Wiener Walze
Verfasst: 28.07.2005, 10:36
Er ist der grosse Feind von Genügsamkeit und Unprofessionalität im Fussball. «Fussballer sind wie störrische Esel. Wenn man ihnen nicht die Ohren lang zieht, wiehern sie und bleiben stehen.» (Die Yakins hat er nie trainiert. Leider.)
Derzeit zittert mal wieder die deutsche Bundesliga vor seiner verbalen Guillotine. Es ist Vorsaisonzeit u2013 Zeit von Max Merkel, Meistermacher und Schimpfmaul. In Bild schreibt er (oder ein Ghostwriter?) seine «Kultserie», den «Klassiker» u2013 die Saisonvorschau.
«Bonjour, wir sind in Bremen. Bei Monsieur Micoud», notiert er über den Bremer Spielmacher Johan Micoud. «Sein auffälligster Treffer letzte Saison war, dass er dem Kollegen Ernst eine Kopfnuss verpasste.» Torwart Wiese nennt er einen «gegelten Sportsfreund» und «Miss Piggy» u2013 wegen dessen Vorliebe für rosa Dresse. «Schläft mit Toaster auf dem Nachttisch, damit er auch nachts braun wird.»
Der «stramme Max», 87 Jahre alt und kein bisschen mundfaul. Wiener Goschu2019n für die einen, Pöbelrentner für die anderen. Einmal warf er einem Spieler vor, wegen ihm liessen die Mütter ihre Töchter nicht mehr auf die Strasse. Der Spieler klagte, erhielt 10000 Mark Schmerzensgeld, bat ihn aber später: «Beleidigen Sie mich mal wieder, ich brauch Geld.»
Schmäh drüber. Der in Wien geborene Merkel, Sohn einer Wiener Hausfrau und eines in Stalingrad gefallenen Offiziers, studierte Maschinenbau und kickte bei Rapid Wien, ein «Eisenfuss» neben dem «Genie» Ernst Happel, wie er ungewöhnlich bescheiden eingestand. Später war er im Stoff- und Tabakhandel tätig, ehe er Trainer wurde. Er hat in den Niederlanden, Deutschland, Spanien und in der Schweiz trainiert, war Meister, Cupsieger, Europacupfinalist. Sein Erfolgsrezept: «1. Der Trainer hat immer Recht. 2. Sollte er einmal nicht Recht haben, tritt Paragraf 1 in Kraft.»
Als Übungsleiter war er Peitschenknaller, mit Humor allerdings und Sinn für modernes Training. Früh erkannte er, was Fussball regiert: Geld («Marie», wie er sagte) und Show. Er hat, lange vor «ran», als Erster Ballyhoo im Fussball entfacht. Legendär sind seine Sottisen: «Die glauben, der Ball springt, weil a Frosch drin ist» (über Funktionäre), «Profis im Kassieren, Amateure in der Einstellung» (über Schweizer Fussballer). Einmal befahl er den Eleven Kopfschütteln als Leibesübung: «So müsst ihr antworten, wenn euch einer fragt, ob ihr Fussball spielen könnt.» Ein andermal hat er «die Alkoholiker gegen die Antialkoholiker spülu2019n lassu2019n. Die Alkoholiker ham 7:1 gewonnen. Da hab ich gu2019sagt: Saufts weiter.»
Nach der Trainerkarriere begann er in den Achtzigern ein neues Leben als Buchautor und Erfinder des «humorigen Pöbeljournalismus» (taz). Hätten sich seine Prognosen bloss teilweise erfüllt, die Bundesliga hätte sich in Luft aufgelöst. Damit hat er sich nicht wenige Feinde gemacht. Er wolle die Wahrheit sagen und die Leute zum Lachen bringen, entgegnete er stets, «ich nehm mich selbst ned ernst». Seine letzte Trainerstation, 1983, war der FC Zürich. «Als sich am Telefon einer mit Honegger meldete, dachte ich an den DDR-Staatschef», flachste er über den FCZ-Finanzchef Roland Honegger. Der hatte Maxe in den Skiferien aufgetrieben. Das erste Training leitete Merkel in Après-Ski-Montur, nach 31 Tagen hatte er fertig. Sein Urteil über den FCZ: «Ein verlorener Haufen!»
Von Ernst Kindhauser
wewo
Derzeit zittert mal wieder die deutsche Bundesliga vor seiner verbalen Guillotine. Es ist Vorsaisonzeit u2013 Zeit von Max Merkel, Meistermacher und Schimpfmaul. In Bild schreibt er (oder ein Ghostwriter?) seine «Kultserie», den «Klassiker» u2013 die Saisonvorschau.
«Bonjour, wir sind in Bremen. Bei Monsieur Micoud», notiert er über den Bremer Spielmacher Johan Micoud. «Sein auffälligster Treffer letzte Saison war, dass er dem Kollegen Ernst eine Kopfnuss verpasste.» Torwart Wiese nennt er einen «gegelten Sportsfreund» und «Miss Piggy» u2013 wegen dessen Vorliebe für rosa Dresse. «Schläft mit Toaster auf dem Nachttisch, damit er auch nachts braun wird.»
Der «stramme Max», 87 Jahre alt und kein bisschen mundfaul. Wiener Goschu2019n für die einen, Pöbelrentner für die anderen. Einmal warf er einem Spieler vor, wegen ihm liessen die Mütter ihre Töchter nicht mehr auf die Strasse. Der Spieler klagte, erhielt 10000 Mark Schmerzensgeld, bat ihn aber später: «Beleidigen Sie mich mal wieder, ich brauch Geld.»
Schmäh drüber. Der in Wien geborene Merkel, Sohn einer Wiener Hausfrau und eines in Stalingrad gefallenen Offiziers, studierte Maschinenbau und kickte bei Rapid Wien, ein «Eisenfuss» neben dem «Genie» Ernst Happel, wie er ungewöhnlich bescheiden eingestand. Später war er im Stoff- und Tabakhandel tätig, ehe er Trainer wurde. Er hat in den Niederlanden, Deutschland, Spanien und in der Schweiz trainiert, war Meister, Cupsieger, Europacupfinalist. Sein Erfolgsrezept: «1. Der Trainer hat immer Recht. 2. Sollte er einmal nicht Recht haben, tritt Paragraf 1 in Kraft.»
Als Übungsleiter war er Peitschenknaller, mit Humor allerdings und Sinn für modernes Training. Früh erkannte er, was Fussball regiert: Geld («Marie», wie er sagte) und Show. Er hat, lange vor «ran», als Erster Ballyhoo im Fussball entfacht. Legendär sind seine Sottisen: «Die glauben, der Ball springt, weil a Frosch drin ist» (über Funktionäre), «Profis im Kassieren, Amateure in der Einstellung» (über Schweizer Fussballer). Einmal befahl er den Eleven Kopfschütteln als Leibesübung: «So müsst ihr antworten, wenn euch einer fragt, ob ihr Fussball spielen könnt.» Ein andermal hat er «die Alkoholiker gegen die Antialkoholiker spülu2019n lassu2019n. Die Alkoholiker ham 7:1 gewonnen. Da hab ich gu2019sagt: Saufts weiter.»
Nach der Trainerkarriere begann er in den Achtzigern ein neues Leben als Buchautor und Erfinder des «humorigen Pöbeljournalismus» (taz). Hätten sich seine Prognosen bloss teilweise erfüllt, die Bundesliga hätte sich in Luft aufgelöst. Damit hat er sich nicht wenige Feinde gemacht. Er wolle die Wahrheit sagen und die Leute zum Lachen bringen, entgegnete er stets, «ich nehm mich selbst ned ernst». Seine letzte Trainerstation, 1983, war der FC Zürich. «Als sich am Telefon einer mit Honegger meldete, dachte ich an den DDR-Staatschef», flachste er über den FCZ-Finanzchef Roland Honegger. Der hatte Maxe in den Skiferien aufgetrieben. Das erste Training leitete Merkel in Après-Ski-Montur, nach 31 Tagen hatte er fertig. Sein Urteil über den FCZ: «Ein verlorener Haufen!»
Von Ernst Kindhauser
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