Neuzugang Philipp Degen (22) auf Kicker.de
Verfasst: 04.05.2005, 09:29
Dortmund: Neuzugang Philipp Degen (22) im Porträt - 04.05.2005*09:22
"Ich bin einer, der gerne marschiert"
Das Herz sticht ins Auge. Sofort. Fein säuberlich ist es gemalt, mit einem schwarzen Edding. Verziert mit einem "I" und den Initialen "P.D.". Der Blick schweift wenige Zentimeter abwärts, dort wird noch klarer, wem die Sympathien dieser Verehrerin gehören: "Philipp Degen". Entdeckt an einer Wand des St.-Jakob-Parks, der Heimat des FC Basel. Dort spielt ihr Liebling, noch.
Bald im Dress des BVB: Der Schweizer Neuzugang Philipp Degen (22).
Doch jener Philipp Degen, männlich, ledig, jung, sucht - keine Frau, obwohl viele für ihn schwärmen. "Das freut mich", so der künftige Profi von Borussia Dortmund, "aber ich habe die Richtige noch nicht gefunden. Ich konzentriere mich auf den Fußball." Als er das sagt, sitzen wir in einem kleinen Bistro vorm Stadion. Nur Fußball im Kopf? Diese Behauptung muss er erst mal beweisen. Also: Wie erleichtert war er, Philipp Degen, am 14. März? "Am 14. März?", wiederholt er etwas irritiert. Der Schweizer Jung-Nationalspieler nippt an seinem Mineralwasser. Dann fällt es ihm ein: "Ach ja, da wurde Dortmunds Sanierungsplan zugestimmt, der Verein war gerettet. Und ich war erleichtert. Das ist grandios für Deutschland." Grandios auch für Degen, dessen Vertrag nur für die Bundesliga galt. "Ja, sicher. Aber noch wichtiger ist es für die Fans dort. Für sie ist Fußball Leidenschaft. Genau wie für mich. Deshalb werde ich gut dorthin passen", verspricht er.
Auf wen darf Dortmund sich da freuen - was hat dieser Degen zu bieten? Was für eine Figur bereichert ab Juli die Bühne Bundesliga?
In Dortmund, wo die rechte Abwehrseite, Degens Position, in dieser Saison eher notdürftig ausgefüllt wurde, erwartet man als Nachfolger Evanilsons viel vom Schweizer. Offensiv wird der Rechtsfüßer, der sich mit links stetig zu verbessern versucht, die Anforderungen erfüllen. Gutes Auge, sichere Pässe, Tempo zeichnen ihn aus: "Ich bin einer, der gerne marschiert." Was sein Nationaltrainer Köbi Kuhn bestätigt und auch prophezeit: "Er wird sich in der Bundesliga durchsetzen. Er ist körperlich und konditionell gefestigt." Schwächen? Klar doch, der Mann ist erst 22 Jahre. "Im Kopfball, im Stellungsspiel muss ich mich verbessern", meint der Profi. "Und manchmal", ergänzt Kuhn, "kommt er nicht schnell genug zurück."
Mit Kuhn zusammen hofft Degen auf die Erfüllung eines Traums: die WM-Teilnahme mit den Eidgenossen 2006 in Deutschland. Derzeit liegt die Schweiz als Tabellendritter in der Gruppe 4 der Europa- Qualifikation hinter Frankreich und Israel gut im Rennen.
Hohe Ziele - damit kann Philipp Degen sich identifizieren. In Basel hat er zum Abschied den dritten Meistertitel im Visier. "Ich bin es gewohnt, oben mitzuspielen. Das will ich auch mit dem BVB. Es ist ein Traum für mich, dort vor 80 000 Fans zu spielen." Selbstbewusste Töne eines Spielers, der sich "menschlich und fußballerisch weiterentwickeln" möchte. "Klar", gibt er zu, "spielt Geld auch eine Rolle. Aber ich wäre schlecht beraten, wenn ich darauf als Erstes schauen würde." Klingt glaubwürdig, denn abgehoben ist der junge Mann nicht: "Ich weiß, dass man schneller fallen kann als man hoch kommt." Daher freut er sich in jungen Jahren über einen Nike-Vertrag, doch für alles würde er nicht werben: "Zigaretten sind tabu."
Eine Wohnung hat Degen, der in seiner Jugend Fan des FC Bayern war, in Dortmund noch nicht. Fest steht nur: Ein Trikot, das die Wand in Basel schmückt, darf er dort bestimmt nicht aufhängen: jenes des Schalkers Hamit Altintop, getauscht nach dem 1:1 im UEFA-Cup-Duell mit "Königsblau" 2004.
Was die Rivalität im Revier angeht, ist Degen informiert; auch sonst blickt er über den Tellerrand: "Der Tod des Papstes hat mich zuletzt bewegt. Außerdem lese ich viel über die Hintergründe des 11. September." Übertrieben intellektuell kommt er, leger gekleidet und in seiner Freizeit am PC spielend, deswegen nicht daher.
Ergo hat Degen, der mit seinem Zwillingsbruder David online zu finden ist ([url]http://www.degendegen.com)[/url], nicht nur Fußball im Kopf - doch seine große Liebe ist sein Job. Und wenn er in der Schweiz doch noch seine Traumfrau trifft? "Dann", grinst der Youngster, "kommt sie eben mit." Und wenn nicht, dürfen sich die Mädels in Dortmund freuen - und die Wände am Westfalenstadion werden bald so aussehen wie die in Basel.
Thomas Böker
"Ich bin einer, der gerne marschiert"
Das Herz sticht ins Auge. Sofort. Fein säuberlich ist es gemalt, mit einem schwarzen Edding. Verziert mit einem "I" und den Initialen "P.D.". Der Blick schweift wenige Zentimeter abwärts, dort wird noch klarer, wem die Sympathien dieser Verehrerin gehören: "Philipp Degen". Entdeckt an einer Wand des St.-Jakob-Parks, der Heimat des FC Basel. Dort spielt ihr Liebling, noch.
Bald im Dress des BVB: Der Schweizer Neuzugang Philipp Degen (22).
Doch jener Philipp Degen, männlich, ledig, jung, sucht - keine Frau, obwohl viele für ihn schwärmen. "Das freut mich", so der künftige Profi von Borussia Dortmund, "aber ich habe die Richtige noch nicht gefunden. Ich konzentriere mich auf den Fußball." Als er das sagt, sitzen wir in einem kleinen Bistro vorm Stadion. Nur Fußball im Kopf? Diese Behauptung muss er erst mal beweisen. Also: Wie erleichtert war er, Philipp Degen, am 14. März? "Am 14. März?", wiederholt er etwas irritiert. Der Schweizer Jung-Nationalspieler nippt an seinem Mineralwasser. Dann fällt es ihm ein: "Ach ja, da wurde Dortmunds Sanierungsplan zugestimmt, der Verein war gerettet. Und ich war erleichtert. Das ist grandios für Deutschland." Grandios auch für Degen, dessen Vertrag nur für die Bundesliga galt. "Ja, sicher. Aber noch wichtiger ist es für die Fans dort. Für sie ist Fußball Leidenschaft. Genau wie für mich. Deshalb werde ich gut dorthin passen", verspricht er.
Auf wen darf Dortmund sich da freuen - was hat dieser Degen zu bieten? Was für eine Figur bereichert ab Juli die Bühne Bundesliga?
In Dortmund, wo die rechte Abwehrseite, Degens Position, in dieser Saison eher notdürftig ausgefüllt wurde, erwartet man als Nachfolger Evanilsons viel vom Schweizer. Offensiv wird der Rechtsfüßer, der sich mit links stetig zu verbessern versucht, die Anforderungen erfüllen. Gutes Auge, sichere Pässe, Tempo zeichnen ihn aus: "Ich bin einer, der gerne marschiert." Was sein Nationaltrainer Köbi Kuhn bestätigt und auch prophezeit: "Er wird sich in der Bundesliga durchsetzen. Er ist körperlich und konditionell gefestigt." Schwächen? Klar doch, der Mann ist erst 22 Jahre. "Im Kopfball, im Stellungsspiel muss ich mich verbessern", meint der Profi. "Und manchmal", ergänzt Kuhn, "kommt er nicht schnell genug zurück."
Mit Kuhn zusammen hofft Degen auf die Erfüllung eines Traums: die WM-Teilnahme mit den Eidgenossen 2006 in Deutschland. Derzeit liegt die Schweiz als Tabellendritter in der Gruppe 4 der Europa- Qualifikation hinter Frankreich und Israel gut im Rennen.
Hohe Ziele - damit kann Philipp Degen sich identifizieren. In Basel hat er zum Abschied den dritten Meistertitel im Visier. "Ich bin es gewohnt, oben mitzuspielen. Das will ich auch mit dem BVB. Es ist ein Traum für mich, dort vor 80 000 Fans zu spielen." Selbstbewusste Töne eines Spielers, der sich "menschlich und fußballerisch weiterentwickeln" möchte. "Klar", gibt er zu, "spielt Geld auch eine Rolle. Aber ich wäre schlecht beraten, wenn ich darauf als Erstes schauen würde." Klingt glaubwürdig, denn abgehoben ist der junge Mann nicht: "Ich weiß, dass man schneller fallen kann als man hoch kommt." Daher freut er sich in jungen Jahren über einen Nike-Vertrag, doch für alles würde er nicht werben: "Zigaretten sind tabu."
Eine Wohnung hat Degen, der in seiner Jugend Fan des FC Bayern war, in Dortmund noch nicht. Fest steht nur: Ein Trikot, das die Wand in Basel schmückt, darf er dort bestimmt nicht aufhängen: jenes des Schalkers Hamit Altintop, getauscht nach dem 1:1 im UEFA-Cup-Duell mit "Königsblau" 2004.
Was die Rivalität im Revier angeht, ist Degen informiert; auch sonst blickt er über den Tellerrand: "Der Tod des Papstes hat mich zuletzt bewegt. Außerdem lese ich viel über die Hintergründe des 11. September." Übertrieben intellektuell kommt er, leger gekleidet und in seiner Freizeit am PC spielend, deswegen nicht daher.
Ergo hat Degen, der mit seinem Zwillingsbruder David online zu finden ist ([url]http://www.degendegen.com)[/url], nicht nur Fußball im Kopf - doch seine große Liebe ist sein Job. Und wenn er in der Schweiz doch noch seine Traumfrau trifft? "Dann", grinst der Youngster, "kommt sie eben mit." Und wenn nicht, dürfen sich die Mädels in Dortmund freuen - und die Wände am Westfalenstadion werden bald so aussehen wie die in Basel.
Thomas Böker