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Hunger wegen Energiepflanzen
Verfasst: 21.01.2008, 22:25
von Kawa
Experten warnen vor Hunger durch Energiepflanzen-Boom
DPA - Montag, 21. Januar, 17:45 Uhr
Lübeck (dpa) - Zum Auftakt einer Konferenz des Weltklimarats (IPCC) haben Vertreter afrikanischer Ländere vor wachsenden Ernährungsproblemen durch den Anbau von Pflanzen zur Energiegewinnung gewarnt.
Das Hungerproblem müsse parallel zum Klimaproblem gelöst werden, forderte die sudanesische Wissenschaftlerin Balgis Osman- Elasha am Montag am Rande der Eröffnungsveranstaltung in Lübeck. An der Konferenz zum Thema erneuerbare Energien nehmen 120 Wissenschaftler aus 50 Ländern teil. Sie wollen einen Bericht vorbereiten, der bei der nächsten Sitzung des IPCC im April in Budapest vorgelegt werden soll.
Die Herstellung von Biokraftstoffen aus Nahrungspflanzen wird vor allem in Afrika kritisch betrachtet. «Dabei entsteht eine Konkurrenz um die wenigen guten Böden und das kostbare Wasser. Deshalb sollten wir uns auf die Nutzung landwirtschaftlicher Reststoffe, wie Holz- oder Zuckerrohrabfälle für die Energiegewinnung konzentrieren, statt extra Pflanzen dafür anzubauen», sagte der aus Sierra Leone stammende Klimatologe Ogunlade Davidson.
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Kann ja wohl nicht sein, dass wir deren Essen verbrennen
In Mexico gab's doch schon Probleme, weil ihr Grundnahrungsmittel Tortillas zu teuer wurde, da die Amis für Mais als Benzinersatz für ihre überdimensionierten Karren mehr bezahlten als die Armen in Mexico dafür ausgeben konnten

Verfasst: 21.01.2008, 22:29
von Soriak
Hat auch einen Vorteil... oeffnet den Markt weiter fuer die lokale Produktion in Afrika. Gibt auch dort geeignetes Land, nur lohnt sich die Investition (noch) nicht, bzw die Kredite sind (noch) nicht verfuegbar. Auf langzeit sowieso die einzig vernuenftige Loesung.
Verfasst: 21.01.2008, 22:29
von repplyfire
Kawa hat geschrieben:Experten warnen vor Hunger durch Energiepflanzen-Boom
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Kann ja wohl nicht sein, dass wir deren Essen verbrennen
In Mexico gab's doch schon Probleme, weil ihr Grundnahrungsmittel Tortillas zu teuer wurde, da die Amis für Mais als Benzinersatz für ihre überdimensionierten Karren mehr bezahlten als die Armen in Mexico dafür ausgeben konnten
Gab mal hier im Forum eien süffisanten Vergleich. Es ging einerseits um eben diese Treibstoffpflanzen und andererseits um den Einsatz von genmanipulierten Algen, welche ebenfalls irgend eine Art von Treibstoff produzieren würden (glaube ich Wasserstoff).
Dabei wurde die Frage in den Raum geworfen;
wer ist es denn, der das Eine fördert und das Andere verhindert?
Verfasst: 21.01.2008, 22:31
von cruzer
Kawa hat geschrieben:Experten warnen vor Hunger durch Energiepflanzen-Boom
DPA - Montag, 21. Januar, 17:45 Uhr
Lübeck (dpa) - Zum Auftakt einer Konferenz des Weltklimarats (IPCC) haben Vertreter afrikanischer Ländere vor wachsenden Ernährungsproblemen durch den Anbau von Pflanzen zur Energiegewinnung gewarnt.
Das Hungerproblem müsse parallel zum Klimaproblem gelöst werden, forderte die sudanesische Wissenschaftlerin Balgis Osman- Elasha am Montag am Rande der Eröffnungsveranstaltung in Lübeck. An der Konferenz zum Thema erneuerbare Energien nehmen 120 Wissenschaftler aus 50 Ländern teil. Sie wollen einen Bericht vorbereiten, der bei der nächsten Sitzung des IPCC im April in Budapest vorgelegt werden soll.
Die Herstellung von Biokraftstoffen aus Nahrungspflanzen wird vor allem in Afrika kritisch betrachtet. «Dabei entsteht eine Konkurrenz um die wenigen guten Böden und das kostbare Wasser. Deshalb sollten wir uns auf die Nutzung landwirtschaftlicher Reststoffe, wie Holz- oder Zuckerrohrabfälle für die Energiegewinnung konzentrieren, statt extra Pflanzen dafür anzubauen», sagte der aus Sierra Leone stammende Klimatologe Ogunlade Davidson.
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Kann ja wohl nicht sein, dass wir deren Essen verbrennen
In Mexico gab's doch schon Probleme, weil ihr Grundnahrungsmittel Tortillas zu teuer wurde, da die Amis für Mais als Benzinersatz für ihre überdimensionierten Karren mehr bezahlten als die Armen in Mexico dafür ausgeben konnten
Kann ja nicht sein, dass die ihre eigenen Landsleute verraten und aus Geldgier
anstatt Nahrungspflanzen auch für Nahrung zu verwenden Biokraftstoff daraus herstellen.
Verfasst: 21.01.2008, 22:35
von Soriak
cruzer hat geschrieben:Kann ja nicht sein, dass die ihre eigenen Landsleute verraten und aus Geldgier
anstatt Nahrungspflanzen auch für Nahrung zu verwenden Biokraftstoff daraus herstellen.
Viele Laender dort sind auf Importe angewiesen. Wenn nun ein Einsatz moeglich ist, der mehr Gewinn verspricht, gehen die Preise fuer alle Anwendungen rauf. Wird dann bald mal zu teuer zum Importieren. Aber wie gesagt, das foerdert schliesslich die eigene Wirtschaft...
Der thread zu den Algen und Bakterien ist nebenbei hier:
http://www.fcbforum.ch/showthread.php?t=26293
war auch eine gute Diskussion
Nebenbei habe ich gerade kuerzlich irgendwo gelesen, dass die globalen Kornreserven einen neuen Mindesstand erreicht haben. Scheint also allgemein eine Knappheit zu herrschen, eventuell nicht nur wegen einem neuen Einsatzbereich.
Verfasst: 21.01.2008, 22:51
von cruzer
Soriak hat geschrieben:Viele Laender dort sind auf Importe angewiesen. Wenn nun ein Einsatz moeglich ist, der mehr Gewinn verspricht, gehen die Preise fuer alle Anwendungen rauf. Wird dann bald mal zu teuer zum Importieren. Aber wie gesagt, das foerdert schliesslich die eigene Wirtschaft...
Der thread zu den Algen und Bakterien ist nebenbei hier:
http://www.fcbforum.ch/showthread.php?t=26293
war auch eine gute Diskussion
Nebenbei habe ich gerade kuerzlich irgendwo gelesen, dass die globalen Kornreserven einen neuen Mindesstand erreicht haben. Scheint also allgemein eine Knappheit zu herrschen, eventuell nicht nur wegen einem neuen Einsatzbereich.
Dachte immer es gibt vielzuviel Kornreserven, sodass die USA ihre eigenen Bauern sogar bezahlt
um weniger Korn anzubauen oder so... hab ich jedenfalls mal gehört.
Verfasst: 21.01.2008, 23:11
von Soriak
Preise sind im letzten Jahr laut diesem Artikel um 57% gestiegen.
http://www.csmonitor.com/2008/0118/p08s01-comv.html
Telling factoid: To fill up the tank of one SUV with ethanol would require enough grain to feed one person for a year.
...
Much of the blame for high prices can be attributed to the US energy bill passed last month that mandates an increase in ethanol production from the current 9 billion gallons a year to 36 billion by 2022. The anticipated rise in corn farming – and expected crowding out of other crops – has helped create yet another spike in grain prices. (Half of the world's corn is grown in the American Midwest.)
Verfasst: 22.01.2008, 00:55
von Malko
[attach]11799[/attach]
ohne Kommentar...
Verfasst: 22.01.2008, 07:05
von IP-Lotto
dr Eint und dr Ander hat geschrieben:corn, Korn
Ein bisschen Deutsch und Englisch für den neuen Tag:
corn (en.) = Mais
Korn (dt.) = Dinkel
Das Allerweltswort wäre dann crop oder Getreide. Mit freundlichstmöglichen Grüssen ...

Verfasst: 22.01.2008, 08:29
von Soriak
IP-Lotto hat geschrieben:Ein bisschen Deutsch und Englisch für den neuen Tag:
corn (en.) = Mais
Korn (dt.) = Dinkel
Das Allerweltswort wäre dann crop oder Getreide. Mit freundlichstmöglichen Grüssen ...
Corn wird jedoch auch fuer gewisse andere Getreide (u.a. Korn) gebraucht - von dictionary.com
4.the edible seed of certain other cereal plants
Mais sollte - um Verwechslung zu vermeiden - mit "maize" uebersetzt werden.
Dinkel ist Deutsch, wird in Englisch als "spelt" bezeichnet. (das Englisch kennt kein Dinkel)
Ebenfalls mit freundlichtsmoeglichen Gruessen

Verfasst: 22.01.2008, 13:01
von Kawa
cruzer hat geschrieben:Kann ja nicht sein, dass die ihre eigenen Landsleute verraten und aus Geldgier
anstatt Nahrungspflanzen auch für Nahrung zu verwenden Biokraftstoff daraus herstellen.
Vielleicht bekommt ja auch der kleine Bauer dadurch zum 1. Mal die Chance seine Kinder auf eine Schule zu schicken, soll er jetzt wegen irgendwelcher idealistischer Gründe darauf verzichten ???
Verfasst: 22.01.2008, 13:51
von cruzer
Kawa hat geschrieben:Vielleicht bekommt ja auch der kleine Bauer dadurch zum 1. Mal die Chance seine Kinder auf eine Schule zu schicken, soll er jetzt wegen irgendwelcher idealistischer Gründe darauf verzichten ???
Idealismus hört immer bei den eigenen Taten auf. Bei mir ebenso.
Nur hat immer alles 2 Seiten. (Konsumenenten/Anbieter).
Wer stiehlt jetzt hier wem die Nahrung?

Verfasst: 22.01.2008, 13:57
von Aficionado
Nein. Nix Mais, Corn, Korn oder Dinkel. Braucht zuviel Wasser und liefert zuwenig Energie.
Es gibt in der Schweiz bereits nen Biokraftstoff Produzent, der in diese Pflanze Namens
Jatropha investiert.
Positiv dabei ist auch die risikolose Verschiffung der Rohpflanze.
Mehr darüber:
Jatropha - eine viel versprechende Energiepflanze
Da es sich bei Jatropha um eine 'Wildpflanze' handelt, wurde sie bislang nicht gewerbsmäßig angebaut. Neuste Studien haben ergeben, dass weltweit ein Anbaupotenzial von zirka 30 Millionen Hektar, insbesondere in Südamerika, Afrika und in asiatischen Ländern wie China, Indien und Indonesien, vorhanden ist. Da Jatropha auf ertragsschwachen Böden angebaut werden kann, konkurriert die Pflanze nicht mit Flächen, die für die Produktion von Nahrungsmitteln genutzt werden und erschließt den Landwirten damit eine zusätzliche Einnahmequelle.
Jatropha stammt ursprünglich aus Mittelamerika und gelangte durch portugiesische Seefahrer in andere Länder in Afrika und Asien. Es handelt sich um ein nicht-essbares, winterhartes, dürre-tolerantes Gewächs, das in tropischen und subtropischen Klimagebieten und sogar auf ausgelaugten Böden gedeiht. Jatropha benötigt sehr wenig Niederschlag und Dünger. Die Pflanze könnte eine hervorragende Quelle für erneuerbare Energien sein, da ihre Samen zu über 30 Prozent aus Öl bestehen. Jatropha kann 30 bis 40 Jahre lang wirtschaftlich angebaut werden. Ihr Anbau kann zudem Bodenerosion verhindern, die durch Wasser und/oder Wind verursacht wird.
Die Archer Daniels Midland Company ist ein weltweit führendes Unternehmen für Bioenergie und nimmt auf dem Gebiet der Verarbeitung von Agrarerzeugnissen weltweit eine Spitzenposition ein. Das Unternehmen ist einer der weltgrößten Verarbeiter für Sojabohnen, Mais, Weizen und Kakao.
ADM ist auch bei Biodiesel, Ethanol, Sojamehl und Sojaöl, Maissüßstoffen, Mehl und anderen Nahrungs- und Futtermitteln mit hoher Wertschöpfung führend.
http://www.bayercropscience.com
Verfasst: 22.01.2008, 14:07
von Nur So...
Selbstverständlich ist es pervers wenn in Ländern in denen Menschen hungern Pflanzen zur Gewinnung von Biokraftstoffen angepflanzt werden. Diese Staaten hätten die Aufgabe zuerst die Grundbedürfnisse ihrer Bürger zu decken, zu welchen wie jeder weiss selbstverständlich auch genügend Nahrung gehört. Bevor man untergeordnete Bedürfnisse, wie die Mobilität, anderer deckt. Natürlich gibt ein solches Verhalten seitens der Regierungen den Menschen in solchen Ländern moralisch durchaus das Recht und die Pflicht eine solche Regierung zu stürtzen!
Verfasst: 22.01.2008, 14:13
von Soriak
Der Staat soll bestimmen, an wen und zu welchen Zwecken Bauern (private Unternehmer) liefern duerfen?
Verfasst: 22.01.2008, 14:18
von Nur So...
Soriak hat geschrieben:Der Staat soll bestimmen, an wen und zu welchen Zwecken Bauern (private Unternehmer) liefern duerfen?
Bei knappen Nahrungsmittelbestand, JA! Der Staat ist für das Wohl aller Bürger verantwortlich und nicht nur für das jene des einzelnen Bauern.
Verfasst: 22.01.2008, 14:19
von Kawa
Soriak hat geschrieben:Der Staat soll bestimmen, an wen und zu welchen Zwecken Bauern (private Unternehmer) liefern duerfen?
In Europa sind aber Bauern keine privaten Unternehmer sondern Staatsangestellte

und wenn der Staat schon ihr (gesamtes) Einkommen bezahlt darf er wohl auch dreinreden (was er ja schon lange tut, siehe nach produkt unterschiedlich hohe Subventionen) ....
OK im Ernst, der Staat hat ja auch Pflichten und wenn's darauf hinausläuft, dass seine Einwohner hungern darf (resp. muss) er steuernd eingreifen (zBsp. Exportzölle).
Verfasst: 22.01.2008, 14:23
von sergipe
Vielleicht eine Methode entwickeln, dass der Motor mit normalen Haushaltsabfällen läuft.
Verfasst: 22.01.2008, 14:32
von Soriak
Handelshemmende Massnahmen sind langfristig aber nicht hilfreich.
Der hoehere Preis wird es weiteren Leuten ermoeglichen, ebenfalls eine Existenz als Bauer aufzubauen. Bestehende Bauern werden durch hoehere Gewinne zu mehr Kapital kommen und ihren Anbau ausweiten. Foglich wird am Ende mehr produziert, mehr Geld fliesst in die Entwicklungslaender (wie bereits erwaehnt koennen dadurch mehr Kinder eine Schule besuchen) und wir haben die Art von Entwicklungshilfe, die auf lange Zeit Erfolg haben wird.
Warum ein Risiko auf sich nehmen und Bauer werden, wenn der Staat nach belieben einen Gewinn verunmoeglicht und die (eventuell sogar verlustreiche) Abgabe an die eigene Bevoelkerung durchzwingt?
Verfasst: 22.01.2008, 14:56
von Nur So...
Soriak hat geschrieben:Handelshemmende Massnahmen sind langfristig aber nicht hilfreich.
Der hoehere Preis wird es weiteren Leuten ermoeglichen, ebenfalls eine Existenz als Bauer aufzubauen. Bestehende Bauern werden durch hoehere Gewinne zu mehr Kapital kommen und ihren Anbau ausweiten. Foglich wird am Ende mehr produziert, mehr Geld fliesst in die Entwicklungslaender (wie bereits erwaehnt koennen dadurch mehr Kinder eine Schule besuchen) und wir haben die Art von Entwicklungshilfe, die auf lange Zeit Erfolg haben wird.
Warum ein Risiko auf sich nehmen und Bauer werden, wenn der Staat nach belieben einen Gewinn verunmoeglicht und die (eventuell sogar verlustreiche) Abgabe an die eigene Bevoelkerung durchzwingt?
Hast du in deine Schlussfolgerungen die Knappheit gewisser Länder an guten Kulturböden sowie Wasserreserven miteinberechnet... die Resourcen der Welt sind beschränkt, da erscheint es mir durchaus richtig die eigenen Böden für die eigene Nahrungsmittelproduktion zu reservieren, vorallem wenn ein Teil der Bevölkerung an Nahrungsmittelknappheit leidet! Uebrigens der erste Bauer war unter Garantie Selbstversorger und nicht zwangsweise Gewinnorientiert, deine über alles geliebte Gewinnorientierung ist durchaus nicht Gottgegeben.
Das in deinem System eben nicht mehr Geld in die Entwicklungsländer fliesst sieht man ja an den Resourcenreichen Länder Afrikas die trotz Ausverkauf von teuren Rohstoffen nicht in der Lage sind die Bevölkerung mit genügend Nahrung zu versorgen. Wieso sollte sich dies beim Anbau von Biokrafftstoffen nun ändern. Das ganze scheint mir einem Rückfall in koloniale Zeiten gleichzukommen wo man die bestehenden Agrarkulturen vernichtete um mit Monokulturen Rohstoffe für die Kolonialmächte zu gewinnen.
Verfasst: 22.01.2008, 15:16
von Soriak
Nur So... hat geschrieben:Hast du in deine Schlussfolgerungen die Knappheit gewisser Länder an guten Kulturböden sowie Wasserreserven miteinberechnet... die Resourcen der Welt sind beschränkt, da erscheint es mir durchaus richtig die eigenen Böden für die eigene Nahrungsmittelproduktion zu reservieren, vorallem wenn ein Teil der Bevölkerung an Nahrungsmittelknappheit leidet!
Die Resourcen sind zwar begraenzt, aber noch lange nicht ausgeschoepft. Es hat noch enorm viel Potential, vorallem auch in Form der Ertragssteigerung. Noch sind viele dieser Wege zu teuer fuer den einfachen Bauern, aber hoehere Preise machen das eher zahlbar.
Grundwasser haben die meisten Gegenden auch, es fehlt lediglich an der Infrastruktur dies raufpumpen zu koennen. Eine Loesung dazu gibt es auch schon,
www.playpumps.org (trainieren Arbeiter vor Ort, die Pumpen aufbauen und warten. Die Pumpen dienen gleichzeitig als Spielzeug fuer Kinder. Indem sie spielen, pumpen sie Wasser rauf - gutes Prinzip und beschaeftigt die Leute ueber lange Zeit)
Uebrigens der erste Bauer war unter Garantie Selbstversorger und nicht zwangsweise Gewinnorientiert, deine über alles geliebte Gewinnorientierung ist durchaus nicht Gottgegeben.
Kommt drauf an, wie weit du zurueckgehen willst... seit die Menschen in groesseren Gemeinschaften leben, war der Bauer eher Grundbesitzer, der sein Land von Sklaven bebauen liess. Als solches wohl - mindestens fuer die Leibeigenen - nicht dem heutigen System zu bevorzugen.
Dazu kommt die extreme Ineffizienz. Wenn man sich den Bevoelkerungsanteil in der Landwirtschaft anschaut, konnte kaum ein Betrieb ueberproduzieren. Einen besonderen Anreiz, die eigene Produktion zu steigern, gab es auch nicht - die anderen produzierten ja auch selber. Erst die industrielle Revolution konnte das wirklich durchbrechen und so zum heutigen Fortschritt fuehren.
Das in deinem System eben nicht mehr Geld in die Entwicklungsländer fliesst sieht man ja an den Resourcenreichen Länder Afrikas die trotz Ausverkauf von teuren Rohstoffen nicht in der Lage sind die Bevölkerung mit genügend Nahrung zu versorgen. Wieso sollte sich dies beim Anbau von Biokrafftstoffen nun ändern.
Natuerlich fliesst Geld in die Entwicklungslaender - leider aber hauptsaechlich an den korrupten Staat, der damit viel lieber Waffen kauft. Gerade kuerzlich wurde eine Liste der korruptesten Staatsoberhaeupte veroeffentlicht (werde spaeter schauen, ob ich die noch online finde) und es ueberrascht nicht, dass sie in den aermsten Laendern anzutreffen sind. Bereichert hat sich jeder dieser um Milliarden von Franken, die dann natuerlich dem Land fehlen. Gleichzeitig zeigen sie aber gerne mit dem Finger auf den Westen, der das Land scheinbar ausnehmen will...
Der Bauer wird kaum ein Bankkonto im Ausland unterhalten, sondern das Geld direkt investieren - entweder in den Ausbau seines Betriebs, oder in die Ausbildung seiner Kinder.
Das ganze scheint mir einem Rückfall in koloniale Zeiten gleichzukommen wo man die bestehenden Agrarkulturen vernichtete um mit Monokulturen Rohstoffe für die Kolonialmächte zu gewinnen.
Ueber lange Zeit wurde die Entwicklungshilfe falsch gestaltet, das hat enormen Schaden angerichtet. Auch heute senden besorgte Europaer jaehrlich Tonnen von Kleider in arme Laender und nehmen damit jedem im Textilbereich taetigen die Lebensgrundlage weg. Warum sein Hemd einem Schneider geben und dort reparieren lassen, wenn man gratis ein neues aus Europa bekommt?
Das finde ich ist dem Kolonialismus viel naeher. Auch die indische Textilindustrie wurde von britischen Importen zerstoert, waehrend sich die eigene Wirtschaft ueber lange Zeit nicht umstellen konnte. (wobei einige Jahre spaeter auch in Indien Textilfabriken entstanden)
Verfasst: 22.01.2008, 15:29
von Soriak
Hab die Zahlen nur noch von 2004 gefunden, gerade kuerzlich wurde aber eine neue Liste veroeffentlicht...
GRAFT TOP TEN
Suharto: $15-35bn
(Indonesia, 1967-98)
Ferdinand Marcos: $5-10bn
(Philippines, 1972-86)
Mobutu Sese Seko: $5bn
(Zaire, 1965-97)
Sani Abacha: $2-5bn
(Nigeria, 1993-98)
Slobodan Milosevic: $1bn
(Yugoslavia, 1989-2000)
J-C Duvalier: $300-800m
(Haiti, 1971-86)
Alberto Fujimori: $600m
(Peru, 1990-2000)
Pavlo Lazarenko: $114-200m
(Ukraine, 1996-7)
Arnoldo Aleman: $100m
(Nicaragua, 1997-2002)
Joseph Estrada: $78-80m
(Philippines, 1998-2001)
Source: Transparency International.
All sums are estimates of alleged embezzlement
http://news.bbc.co.uk/2/hi/business/3567745.stm
Verfasst: 23.01.2009, 10:12
von Nur So...
ETHANOLSPRIT AUS BRASILIEN
Blut im Tank
Die Industriestaaten kaufen im großen Stil Biosprit aus Brasilien. Der Treibstoff, hergestellt aus Zuckerrohr, gilt als äußerst preiswert. Doch die Produktion geht auf Kosten der Plantagenarbeiter. Der Menschenrechtler Pater Tiago spricht im SPIEGEL-ONLINE-Interview über die Schattenseiten des Ethanol-Booms.
SPIEGEL ONLINE: Pater Tiago, die Bundesregierung hat mit Brasilien einen Energie-Vertrag geschlossen. Es geht darum zu klären, unter welchen Bedingungen brasilianisches Ethanol aus Zuckerrohr u2013 der effizienteste Biosprit - aus deutschen Zapfsäulen fließen könnte. Ethanol kann helfen, Klimaziele zu erreichen. Doch es soll sozialverträglich und umweltfreundlich produziert werden. Ist das möglich?
Tiago: Rund eine Million Menschen arbeiten jetzt schon für Brasiliens Ethanol-Industrie, etwa 400.000 davon sind Zuckerrohrschneider. Mit dem Öko-Boom werden es täglich mehr. Aber sehr viele von ihnen werden gehalten wie Sklaven. Die Arbeitsbedingungen sind grausam, die Löhne lächerlich, ihre Kinder hungern. Brasilien hat ja bereits erstklassige Arbeitsgesetze; Sklaverei ist natürlich verboten. Aber diese Gesetze werden nicht befolgt und auch kaum durchgesetzt. Und wenn die Deutschen auf sauberen Agrosprit warten wollen, werden sie ewig warten. Abkommen und Vorschriften helfen da wenig.
SPIEGEL ONLINE: Woran liegt das?
Tiago: Die großen Plantagen gehören sehr alten, reichen und mächtigen Familien. Auf ihren Latifundien herrschen seit 500 Jahren die Gesetze der Feudalzeit. Capangas, die Milizen der Zuckerbarone, haben die Macht auf dem Land, und nicht Beamte in der fernen Hauptstadt Brasilia.
SPIEGEL ONLINE: Wie leben und arbeiten Zuckerrohrschneider?
Tiago: Viele dieser Männer sind ehemalige Kleinbauern, die oft mit Gewalt von ihren Farmen vertrieben wurden. Die Zuckerbarone gewinnen doppelt: Sie bekommen das Land und gewinnen billige Arbeitskräfte. Denn die Männer landen in den Schlafstädten und Slums der Zuckerrohrschneider, weil es für sie keine andere Arbeit mehr gibt. Das Problem ist das Prinzip der Zuckerrohr-Monokultur auf dem Land u2013 sie ist inhärent gewalttätig, sie verdrängt alles andere, in rasendem Tempo, weil die Nachfrage nach Ethanol international wächst. Sechs Tage pro Woche arbeiten die Männer im Akkord, in glühender Hitze, zwischen Staub und Asche, ohne Schatten und oft ohne ausreichend Trinkwasser. Die Arbeit ist extrem hart, und sie ist gefährlich. Viele werden krank, verletzen sich, manche sterben auf den Plantagen. Wenn sich die Deutschen Ethanol in den Tank kippen wollen, müssen sie wissen, dass sie auch Blut tanken.
ZUR PERSON
Pater Tiago, 66, betreut für die Comissão Pastoral da Terra (CPT), gegründet von der katholischen Bischofskonferenz in Brasilien, Zuckerrohrschneider im Nordosten des Landes. Der Schotte, bürgerlicher Name James Thorlby, arbeitet seit über 40 Jahren für verschiedene kirchliche Organisationen in Brasilien.
SPIEGEL ONLINE: Jedes Jahr befreien brasilianische Ermittler Hunderte Sklaven von den Plantagen, die etwa mit Drohungen oder angeblichen Schulden zur Arbeit gezwungen werden. Es scheint doch, dass die Regierung in Brasilia einiges für die Arbeiter tut.
Tiago: Ein paar hundert, ja u2013 aber Hunderttausenden können die Ermittler nicht helfen. Es gibt viele Formen der Sklaverei, manche subtiler, manche direkter.
SPIEGEL ONLINE: Die Arbeiter kommen doch freiwillig, und sie werden bezahlt.
Tiago: Sie haben keine andere Wahl, und was sie verdienen, ist ein Hungerlohn, ungefähr 150 Euro im Monat - und das auch nur während der Erntezeit, also fünf bis sechs Monate pro Jahr. Solange die Männer jung sind, können manche im Akkord mehr schaffen, aber auf Dauer halten sie das nicht durch. Es gibt eine neue Studie, nach der die Zuckerrohrsklaven vor dem Verbot der Sklaverei 1888 im Schnitt besser ernährt wurden als ihre Nachfolger heute. Und wenn sie krank werden oder alt u2013 alt heißt hier auf den Plantagen über 40 u2013 was machen sie dann? Die Monokultur verbaut ihnen jeden Ausweg.
SPIEGEL ONLINE: Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva argumentiert, Brasiliens Ethanol-Industrie schaffe Arbeit für Arme und mache das Land konkurrenzfähiger.
Tiago: Sicher. Die USA pflanzen Mais, die Europäer Zuckerrüben, um Ethanol zu produzieren. Und die Bauern dort kommen gegen Brasilien natürlich nicht an. Die haben eben keine Sklaven. Brasilien produziert Agrosprit billiger als jedes andere Land weltweit, weil die Männer dafür leiden. Sie haben Arbeit, aber auch Hunger. Volle Tanks, leere Bäuche u2013 das ist das Prinzip brasilianischen Agrosprits. In Brasilien gibt es zudem eine enorme Konzentration von Land und Geld in den Händen weniger u2013 wer kann schon mit solchen Betrieben konkurrieren?
SPIEGEL ONLINE: Im flachen Süden Brasiliens können die Plantagenbesitzer immer häufiger moderne Erntemaschinen einsetzen, wenn auch nicht im hügeligen Norden. Lösen diese Maschinen das Problem zumindest teilweise?
Tiago: Jede Maschine kann auf ebenem Terrain 80 bis 100 Zuckerrohrschneider ersetzen. Die Männer werden also arbeitslos. Und zuvor hat ihnen die Monokultur jede andere Möglichkeit genommen, ihre Familien zu ernähren. Wo einst Farmen waren, sind ja jetzt grüne Wüsten. Die Erntemaschinen sind also keine Lösung, sie sind ein anderes Problem.
SPIEGEL ONLINE: Wie sähe denn eine Lösung aus?
Tiago: Anständige Löhne und dann eine echte Landreform. In Brasilien steht sie seit Jahrzehnten auf der politischen Agenda, sie war auch auf Präsident Lulas Agenda. Ungenutztes Land oder Staatsland sollte freigegeben werden für Kleinbauern. Aber der Ethanol-Boom führt dazu, dass Land immer wertvoller und teurer wird. Ich fürchte, aus der Landreform wird nichts.
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BIOSPRIT - FRAGEN UND ANTWORTEN
Was ist Biosprit?
Unter Biosprit versteht man Kraftstoffe, die nicht aus Erdöl, sondern aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen werden. Man unterscheidet Ethanol, das herkömmlichem Benzin beigemischt wird, und Biodiesel, der Diesel beigemischt wird. Ethanol ist ein Alkohol, der aus stärke- oder zuckerhaltigen Pflanzen wie Getreide - vorwiegend Mais, Weizen oder Roggen - oder Zuckerrohr und Zuckerrüben hergestellt wird. Biodiesel wird aus ölhaltigen Pflanzen wie Raps oder Sojabohnen hergestellt.
Wieviel Biosprit wird derzeit verbraucht?
Der Anteil von Biosprit am gesamten Kraftstoffaufkommen beträgt derzeit in Deutschland und auch den USA unter fünf Prozent bezogenauf den Energiegehalt. Trotzdem stieg die weltweite Produktion bereits in den vergangenen Jahren drastisch an: Beim Ethanol alleinvon 2000 bis 2005 auf das Doppelte, beim Biodiesel sogar auf das Vierfache. Laut der Welthungerhilfe wurden 2007 mehr als 60 Milliarden Liter Biokraftstoffe produziert, 2000 war es erst weniger als 20 Milliarden Liter.
Wieviel soll in Zukunft verbraucht werden?
Die Europäische Union plant, bis 2020 einen Anteil von zehn Prozent am Gesamtkraftstoffverbrauch über Biokraftstoffe zu decken. Das Ziel der Bundesregierung ist mit 20 Prozent noch deutlich ambitionierter. In den USA sollen es bis 2017 rund 15 Prozent sein. Auch andere Staaten wie China oder Indien wollen den Anteil deutlich erhöhen.
Warum setzen viele Staaten auf Biosprit?
Lange Zeit galt der Einsatz von Treibstoff aus nachwachsenden Rohstoffen als umweltfreundlicher als fossile Brennstoffe. Dies ist inzwischen jedoch sehr umstritten. Außerdem verspricht man sich von Biosprit mehr Unabhängigkeit vom Erdöl. Allerdings kann Deutschland allenfalls zehn Prozent seines gesamten Energiebedarfs aus Biomasse decken.
Wo kommt der Biosprit her?
Die derzeit weltweit führenden Staaten in der Produktion von Biokraftstoffen sind für Biodiesel die EU und für Ethanol die USA. Sehr große Mengen an Ethanol werden auch in Brasilien, das seit den siebziger Jahren das Pionierland für Biosprit war, und Argentinien hergestellt. Laut Greenpeace beträgt allein in diesen Gebieten die Anbaufläche rund 23 Millionen Hektar. Würden darauf Nahrungsmittel angebaut, könnten davon 350 bis 450 Millionen Menschen leben.
Worin liegt das größte Problem?
Je größer die Anbauflächen für Biosprit sind, desto kleiner sind die für Nahrungsmittel, desto weniger Nahrungsmittel werden auch produziert. Es sei denn die verfügbaren Anbauflächen werden vergrößert, wie etwa durch Rodung von Regenwald oder die Bewirtschaftung von bisher brachliegenden Flächen. Dies wird aberderzeit nicht in großem Umfang praktiziert und ist ökologisch höchst umstritten. Die entsprechend knapper gewordenen Lebensmittel werden teurer. Laut Weltbank sind die Nahrungsmittelpreise seit 2005 umdurchschnittlich 83 Prozent gestiegen. Je nach Land sind davon 30 bis 70 Prozent auf die Produktion von Biosprit zurückzuführen. Die drastisch gestiegenen Preise für Lebensmittel führen zu Problemen vor allem in den ärmeren Ländern, in denen die Menschen 50 bis 70 Prozent ihres verfügbaren Einkommens für Nahrungsmittel ausgeben. Für die zumeist exportorientierte Landwirtschaft dieser Länder können höhere Preise auch eine Chance auf höhere Einnahmen bedeuten. Der nicht mehr auf dem Land lebenden armen Stadtbevölkerung kommt dies allerdings nicht zugute.