stacheldraht hat geschrieben:Zürcher abeschutte bis s Bluet sprützt
E bitzeli provokativ, aber warum nid?
Greift eine Gruppe Zürcher vor dem Joggeli eine Familie tätlich an, nur weil der Binggis «Scheiss Züüri» gerufen hat. Dann kann die Aktion deines Urenkels den Rest der FCB-Gemeinschaft gleichzeitig verbinden und spalten. Es beinhaltet immer beide Möglichkeiten und es kommt schlussendlich darauf an, was überwiegt.
Wenn dein Urenkel sich alleine schützend vor die Familie gestellt hat, wird er angesichts der Überzahl an Zürchern eine gewisse Furcht verspürt haben. In der Heftigkeit seiner Reaktion, zeigt er aber, wie weit er zu gehen bereit ist und dass er sich nicht vor körperlichen Konsequenzen fürchtet. So kann er in Unterzahl die Zürcher einschüchtern, die Oberhand gewinnen und die Zürcher in die Flucht schlagen.
Diese Situation wird immer extrem unterschiedlich aufgefasst. Weil einige der Ansicht sind, dass man es hätte ausdiskutieren sollen, dass Gewalt nie eine Lösung sei, etc. Eine Frage der Verhältnismässigkeit ist immer subjektiv geprägt.
Daher erst einmal die (aus heutiger, heterogener Sicht) eindeutigen Aspekte, die Verbindendes schaffen:
Die Gewalt richtet sich gegen ein Feindbild ausserhalb der FCB Gemeinschaft.
Dein Urenkel zeigte Einsatz, einen Angriff auf die FCB Gemeinschaft zu vergelten.
Als er sich alleine einer Übermacht entgegenstellte, bewies er sogar Mut.
Solange diese Punkte in der Wahrnehmung überwiegen, verbindet die Tat mehr als sie spaltet. Man wäre eher bereit, die Gewalttat zu verstehen und zu verzeihen. Könnte sogar Stolz auslösen, so einen auf der eigenen Seite zu wissen. Die Konsequenz wäre, dass wohl auch eine mehr oder weniger geschlossene Front, sich der (mit Sicherheit folgenden) Medienhetze und politischen Bestrebungen zu mehr Repression entgegen stellen würde, etc.
Je ausgeglichener das Zahlenverhältnis dieses Konfliktes, je undurchsichtiger die Motivation oder die Abläufe waren, desto eher wird die Verhältnismässigkeit der Gewalt nach heutiger Beurteilung in Frage gestellt. Es wird bestimmt welche geben, die sich ihm nicht mehr verbunden fühlen und daher gedanklich aus ihrer Vorstellung von
FCB Fan ausschliessen. Solange ihn wenige ausschliessen, bleibt das Gros der Gemeinschaft intakt. Je näher das an 50:50 geht, desto eher spaltet es die Gemeinschaft.
Jetzt kann deine Zukunftsvision natürlich eine sein, wo die Mehrheit dieses Mass an Gewalt für gut befindet und sie darum zum Sinnbild dafür wird, wofür der FCB stünde. Dann gäbe es schneller mehr verbindende Punkte, in denen man sich findet und diese Tat gutheisst.
Wie würde sich die heterogene wabernde Masse an Vorstellungen und Erwartungen der FCB-Gemeinschaft denn entwickeln, wenn «Zürcher abeschutte bis s Bluet sprützt» die Mitte wäre und den grössten gemeinsamen Nenner bildete? Da gäbe es die Gemässigteren, welche sich für reine Handgemenge und blaue Flecken einsetzen und die Radikalen, welche zu Handfeuerwaffen greifen und die Mitte mit Aussagen wie «Zürcher abknalle, Köpf miend platze» provoziert. Ein Szenario, in dem Tritte bis das Blut spritz der gemässigtere Rand darstellte, will ich mir gar nicht erst ausmalen.
Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass die Repressionen zunehmen, Sicherheitskosten steigen, Goodwill der Stadt abnimmt, Sponsoren abspringen, der Nachwuchs an Fans abnähme, die auch ein Abbild der Gesellschaft wäre, etc. wäre dies wahrscheinlich kein Szenario, dass für einen Fortbestand des FCB beste Voraussetzungen bieten würde. Von mir aus gehend, wäre das auch kein Szenario, zu dem ich mich zugehörig fühlen möchte und würde entsprechend hoffen, dass es auch meine Urenkel so sehen würden.
In meiner Vorstellung, hat auch diese Gewalt Platz, aber am Rand und unter bestimmten Umständen. Dass dieser Rand sich natürlich nicht an diese Vorstellung halten will und die entsprechend immer wieder in Frage stellt, liegt in der Natur der Vielfalt. Und das ist auch gut so. Denn so bleibt die ganze Gemeinschaft entwicklungsfähig. Aber genauso gut ist es auch, dass die Gemeinschaft ein klares Zeichen setzt, wenn sie sich in der Masse nicht mehr damit identifizieren kann. Dann kommt nämlich die Frage auf, ob man Teil der Gemeinschaft bleiben will und sich ein wenig anpasst oder man sich abspalten will.
Ich stelle nur fest, dass die aktuelle Anzahl an gemeinsamen Nennern neben Erfolg relativ klein ist und die Führung dadurch als verunsichert wahrgenommen wird. Wenn jetzt alle Ränder die Chance wittern, ihre spaltenden Anliegen durchzusetzen, droht es die Gemeinschaft zu zerreissen. Der FCB würde kleiner. Das ist der Grund, warum ich nach Aspekten suche, in denen sich die Mehrheit finden kann. Und wenn deinem Urenkel «Zürcher abschutte» wichtiger ist, als weiterhin Teil der FCB Gemeinschaft zu sein, dann würden es ihm nicht das Geringste ausmachen, von der FCB Gemeinschaft dafür ausgeschlossen und verachtet zu werden. Denn dann wären ihm die Meinung der FCB-Gemeinschaft ja so egal, wie die Meinung der FCZ-Gemeinschaft, zu der er sich auch nicht zugehörig fühlte.
Oder wie siehst du das?