BULI: Die netten Schweizer schwächeln
Verfasst: 23.09.2005, 20:58
Die netten Schweizer schwächeln
Christoph Spycher und Benjamin Huggel sind bislang für den Bundesligisten Eintracht Frankfurt keine Verstärkung
VON FRANK HELLMANN
Christoph Spycher macht beim Fußball-Tennis keine schlechte Figur. Er lupft und jongliert den Ball nicht minder gekonnt als die Kollegen. Eine Stunde dauert das spaßige Treiben, dann darf sich Spycher mit den Stammspielern von Eintracht Frankfurt auf die Bank an der kleinen Kampfbahn der Wintersporthalle setzen und seinem Landsmann Benjamin Huggel beim Spielchen der Reservisten auf drei Tore zusehen. Aber auch das ist bald beendet. Wieder eine Einheit beim Fußball-Bundesligisten, in der die zwei Schweizer im Kader nicht weiter aufgefallen sind - was an diesem Tag weder positiv noch negativ gemeint ist, wenn der Trainer die Umfänge derart reduziert wie Friedhelm Funkel vor dem morgigen Auswärtsspiel beim VfL Wolfsburg.
Doch es mehren sich Stimmen, die sich mehr Einfluss der Eidgenossen auf das Frankfurter Spiel wünschen. Nur mitlaufen, das ist bei Spycher ein bisschen wenig. Gar nicht mehr mitmachen durfte Huggel zuletzt zweimal. "Das akzeptiere ich, finde ich aber nicht toll." Die Sperre von Jermaine Jones (Huggel: "Der ist doch eigentlich gelernter Stürmer, oder?") ist nun seine neue Chance im defensiven Mittelfeld, auch wenn Funkel das so explizit noch nicht bestätigen will.
"Das ist eine Unverschämtheit"
Die beiden Schweizer kicken zum ersten Mal außerhalb der Landesgrenzen, und hartnäckig hält sich Kritik - einige Beobachter insistieren sogar - , sie seien überfordert. Fraglos sind sie noch nicht die gewünschte Verstärkung. Da drängen sich Fragen auf.
Herr Huggel, sind Sie zu langsam für die Bundesliga? "Der Vorwurf ist eine Unverschämtheit. Ich habe zwar lange Beine, aber ich komme bei dem Tempo schon mit."
Herr Spycher, sind Sie zu behäbig für die Bundesliga? "Nein! Meine Leistung sollen andere beurteilen." Beide argumentieren mit großer Entschlossenheit - und einer gewissen Selbstüberzeugung. Spycher, ein stämmiger Typ (76 Kilo auf 1,75 Meter), kam von Grashopper Zürich zur Eintracht. Auf der linken Seite spielte sich der 27-Jährige bis in die Nationalelf. Er sagt: "Wir Schweizer müssen keine Komplexe haben. Der FC Thun spielt in der Champions League."
Huggel, eine hünenhafte Erscheinung (89 Kilo auf 1,90 Meter), wechselte vom FC Basel nach Frankfurt. Sechs Jahre war der 28-Jährige dort der zentrale Mann vor der Abwehr, erprobt auch in der Champions League. Er sagt: "Im Schnitt ist die Bundesliga ein bisschen schneller, aber das ist sportlich keine andere Welt."
Beide haben Abitur (in der Schweiz heißt das Matura), sie sind höflich, sie sind nicht unbeliebt. Aber vielleicht zu nett für die vor Gemeinheiten strotzende Bundesliga? Nach Spychers Selbstverständnis als Diensthabender der linken Außenbahn zählt zuvorderst dazu, hinten dicht zu halten. "Es bringt doch nichts, wenn ich dauernd nach vorne stürme und Löcher reiße." Auch Huggel sieht seine defensiven Verdienste nicht genug gewürdigt: "Gegen Leverkusen ging's, in Berlin hatte Marcelinho gegen mich keine Aktion, gegen Nürnberg der Mintal nicht."
Doch Probleme im Vorwärtsspiel sind offenkundig: Huggel verschleppt und verlangsamt das Aufbauspiel, kommt genauso wenig in Tritt und ins Spiel wie der biedere Spycher, der eingedenk deutlicher Schnelligkeitsdefizite keine Akzente setzt - so weiß auch Andree Wiedener diesen Part zu interpretieren. Solange der forsche, aber lange Zeit verletzte Christopher Reinhard Spycher nicht links überholen kann, wird Funkel an der Schweizer Lösung festhalten. Doch für Landsmann Huggel, der nach eigener Aussage "die Sperre von Jones nutzen will", gibt es viele Alternativen, die da heißen Preuß oder Chris oder Cimen. Letzteren nannte Funkel gestern als Option, um den Wolfsburger Spielmacher Andres D'Alessandro per Manndeckung aus dem Spiel zu nehmen.
http://www.fr-aktuell.de/ressorts/sport ... cnt=730745
Christoph Spycher und Benjamin Huggel sind bislang für den Bundesligisten Eintracht Frankfurt keine Verstärkung
VON FRANK HELLMANN
Christoph Spycher macht beim Fußball-Tennis keine schlechte Figur. Er lupft und jongliert den Ball nicht minder gekonnt als die Kollegen. Eine Stunde dauert das spaßige Treiben, dann darf sich Spycher mit den Stammspielern von Eintracht Frankfurt auf die Bank an der kleinen Kampfbahn der Wintersporthalle setzen und seinem Landsmann Benjamin Huggel beim Spielchen der Reservisten auf drei Tore zusehen. Aber auch das ist bald beendet. Wieder eine Einheit beim Fußball-Bundesligisten, in der die zwei Schweizer im Kader nicht weiter aufgefallen sind - was an diesem Tag weder positiv noch negativ gemeint ist, wenn der Trainer die Umfänge derart reduziert wie Friedhelm Funkel vor dem morgigen Auswärtsspiel beim VfL Wolfsburg.
Doch es mehren sich Stimmen, die sich mehr Einfluss der Eidgenossen auf das Frankfurter Spiel wünschen. Nur mitlaufen, das ist bei Spycher ein bisschen wenig. Gar nicht mehr mitmachen durfte Huggel zuletzt zweimal. "Das akzeptiere ich, finde ich aber nicht toll." Die Sperre von Jermaine Jones (Huggel: "Der ist doch eigentlich gelernter Stürmer, oder?") ist nun seine neue Chance im defensiven Mittelfeld, auch wenn Funkel das so explizit noch nicht bestätigen will.
"Das ist eine Unverschämtheit"
Die beiden Schweizer kicken zum ersten Mal außerhalb der Landesgrenzen, und hartnäckig hält sich Kritik - einige Beobachter insistieren sogar - , sie seien überfordert. Fraglos sind sie noch nicht die gewünschte Verstärkung. Da drängen sich Fragen auf.
Herr Huggel, sind Sie zu langsam für die Bundesliga? "Der Vorwurf ist eine Unverschämtheit. Ich habe zwar lange Beine, aber ich komme bei dem Tempo schon mit."
Herr Spycher, sind Sie zu behäbig für die Bundesliga? "Nein! Meine Leistung sollen andere beurteilen." Beide argumentieren mit großer Entschlossenheit - und einer gewissen Selbstüberzeugung. Spycher, ein stämmiger Typ (76 Kilo auf 1,75 Meter), kam von Grashopper Zürich zur Eintracht. Auf der linken Seite spielte sich der 27-Jährige bis in die Nationalelf. Er sagt: "Wir Schweizer müssen keine Komplexe haben. Der FC Thun spielt in der Champions League."
Huggel, eine hünenhafte Erscheinung (89 Kilo auf 1,90 Meter), wechselte vom FC Basel nach Frankfurt. Sechs Jahre war der 28-Jährige dort der zentrale Mann vor der Abwehr, erprobt auch in der Champions League. Er sagt: "Im Schnitt ist die Bundesliga ein bisschen schneller, aber das ist sportlich keine andere Welt."
Beide haben Abitur (in der Schweiz heißt das Matura), sie sind höflich, sie sind nicht unbeliebt. Aber vielleicht zu nett für die vor Gemeinheiten strotzende Bundesliga? Nach Spychers Selbstverständnis als Diensthabender der linken Außenbahn zählt zuvorderst dazu, hinten dicht zu halten. "Es bringt doch nichts, wenn ich dauernd nach vorne stürme und Löcher reiße." Auch Huggel sieht seine defensiven Verdienste nicht genug gewürdigt: "Gegen Leverkusen ging's, in Berlin hatte Marcelinho gegen mich keine Aktion, gegen Nürnberg der Mintal nicht."
Doch Probleme im Vorwärtsspiel sind offenkundig: Huggel verschleppt und verlangsamt das Aufbauspiel, kommt genauso wenig in Tritt und ins Spiel wie der biedere Spycher, der eingedenk deutlicher Schnelligkeitsdefizite keine Akzente setzt - so weiß auch Andree Wiedener diesen Part zu interpretieren. Solange der forsche, aber lange Zeit verletzte Christopher Reinhard Spycher nicht links überholen kann, wird Funkel an der Schweizer Lösung festhalten. Doch für Landsmann Huggel, der nach eigener Aussage "die Sperre von Jones nutzen will", gibt es viele Alternativen, die da heißen Preuß oder Chris oder Cimen. Letzteren nannte Funkel gestern als Option, um den Wolfsburger Spielmacher Andres D'Alessandro per Manndeckung aus dem Spiel zu nehmen.
http://www.fr-aktuell.de/ressorts/sport ... cnt=730745