Artikel "moderner" Fussball

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Schubidu
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Artikel "moderner" Fussball

Beitrag von Schubidu »

gefunden auf einer Regional-Verbandsseite des SFV:



«Moderner» Fussball?

von Bruno Füchslin, Medienberichterstatter (11.08.2008)

Also, ich weiss nicht, ob ich heute als Aktiver noch Freude hätte, Fussball zu spielen. Dieser «moderne» Fussball löst bei mir so ab und zu ein inneres Kopfschütteln aus. Die stetig steigende, auch so trainierte und geforderte physische Kraft hätte theoretisch das Fussballspiel schneller machen sollen. Die Praxis zeigt vielfach: Es ist nicht zwingend schneller, vielfach nur hektischer geworden. Was da an Bällen verschenkt wird u2013 ungenaue Pässe, Eckbälle ins Niemandsland, Einwürfe so, dass sie der Mitspieler nicht annehmen kann, Torhüterauskicke, die zu 80 Prozent in des Gegners Füssen landen u2013 ist nur das Eine. Die Qualität hinkt dem gewünschten Tempo zu oft hinterher; (zu) viele sind schlichtweg überfordert. Und da man die vorhandene Kraft (sprich auch Konzentrationsfähigkeit) mit dem wenn möglich 90 Minuten dauernden Pressing auf den Ballbesitzenden und «Räume schliessen» nach und nach auslaugt, wundert es nicht, dass «Fussball modern» zwar intensiv ist wie nie zuvor; als Zuschauer, der gerne noch eine Prise gelebte und umgesetzte Kreativität sehen möchte, bleibt man mehr und mehr auf der Strecke.

Und diese in den letzten Jahren aufgekommene, von der Champions League bis hinab in die 5. Liga zu beobachtende Seuche, dass bei einem Eckball Mann und Maus in den eigenen Strafraum zurück rennen u2013 da stehen jenem, der noch hat, die Haare zu Berge. Ist dies ein Motto des modernen Fussballs: «Je mehr Beine und Leiber im Weg stehen, desto geringer ist die Chance, dass das Leder ins Netz saust»? Mein einfaches Fussballhirn meinte, dass ein Stürmer (und auch offensive Mittelfeldspieler) auch bei einem Eckball für den Gegner in ihren feld-geografischen Positionen beweglich bleiben, aber sie primär nicht verlassen; damit binden sie ihre direkten Gegenspieler auch in ihre eigene Position, sind sozusagen bereits wieder offensiv ausgerichtet. Als Stürmer wie ein Wieseli seinem Verteidiger nachhasen, nur weil ein Eckball ansteht, verpufft im Laufe eines langen Spiels dermassen viel Kraft, dass man diese dann halt vor dem gegnerischen Tor nicht mehr hat.

Aber vielleicht wünsche ich mir zu viel. Irgendwie passt dieser heutige Fussball zu unserem Leben, das uns allen so ab und zu Sorgen bereitet. Schnell, immer schneller. Im Räderwerk mitdrehen (man erinnert sich wieder an diese so symbolischen, grossen Zahnräder in Charlie Chaplins «Modern times»). Mit dem Handy jemanden anrufen, der weit weg ist u2013 dafür jene vergessen, mit denen man gerade zusammen ist. Nach einem Spiel nicht mehr eins trinken und ein bisschen plaudern, sondern sofort abhasen, weil man dahinter bereits etwas vermeintlich viel Wichtigeres vorhat.

Erholen (?) von all dem kann man sich während dreier Wochen in den Ferien u2013 auch wenn die Trainer da und dort beklagen, dass sie bei Saisonbeginn nicht alle Spieler zur Verfügung stehen hätten. Das kann bei jenen, die eines haben, ein schlechtes Gewissen auslösen und verschlechtert die Perspektiven, bei Saisonstart zur Stammelf zu gehören.

«Moderner» Fussball oder gehetzte Sklaven, irgendwie immer wieder doch noch auf der Suche nach der verlorenen Freude, die man als Kind noch hatte, wenn ein Ball auf dem Fuss tanzte und man dreimal jonglieren konnte? Und nur fürs eigene (Herz-)Empfinden der König aller Könige war, wenn einem ein erfolgreicher Torschuss gelang?


Wollte das mal kommentarlos reinstellen, falls schon mal gepostet... Naja, Pech gehabt.
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Balisto
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Beitrag von Balisto »

Bruno Füchslin, seit langem für den FC Tuggen unterwegs. Guter Mann, sehr gut geschrieben.

Kann man auf das ganze heutige Leben ausdehnen.

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cigán
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Beitrag von cigán »

und irgendwie geht überall der gute geist verloren....

schade...
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Master
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Beitrag von Master »

da wünscht sich jemand "alte zeiten" zurück. ich tu es nicht. ich lebe mit dem heutigen fussball ganz gut und ganz ehrlich, solche spiele von früher anzuschauen finde ich grauenhaft.
fussball hat sich entwickelt und zwar in richtung leistung. viele erfolgreiche leute von damals könnten heute keine stricke zerreissen, auch wenn sie einigermassen talentiert und technisch gut sind. training und kondition wurden massiv verstärkt, das wirklich sich halt aus.

nein, das wünsche ich mir nicht auf dem platz zurück. von mir aus auf dem bolzplatz mit freunden, aber ich will nicht das gefühl haben selber mehr rennen zu können als die 11 auf dem platz...

es heisst schliesslich auch leistungssport...
Beckenpower hat geschrieben:Mir hän scho gwunne. Aber mir chönne no massiv gwünner.

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seth
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Beitrag von seth »

Master hat geschrieben:viele erfolgreiche leute von damals könnten heute keine stricke zerreissen, auch wenn sie einigermassen talentiert und technisch gut sind. training und kondition wurden massiv verstärkt, das wirklich sich halt aus.
ich möchte nicht wissen, wie massiv und mit welchen mitteln heutzutage gedopt wird...
baslerstab hat geschrieben:fraue hän eifach s'fuessballgen nit. drzue kunnt, dass ihne ihri oberflächlichkeit in allne läbenslage im wäg stoht. d'optik und s'boortmoonee mien stimme, denn isch alles andere sekundär. de kasch se vrarsche, demietige und prügle - sy sinn z'friede und vrteidige di immer und überall!
salegh hat geschrieben:sit die modefiiiz und die metrosexuelle flachzangene in usgang bzw. ins stadion derfe goht die welt dr bach ab!

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König 1893
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Beitrag von König 1893 »

jaja früher alles besser....hat wohl vergessen, das Ballverlüste zum Spiel gehören. Aber früher waren es natürlich alles Maschinen und der Meister hatte 90 kein Ballverlust und bei einem Eckball gab es auch NIE ein Gedrängel vor dem Tor. :rolleyes:
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Franco Costanzo 2006 - 2011

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