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Wichtige Weichen für Euro 2008 gestellt: Sicherheitskonzept liegt auf dem Tisch
Auch abseits der derzeit brisanten Teamchef-Frage wurden am Montag im Vorfeld der Fußball-EM 2008 wichtige Weichen gestellt. Innenministerin Liese Prokop und der Präsident des Österreichischen Fußballbundes, Friedrich Stickler, stellten am Abend in Wien das Sicherheitskonzept für die Euro 2008 vor. Vorgesehen sind in dem 500 Seiten starken Papier unter anderem Sicherheitszonen mit Wegweiserecht um die Stadien und die Erstellung einer Gefährderdatei.
"Pro Spieltag werden bis zu 1.300 Polizisten - je nach Risikolage - im Einsatz sein", kündigte Prokop an. Dabei ist anzumerken, dass diese Zahl nur für Wien gilt, in Klagenfurt und Innsbruck werden es bis zu 1.100, in Salzburg bis zu 900 Beamte sein. Grundsätzlich will die Ministerin dies mit den vorhandenen Möglichkeiten bewerkstelligen, Überstunden und Urlaubssperren wird es geben.
Sollte die österreichische Exekutive nicht allein den Arbeitsanfall bewältigen können, bestehe grundsätzlich auch die Möglichkeit, auf ausländische Beamte zurückzugreifen, sagte Prokop. Diese Polizisten würden im Fall des Falles aus Deutschland kommen. Für die WM 2006 hat übrigens Deutschland bei Österreich um Assistenzeinsätze von Exekutivkräften angefragt.
Für die Sicherheit in den Stadien seien grundsätzlich zunächst einmal deren Betreiber verantwortlich, betonte die Ministerin. Das wird zunächst mit privaten Ordnerdiensten erfolgen. Erst wenn die Lage kritisch werden sollte, wird die Exekutive sichtbar eingreifen.
Für 500 Meter im Umkreis sind während, vor und nach den Spielen Sicherheitszonen geplant. In diesen Bereichen wird auch ein Wegweiserecht bestehen. "Das wird eine Novelle im Sicherheitspolizeigesetz sein, die in den nächsten Tagen in Begutachtung geht", sagte Prokop. Angelehnt wird dieses Modell an die bestehenden Schutzzonen, die gesetzliche Regelung soll nach der Euro 2008 in Kraft bleiben. Ebenfalls angedacht ist der Einsatz von Schnellverfahren, hier gebe es Gespräche mit dem Justizministerium, sagte Günther Marek, Leiter der nationalen Fußballinformationsstelle, der die Umsetzung des Konzepts koordinieren soll. Auch für die Sicherheit der Mannschaften soll zunächst mit privaten Diensten gesorgt werden. Auch hier gilt: Wenn es ernst zu werden droht, wird die Polizei übernehmen.
Ein wesentlicher Punkt des Konzepts ist die Abwicklung der Einreise der Fans: Fix ist Prokop zufolge, dass die Grenzkontrollen zum Nicht-Schengen-Mitglied, aber Co-Veranstalter Schweiz aufgehoben werden. Die Kontrollen zu den anderen Anrainerstaaten könnten vorübergehend wieder eingeführt werden. Nach einem anderen Szenario könnten auch nur zu Italien und Deutschland die Kontrollen wieder durchgeführt werden. Dritte Möglichkeit ist, dass die Grenzen offen bleiben, dabei aber verstärkt kontrolliert wird. Welches Szenario Wirklichkeit wird, will man kurz vor Beginn der Euro entscheiden.
Wichtig sei, wie Marek sagte, die Sammlung von Informationen aus den Teilnehmerstaaten. Geplant ist unter anderem die Erstellung einer Zentralen Gefährderdatei. Zudem will Österreich im Rahmen seiner EU-Präsidentschaft darauf drängen, dass mehr EU-Staaten das britische Modell übernehmen, das amtsbekannten Hooligans die Ausreise verwehren kann. In Österreich will die Exekutive im Umgang mit den Fans nach dem Motto "Dialog, Deeskalation, Durchgreifen" agieren, betonte Prokop. Das bedeute präventive Arbeit durch "freundliche Polizisten", auf Leute zugehen, aber auch "schnell durchgreifen, wenn es nicht anders geht".
Der finanzielle Aufwand soll nach Möglichkeit aus dem Regelbudget gedeckt werden. Zusätzliche Mittel könnten frühestens 2007 bereitgestellt werden, sagte Prokop. Stickler appellierte, dass es Aufgabe aller sei, "Österreich als einen der großartigsten Gastgeber zu präsentieren". Das sei für das Image und das Selbstverständnis des Landes besonders wichtig. "Es gilt, Freundlichkeit vom Grenzübertritt der Fans aus aller Welt bis zu ihrer Abreise zu zeigen. Das ist ganz besonders die Aufgabe der Exekutive", sagte der ÖFB-Präsident. In diesem Zusammenhang lobte er die "mehr als ausgezeichnete Zusammenarbeit" mit dem Innenministerium.(apa/red)