Italiens Nationales Olympisches Komitee (Coni) kündigte derweil Investitionen von 1,8 Millionen Euro für effektivere Sicherheitsmaßnahmen im Olympiastadion von Rom an.
Quelle: http://www.n-tv.de/519625.html
Skandalspiel mit 0:3 gewertet
Sechs Spiele ohne Fans
Der 13-malige italienischen Meister Inter Mailand muss nach den Ausschreitungen im Champions-League-Viertelfinale gegen den Stadtrivalen AC seine kommenden sechs Europacup-Spiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit austragen. Außerdem wurde der Klub mit einer Geldstrafe in Höhe von umgerechnet 193.000 Euro belegt. Das entschied die Kontroll- und Disziplinarkommission der Uefa auf ihrer Sitzung und wertete zudem die Partie, die in der 75. Minute beim Stand von 0:1 abgebrochen wurde, mit 0:3 aus Sicht von Inter. Damit trifft der AC Mailand nach dem 2:0-Erfolg im Hinspiel im Halbfinale auf den PSV Eindhoven.
Am vergangenen Dienstag hatte Schiedsrichter Markus Merk (Kaiserslautern) das Spiel zwischen den beiden Mailänder Klubs vorzeitig beendet, nachdem Inter-Randalierer zahlreiche Feuerwerkskörper auf das Spielfeld geworfen hatten. Von einem war Milan-Torwart Dida an der Schulter getroffen worden. Der Schlussmann zog sich dabei eine Verbrennung und Prellung zu.
Klubs in der Hand der Ultras
Italiens Fußball-Klubs laufen gegen den so genannten Abbruch-Beschluss des nationalen Verbandes (FIGC) Sturm. "Das ist absurd. Jeder Klub hat mit Hooligans zu kämpfen, die dem Verein schaden wollen. Die Gefahr ist, dass die Klubs zu Geiseln der Ultras werden", erklärte Präsident Massimo Cellino vom Erstligisten US Cagliari in italienischen Medien.
Die FIGC-Entscheidung nach dem Champions-League-Skandal beim Mailänder Derby, dass Spiele im Falle des Abschusses von Feuerwerkskörpern oder anderer Gegenstände auf das Spielfeld sofort abgebrochen und mit 0:3 gegen die Klubs der Täter zu werten, stößt auch bei Cellinos Kollege Roberto Benigni von Ascoli Calcii auf wenig Verständnis: "Der Verband hat einen großen Fehler begangen. Es genügt, dass Tifosi einer Mannschaft in die Reihe der Gegner eindringen und einen Knallkörper aufs Spielfeld werfen, damit der andere Klub bestraft wird. Es ist richtig, die Plage der Gewalt im italienischen Fußball zu bekämpfen. Dies ist aber nicht der richtige Weg."
Inzwischen sind Pläne der Behörden zur Verschärfung der Stadion-Kontrollen bekannt geworden. Roms Polizeichef Achille Serra will an den Eingängen des Olympiastadions verstärkt Beamtinnen einsetzen, die besonders Frauen gründlich durchsuchen sollen. Hintergrund des Vorhabens ist die Vermutung, dass Ultras mit Hilfe von Freundinnen illegal Spruchbänder mit faschistischen Symbolen ins Stadion schleusen. Italiens Nationales Olympisches Komitee (Coni) kündigte derweil Investitionen von 1,8 Millionen Euro für effektivere Sicherheitsmaßnahmen im Olympiastadion von Rom an.
Quelle: http://www.n-tv.de/519625.html
