Ivan Rakitic - der «Sechser im Lotto»
Verfasst: 07.08.2007, 21:49
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Ivan Rakitic - der «Sechser im Lotto»
Rakitic gegen Bayern Münchens Jose Ernesto Sosa, während des Ligacup-Finalspiels
[Bild: keystone]
Der Millionentransfer von Ivan Rakitic zu Schalke 04 hat für Schlagzeilen gesorgt u2013 er ist bei näherer Betrachtung ein Paradebeispiel dafür, wie irrational der Spielermarkt funktioniert. Was aber torpedierte den jungen Ivan so schnell in eine Dimension, von der er nicht mal träumen dürfte?
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Achtung, Fussballfans
* Euro 2008: Alles zur Euro im eigenen Land
* Ein Abo von rotweiss zu Sonderkonditionen
Highlights + alle Tore
* Exklusiv: Video-Zusammenfassungen der Axpo Super League
Rakitic im Dress von Schalke 04
[Bild: keystone]
So rollte der Ball
* Fussball total: Alle Resultate auf einen Blick
[rotweiss/daw] - Ob es nun 7,5 Millionen Franken sind oder 9,1 ist letztlich fast egal u2013 Tatsache ist und bleibt, dass nie zuvor in der Geschichte so viel Geld für junge Fussballer aus der Schweiz bezahlt worden ist wie für Gelson Fernandes (von Sion zu Manchester City) und für Ivan Rakitic.
Zu bezahlen hatte die gigantische Summe im zweiten Fall der
FC Schalke 04 in 45891 Gelsenkirchen, Deutschland, Empfänger war die FC Basel 1893 AG in 4052 Basel, Schweiz.
Rakitic u2014 ein interessanter Fall: Auf den ersten Blick ist es ein Rätsel, weshalb die Rechte an einem gewiss talentierten jungen Fussballer, der noch keine ganze Saison Stammspieler in der Axpo Super League gewesen ist, für so viel Geld den Besitzer wechselten, zumal 2008 der Vertrag ohnehin ausgelaufen wäre und Rakitic nicht zu den Topverdienern im Kader gehörte.
Doch mittlerweile wird immer deutlicher, dass Rakitic in den vergangenen Monaten zu einem Paradebeispiel dafür geworden ist, wie irrational der Transfermarkt bisweilen funktioniert und wie plötzlich die Differenz zwischen zwei Millionen und acht Millionen Franken kleiner wird als jene zwischen einer und zwei Millionen. Der FC Basel mag sich zwar höflich jeglichen Kommentars enthalten, aber er hätte Rakitic auch für weniger Geld ziehen lassen.
Argumente für den Preis
Was aber torpedierte den jungen Ivan nun so schnell in eine Dimension, von der nicht mal er hatte träumen dürfen? Natürlich stehen in seinem kurzen Palmarès zwei Namen: Arsenal und Chelsea. Beide hatten ihn einst für ihre Juniorenschule gewinnen wollen (so wie heute die Bellon-Zwillinge bei Aston Villa oder früher Jonas Elmer bei Chelsea).
Doch Rakitic blieb, mit einem gut dotierten Nachwuchsvertrag ausgestattet, beim FCB u2013 wo er fortan auf der Bank sass. In der Meisterschaft 2005/2006 spielte er insgesamt 29 Minuten, in der vergangenen Saison war er im Herbst Platzhalter für Zdravko Kuzmanovic, ehe er nach dessen Verkauf zur Fiorentina unter Christian Gross nachrückte und fortan mit seinen Volleytoren Futter für Bewerbungsvideos der attraktivsten Sorte lieferte.
In der Tat u2013 noch nie liess sich vermutlich ein junger Fussballer aus der Schweiz besser auf DVD verewigen als Rakitic mit seinen Distanzschüssen. Auf ihre Highlights reduziert war die vergangene FCB-Saison mehr oder weniger ein Schaulaufen von Mladen Petric und Ivan Rakitic; und kein Agent wird bei der Zusammenstellung des Bildmaterials auf die Idee gekommen sein, den brillant vermarktbaren Stärken auch Beispiele der vorhandenen Schwächen hinzuzufügen.
Die Diskussion Schweiz u2014 Kroatien
Auf dem Weg zum Lotto-Sechser Schalke 04 kam erleichternd dazu, dass just in der Verhandlungszeit öffentlich darüber spekuliert wurde, ob Rakitic denn künftig für die Schweiz oder für Kroatien spielen werde. Dieses ebenfalls werbewirksame Buhlen um den Nachwuchsfussballer auf Nationalmannschaftsebene übertrug sich auf die der Vereine u2013 und letztlich mutierte der Perspektivspieler des Schweizer Cupsiegers in den Planspielen der Schalker zur möglichen Nummer 10 für die Champions-League-Mannschaft. Dies ohne jemals eine einzige Minute auf gehobenem internationalem Niveau gespielt zu haben.
Hitzfelds Aussagen
Aber u2013 und das ist der nächste Punkt u2013 Schalke muss sich offensichtlich unter Druck gefühlt haben: ein neuer Präsident (Schnusenberg), der nach den Abgängen von Lincoln und Altintop einen Transfererfolg feiern wollte, feiern musste. Dazu ein kolportiertes Interesse des FC Bayern München, wobei sonderbar erscheint, was Ottmar Hitzfeld von sich gegeben haben soll.
Er wolle, sagte der Trainer mit fundierten Kenntnissen des Schweizer Fussballs, den flinken linken Flügel Arjen Robben von Chelsea holen oder Frank Ribéry aus Marseille oder Ivan Rakitic. Im Gespräch war eine Summe von über zwei Millionen Euro, die Hälfte als Sofortzahlung, die zweite im Sommer 2008, wenn Rakitic nach Ablauf seines Vertrags und einem weiteren Lehrjahr in Basel nach München hätte wechseln sollen.
Zufälligerweise natürlich wusste Schalke vom Bayern-Interesse. Und wenn die Gelsenkirchner dieses nicht selbst in Erfahrung gebracht hatten, dann gab es Agenten, die mit diesem Wissen hausierten.
Das war spätestens der Moment, in dem sich der clever handelnde FCB zurücklehnen durfte. Er liess den verrückten Markt für sich spielen, die Vermittler (am Ende genannt wurden Max und Michel Urscheler) gaben mit ihren Jubel-Kommentaren ihr bestes dazu u2013 und letztlich bezahlte der FC Schalke 04 eine Summe, die doppelt bis drei Mal so hoch war wie diejenige, die der FCB realistischerweise hatte erwarten dürfen u2013 ohne dass Rakitics neuer Trainer Mirko Slomka genau wusste, welchen Spielertypus seine Vereinskollegen verpflichtet hatten.
Einen «schnellen Stürmer» nannte ihn der Trainer bei der ersten Pressekonferenz. In dieser Richtung wird Rakitic im Internet-Lexikon «wikipedia» zwar beschrieben, der Realität aber entspricht das nicht.
Doch Schalke zieht die Show mit seinem neuen Spieler jetzt durch, Rakitic erhielt die Nummer 10 und verteilt seither als neuer Star fleissig Autogramme.
Ankommen in der neuen Welt
Nun muss er nach einer halben Saison als Stammspieler in der Axpo Super League nur noch fussballerisch ankommen in seiner neuen Welt u2014 und dies in den Augen der Fans und Verantwortlichen nicht morgen oder übermorgen, wie es einem 20-jährigen Talent, das aus einer kleineren Liga kommt, gebührte, sondern heute. Die Millionen, die in diesem Transfer geflossen sind, haben die Zeit der Reife verkürzt. Das ist die andere, härtere Konsequenz eines sonderbar überdrehten Spielerverkaufs.
Ivan Rakitic - der «Sechser im Lotto»
Rakitic gegen Bayern Münchens Jose Ernesto Sosa, während des Ligacup-Finalspiels
[Bild: keystone]
Der Millionentransfer von Ivan Rakitic zu Schalke 04 hat für Schlagzeilen gesorgt u2013 er ist bei näherer Betrachtung ein Paradebeispiel dafür, wie irrational der Spielermarkt funktioniert. Was aber torpedierte den jungen Ivan so schnell in eine Dimension, von der er nicht mal träumen dürfte?
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* Ein Abo von rotweiss zu Sonderkonditionen
Highlights + alle Tore
* Exklusiv: Video-Zusammenfassungen der Axpo Super League
Rakitic im Dress von Schalke 04
[Bild: keystone]
So rollte der Ball
* Fussball total: Alle Resultate auf einen Blick
[rotweiss/daw] - Ob es nun 7,5 Millionen Franken sind oder 9,1 ist letztlich fast egal u2013 Tatsache ist und bleibt, dass nie zuvor in der Geschichte so viel Geld für junge Fussballer aus der Schweiz bezahlt worden ist wie für Gelson Fernandes (von Sion zu Manchester City) und für Ivan Rakitic.
Zu bezahlen hatte die gigantische Summe im zweiten Fall der
FC Schalke 04 in 45891 Gelsenkirchen, Deutschland, Empfänger war die FC Basel 1893 AG in 4052 Basel, Schweiz.
Rakitic u2014 ein interessanter Fall: Auf den ersten Blick ist es ein Rätsel, weshalb die Rechte an einem gewiss talentierten jungen Fussballer, der noch keine ganze Saison Stammspieler in der Axpo Super League gewesen ist, für so viel Geld den Besitzer wechselten, zumal 2008 der Vertrag ohnehin ausgelaufen wäre und Rakitic nicht zu den Topverdienern im Kader gehörte.
Doch mittlerweile wird immer deutlicher, dass Rakitic in den vergangenen Monaten zu einem Paradebeispiel dafür geworden ist, wie irrational der Transfermarkt bisweilen funktioniert und wie plötzlich die Differenz zwischen zwei Millionen und acht Millionen Franken kleiner wird als jene zwischen einer und zwei Millionen. Der FC Basel mag sich zwar höflich jeglichen Kommentars enthalten, aber er hätte Rakitic auch für weniger Geld ziehen lassen.
Argumente für den Preis
Was aber torpedierte den jungen Ivan nun so schnell in eine Dimension, von der nicht mal er hatte träumen dürfen? Natürlich stehen in seinem kurzen Palmarès zwei Namen: Arsenal und Chelsea. Beide hatten ihn einst für ihre Juniorenschule gewinnen wollen (so wie heute die Bellon-Zwillinge bei Aston Villa oder früher Jonas Elmer bei Chelsea).
Doch Rakitic blieb, mit einem gut dotierten Nachwuchsvertrag ausgestattet, beim FCB u2013 wo er fortan auf der Bank sass. In der Meisterschaft 2005/2006 spielte er insgesamt 29 Minuten, in der vergangenen Saison war er im Herbst Platzhalter für Zdravko Kuzmanovic, ehe er nach dessen Verkauf zur Fiorentina unter Christian Gross nachrückte und fortan mit seinen Volleytoren Futter für Bewerbungsvideos der attraktivsten Sorte lieferte.
In der Tat u2013 noch nie liess sich vermutlich ein junger Fussballer aus der Schweiz besser auf DVD verewigen als Rakitic mit seinen Distanzschüssen. Auf ihre Highlights reduziert war die vergangene FCB-Saison mehr oder weniger ein Schaulaufen von Mladen Petric und Ivan Rakitic; und kein Agent wird bei der Zusammenstellung des Bildmaterials auf die Idee gekommen sein, den brillant vermarktbaren Stärken auch Beispiele der vorhandenen Schwächen hinzuzufügen.
Die Diskussion Schweiz u2014 Kroatien
Auf dem Weg zum Lotto-Sechser Schalke 04 kam erleichternd dazu, dass just in der Verhandlungszeit öffentlich darüber spekuliert wurde, ob Rakitic denn künftig für die Schweiz oder für Kroatien spielen werde. Dieses ebenfalls werbewirksame Buhlen um den Nachwuchsfussballer auf Nationalmannschaftsebene übertrug sich auf die der Vereine u2013 und letztlich mutierte der Perspektivspieler des Schweizer Cupsiegers in den Planspielen der Schalker zur möglichen Nummer 10 für die Champions-League-Mannschaft. Dies ohne jemals eine einzige Minute auf gehobenem internationalem Niveau gespielt zu haben.
Hitzfelds Aussagen
Aber u2013 und das ist der nächste Punkt u2013 Schalke muss sich offensichtlich unter Druck gefühlt haben: ein neuer Präsident (Schnusenberg), der nach den Abgängen von Lincoln und Altintop einen Transfererfolg feiern wollte, feiern musste. Dazu ein kolportiertes Interesse des FC Bayern München, wobei sonderbar erscheint, was Ottmar Hitzfeld von sich gegeben haben soll.
Er wolle, sagte der Trainer mit fundierten Kenntnissen des Schweizer Fussballs, den flinken linken Flügel Arjen Robben von Chelsea holen oder Frank Ribéry aus Marseille oder Ivan Rakitic. Im Gespräch war eine Summe von über zwei Millionen Euro, die Hälfte als Sofortzahlung, die zweite im Sommer 2008, wenn Rakitic nach Ablauf seines Vertrags und einem weiteren Lehrjahr in Basel nach München hätte wechseln sollen.
Zufälligerweise natürlich wusste Schalke vom Bayern-Interesse. Und wenn die Gelsenkirchner dieses nicht selbst in Erfahrung gebracht hatten, dann gab es Agenten, die mit diesem Wissen hausierten.
Das war spätestens der Moment, in dem sich der clever handelnde FCB zurücklehnen durfte. Er liess den verrückten Markt für sich spielen, die Vermittler (am Ende genannt wurden Max und Michel Urscheler) gaben mit ihren Jubel-Kommentaren ihr bestes dazu u2013 und letztlich bezahlte der FC Schalke 04 eine Summe, die doppelt bis drei Mal so hoch war wie diejenige, die der FCB realistischerweise hatte erwarten dürfen u2013 ohne dass Rakitics neuer Trainer Mirko Slomka genau wusste, welchen Spielertypus seine Vereinskollegen verpflichtet hatten.
Einen «schnellen Stürmer» nannte ihn der Trainer bei der ersten Pressekonferenz. In dieser Richtung wird Rakitic im Internet-Lexikon «wikipedia» zwar beschrieben, der Realität aber entspricht das nicht.
Doch Schalke zieht die Show mit seinem neuen Spieler jetzt durch, Rakitic erhielt die Nummer 10 und verteilt seither als neuer Star fleissig Autogramme.
Ankommen in der neuen Welt
Nun muss er nach einer halben Saison als Stammspieler in der Axpo Super League nur noch fussballerisch ankommen in seiner neuen Welt u2014 und dies in den Augen der Fans und Verantwortlichen nicht morgen oder übermorgen, wie es einem 20-jährigen Talent, das aus einer kleineren Liga kommt, gebührte, sondern heute. Die Millionen, die in diesem Transfer geflossen sind, haben die Zeit der Reife verkürzt. Das ist die andere, härtere Konsequenz eines sonderbar überdrehten Spielerverkaufs.