nobilissa hat geschrieben:Das mit dem Respekt und dem Kultstatus mutet mich eben seltsam an. Kann man als gestandener Mann (ich zähle die argentinischen Natiionalspieler jetzt mal dazu) jemanden wirklich achten, der mit sich selber nicht klar kommt ? Seien wir doch ehrlich: Verweigerung der Anerkennung eines unehelichen Sohnen und Zahlung von Alimenten, Steuerschulden in Millionenhöhe, z.T. erzwungene Einweisungen in Drogenentzugs- und psychiatrische Kliniken, nachgesagte Kontakte zu kriminellen Vereinigungen, Luftgewehrtattacken auf Journalisten, Weigerung der Teilnahme an Freundschaftsspielen wegen zu wenig anwesender Fans etc. etc.
Mössiö hat geschrieben:Absolut. Zwischenmenschlich und Intellektuell ist Maradona überhaubt nicht ernstzunehmen. Ich weiss auch nicht inwiefern das klassische Rollenspiel der Anhängerschaft resp. des Volkes im Falle Maradona um sich greift. Meist wird ja die Person welche als Retter, Idol und fast schon als Vater im Geiste gesehen wird, vom Volke ebenfalls auch furchtbar bemuttert. Will heissen ein Lügner und Betrüger wird lediglich als Schlingel gesehen, eine Ehebrecher und notorischer Fremdgeher als Schürzenjäger usw. (ohne interessanterweise das Bild des Helden zu verlieren) etc. etc.
maradona hat in argentinien so etwas wie ein heiligenstatus! in argentinien kann man argentinien-trikots kaufen mit der nummer 10, auf welchen anstatt der name maradona steht: dios existe! (gott gibt es!). ich sass schon am tisch mit argentiniern und da schaut einer auf die uhr, erblickt das datum und sagt dann: morgen hat gott geburtstag. gemeint war natürlich der geburtstag von maradona. auch wenn dies vielleicht alles auch eine brise humor enthält, so ist es wahrlich mehr... oder wisst ihr jetzt grad ohne nachzuschauen, wann odermatt, massimo oder gar zanni

geburtstag haben?
maradona kann in argentinen jetzt wirklich machen, was er will. der argentinier wird immer nur das positive an seinen aktionen sehen (wollen).
meine interpretation ist, dass das phänomen maradona vergleichbar ist mit dem, was die amis den "american dream" nennen. das man von unten nach ganz oben kommen kann, wenn man nur will. in argentinien kommt zudem noch die komponente von arm und reich dazu. maradona repräsentiert sozusagen den "argentinischen traum" und auch ein versagen als trainer - was ich persönlich als ziemlich wahrscheinlich erachte - würde der figur maradona zumindest in argentinien seinen status als heiliger nicht aberkennen. man würde dann erklärungen finden, die ihn quasi als opfer aussehen lassen: "er war bereit, sich in einer schwierigen zeit, für sein land zu opfern", "die korrupten verbandsbonzen oder die korrupte FIFA haben ihm steine in den weg gelegt" usw. usw.
sollte er jedoch als trainer weltmeister werden.... nicht auszudenken, was dann in argentinien los wäre...