Pascal Zuberbühler - ein ausführliches Portrait
Verfasst: 03.03.2005, 13:32
Sportmagazin u2013 März 2005
DER HÜTER DER NATION
Natigoalie Pascal Zuberbühler ist der erfolgreichste Torhüter der Schweiz und trotzdem umstritten. Er ist ein sympathischer Kerl und gilt doch bei vielen als arrogant. Was steckt hinter dem Phänomen Zubi?
TEXT: PATRICK MÄDER FOTOS: GERHARD BORN

Verdammt cool. Pascal Zuberbühler, ein hochgeschossener Prachtskerl mit braunem Teint, leicht geliertem Haar, einem gepflegten Bartkunstmuster im Kinnbereich, sitzt zurückgelehnt im Restaurant des Joggeli-Stadions in Basel. Locker schlägt er den linken Fuss über das rechte Knie. Die auffallend weissen Zähne blitzen. «Hey, ich bi dä Zubi» , sagt er salopp und umrahmt den Satz mit einem herzlichen Lachen. Wie kann man diesen Kerl nicht sympathisch finden? «Viele Leute denken, ich sei arrogant», erklärt Zubi. Er kann das Vorurteil nicht verstehen, denkt, es liege vielleicht an seiner Körpergrösse von 1,97 Meter. Wohl eher liegt es an seiner unschweizerischen Art, keine Zurückhaltung zu zeigen, wenn es um die Erwähnung eigener Erfolge geht. «Es spricht doch klar für mich, dass ich die Nummer 1 beim FC Basel und in der Nati bin, und nicht gegen das Niveau der Konkurrenz.» Zubi lacht und scherzt, wenn er spricht. Aber nicht immer wirkt er so nahbar. Er hat auch ein anderes Gesicht. Wenn der Goalie des FC Basel nach Spielschluss Interviews gibt, redet er oft wie eine Maschine. Schnell, abgehackt, emotionslos, distanziert.
Meistüberschätzter Spieler
Zubi polarisiert. Auch bei der Beurteilung seiner Qualität als Torhüter. Seit Jörg Stiel im Sommer zurücktrat, ist er die Nummer 1 im Tor der Nationalmannschaft. Und damit der Mann, der die Schweiz mit seinen Paraden an die WM 2006 in Deutschland führen soll. Zehn Jahre musste er auf seinen Durchbruch in der Nati warten. 1994 gehörte er unter Roy Hodgson bereits zum Kader. Doch stets standen ihm andere Torhüter vor der Nase. Marco Pascolo, Stephan Lehmann, Jörg Stiel. Jetzt ist er endlich das, was er schon als Bub sein wollte, der Hüter der Nation. Hat er diese Position verdient? Der Sonntagsblick machte bei den Spielern der Super League eine grosse Umfrage. Zubi kommt dabei nicht gut weg. Er wird als der meistüberschätzte Spieler der Liga bewertet. In der Rangliste der besten Goalies erscheint er dagegen nur auf Platz sechs. Noch schlimmer: Nicht mal ein Drittel der FCB-Spieler, die sich äusserten, setzten ihren Klubkollegen auf Rang 1. Die Umfrage des Sportmagazins bei acht Goalietrainern der Super League ergab ein geteilteres Bild. Vier stellen sich hinter Zubi. Finden, er stehe dank seiner Erfahrung zu Recht im Nati-Tor. Die vier anderen finden, es gäbe bessere Torhüter, die dafür in Frage kämen. Genannt werden Fabio Coltorti vom FC Thun, Massimo Colomba vom FC Aarau, Sebastien Roth, der die Vorrunde bei Servette spielte, oder Patrick Bettoni und Marco Wölfli von den Young Boys. Fazit der Bewertung durch die Goalie-Experten: Pascal Zuberbühler ist kein Überflieger, dafür ein solider Goalie, der es weniger mit Talent als vielmehr mit seinem Willen und Trainingseifer bis ins Tor der Nationalmannschaft gebracht hat. Kritik, mit der Zubi leben kann. «Es ist normal, dass ein Nationalgoalie ganz genau beobachtet wird». Er ist sich der Rückendeckung von Trainer Christian Gross beim FCB und Köbi Kuhn in der Nati gewiss. Trotzdem stellt auch er sich die Frage, warum er so verschieden wahrgenommen wird. Die richtige Beurteilung eines Torhüters ist gar nicht so einfach. Frühere Grössen zum Vergleich heranzuziehen, macht keinen Sinn, weil sich der Fussball im Allgemeinen und der Torhüterjob im Speziellen stark gewandelt haben. Das zeigt sich beispielsweise an der noch immer geläufigen Vorstellung, dass jeder hohe Ball, der in den Fünfer fliegt, eine sichere Beute des Torhüters sein muss. «Diese Erwartung ist völlig überholt», sagt Thomas Grütter, einer von zwei Goalietrainern beim FC Basel. «Früher waren Flanken und Schüsse leicht einzuschätzen. Heute flattern einem die Bälle um die Ohren, was sich mit der stetigen Entwicklung des Materials erklären lässt.» Statthaft ist dafür der Vergleich mit aktuellen Torhütern im Ausland. «Da müssen sich die Schweizer nicht verstecken», findet Martin Brunner, Torhütertrainer des FC Zürich und der Nachwuchsauswahlen beim Verband. «Es gibt Ausnahmekönner wie Gianluigi Buffon von Juventus oder Petr Cech von Chelsea. Aber viele andere ausländische Torhüter werden bei uns überbewertet.» Keiner komme heute fehlerlos durch ein Spiel. Brunners Urteil über Zuberbühler, der ihn einst als GC-Goalie ablöste, fällt gut aus. «Trotz seiner Körpergrösse ist er sehr schnell und beweglich. Zudem ist er eine Persönlichkeit mit guter Ausstrahlung.»
Grosse Klappe
Zubi ist laut. Seine Bassstimme ist im vollen Joggelistadion bis hinauf in die oberen Tribünenreihen zu hören. Auch während der Pausen in der Kabine hat er die grösste Klappe. Nie spricht er negativ. immer motivierend und vor allem viel. Für Aussenstehende mag das theatralisch und überflüssig wirken. Nicht so für seinen Trainer beim FC Basel. Christian Gross erwartet von Zubi, dass er mit seiner Erfahrung und positiven Einstellung Einfluss ausübt. Manchmal seien die Erwartungen an einen Torhüter fast zu gross, findet Zuberbühler. «Wir müssen das Spiel lesen, das Tempo bestimmen, die Mitspieler dirigieren. positionieren. aufmuntern, die Gegenspieler möglichst schon vor dem Sechzehner stoppen. die Bälle halten und auch noch spielerische Akzente setzen.»
Immer der Erste
Die immer komplexer werdende Aufgabe des Torhüters geht der 33-Jährige noch gleich an wie bei seiner ersten Profisaison vor 13 Jahren. als er vom Erstligisten Frauenfeld zum Rekordmeister GC stiess. 75 Minuten vor den Trainings erscheint er in der Kabine. Manche Spieler kommen, ziehen sich um und hetzen auf den Platz, so spät sind sie dran. Zubi aber braucht die Zeit, um sich vorzubereiten. Um dann voll motiviert in jedes Training zu gehen. Bei jedem Sprint der Erste, bei jedem Mätschli bei den Siegern zu sein. Die Winnermentalität sei bei ihm so stark verankert, dass er darüber ab und zu selber erschrecke. «Es gibt keinen Titel, den ich nicht gewinnen, keinen Pokal, den ich nicht in den Händen halten will», betont er selbstbewusst und lautstark. Früher gab er sich leiser. Kritik beeinflusste seine Körpersprache. Den Stolz über eigene Erfolge unterdrückte er. «Heute hasse ich solch verklemmtes Getue. Ich setzte mich mit meinen Schwächen auseinander. Aber mehr noch mit meinen Stärken.» Selbstvertrauen und der richtige Umgang mit Fehlern sind wichtige Eigenschaften eines guten Goalies. Zubi hat seine eigene Strategie, mit Kritik und Fehlern umzugehen. «Ich schaue mir alle Szenen zu Hause auf Video an. Analysiere jede Bewegung, jeden Fehler. Wenn ich sehr enttäuscht bin, dann fliessen auch mal Tränen oder ich lasse meine Laune an meiner Frau aus. n Doch das genüge dann auch. «Schon vor dem nächsten Training denke ich nur noch positiv.
Training bis zum Kotzen
Um Zubis Einstellung zu verstehen, muss man zurückschauen. Seine selbstbewusste Art, nach Fehlern hinzustehen, das Positive zu betonen, hat er in Leverkusen gelernt. In einer turbulenten Saison. In der er die Kokainaffäre von Trainer Christoph Daum miterlebte. Danach den Stammplatz verlor. Sich mit Goalierivale Matysek nicht nur sportlich duellierte und schliesslich Toni Schumacher begegnete. Die Kölner Goalielegende, Typ Hartschädel, der an der WM 1982 den Franzosen Patrick Battiston mit einem üblen Foul verletzte, nahm sich Zuberbühlers an. Als Erstes zeigte er dem Schweizer auf Video die Attacke gegen Battiston. Schumacher wollte sich damit nicht entschuldigen, sondern sein Motto als Goalietrainer verdeutlichen: Härte und Unnachgiebigkeit. «Ich hatte nicht geglaubt, dass man so hart trainieren kann», erinnert sich Zubi. In der Vorbereitung waren es vier Einheiten am Tag. Die erste morgens um sechs. So nach dem dritten Tageseinsatz fing bei den bei den Kontrahenten von Zubi das Kotzen an. Er selber schluckte, biss sich durch. Zu Beginn der Rückrunde war er wieder die Nummer 1 und hatte gelernt, mit Wille und Trainingseifer seine Ziele zu erreichen. Dank der Schumacher-Schule hat er sich auch in schwierigen Zeiten immer wieder durchgesetzt. Als er nach dem knappen Jahr in Leverkusen zurückkehrte und beim FC Aarau in der NLA-Abstiegsrunde spielte, da lachte die Schweiz schadenfreudig. Zubis Karriere war am Scheideweg. Ein Wadenbeinbruch stoppte ihn beim FC Aarau, und als er zum FC Basel zurückkehrte, empfingen ihn gar die eigenen Fans eiskalt. Sie goutierten nicht, dass Publikumsliebling Miroslav König wegen Zubi seinen Platz räumen musste. Die Saison fing mit einem 1:8 in Sion an. «Am Saisonende waren wir Meister. Eine bessere Antwort hätte ich nicht geben können.» Heute ist Zubi der erfolgreichste Schweizer Torhüter.
Eindrückliche Visitenkarte
Fünf Meistertitel, drei Cupsiege und die Erfahrung von vier Champions-League-Saisons zieren seine Visitenkarte. Für Zubi ist es denn auch keine Frage, ob er der Richtige sei im Tor der Schweizer Nati. «Ich bin kein Goalie für die Ersatzbank. Ich habe mir diese Chance verdient und ich werde sie nutzen.» Mit leuchtenden Augen fügt er an: «Wenn der Tag kommt, an dem ich an mir zweifle, an dem ich nicht mehr mit Herz und grösstmöglichem Engagement dabei bin, dann wird es Zeit, kürzer zu treten.» Zum Abschied reicht er die rechte Hand zum Gruss. Sie ist riesig.
DER HÜTER DER NATION
Natigoalie Pascal Zuberbühler ist der erfolgreichste Torhüter der Schweiz und trotzdem umstritten. Er ist ein sympathischer Kerl und gilt doch bei vielen als arrogant. Was steckt hinter dem Phänomen Zubi?
TEXT: PATRICK MÄDER FOTOS: GERHARD BORN

Verdammt cool. Pascal Zuberbühler, ein hochgeschossener Prachtskerl mit braunem Teint, leicht geliertem Haar, einem gepflegten Bartkunstmuster im Kinnbereich, sitzt zurückgelehnt im Restaurant des Joggeli-Stadions in Basel. Locker schlägt er den linken Fuss über das rechte Knie. Die auffallend weissen Zähne blitzen. «Hey, ich bi dä Zubi» , sagt er salopp und umrahmt den Satz mit einem herzlichen Lachen. Wie kann man diesen Kerl nicht sympathisch finden? «Viele Leute denken, ich sei arrogant», erklärt Zubi. Er kann das Vorurteil nicht verstehen, denkt, es liege vielleicht an seiner Körpergrösse von 1,97 Meter. Wohl eher liegt es an seiner unschweizerischen Art, keine Zurückhaltung zu zeigen, wenn es um die Erwähnung eigener Erfolge geht. «Es spricht doch klar für mich, dass ich die Nummer 1 beim FC Basel und in der Nati bin, und nicht gegen das Niveau der Konkurrenz.» Zubi lacht und scherzt, wenn er spricht. Aber nicht immer wirkt er so nahbar. Er hat auch ein anderes Gesicht. Wenn der Goalie des FC Basel nach Spielschluss Interviews gibt, redet er oft wie eine Maschine. Schnell, abgehackt, emotionslos, distanziert.
Meistüberschätzter Spieler
Zubi polarisiert. Auch bei der Beurteilung seiner Qualität als Torhüter. Seit Jörg Stiel im Sommer zurücktrat, ist er die Nummer 1 im Tor der Nationalmannschaft. Und damit der Mann, der die Schweiz mit seinen Paraden an die WM 2006 in Deutschland führen soll. Zehn Jahre musste er auf seinen Durchbruch in der Nati warten. 1994 gehörte er unter Roy Hodgson bereits zum Kader. Doch stets standen ihm andere Torhüter vor der Nase. Marco Pascolo, Stephan Lehmann, Jörg Stiel. Jetzt ist er endlich das, was er schon als Bub sein wollte, der Hüter der Nation. Hat er diese Position verdient? Der Sonntagsblick machte bei den Spielern der Super League eine grosse Umfrage. Zubi kommt dabei nicht gut weg. Er wird als der meistüberschätzte Spieler der Liga bewertet. In der Rangliste der besten Goalies erscheint er dagegen nur auf Platz sechs. Noch schlimmer: Nicht mal ein Drittel der FCB-Spieler, die sich äusserten, setzten ihren Klubkollegen auf Rang 1. Die Umfrage des Sportmagazins bei acht Goalietrainern der Super League ergab ein geteilteres Bild. Vier stellen sich hinter Zubi. Finden, er stehe dank seiner Erfahrung zu Recht im Nati-Tor. Die vier anderen finden, es gäbe bessere Torhüter, die dafür in Frage kämen. Genannt werden Fabio Coltorti vom FC Thun, Massimo Colomba vom FC Aarau, Sebastien Roth, der die Vorrunde bei Servette spielte, oder Patrick Bettoni und Marco Wölfli von den Young Boys. Fazit der Bewertung durch die Goalie-Experten: Pascal Zuberbühler ist kein Überflieger, dafür ein solider Goalie, der es weniger mit Talent als vielmehr mit seinem Willen und Trainingseifer bis ins Tor der Nationalmannschaft gebracht hat. Kritik, mit der Zubi leben kann. «Es ist normal, dass ein Nationalgoalie ganz genau beobachtet wird». Er ist sich der Rückendeckung von Trainer Christian Gross beim FCB und Köbi Kuhn in der Nati gewiss. Trotzdem stellt auch er sich die Frage, warum er so verschieden wahrgenommen wird. Die richtige Beurteilung eines Torhüters ist gar nicht so einfach. Frühere Grössen zum Vergleich heranzuziehen, macht keinen Sinn, weil sich der Fussball im Allgemeinen und der Torhüterjob im Speziellen stark gewandelt haben. Das zeigt sich beispielsweise an der noch immer geläufigen Vorstellung, dass jeder hohe Ball, der in den Fünfer fliegt, eine sichere Beute des Torhüters sein muss. «Diese Erwartung ist völlig überholt», sagt Thomas Grütter, einer von zwei Goalietrainern beim FC Basel. «Früher waren Flanken und Schüsse leicht einzuschätzen. Heute flattern einem die Bälle um die Ohren, was sich mit der stetigen Entwicklung des Materials erklären lässt.» Statthaft ist dafür der Vergleich mit aktuellen Torhütern im Ausland. «Da müssen sich die Schweizer nicht verstecken», findet Martin Brunner, Torhütertrainer des FC Zürich und der Nachwuchsauswahlen beim Verband. «Es gibt Ausnahmekönner wie Gianluigi Buffon von Juventus oder Petr Cech von Chelsea. Aber viele andere ausländische Torhüter werden bei uns überbewertet.» Keiner komme heute fehlerlos durch ein Spiel. Brunners Urteil über Zuberbühler, der ihn einst als GC-Goalie ablöste, fällt gut aus. «Trotz seiner Körpergrösse ist er sehr schnell und beweglich. Zudem ist er eine Persönlichkeit mit guter Ausstrahlung.»
Grosse Klappe
Zubi ist laut. Seine Bassstimme ist im vollen Joggelistadion bis hinauf in die oberen Tribünenreihen zu hören. Auch während der Pausen in der Kabine hat er die grösste Klappe. Nie spricht er negativ. immer motivierend und vor allem viel. Für Aussenstehende mag das theatralisch und überflüssig wirken. Nicht so für seinen Trainer beim FC Basel. Christian Gross erwartet von Zubi, dass er mit seiner Erfahrung und positiven Einstellung Einfluss ausübt. Manchmal seien die Erwartungen an einen Torhüter fast zu gross, findet Zuberbühler. «Wir müssen das Spiel lesen, das Tempo bestimmen, die Mitspieler dirigieren. positionieren. aufmuntern, die Gegenspieler möglichst schon vor dem Sechzehner stoppen. die Bälle halten und auch noch spielerische Akzente setzen.»
Immer der Erste
Die immer komplexer werdende Aufgabe des Torhüters geht der 33-Jährige noch gleich an wie bei seiner ersten Profisaison vor 13 Jahren. als er vom Erstligisten Frauenfeld zum Rekordmeister GC stiess. 75 Minuten vor den Trainings erscheint er in der Kabine. Manche Spieler kommen, ziehen sich um und hetzen auf den Platz, so spät sind sie dran. Zubi aber braucht die Zeit, um sich vorzubereiten. Um dann voll motiviert in jedes Training zu gehen. Bei jedem Sprint der Erste, bei jedem Mätschli bei den Siegern zu sein. Die Winnermentalität sei bei ihm so stark verankert, dass er darüber ab und zu selber erschrecke. «Es gibt keinen Titel, den ich nicht gewinnen, keinen Pokal, den ich nicht in den Händen halten will», betont er selbstbewusst und lautstark. Früher gab er sich leiser. Kritik beeinflusste seine Körpersprache. Den Stolz über eigene Erfolge unterdrückte er. «Heute hasse ich solch verklemmtes Getue. Ich setzte mich mit meinen Schwächen auseinander. Aber mehr noch mit meinen Stärken.» Selbstvertrauen und der richtige Umgang mit Fehlern sind wichtige Eigenschaften eines guten Goalies. Zubi hat seine eigene Strategie, mit Kritik und Fehlern umzugehen. «Ich schaue mir alle Szenen zu Hause auf Video an. Analysiere jede Bewegung, jeden Fehler. Wenn ich sehr enttäuscht bin, dann fliessen auch mal Tränen oder ich lasse meine Laune an meiner Frau aus. n Doch das genüge dann auch. «Schon vor dem nächsten Training denke ich nur noch positiv.
Training bis zum Kotzen
Um Zubis Einstellung zu verstehen, muss man zurückschauen. Seine selbstbewusste Art, nach Fehlern hinzustehen, das Positive zu betonen, hat er in Leverkusen gelernt. In einer turbulenten Saison. In der er die Kokainaffäre von Trainer Christoph Daum miterlebte. Danach den Stammplatz verlor. Sich mit Goalierivale Matysek nicht nur sportlich duellierte und schliesslich Toni Schumacher begegnete. Die Kölner Goalielegende, Typ Hartschädel, der an der WM 1982 den Franzosen Patrick Battiston mit einem üblen Foul verletzte, nahm sich Zuberbühlers an. Als Erstes zeigte er dem Schweizer auf Video die Attacke gegen Battiston. Schumacher wollte sich damit nicht entschuldigen, sondern sein Motto als Goalietrainer verdeutlichen: Härte und Unnachgiebigkeit. «Ich hatte nicht geglaubt, dass man so hart trainieren kann», erinnert sich Zubi. In der Vorbereitung waren es vier Einheiten am Tag. Die erste morgens um sechs. So nach dem dritten Tageseinsatz fing bei den bei den Kontrahenten von Zubi das Kotzen an. Er selber schluckte, biss sich durch. Zu Beginn der Rückrunde war er wieder die Nummer 1 und hatte gelernt, mit Wille und Trainingseifer seine Ziele zu erreichen. Dank der Schumacher-Schule hat er sich auch in schwierigen Zeiten immer wieder durchgesetzt. Als er nach dem knappen Jahr in Leverkusen zurückkehrte und beim FC Aarau in der NLA-Abstiegsrunde spielte, da lachte die Schweiz schadenfreudig. Zubis Karriere war am Scheideweg. Ein Wadenbeinbruch stoppte ihn beim FC Aarau, und als er zum FC Basel zurückkehrte, empfingen ihn gar die eigenen Fans eiskalt. Sie goutierten nicht, dass Publikumsliebling Miroslav König wegen Zubi seinen Platz räumen musste. Die Saison fing mit einem 1:8 in Sion an. «Am Saisonende waren wir Meister. Eine bessere Antwort hätte ich nicht geben können.» Heute ist Zubi der erfolgreichste Schweizer Torhüter.
Eindrückliche Visitenkarte
Fünf Meistertitel, drei Cupsiege und die Erfahrung von vier Champions-League-Saisons zieren seine Visitenkarte. Für Zubi ist es denn auch keine Frage, ob er der Richtige sei im Tor der Schweizer Nati. «Ich bin kein Goalie für die Ersatzbank. Ich habe mir diese Chance verdient und ich werde sie nutzen.» Mit leuchtenden Augen fügt er an: «Wenn der Tag kommt, an dem ich an mir zweifle, an dem ich nicht mehr mit Herz und grösstmöglichem Engagement dabei bin, dann wird es Zeit, kürzer zu treten.» Zum Abschied reicht er die rechte Hand zum Gruss. Sie ist riesig.