So will Burgener beim FC Basel die Kontrolle behalten
Bernhard Burgener, Mehrheitseigner beim FC Basel, sucht Investoren für den Fussballclub. Beteiligungsvehikel ist eine Briefkasten-Firma.
Von Sven Millischer
Der Briefkasten steht in der Basler Steinenvorstadt. Darauf vermerkt sind ein halbes Dutzend Firmen. Eine davon heisst «Basel Dream & Vision AG». Die Firma wurde Ende August gegründet. Wenige Wochen, nachdem die «Handelszeitung» publik gemacht hatte, dass sich eine britische Investmentgesellschaft namens Centricus am FC Basel beteiligen möchte.
Als Verwaltungsräte der Dream & Vision fungieren zwei Treuhänder aus Zug. Die beiden Statthalter sind Angestellte der Intertrust Group, einer international tätigen, börsennotierten Trustgesellschaft. Gemäss Homepage zählt unter anderem der Fussballverband Fifa zu den Referenzkunden der Intertrust.
Den Gründungsakt der Basler Briefkastenfirma begleiteten die Rechtsanwälte der Advokatur Vischer. Federführend war der Leiter des Sportrechte-Teams der Grosskanzlei.
Keine leeren Worte
Die Verbindung zur Welt des Sports ist kein Zufall, wie Recherchen zeigen. Die Neugründung «Basel Dream & Vision AG» hat Bezug zum Entertainment- und Sportrechte-Unternehmer Bernhard Burgener, dem rund 80 Prozent am FC Basel gehören.
«Dream & Vision soll zu einer Dachholding werden, die an der FC Basel Holding beteiligt wäre», sagt ein Nahestehender. «Damit möchte Burgener die Stimmrechtsmehrheit am Traditionsverein behalten. Auch dann, wenn womöglich ein ausländischer Investor die Mehrheit am Kapital des Clubs erwerben sollte.»
Burgener sichert sich die Kontrolle
Dass dies keine leeren Worte sind, zeigt sich am jüngsten Handelsregistereintrag der Dream & Vision. Mitte Dezember wurde nämlich das Aktienkapital der Gesellschaft praktisch verdoppelt auf gegen 200’000 Franken.
Zugleich hat man eine zweite Aktienkategorie geschaffen: Jene der Stimmrechtsaktien. Mit solch einem Setup könnte Burgener dereinst die Kontrolle über den Club behalten, trotz fremder Kapitalmehrheit beim Basler Traditionsverein.
Überraschend weitreichende Rechte
Burgeners «Traum-Vision», maximale Kontrolle bei minimalem Kapitaleinsatz, steht beim Basler Fussballclub jedoch ein Mann im Weg. Es ist dies David Degen.
Der Ex-Fussballer und Verwaltungsrat der FC Basel Holding besitzt zwar nur zehn Prozent am Club, hält aber dennoch weiterhin alle Trümpfe in der Hand. Denn Burgener gewährte Degen im Herbst 2019 bei dessen Beteiligungsnahme für mutmassliche zwei Millionen Franken überraschend weitreichende Rechte.
Degen kann sein Paket vergrössern
So sieht Degens Aktionärsbindungsvertrag sowohl ein Vorkaufs- wie ein Kaufrecht vor. Dies bedeutet: Nur wenn der Ex-FCB-Starspieler Burgeners Clubanteile nicht erwerben möchte, darf ein anderer Investor überhaupt zugreifen.
Degens Kaufrecht sieht zudem vor, dass er jederzeit maximal 35 Prozent der Burgener-Anteile zu einem bereits vordefinierten Preis übernehmen kann. Die Rede ist von zwanzig Millionen Franken. Allerdings ist sein Kaufrecht befristet. Es läuft noch in diesem Jahr aus.
Ob bereits Ende März, wie jüngst von der «BZ Basel» berichtet, oder doch erst im Herbst, ist unklar. Auch Degens Intentionen bleiben bislang nebulös.
David Degen schweigt
Der ehemalige Profisportler war, trotz mehrfacher Kontaktaufnahme, für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Zudem scheint das Tuch zwischen Burgener und Degen zerschnitten.
Als im letztes Jahr Indiskretionen über die Eigentumsmechanik beim FCB an die Presse gelangten, quittierte man diese mit anwaltlichen Abmahnungsschreiben. Eine «strategische Partnerschaft» auf Vertrauensbasis sieht anders aus.
Das Investoren-Karussell dreht
In diese Pattsituation passt, dass das Investoren-Karussell beim FC Basel seit Monaten munter weiter dreht. Die Rede ist von Interessenten aus China. Eine weitere Gruppe soll Ex-Bankier Eric G. Sarasin vermittelt haben.
Ja, selbst der ehemaliger Schweizer Berlin-Botschafter Thomas Borer soll potentielle Geldgeber an der Hand gehabt haben. Gleichzeitig liefen auch die Gespräche mit Centricus weiter, heisst es aus dem Clubumfeld.
Die entscheidende Frage - Wer hat das Sagen?
Dealbreaker war jedoch bislang stets die Frage nach der Kontrollmehrheit beim FC Basel. «An Investoreninteresse fehlt es grundsätzlich nicht», sagt ein Nahestehender. «Aber mit Burgeners Kontrollanspruch reduziert sich der Kreis der Geldgeber stark.»
Inzwischen versucht Burgener offenbar, potentielle Interessenten vom «Lerneffekt» einer Minderheitsbeteiligung zu überzeugen. Sein Umfeld sieht den Basler Traditionsverein in ihrer Vision jedenfalls bereits an der Seite eines starken, ausländischen Investors.
Und eingebunden in ein internationales Netzwerk aus mehreren Vereinen. Denn: «Kleinere Clubs wie der FC Basel können künftig nur mittels Kooperationen überleben.»
Internationale Dachholding
Einen Vorgeschmack auf einen solchen Club-Verbund liefert die FCB-Minderheitsbeteiligung am indischen Verein Chennai City FC sowie die angekündigte Zusammenarbeit mit dem argentinischen Club «Atlético San Lorenzo de Almagro».
Für solch grenzüberschreitende Beteiligungsnahme könnte die Dachholding «Dream & Vision» dabei als Klammer dienen. Eine Stellungnahme von Bernhard Burgener beziehungsweise dem FC Basel zu den Vorkommnissen rund um die «Basel Dream & Vision AG» steht noch aus.
Quelle:
https://www.handelszeitung.ch/unternehm ... e-behalten