Frankreichs Klubfussball im Turnaround
Verfasst: 12.03.2005, 10:08
Eininteressanter Artikel in der heutigen NZZ zum Thema Finanzen und Fussball aus Frankreich. Es scheint, als wäre im Hexagon, mit gesunder Finanzierung UND internationalen Erfolgen, die Quadratur des Kreises gelungen.
Zwar ist im gegensatz zum letzten Jahr 'nur' noch Lyon im Achtelfinal CL, und im UEFA werden sich Lille und Auxerre gegenseitig elminieren müssen, dennoch ist die Bilanz eindrücklich.
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12. März 2005, Neue Zürcher Zeitung
Frankreichs Klubfussball im Turnaround
Gesamtdefizit um drei Viertel vermindert
Zum zweiten Mal innert dreier Monate darf sich Frankreichs Ligue de Football Professionnel (LFP) auf die Schultern klopfen. Hatte kurz vor Weihnachten der Abschluss eines Rekordvertrags mit dem Canal-Plus-Kabelfernsehen - 1,8 Milliarden Euro für drei Saisons - berechtigten Jubel ausgelöst, so zeigt nun die rechnerische Bilanz der Saison 2003/04, dass der Berufsfussball im Hexagone den Weg aus dem Finanzloch herausgefunden hat. Das Gesamtdefizit der 20 Ligue-1-Klubs, nach der Spielzeit 2002/03 noch 151,2 Millionen Euro, wurde auf 35,9 Millionen reduziert, jenes der 20 Vereine der zweithöchsten Spielklasse von 15,8 auf 8 Millionen. Gleichzeitig nahm die Summe der Gehälter für das Personal um knapp drei Prozent ab (auf 348,6 Millionen). Dank den ab Juli 2005 fälligen TV-Geldern, den höchsten Europas, wird nun auf den endgültigen Turnaround zur Profitabilität gehofft.
Ein schlagendes Beispiel für die neue Vernunft findet sich bei den internationalen Transfers. Hatten die Ligue-1-Klubverantwortlichen in der vorletzten Saison infolge des Erwerbs ausländischer Spieler noch einen Minusbetrag von 100,2 Millionen Euro verursacht, so erwirtschafteten sie letzte Saison ein Plus von 17,9 Millionen. Allerdings wurde nicht überall mit der gleichen Zurückhaltung vorgegangen: So weist Paris Saint-Germain in seiner Jahresrechnung ein Defizit von 31 Millionen Euro aus. Dieser Fehlbetrag hält sich im Vergleich mit jenen anderer europäischer Grossvereine jedoch in Grenzen: Arsenal steht mit 49, die AC Milan mit 51, Borussia Dortmund mit 67, Inter Mailand mit 100 und die AS Roma mit 115 Millionen Euro in der Kreide.
Klassenbester der Ligue 1 ist nicht unerwartet Olympique Lyonnais, der Meisterklub der letzten drei Jahre und Champions-League-Viertelfinalist. Obwohl er die Saison 2003/04 infolge Abschreibungen mit einem leichten Defizit abschloss, habe sein Verein in den letzten fünf Jahren einen Gewinn von insgesamt 100 Millionen Euro erzielt, gab der OL-Präsident Jean-Michel Aulas bekannt. Seit acht Jahren dem von Manchester United vorgezeichneten Exempel im Marketing folgend, budgetiert der Champion inzwischen einen Viertel seiner Einnahmen aus dem Merchandising. Trotz dem insgesamt ermutigenden Geschäftsabschluss der LFP hat deren Vorsitzender, Frédéric Thiriez, die «allzu grosse Abhängigkeit der Klubs vom Fernsehen» beklagt. Die Budgets der Vereine stellten im Durchschnitt zu 47 Prozent auf TV-Einnahmen ab, wogegen das Sponsoring noch nicht ausreichend erschlossen sei, sagte Thiriez mit dem Hinweis auf Deutschland und England. Erstrebenswert seien ausserdem Verbesserungen zugunsten der zahlenden Zuschauer, wobei in erster Linie an eine Modernisierung der Stadien gedacht werden müsse.
Zwar ist im gegensatz zum letzten Jahr 'nur' noch Lyon im Achtelfinal CL, und im UEFA werden sich Lille und Auxerre gegenseitig elminieren müssen, dennoch ist die Bilanz eindrücklich.
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12. März 2005, Neue Zürcher Zeitung
Frankreichs Klubfussball im Turnaround
Gesamtdefizit um drei Viertel vermindert
Zum zweiten Mal innert dreier Monate darf sich Frankreichs Ligue de Football Professionnel (LFP) auf die Schultern klopfen. Hatte kurz vor Weihnachten der Abschluss eines Rekordvertrags mit dem Canal-Plus-Kabelfernsehen - 1,8 Milliarden Euro für drei Saisons - berechtigten Jubel ausgelöst, so zeigt nun die rechnerische Bilanz der Saison 2003/04, dass der Berufsfussball im Hexagone den Weg aus dem Finanzloch herausgefunden hat. Das Gesamtdefizit der 20 Ligue-1-Klubs, nach der Spielzeit 2002/03 noch 151,2 Millionen Euro, wurde auf 35,9 Millionen reduziert, jenes der 20 Vereine der zweithöchsten Spielklasse von 15,8 auf 8 Millionen. Gleichzeitig nahm die Summe der Gehälter für das Personal um knapp drei Prozent ab (auf 348,6 Millionen). Dank den ab Juli 2005 fälligen TV-Geldern, den höchsten Europas, wird nun auf den endgültigen Turnaround zur Profitabilität gehofft.
Ein schlagendes Beispiel für die neue Vernunft findet sich bei den internationalen Transfers. Hatten die Ligue-1-Klubverantwortlichen in der vorletzten Saison infolge des Erwerbs ausländischer Spieler noch einen Minusbetrag von 100,2 Millionen Euro verursacht, so erwirtschafteten sie letzte Saison ein Plus von 17,9 Millionen. Allerdings wurde nicht überall mit der gleichen Zurückhaltung vorgegangen: So weist Paris Saint-Germain in seiner Jahresrechnung ein Defizit von 31 Millionen Euro aus. Dieser Fehlbetrag hält sich im Vergleich mit jenen anderer europäischer Grossvereine jedoch in Grenzen: Arsenal steht mit 49, die AC Milan mit 51, Borussia Dortmund mit 67, Inter Mailand mit 100 und die AS Roma mit 115 Millionen Euro in der Kreide.
Klassenbester der Ligue 1 ist nicht unerwartet Olympique Lyonnais, der Meisterklub der letzten drei Jahre und Champions-League-Viertelfinalist. Obwohl er die Saison 2003/04 infolge Abschreibungen mit einem leichten Defizit abschloss, habe sein Verein in den letzten fünf Jahren einen Gewinn von insgesamt 100 Millionen Euro erzielt, gab der OL-Präsident Jean-Michel Aulas bekannt. Seit acht Jahren dem von Manchester United vorgezeichneten Exempel im Marketing folgend, budgetiert der Champion inzwischen einen Viertel seiner Einnahmen aus dem Merchandising. Trotz dem insgesamt ermutigenden Geschäftsabschluss der LFP hat deren Vorsitzender, Frédéric Thiriez, die «allzu grosse Abhängigkeit der Klubs vom Fernsehen» beklagt. Die Budgets der Vereine stellten im Durchschnitt zu 47 Prozent auf TV-Einnahmen ab, wogegen das Sponsoring noch nicht ausreichend erschlossen sei, sagte Thiriez mit dem Hinweis auf Deutschland und England. Erstrebenswert seien ausserdem Verbesserungen zugunsten der zahlenden Zuschauer, wobei in erster Linie an eine Modernisierung der Stadien gedacht werden müsse.