War das WM?

Alles über Fussball, ausser FCB.

War dies eine WM für Euch?

Umfrage endete am 02.01.2023, 23:35

Ja, toll
9
31%
Ja, leider
5
17%
Nein, messi
3
10%
Nein, danke
4
14%
Habs verpasst
8
28%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 29

RotBlauStift
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 562
Registriert: 10.09.2021, 01:36

War das WM?

Beitrag von RotBlauStift »

Nachdem ich nicht mal 90 min gesehen von dieser WM, wollte ich fragen: Hab ich was verpasst abgesehen von allen Fakten und Meinungen im Vorfeld?
Lucas Giuven, NLB.

Benutzeravatar
andreas
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 6728
Registriert: 27.03.2005, 19:22
Wohnort: Basel
Kontaktdaten:

Re: War das WM?

Beitrag von andreas »

Ich habe fast alle Spiele geschaut (Second Screen) und habe mich sehr gut unterhalten gefühlt. Vor allem in der Gruppenphase gab es viele Überraschungen. Sportlich war das aus meiner Sicht eine der besten WMs. Gefühlt (Factcheck?) gab es auch viel mehr Tore als sonst. Die passende Krönung war das Finale.
Copyright © andreas 2005–heute. Alle Rechte vorbehalten.

Rotblau, die App von Fans für Fans! Rotblau gibt es auf iOS, Android oder im Web.

EffCeeBee
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 2362
Registriert: 21.04.2014, 17:42

Re: War das WM?

Beitrag von EffCeeBee »

Rein sportlich betrachtet (ob man das kann/soll ist eine andere Frage), war es für mich die beste WM an die ich mich erinnern kann (meine erste WM war 98).

Ich bin überzeugt, dass man über dieses Endspiel noch in Jahrzehnten sprechen wird.

Benutzeravatar
SubComandante
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 13796
Registriert: 07.12.2004, 08:55
Wohnort: Fig da Foz

Re: War das WM?

Beitrag von SubComandante »

Das Endspiel war cool, keine Frage. Was es für mich nicht zu einer richtigen WM gemacht hat, war das ganze rundherum. Vermisse: Bilder von Fanaufmärschen. Iren, die in einer Unterführung gesanglich vollgas gegeben haben. "10 german bombers" Gesänge von den Tommies. Gepflegte riots.

Auf den Rängen war nur bei wenigen Teams was los. Aber genau das macht es aus. Und dabei meine ich nicht pfeiffende Marokkaner.

Was mich auch gestört hat ist, dass verschiedene Teams durch Erkältungen geschwächt wurden. Aber ja, in einer Wüste eine WM zu machen bringt das halt an sich.

Die Vorgeschichte war zum kotzen. So absurd, so korrupt, so unmenschlich. Konnte man zeitweise ausblenden, aber leider wurde immer wieder Infantino eingeblendet. Ich will den nicht mehr sehen. Er ist für mich das Gesicht von Korruption und einer Art von Macht, die ich abstossend finde.

Ich freue mich aber auf die EM in Deutschland. Ein Turnier in einem Land, dass eine richtige Fussballkultur hat. Und die WM in Kanada/USA/Mexiko finde ich auch interessant. Die Entfernungen sind aber etwas schwachsinnig.

Benutzeravatar
Basilius
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 874
Registriert: 28.07.2019, 00:56
Wohnort: Flutlichtmilieu

Re: War das WM?

Beitrag von Basilius »

Dem kann ich mich anschliessen, Andreas. Fussballerisch war das eine sehr gute WM. Nicht immer sportlich ganz fair. Aber ok.

Die 172  Tore an der WM in Katar bedeuten neuen Rekord. Bisher waren die torreichsten WMs die von 1998 und 2014 mit je 171 Toren. Gefolgt von 2018 mit 169 Toren. Dazu muss gesagt werden, dass die hohe Anzahl Tore natürlich auf die immer grösser werdende Anzahl Spiele zurückzuführen ist. Die wenigsten Spiele wurden 1934 (17) ausgetragen. Seit 1998 sind es 64 Spiele. Auch wenn an dieser WM die meisten Tore seit jeher gefallen sind, ist sie mit 2.6875 Toren pro Spiel unter dem Durchschnitt (2.82) geblieben. Mit sagenhaften 5.3846 Toren pro Spiel hält diesen Rekord die WM 1954 in der Schweiz. Andere Zeit. Aber trotzdem.

Quelle: WM Statistik Tore, Weltfussball.de

 

Benutzeravatar
Taratonga
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 4534
Registriert: 08.12.2004, 10:01
Wohnort: BE

Re: War das WM?

Beitrag von Taratonga »

Ich muss nichts mehr schreiben, sondern verweise auf Subcomms Post. Genau meine Ansicht

Waldfest
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 2098
Registriert: 19.07.2018, 15:33

Re: War das WM?

Beitrag von Waldfest »

Keine Sekunde live gesehen (hatte nicht eine Sekunde das Gefühl, was zu verpassen, liegt wohl aber auch daran, dass für mich hinter dem FCB lange lange gar nichts kommt ), aber viel darüber gelesen und paar Minuten gesehen:

Es war keine WM, wie ich sie definiere, es war halt ein künstliches Event, letztlich eine logische Folge der Entwicklung im modernen Fussball.

Was man so hört und liest hat auch die Verlegung in die laufende (europäische) Saison nicht zu einer wahnsinnigen Leistungssteigerung geführt, was aber irgendwie auch absehbar war, bei der kurzen Vorbereitungszeit.

Was bringt die Zukunft?

48er WM in vier Jahren, 32er Club WM in drei Jahren - Geld, Geld, Geld. Spiele, Spiele, Spiele. Infantino auf dem Thron bis zu seinem Tod (oder wenn die Amis wieder mal die Muskeln spielen lassen).

Da bin ich raus. Schön, wer da noch zuschauen kann bzw. das Ganze drumherum ausblendet, ich kann und will es nicht.

Online
Yazid
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 6668
Registriert: 11.07.2006, 09:21

Re: War das WM?

Beitrag von Yazid »

Sportlich gseh sicher sehr unterhaltsam, aber so richtig WM-fieber isch bi mir nie ufcho. Näbscht allem, wo scho gschriebe worde isch (merci Sub): dr salt bae trottel uf em raase mit em pokal... Sait eigentlich scho alles.

I hoff, die verdammti bloose platzt glii emol.

Benutzeravatar
Taratonga
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 4534
Registriert: 08.12.2004, 10:01
Wohnort: BE

Re: War das WM?

Beitrag von Taratonga »

Yazid hat geschrieben: 20.12.2022, 08:38 Sportlich gseh sicher sehr unterhaltsam, aber so richtig WM-fieber isch bi mir nie ufcho. Näbscht allem, wo scho gschriebe worde isch (merci Sub): dr salt bae trottel uf em raase mit em pokal... Sait eigentlich scho alles.

I hoff, die verdammti bloose platzt glii emol.

<Allein bei Instagram folgen ihm 49,8 Millionen Menschen. >
unglaublich

EffCeeBee
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 2362
Registriert: 21.04.2014, 17:42

Re: War das WM?

Beitrag von EffCeeBee »

Ich finde es eine wahnsinnig interessante Diskussion - was denn eine "wahre" Weltmeisterschaft sein soll.

Ich glaube je länger je mehr, dass wir gerade in Europa ein ziemlich verklärtes Bild über die Geschichte der Weltmeisterschaft haben. An dieser Stelle kann ich nur die Episoden 252-254 des Podcasts "The Rest is History" empfehlen, in welchen zwei britische Historiker die Geschichte der Weltmeisterschaft aufarbeiten.

 

Benutzeravatar
Faniella Diwani
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 2775
Registriert: 28.03.2014, 10:25

Re: War das WM?

Beitrag von Faniella Diwani »

Ja, das war WM. Und das war was wir auch in Zukunft erhalten werden. Plastik.
Fussball ist nur noch der auswechselbare Anlass für eine korrupte Sponsoren- und Politikersause.

Benutzeravatar
SvenBK
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 1071
Registriert: 13.12.2012, 11:13
Wohnort: Hinterem Mynschter
Kontaktdaten:

Re: War das WM?

Beitrag von SvenBK »

EffCeeBee hat geschrieben: 20.12.2022, 11:05 Ich finde es eine wahnsinnig interessante Diskussion - was denn eine "wahre" Weltmeisterschaft sein soll.

Ich glaube je länger je mehr, dass wir gerade in Europa ein ziemlich verklärtes Bild über die Geschichte der Weltmeisterschaft haben. An dieser Stelle kann ich nur die Episoden 252-254 des Podcasts "The Rest is History" empfehlen, in welchen zwei britische Historiker die Geschichte der Weltmeisterschaft aufarbeiten.


Ich denke solange man sich nur auf den Fussball freut und die Geschehnisse rundum nicht mitbekommt oder ignoriert (was mit den heutigen Zugängen über Medien und Internet beinahe unmöglich ist), kann man sich dafür begeistern. 

Ich denke auch als Kind/Jugendlicher interessieren einen Themen wie Korruption und Mafiöse Strukturen im Profi-Fussball noch nicht so stark. Darum waren für mich '98, 2002 und 2006 die geilsten Weltmeisterschaften... ab Südafrika habe ich dann auch angefangen andere Dinge zu erkennen. Brasilien 2014 hat mir total abgestellt.

Genau so die Instrumentalisierung dieses Turniers für Politische Zwecke, ist einfach nur zum kotzen. Wahrscheinlich war es in den 90ern auch schon so, aber eher als "Brot und Spiele für das Volk". Schwierig ist auch die Entwicklung des Formats der Turniere... es läuft nur auf "möglicht viele Einnahmen generieren" hinaus. Auf Kosten der Gesundheit der Spieler.

Auch das mediale Geschrei um Messi/Ronaldo während einer WM ist elend mühsam, da gehen andere Spieler einfach unter die ebenfalls ein gutes Turnier gespielt haben, nur weil die einen über ein riesiges Vermarktungspotenzial haben - obwohl sie bereits am Ende Ihrer Karriere stehen. Und ja, ich sehe beide gern spielen, sie sind die besten Ihrer Zeit.

 

Rojoazul
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 851
Registriert: 20.02.2021, 22:32

Re: War das WM?

Beitrag von Rojoazul »

SvenBK hat geschrieben: 20.12.2022, 12:12
EffCeeBee hat geschrieben: 20.12.2022, 11:05 Ich finde es eine wahnsinnig interessante Diskussion - was denn eine "wahre" Weltmeisterschaft sein soll.

Ich glaube je länger je mehr, dass wir gerade in Europa ein ziemlich verklärtes Bild über die Geschichte der Weltmeisterschaft haben. An dieser Stelle kann ich nur die Episoden 252-254 des Podcasts "The Rest is History" empfehlen, in welchen zwei britische Historiker die Geschichte der Weltmeisterschaft aufarbeiten.


Ich denke solange man sich nur auf den Fussball freut und die Geschehnisse rundum nicht mitbekommt oder ignoriert (was mit den heutigen Zugängen über Medien und Internet beinahe unmöglich ist), kann man sich dafür begeistern. 

Ich denke auch als Kind/Jugendlicher interessieren einen Themen wie Korruption und Mafiöse Strukturen im Profi-Fussball noch nicht so stark. Darum waren für mich '98, 2002 und 2006 die geilsten Weltmeisterschaften... ab Südafrika habe ich dann auch angefangen andere Dinge zu erkennen. Brasilien 2014 hat mir total abgestellt.

Genau so die Instrumentalisierung dieses Turniers für Politische Zwecke, ist einfach nur zum kotzen. Wahrscheinlich war es in den 90ern auch schon so, aber eher als "Brot und Spiele für das Volk". Schwierig ist auch die Entwicklung des Formats der Turniere... es läuft nur auf "möglicht viele Einnahmen generieren" hinaus. Auf Kosten der Gesundheit der Spieler.

Auch das mediale Geschrei um Messi/Ronaldo während einer WM ist elend mühsam, da gehen andere Spieler einfach unter die ebenfalls ein gutes Turnier gespielt haben, nur weil die einen über ein riesiges Vermarktungspotenzial haben - obwohl sie bereits am Ende Ihrer Karriere stehen. Und ja, ich sehe beide gern spielen, sie sind die besten Ihrer Zeit.



Fussball-Weltmeisterschaften wurden schon immer politisch instrumentalisiert. 1934 wollte Mussolini die Überlegenheit des Faschismus demonstrieren. 1950 Brasilien den Brasilianischen Aufbruch in die Moderne inszenieren. 1974 die BRD zeigen, dass Deutschland wieder zu den "Guten" gehört. 1978 wollte Argentinien der Welt zeigen dass es dort keine Folter und "keinen einzigen Gefangenen" (Zitat Kalle Rumenigge) gäbe. 1982 war dann Spanien dran mit "wir gehören wieder zu den Guten". Sportereignisse in den USA sind meines Erachtens ja eigentlich sowieso immer US-Propagandaereignisse, besonders während des "Der Kapitalismus hat Gewonnen!"-Triumphgeheuls in den 90ern. Die Geschichte der WMs nach 2010 ist bekannt.

Die sozialen Medien und die Kommerzialisierung hat alles vor Allem noch eine Runde schriller gemacht. Und dazu geführt, dass man sich dem schrillen Geschrei - wie z.B. "Messi vs. Ronaldo" - sich kaum entziehen kann. 

Einzig die Aufstockung der WM bringt mir etwas Hoffnung. Die Dominanz der UEFA+Arg/Brasilien finde ich langsam ermüdend. Derselbe Grund warum mir die Conference League irgendwie Spass macht: Es ist was neues, es sind nicht immer dieselben big 5. 

EffCeeBee
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 2362
Registriert: 21.04.2014, 17:42

Re: War das WM?

Beitrag von EffCeeBee »

Rojoazul hat geschrieben: 20.12.2022, 12:27
SvenBK hat geschrieben: 20.12.2022, 12:12
EffCeeBee hat geschrieben: 20.12.2022, 11:05 Ich finde es eine wahnsinnig interessante Diskussion - was denn eine "wahre" Weltmeisterschaft sein soll.

Ich glaube je länger je mehr, dass wir gerade in Europa ein ziemlich verklärtes Bild über die Geschichte der Weltmeisterschaft haben. An dieser Stelle kann ich nur die Episoden 252-254 des Podcasts "The Rest is History" empfehlen, in welchen zwei britische Historiker die Geschichte der Weltmeisterschaft aufarbeiten.


Ich denke solange man sich nur auf den Fussball freut und die Geschehnisse rundum nicht mitbekommt oder ignoriert (was mit den heutigen Zugängen über Medien und Internet beinahe unmöglich ist), kann man sich dafür begeistern. 

Ich denke auch als Kind/Jugendlicher interessieren einen Themen wie Korruption und Mafiöse Strukturen im Profi-Fussball noch nicht so stark. Darum waren für mich '98, 2002 und 2006 die geilsten Weltmeisterschaften... ab Südafrika habe ich dann auch angefangen andere Dinge zu erkennen. Brasilien 2014 hat mir total abgestellt.

Genau so die Instrumentalisierung dieses Turniers für Politische Zwecke, ist einfach nur zum kotzen. Wahrscheinlich war es in den 90ern auch schon so, aber eher als "Brot und Spiele für das Volk". Schwierig ist auch die Entwicklung des Formats der Turniere... es läuft nur auf "möglicht viele Einnahmen generieren" hinaus. Auf Kosten der Gesundheit der Spieler.

Auch das mediale Geschrei um Messi/Ronaldo während einer WM ist elend mühsam, da gehen andere Spieler einfach unter die ebenfalls ein gutes Turnier gespielt haben, nur weil die einen über ein riesiges Vermarktungspotenzial haben - obwohl sie bereits am Ende Ihrer Karriere stehen. Und ja, ich sehe beide gern spielen, sie sind die besten Ihrer Zeit.


Fussball-Weltmeisterschaften wurden schon immer politisch instrumentalisiert. 1934 wollte Mussolini die Überlegenheit des Faschismus demonstrieren. 1950 Brasilien den Brasilianischen Aufbruch in die Moderne inszenieren. 1974 die BRD zeigen, dass Deutschland wieder zu den "Guten" gehört. 1978 wollte Argentinien der Welt zeigen dass es dort keine Folter und "keinen einzigen Gefangenen" (Zitat Kalle Rumenigge) gäbe. 1982 war dann Spanien dran mit "wir gehören wieder zu den Guten". Sportereignisse in den USA sind meines Erachtens ja eigentlich sowieso immer US-Propagandaereignisse, besonders während des "Der Kapitalismus hat Gewonnen!"-Triumphgeheuls in den 90ern. Die Geschichte der WMs nach 2010 ist bekannt.

Die sozialen Medien und die Kommerzialisierung hat alles vor Allem noch eine Runde schriller gemacht. Und dazu geführt, dass man sich dem schrillen Geschrei - wie z.B. "Messi vs. Ronaldo" - sich kaum entziehen kann. 

Einzig die Aufstockung der WM bringt mir etwas Hoffnung. Die Dominanz der UEFA+Arg/Brasilien finde ich langsam ermüdend. Derselbe Grund warum mir die Conference League irgendwie Spass macht: Es ist was neues, es sind nicht immer dieselben big 5. 
Es ist eben auch kein Zufall, dass beispielsweise die FA als weltweit führender Verband in der Vorkriegszeit nie an Weltmeisterschaften teilgenommen hat, unter anderem auch darum, weil man diesen Wettbewerb nicht wirklich ernst genommen hat aus sportlicher Sicht.

Die Entstehungsgeschichte Weltmeisterschaft ist wahnsinnig politisch. Auch Uruguay 1930 wollte sich primär als Gastgeber selbst profilieren und seine Stellung als damals reiches Land Südamerikas untermauern. Es wurde direkt angeknüpft an das 100-jährige Bestehen der Unabhängigkeit Uruguays und extra ein Stadion in Montevideo gebaut (Estadio Centenario mit über 90'000 Plätzen). 
 

Benutzeravatar
Taratonga
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 4534
Registriert: 08.12.2004, 10:01
Wohnort: BE

Re: War das WM?

Beitrag von Taratonga »

EffCeeBee hat geschrieben: 20.12.2022, 12:44
Rojoazul hat geschrieben: 20.12.2022, 12:27
SvenBK hat geschrieben: 20.12.2022, 12:12


Auch Uruguay 1930 wollte sich primär als Gastgeber selbst profilieren und seine Stellung als damals reiches Land Südamerikas untermauern. Es wurde direkt angeknüpft an das 100-jährige Bestehen der Unabhängigkeit Uruguays und extra ein Stadion in Montevideo gebaut (Estadio Centenario mit über 90'000 Plätzen). 
 

War mir nicht bekannt, danke

Benutzeravatar
SvenBK
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 1071
Registriert: 13.12.2012, 11:13
Wohnort: Hinterem Mynschter
Kontaktdaten:

Re: War das WM?

Beitrag von SvenBK »

EffCeeBee hat geschrieben: 20.12.2022, 12:44
Rojoazul hat geschrieben: 20.12.2022, 12:27
SvenBK hat geschrieben: 20.12.2022, 12:12


...

Fussball-Weltmeisterschaften wurden schon immer politisch instrumentalisiert. 1934 wollte Mussolini die Überlegenheit des Faschismus demonstrieren. 1950 Brasilien den Brasilianischen Aufbruch in die Moderne inszenieren. 1974 die BRD zeigen, dass Deutschland wieder zu den "Guten" gehört. 1978 wollte Argentinien der Welt zeigen dass es dort keine Folter und "keinen einzigen Gefangenen" (Zitat Kalle Rumenigge) gäbe. 1982 war dann Spanien dran mit "wir gehören wieder zu den Guten". Sportereignisse in den USA sind meines Erachtens ja eigentlich sowieso immer US-Propagandaereignisse, besonders während des "Der Kapitalismus hat Gewonnen!"-Triumphgeheuls in den 90ern. Die Geschichte der WMs nach 2010 ist bekannt.

Die sozialen Medien und die Kommerzialisierung hat alles vor Allem noch eine Runde schriller gemacht. Und dazu geführt, dass man sich dem schrillen Geschrei - wie z.B. "Messi vs. Ronaldo" - sich kaum entziehen kann. 

Einzig die Aufstockung der WM bringt mir etwas Hoffnung. Die Dominanz der UEFA+Arg/Brasilien finde ich langsam ermüdend. Derselbe Grund warum mir die Conference League irgendwie Spass macht: Es ist was neues, es sind nicht immer dieselben big 5. 
Es ist eben auch kein Zufall, dass beispielsweise die FA als weltweit führender Verband in der Vorkriegszeit nie an Weltmeisterschaften teilgenommen hat, unter anderem auch darum, weil man diesen Wettbewerb nicht wirklich ernst genommen hat aus sportlicher Sicht.

Die Entstehungsgeschichte Weltmeisterschaft ist wahnsinnig politisch. Auch Uruguay 1930 wollte sich primär als Gastgeber selbst profilieren und seine Stellung als damals reiches Land Südamerikas untermauern. Es wurde direkt angeknüpft an das 100-jährige Bestehen der Unabhängigkeit Uruguays und extra ein Stadion in Montevideo gebaut (Estadio Centenario mit über 90'000 Plätzen). 


Danke für die Inputs Rojoazul und EffCeeBee - richtig interessant!


 

Benutzeravatar
Lällekönig
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 2865
Registriert: 23.04.2011, 10:56
Wohnort: Basel

Re: War das WM?

Beitrag von Lällekönig »

Was ich an einer WM schätze ist, dass sie als sportliches Grossereignis unterschiedlichste Menschen anzieht, vor Ort ihre Mannschaften zu unterstützen und sich so die verschiedene Nationalitäten, Kulturen und Lebensweisen begegnen.
 
Gerade der Aspekt der Begegnung schien mir in Qatar stark vernachlässigt. Einerseits durch mangelnde Unterbringungsmöglichkeiten, andererseits wurde das Ausleben von unterschiedlicher Formen der Ausgelassenheit oder die Berichterstattung abseits der Spiele arg eingeschränkt. Ich würde daher weniger von «Gastgeberland» sprechen, eher von «Austragungsort». Ich habe die Bilder solcher Begegnungen vermisst, weil sie für mich irgendwie dazugehören.
 
Aus sportlicher Sicht, liess sowas wie das Endspiel zwar mein Herz höher schlagen, aber viele der nicht-sportlichen Aspekte erzeugten eher Brechreiz. Ich verweise auf SubComandantes guten Post und schliesse mich ihm an. Habe dementsprechend wenig geschaut.

Benutzeravatar
Aficionado
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 9159
Registriert: 12.06.2005, 13:15

Re: War das WM?

Beitrag von Aficionado »

SubComandante hat geschrieben:Das Endspiel war cool, keine Frage. Was es für mich nicht zu einer richtigen WM gemacht hat, war das ganze rundherum. Vermisse: Bilder von Fanaufmärschen. Iren, die in einer Unterführung gesanglich vollgas gegeben haben. "10 german bombers" Gesänge von den Tommies. Gepflegte riots.

Auf den Rängen war nur bei wenigen Teams was los. Aber genau das macht es aus. Und dabei meine ich nicht pfeiffende Marokkaner.

Was mich auch gestört hat ist, dass verschiedene Teams durch Erkältungen geschwächt wurden. Aber ja, in einer Wüste eine WM zu machen bringt das halt an sich.

Die Vorgeschichte war zum kotzen. So absurd, so korrupt, so unmenschlich. Konnte man zeitweise ausblenden, aber leider wurde immer wieder Infantino eingeblendet. Ich will den nicht mehr sehen. Er ist für mich das Gesicht von Korruption und einer Art von Macht, die ich abstossend finde.

Ich freue mich aber auf die EM in Deutschland. Ein Turnier in einem Land, dass eine richtige Fussballkultur hat. Und die WM in Kanada/USA/Mexiko finde ich auch interessant. Die Entfernungen sind aber etwas schwachsinnig.
Infantino hören ist fast noch schlimmer.

Benutzeravatar
Taratonga
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 4534
Registriert: 08.12.2004, 10:01
Wohnort: BE

Re: War das WM?

Beitrag von Taratonga »

Lällekönig hat geschrieben: 20.12.2022, 13:04 Ich würde daher weniger von «Gastgeberland» sprechen, eher von «Austragungsort». Ich habe die Bilder solcher Begegnungen vermisst, weil sie für mich irgendwie dazugehören.

Besser kann man es nicht formulieren.

Benutzeravatar
andreas
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 6728
Registriert: 27.03.2005, 19:22
Wohnort: Basel
Kontaktdaten:

Re: War das WM?

Beitrag von andreas »

Rein fantechnisch finde ich die EMs sowieso interessanter als die WMs. Unvergessen für mich die EM in Frankreich mit den tollen Fantreffen in den Städten und Stadien (Island, Nordirland usw.). An WMs gibts gefühlt immer diese Spiele, die keinen interessiert und die Stadien entsprechend leer sind. Liegt natürlich auch an den teils immensen Distanzen zum Heimatland und anderen Fankulturen.

Fantechnisch war diese WM eine absolute Farce. Es gab keine richtigen Fansektoren, es war alles durchmischt. Guten Support gab es eigentlich nur von Mexiko oder Argentinien. Der Rest wollte oder konnte nicht ins Stadion. Die Fans, welche sich den Eintritt leisten konnten (oder gesponsert bekamen) waren lieber am Smartphone als am Fanen. Der Protz-Metzger auf dem Feld gehört dann eben auch dazu. Die Zeiten ändern sich halt auch...

Ich wünsche mir, dass all die protestierenden Europäer sich jetzt auch entsprechend nachhaltig wehren werden, wenn die Fifa so weiterwurstelt. Sonst war das ganze Geheule rund um diese WM nur ein laues Lüftchen. Denn seien wir ehrlich: Bei anderen WMs gabs auch viele Skandale und danach kräht jetzt kein Hahn mehr.
Copyright © andreas 2005–heute. Alle Rechte vorbehalten.

Rotblau, die App von Fans für Fans! Rotblau gibt es auf iOS, Android oder im Web.

Rotblau2
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 1193
Registriert: 27.02.2022, 21:05
Wohnort: Region Basel

Re: War das WM?

Beitrag von Rotblau2 »

Wer dort war, hat Positives berichtet. Alles auf engem Raum, daher viele Fantreffen. Die  Spiele waren gut. Ist auch kein Wunder, weltweit werden immer mehr Topfussballer ausgebildet, oder je nach Sichtweise, herangezüchtet. Zur Abwechslung im arabischen Raum. Es ist Weltmeisterschaft, daher Okay dass diese auch in Ländern mit anderer moralischer Sichtweise stattfinden kann. Zudem hat dank der WM sich die Lage für die Gastarbeiter in Katar wesentlich verbessert, obwohl nicht der Standard Westeuropas erreicht wurde. 
Ich habe mehr als die Hälfte aller Spiele in voller Länge gesehen. Wenn ich Zeit gehabt hätte, hätte ich keine einzige Spielminute an dieser WM verpasst. 
Schade dass die Schweiz nicht mehr die notwendigen mentalen und körperlichen Reserven hatte, um im Achtelfinal nochmals eine gute Leistung zu zeigen.
Der Fussball ist immer noch weit davon entfernt, einen neuen Weltmeister herauszubringen. Auch in 4 Jahren werden Brasilien, Argentinien, Frankreich, England, Italien, Deutschland oder Spanien Weltmeister. 
In 4 Jahren auch wieder riesige Distanzen zwischen den Spielorten. Ohne Flugzeuge wird es für die Fans nicht gehen. 

Benutzeravatar
Taratonga
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 4534
Registriert: 08.12.2004, 10:01
Wohnort: BE

Re: War das WM?

Beitrag von Taratonga »

Die Spiele waren geil, ich wusste im Vornherein, dass ich es nicht schaffe zu boykottieren. Der Rest drumherum war zum Vergeseen

RotBlauStift
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 562
Registriert: 10.09.2021, 01:36

Re: War das WM?

Beitrag von RotBlauStift »

Meinen Dank für Eure Antworten. Ich muss feststellen, dass ich trotz allem etwas verpasst habe: Guter Fussball ohne (meine) Kultur.

Was ich aus den News gelesen habe, hat mich angewidert: Messi im Leichentuch, dieser Influenzer, der kocht und "Salz bäääh" heisst, keine richtige WM-Stimmung und keine "richtigen" Fans.

Meine erste WM war '90 mit Gianna, Edoardo und Maradona. Daher komme ich womöglich etwas altbacken daher. Aber so eine WM wünsche ich mir und Euch.

https://youtu.be/jYIIa20o6Ng
Lucas Giuven, NLB.

crogoran
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 415
Registriert: 30.06.2011, 19:40

Re: War das WM?

Beitrag von crogoran »

Mir fällt auf, dass viele "die kein Spiel gesehen haben", der selben Propaganda verfallen sind. Eigentlich genau das, was man immer der "Gegenseite" vorwirft.

Die WM war top, in allen Belangen. Die Stadien waren super, die Infrastruktur vor Ort auch, die Stadien waren gut gefüllt, der gespielte Fussball war ebenfalls auf einem hohen Niveau und mit den Überraschungen etc. war es auch gut.

Es ist schwer zu sagen, dass "es keine Fanaufmärsche gab", wenn man in Europa in den letzten 6-8 Monaten so krass instrumentalisiert wurde. Schlussendlich hat man vielen Leuten auch die Lust auf die WM gestohlen. Mir auch. Schlussendlich bin ich zum Schluss auch noch nach Katar geflogen und war dankbar, denn so sieht es plötzlich auch anders aus.

Japan und Korea hatten viele Fans dabei, die Latinos auch, die arabischen Mannschaften ebenfalls. Aus Afrika normal. Nur Europa hatte weniger Zuschauer dabei als sonst. Das Image von Europa als "Moralapostel" an dieser WM hat auf ALLEN Kontinenten stark gelitten und Mannschaften wie Deutschland haben sich sehr unbeliebt gemacht.

Ja, Katar ist noch ein Entwicklungsland in den meisten Belangen. Es gab viele Sachen die nicht gut sind beim Erstellen der Infrastruktur. Nichtsdestotrotz ist da auch extrem viel Heuchelei dabei. Aber man kann sich da auch selber kein Bild machen, wenn man die komplett negative Berichterstattung vom Blick, 20 Minuten oder Bild andauernd liest.

Ich persönlich habe auch nichts gegen eine Winter-WM ab und zu. Schaut euch Buenos Aires an. Die haben auch immer Winter an der WM. Und wenn man eine WM (2030??) nach Argentinien gibt, wäre November auf alle Fälle idealer als im Juni/Juli bei 5-10 Grad vor Ort. Es muss nicht immer alles an Europa angepasst werden.

War Katar eine gute Wahl für die WM? Nein, zu klein. War die WM trotzdem gut? Ja, auf alle Fälle? Soll man in Zukunft das Wahlverfahren anpassen und ethische Punkte miteinbeziehen oder mindestens "Mindestanforderungen" für die Erstellung der Infrastruktur etc. haben? Ja, ebenfalls auf alle Fälle!

Chrisixx
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 10768
Registriert: 31.05.2011, 17:25

Re: War das WM?

Beitrag von Chrisixx »

Ich sags mal so. Schade musste so eine coole WM (Spielerisch, Gruppen, etc) and so einem kack Ort stattfinden. Hoffentlich nie wieder, aber vielleicht schon in 8 Jahren wieder  :o

Waldfest
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 2098
Registriert: 19.07.2018, 15:33

Re: War das WM?

Beitrag von Waldfest »

crogoran hat geschrieben: 21.12.2022, 05:22 Mir fällt auf, dass viele "die kein Spiel gesehen haben", der selben Propaganda verfallen sind. Eigentlich genau das, was man immer der "Gegenseite" vorwirft.


Schwachsinn, sorry.

crogoran
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 415
Registriert: 30.06.2011, 19:40

Re: War das WM?

Beitrag von crogoran »

Waldfest hat geschrieben: 21.12.2022, 09:09
crogoran hat geschrieben: 21.12.2022, 05:22 Mir fällt auf, dass viele "die kein Spiel gesehen haben", der selben Propaganda verfallen sind. Eigentlich genau das, was man immer der "Gegenseite" vorwirft.

Schwachsinn, sorry.

Kann man so sehen, muss man nicht. Einige haben sich ihre Meinung schon im Vorfeld gemacht und haben tatsächlich eine gute WM verpasst. Auch vor Ort war es anders als es anderen WMs normalerweise ist. Leute aus vielen arabischen Ländern, Indien und aus allen -stan Ländern waren dort.

Aber wenn man nur die deutschsprachigen Medien liest und selber nicht schaut - dann verfällt man halt der eigenen Propaganda. Ich habe die WM von Asien aus geschaut und hatte viele Spiele um 2 Uhr morgens und bin nicht immer aufgestanden, nur für die Top-Spiele. Und wenn man etwas nicht sieht und es nicht weltbewegend war, sagt man schnell mal "ich habe nichts verpasst".

Wenn man aber ehrlich ist - vor Ort die WM selber (ohne den politischen Hintergrund), die war einfach gut. In Japan und Korea waren auch nicht viele Europäer vor Ort und haben eine Hammerstimmung gemacht. In Brasilien waren auch nicht übertrieben viele Europäer zu finden. Aber es sind immer andere vor Ort und machen es gut.

Für mich der schlechteste Punkt für diese und jede andere WM auch: Die FIFA gibt den Teams keinen eigenen Bereich und mischt immer alle Sektoren durch. Die UEFA aber macht Kurven für die Nationen und für gute Stimmung. Darum gehe ich gerne an EM-Spiele, da dort tolle Stimmung möglich ist. Bei WM-Spielen ist es nur bei einer "Invasion" möglich.

Benutzeravatar
Faniella Diwani
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 2775
Registriert: 28.03.2014, 10:25

Re: War das WM?

Beitrag von Faniella Diwani »

Für mich ist Nationalmannschaftsfussball zunehmend ein "ich mag nicht mehr gucken". Das liegt nicht nur an FIFA (und UEFA) sondern am ganzen Sponsoren- und Plastikumfeld. Das liegt auch an den Kuehgloggentuubelis welche es nicht verstehen können, wenn ein Kosovo-Secondo im Spiel gegen Serbien nicht nur Emotionen für das Land seines Reisepasses zeigt.

Was diesem Tournier fehlte war auch sowas wie die Englandfahne mit der Aufschrift "Bollocks".

Bild

Plastikturnier halt.

Waldfest
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 2098
Registriert: 19.07.2018, 15:33

Re: War das WM?

Beitrag von Waldfest »

crogoran hat geschrieben: 21.12.2022, 12:43
Waldfest hat geschrieben: 21.12.2022, 09:09
crogoran hat geschrieben: 21.12.2022, 05:22 Mir fällt auf, dass viele "die kein Spiel gesehen haben", der selben Propaganda verfallen sind. Eigentlich genau das, was man immer der "Gegenseite" vorwirft.
Schwachsinn, sorry.

Kann man so sehen, muss man nicht. Einige haben sich ihre Meinung schon im Vorfeld gemacht und haben tatsächlich eine gute WM verpasst. Auch vor Ort war es anders als es anderen WMs normalerweise ist. Leute aus vielen arabischen Ländern, Indien und aus allen -stan Ländern waren dort.

Aber wenn man nur die deutschsprachigen Medien liest und selber nicht schaut - dann verfällt man halt der eigenen Propaganda. Ich habe die WM von Asien aus geschaut und hatte viele Spiele um 2 Uhr morgens und bin nicht immer aufgestanden, nur für die Top-Spiele. Und wenn man etwas nicht sieht und es nicht weltbewegend war, sagt man schnell mal "ich habe nichts verpasst".

Wenn man aber ehrlich ist - vor Ort die WM selber (ohne den politischen Hintergrund), die war einfach gut. In Japan und Korea waren auch nicht viele Europäer vor Ort und haben eine Hammerstimmung gemacht. In Brasilien waren auch nicht übertrieben viele Europäer zu finden. Aber es sind immer andere vor Ort und machen es gut.

Für mich der schlechteste Punkt für diese und jede andere WM auch: Die FIFA gibt den Teams keinen eigenen Bereich und mischt immer alle Sektoren durch. Die UEFA aber macht Kurven für die Nationen und für gute Stimmung. Darum gehe ich gerne an EM-Spiele, da dort tolle Stimmung möglich ist. Bei WM-Spielen ist es nur bei einer "Invasion" möglich.

Du, ich gönne es jedem, der seinen Spass daran hat.

Aber jetzt was von "Propaganda" zu labern, das ist dann doch etwas gar weit hergeholt.

Ich bin ziemlich sicher, dass ich mich im Vorfeld dieser WM mehr damit befasst habe als 99% der Zuschauer. Nix (deutschsprachige) Propaganda und so. Diskutieren, informieren, recherchieren - wenn man wollte, konnte man das problemlos. Die Fakten waren für alle zugänglich, jeder konnte daraus seinen eigenen Schluss ziehen.

Mit zunehmendem Alter bin ich eben auch weniger Fans solcher künstlicher Events - im Wissen, dass dies bei Endrunden schon immer der Fall war und die "kultigen" frühreren WMs und EMs verklärt werden. 

Es gibt schlicht zu viele Spiele, auch CL schau ich seit Jahren genau aus diesem Grund nicht mehr - Geld, Geld, Geld, Spiele, Spiele, Spiele, Abo hier, Abo da, nein, das will ich einfach nicht. Habe ich in den letzten Jahren einige epische Spiele verpasst? Möglich. Juckt es mich? Nein.

Es hat seinen Grund, weshalb immer mehr (westliche) Sponsoren ihr Engagement bei der FIFA/UEFA überdenken. Nenn es Greenwashing, aber wenn man von 20 Sponsoren noch deren 2 kennt... Dann ist das auch ein Zeichen, dass der Fussball nicht mehr das ist, was er mal war.

Solange aber genug Menschen (unkritisch) nur Fussball schauen wollen und alles andere ausblenden, wird es immer so weiter gehen. Vielleicht schalt ich dann bei der 128er WM mal ein, wenn Gibraltar in Doha auf Burundi und Neukaledonien in Dubai auf die Seychellen trifft. Das hat ja auch seinen Reiz...

Benutzeravatar
Wasserturm
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 442
Registriert: 03.10.2014, 10:45
Wohnort: LU

Re: War das WM?

Beitrag von Wasserturm »

Eine WM mit sehr viel innerer Zerrissenheit. Generell kann ich sehr viel weniger mit Nationalmannschaftsfussball anfangen als mit Klubfussball. Das oft künstliche und aufgeplusterte, nationalistische Gehabe ist nicht meine Welt. Künstlich darum, weil die Dimensionen grösser sind, der familiäre Kontext vom Klubfussball fehlt und man sich so einen Zusammenhalt oft erfinden muss. Trotzdem immer wieder faszinierend und eigentlich ein absolutes Highlight.

Mein differenziertes Fazit zur WM:

War es eine "richtige" WM? Ja, klar. Sogar eine sehr sinnbildliche.

Habe ich geguckt? Ja, jedoch mit massiv weniger TV-Zeit und v.a. Lust als in allen Turnieren davor. Freue mich aber für Argentinien, dass es wieder mal geklappt hat, oder dass Marokko und Kroatien als fussballverrückte Nationen den Erfolg so abfeierten.

War der Fussball gut und bot Unterhaltung? Ja, phasenweise sehr sogar.

Eine Fussball-WM im arabischen Raum? Ja! Wieso nicht? Es gibt viele fussballverrückte Länder in diesem Raum. Katar als Teil einer Kandidatur mehrerer Länder und ohne Korruption / Sklavenarbeit wäre da auch willkommen.

Winter-WM? Ungewohnt, gewöhnungsbedürftig. Hätte aber Potential, das aufgrund der intrinsischen Unlust nicht ausgeschöpft wurde.

War das Drumherum gut? Ich war ja nicht da, kann es nicht wirklich beurteilen. Die Umstände, die zur WM führten und die "Nachhaltigkeit" dieses Turniers sind katastrophal, abstossend, lösen Würgreiz aus. Was noch viel mehr Brechreiz auslöst ist das Achselzucken vieler Menschen. "Es bringt ja eh nichts. Halt die Fresse, es ist jetzt halt so. Blablabla." Wenn man gleich so die Flinte ins Korn wirft, wird sich auch künftig nie etwas ändern. Schade.
Was bei mir dann aber auch Kopfschütteln auslöste, war die Überheblichkeit gegenüber indischen, generell asiatischen oder afrikanischen Fans, die sich eine Mannschaft aussuchten. Da wurde generell alles in einen Topf geworfen ("die sind eh alle gekauft").

Ist das "mein" Fussball? NEIN! Plastikfussball. Instrumentalisiertes Gedöns als Bühne für räudige, machtgeile Affen. Ich bin froh, fängt der Klubfussball wieder an. Für mich persönlich fehlte auch die Lust, weil genau jene Werte, für die ich im Klubfussball einstehe und kämpfe hier mit einem Stinkefinger in die Fresse der "normalen Leute" verletzt wurden. Geld, Geld, Geld.

Wäre eine "andere" WM auch in Katar möglich gewesen? Denke ja, aber das lässt wohl das Ego vom Emir und der FIFA nicht zu.

Leider bezweifle ich, dass Machtmenschen wie der geldgeile Infantilo auch nur einen Schritt zurück machen. Das ist für mich abstossend. Ich glaube, ich muss mal eine Paartherapie für mich und die Fussball-WM buchen..
:cool:  1960 | 1989 | 1992 | 2021  :cool:

Antworten