Benjamin Huggel: «Wir müssen intelligenter sein»
Interview: Ueli Kägi, Guimarães;
Heute Abend trifft der FCB im Hinspiel der entscheidenden Qualifikationsrunde der Champions League auswärts auf Vitória Guimarães. Mittelfeldspieler Benjamin Huggel verlangt eine Leistung ohne Fehler.
Benjamin Huggel, was wissen Sie über Vitória und was erwarten Sie vom Spiel?
Wir wissen, dass die Mannschaft sehr solid ist, selten hoch verliert und selten hoch gewinnt, dass sie sehr kalkuliert auftritt. Was uns im Stadion für eine Ambiance erwartet, können wir nur erahnen. Wie ich gehört habe, sollen sich die Einwohner der Stadt sehr stark mit dem Klub identifizieren (Vitória hat 30'000 Klubmitglieder und in der portugiesischen Liga einen Zuschauerdurchschnitt von 19'000. Das Estádio Dom Afonso Henrique fasst 30'000 Leute).
Schweizer Klubs und auch der FCB taten sich in der Vergangenheit schwer gegen südländische Vereine. Weshalb?
Ich glaube nicht, dass man verallgemeinern kann. Aber klar ist auch, dass die portugiesische Liga im Schnitt besser ist als die Super League. Es ist mehr Geld im Spiel, zwei Teams sind in der Champions League gesetzt, aus der Schweiz muss sogar der Meister in die Qualifikation. Die Unterschiede sind offensichtlich und entsprechend schwierig ist dieses Los für uns. Trotzdem sind wir froh, dass Guimarães keine absolute Spitzenmannschaft Portugals ist wie Benfica, Sporting oder Porto u2013 auch wenn der dritte Platz der vergangenen Saison ein sehr guter Leistungsausweis ist.
Nur weil der Name nicht besonders bekannt ist, kann man nicht davon ausgehen, dass diese Mannschaft einfach zu schlagen ist.
Genau, das wollte ich damit sagen. Aber vielleicht hat sie trotzdem nicht dieses Selbstverständnis der bekannten portugiesischen Mannschaften. Die Spieler sind sich noch nicht gewohnt an grosse Spiele und grosse Erfolge, sie verlangen nicht mit derselben Selbstverständlichkeit den Sieg von sich wie Spieler aus Lissabon oder Porto. Trotzdem: Einfach wird es dennoch nicht für uns.
Die Aufgabe scheint aber leichter zu sein als bei den zwei erfolglosen Basler Versuchen, die Champions League zu erreichen. 2004 gegen Inter und 2005 gegen Werder Bremen.
Es sieht so aus. Inter und Bremen kamen aus den grössten Fussballligen, nur folgt Portugal nicht weit dahinter. Wir hatten kein absolutes Losglück, schon in der zweiten Qualifikationsrunde mit IFK Göteborg nicht.
Der FCB ist resultatmässig gut in die Saison gestartet, die Leistungen aber waren nicht immer überzeugend.
Das ist richtig. Doch ich sage immer: Es ist besser, die Schwächen im Erfolg zu korrigieren statt im Misserfolg. Im Fussball geben die Resultate Recht und überdecken die Probleme. Es gilt trotzdem, dass wir zulegen und in gewissen Phasen des Spiels intelligenter und dominanter sein müssen. Wir dürfen heute Abend keine Fehler machen, sonst wird es sehr schwer.
Stört es Sie, dass der FCB in den vergangenen Partien vor allem Tore auf Standardsituationen erzielte und selten aus dem Spiel heraus traf?
Überhaupt nicht. Jedes Tor zählt einmal, ob es ein Schuss aus 30 Meter war oder ob der Ball irgendwie über die Linie gestochert wurde. Wichtig ist, dass wir diese Tore machen. Ich sehe auch die Polemik nicht ein, die deshalb um uns gemacht wird. Die stehenden Bälle sind eine unserer Qualitäten. Das muss man anerkennen. Logischerweise möchten wir auch Tore aus dem Spiel heraus erzielen. Wir sind eine Mannschaft, die gerade in den Heimspielen viel Druck auf den Gegner ausübt auf oft defensiv eingestellte Gegner. Das verlangt nach Flügelspiel, Flügelspiel bringt Eckbälle ein, und dadurch steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass wir Tore nach stehenden Bällen erzielen.
Was machen Sie am Tag des Spiels noch?
Am Morgen ein kleines Training, in dem wir auch noch ein paar Eckbälle und Freistösse einstudieren. Wir spielen auch 5:2, einfach um etwas anzuschwitzen für den Match. Am Nachmittag wird geruht und gegen 17 Uhr noch einmal gegessen. Darauf folgt die Teamsitzung und die Abfahrt zum Stadion.
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