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Kuriose Transfers

Verfasst: 11.06.2007, 10:59
von Fredy H.
aus dem Spiegel:

Handgeld und Strandgeld
Von Philipp Köster

Verschwundene Geldkoffer, Scheine am Strand oder eine Spielerfrau, die unter einer Allergie gegen Wolfsburg leidet. Wenn Fußballer den Verein wechseln (sollen), passieren irre Dinge. Das Fußballmagazin "11 FREUNDE" hat die besten Anekdoten zusammengestellt.

Der Kölner Vereinsboss Franz Kremer hatte ihn 1964 markig als "sensationellen Transfer" angekündigt. Es schwimme ein brasilianischer Spieler "schon auf einem Bananendampfer in Richtung Europa". Ganz Köln freute sich schon auf Pelé, stattdessen wurde aber José Gilson Rodriguez Zézé vorstellig. Der erste Brasilianer der Bundesliga absolvierte gerade einmal vier Spiele für den 1. FC.

Mehr Verständnis konnte keine Fußballergattin erwarten. Als Beatrix, die Frau des litauischen HSV-Stürmers Valdas Ivanauskas, vom geplanten Transfer nach Wolfsburg erfuhr, geriet die gute Dame in Panik. Vielleicht fühlte sie sich beim Anblick der Wolfsburger Fußgängerzone an litauische Nachkriegsfilme erinnert: "Hier kann ich nicht leben." Am Ende brachte Frau Ivanauskas mit vielen Tränen den Ehemann zur Räson. Der gab zu Protokoll: "Ich wollte meine Ehe retten." Und versprach: "Ich fahre nie mehr nach Wolfsburg."

Der folgenreichste Transfer der Fußballgeschichte, und fast niemand kennt die Vereine, die daran beteiligt waren. Der Belgier Jean-Marc Bosman wollte 1990 vom RFC Lüttich zu USL Dünkirchen wechseln. Lüttich verhinderte den Transfer durch eine überhöhte Ablösesumme. Bosman klagte dagegen, am Ende erklärte der Europäische Gerichtshof Ablösesummen bei ausgelaufenen Verträgen für rechtswidrig und zerstörte damit das europäische Transfersystem. Für seine Klage musste Bosman schwer büßen, er fand keinen Verein mehr.

Schalkes Sonnenkönig Günter Eichberg setzte einst auf betriebliche Mitbestimmung. Dem verdutzten Radmilo Mihajlovic erklärte Eichberg: "Ich gehe jetzt raus. Wenn ich wiederkomme, haben Sie bitte eine Summe in diesen Vertrag eingesetzt." Mihajlovic trug ein: "500.000 Mark Garantiegehalt, 1,6 Millionen Handgeld, mietfreies Haus mit Einrichtung, Mercedes". Eichberg winkte den Vertrag durch, dazu eine Ablöse an den FC Bayern in Höhe von drei Millionen Mark, obwohl Manager Helmut Kremers zuvor 2,5 Millionen ausgehandelt hatte.

Als teuerster Transfer aller Zeiten gilt der Wechsel von Zinédine Zidane von Juventus Turin zu Real Madrid für rund 70 Millionen Euro. Den teuersten Transfer eines deutschen Clubs vermeldete Borussia Dortmund im Jahre 2001 mit der Verpflichtung von Parmas Márcio Amoroso für 25 Millionen Euro.

Der Autohändler Peter Hammer mimte vor Jahren den Talentscout für den 1. FC Nürnberg und schaute auf einer Dienstreise in der Slowakei bei einem Spiel des Erstligisten u017Dilina vorbei, um den dortigen Spielmacher zu beobachten. Anschließend telefonierte Hammer mit Nürnbergs Coach Wolfgang Wolf. Der machte dann die Verpflichtung von Marek Mintal perfekt.

Ein Fall für die TV-Sendung "Nepper, Schlepper, Bauernfänger" war die "Koffer-Affäre", die 1999 den Vorstand von Alemannia Aachen aus dem Amt fegte. Die Vereinsführung hatte einem windigen Spielervermittler 300.000 Euro in bar übergeben, die angeblichen Ablösen für zwei australische Profis. Die hatte der Vermittler allerdings nur erfunden und verschwand prompt mit dem Geldkoffer.

Vielleicht hatte Bernd Schuster mit seinen 18 Jahren auch gedacht, er werde nur um Autogramme gebeten. Am Ende jedoch hatte er gleich drei rechtsgültige Verträge unterzeichnet, in Mönchengladbach, beim FC Augsburg und dem 1. FC Köln. Alle Verträge zu erfüllen, wäre wohl insbesondere an den Wochenenden schwierig geworden. In späteren Jahren musste sich der blonde Bernd nicht mehr um den lästigen Papierkram kümmern. Das regelte seine Frau, das knallharte Ex-Mannequin Gaby, und brachte insbesondere die Verantwortlichen des FC Barcelona mächtig ins Schwitzen.

Das schönste Transferdementi überhaupt stammelte Andreas Möller ins Mikrofon des Dortmunder Westfalenstadions. Er bleibe ein Dortmunder, bebte der Andi 1990. Er muss das allerdings als Metapher oder allegorisch oder literarisch gemeint haben. Kurz darauf wechselte Möller zur Eintracht nach Frankfurt.

1959 kickte Horst Szymaniak beim Wuppertaler SV, in der Sommerpause urlaubte er auf Mallorca. Dann passierte folgendes: "Ich lag gerade am Strand, als plötzlich zwei Männer in dunklen Anzügen auf mich zukamen. Einer von den beiden hatte einen Koffer mit vielen Geldscheinen dabei. Da waren 30.000 Mark drin. Mein Handgeld für den Wechsel zum Karlsruher SC. Da saß ich nun am Strand mit dem Koffer voll Geld und wusste nicht, wohin damit."

Mit einem Bauerntrick versuchte der FC Bayern 1992, die Ablösesumme des Dortmunders Thomas Helmer zu drücken. Der teuflische Plan: Helmer, der für eine festgeschriebene Ablöse von drei Millionen Mark ins Ausland wechseln durfte, sollte beim befreundeten französischen Club AJ Auxerre geparkt werden, um anschließend überraschend zu den Bayern weitergereicht zu werden. Ganz so blöd waren die Dortmunder nicht, Helmer kostete den FC Bayern schließlich doch 7,5 Millionen Mark Ablöse. Mit ganz anderen Dimensionen hatte Helmer zu Beginn seiner Karriere zu tun. "Die Entscheidung traf ich damals auch für meine Familie - für 500 Mark im Monat. Das war viel Geld für uns", erinnerte sich Helmer an sein erstes Vertragsangebot von Arminia Bielefeld.

Verfasst: 12.06.2007, 12:33
von Fredy H.
Armes Würstchen, geliebtes Hündchen
Von Philipp Köster

Eine dubiose Verletzung, eine Ablöse in Naturalienform und ein Spieler, der sich nicht von seinem Hund trennen mag: Wenn Fußballer den Verein wechseln (sollen), passieren irre Dinge. Das Fußballmagazin "11 FREUNDE" hat die besten Anekdoten zusammengestellt.

Für 15 Kilogramm Schweinswürste ist der Verteidiger Marius Cioara vom rumänischen Erstligisten UT Arad an den Viertligisten Regal Hornia verkauft worden. Ein Sprecher: "Wir haben eine Wochenration Würste für das Team investiert, um Cioara zu verpflichten, und sind zuversichtlich, dass er den Preis wert ist." Die Geschichte nahm übrigens kein gutes Ende. Die Wurstwitze in den Medien deprimierten Cioara derart, dass er seine Karriere beendete: "Die Hänseleien wurden mir zuviel. Ich fühlte mich beleidigt. Ich gehe jetzt nach Spanien, wo ich auf einer Farm arbeiten werde."

Ein bis heute unbekannt gebliebener deutscher Spieler ließ einen Transfer zu Leicester City platzen. Der Grund: Der Hund des Spielers hätte in Großbritannien ein halbes Jahr in Quarantäne verbringen müssen. Der Spielerberater Peter Telek kommentierte amüsiert, die Hundeliebe habe den Kicker "700.000 Mark pro Jahr gekostet". Nicht unbedingt auf systematisches Scouting führte Bielefelds Trainer Ernst Middendorp die Verpflichtung von Matthias Breitkreutz zurück: "Den habe ich aus irgendeiner dunklen Kiste geholt."

Findige Manager umgarnen zögerliche Spieler gerne mal auf Umwegen - nämlich über die Spielerfrau und die Spielerkinder. Der Klassiker: Der Gattin wird auf Vereinskosten ein Blumenstrauß zugestellt. Manches ist aber auch nur Legende, wie jene Spielzeugeisenbahn, die Leverkusens Manager Reiner Calmund angeblich den Kindern von BFC-Dynamo-Star Andreas Thom mitbrachte. Thom: "Die suche ich heute noch. Die hat es nie gegeben."

Nach der Wende hatte es viele DDR-Kicker in den Westen gezogen, der erste westdeutsche Spieler, der in den Osten wechselte, war Sergio Allievi, der von Kaiserslautern zu Dynamo Dresden ging. Mit mäßigem Erfolg allerdings, Allievi schoss ein Tor in 17 Spielen. Um den Transfer von Hannes Bongartz zu finanzieren, wurden die Eintrittspreise im Gelsenkirchener Parkstadion 1974 um eine so genannte "Bongartz-Mark" erhöht.

Spielerberater Norbert Pflippen lotste den 19-jährigen Sebastian Deisler von Mönchengladbach zu Hertha BSC, trotz "27 Anfragen von Spitzenclubs aus dem In- und Ausland". Unter anderem vom AS Rom. "Deren Präsident hätte mich mit Geld zugeschmissen, wenn ich ihm Deisler gegeben hätte. Er lud mich im Vorfeld unter einem Vorwand nach Rom ein. Im Laufe des Gesprächs erwähnt er plötzlich den Namen Deisler, greift unter den Tisch, holt einen Koffer hoch und sagt: 'Für Sie!' Ich erwidere, dass ich nicht zum Verhandeln gekommen sei, er greift wieder unter den Tisch und holt den zweiten Koffer hervor."
Eine spontane Bänderdehnung im Training sicherte dem Hamburger SV und Khalid Boulahrouz eine Menge Geld. Die sicher sehr schmerzhafte Dehnung hinderte den Holländer nämlich an der Teilnahme am Hinspiel der Hamburger in der Champions-League-Qualifikation gegen Osasuna. Wäre Boulahrouz aufgelaufen, hätte er nicht mehr für den FC Chelsea in der Königsklasse spielen können. Kurze Zeit später wurde der niederländische Nationalspieler für geschätzte 13 Millionen Euro nach London blitztransferiert. Eine simulierte Blessur, um den Marktwert zu halten? Der damalige HSV-Coach Thomas Doll sagte: "Das wäre eine Riesenenttäuschung für mich. Ich mag gar nicht daran denken."

Wenn Spieler nach Gründen für einen Wechsel gefragt werden, erzählen sie gerne etwas von "besseren sportlichen Perspektiven". Willi "Ente" Lippens begründete den Wechsel von Rot-Weiss Essen zu Borussia Dortmund hingegen freimütig: "Wegen dem Geld. Ich musste ja sehen, dass ich mir nach der Zeit als Fußballer was kaufen kann. Und jetzt habe ich einen Bauernhof mit vielen Tieren."

Früher wurden Transfererlöse noch sinnvollen Zwecken zugeführt und nicht einfach nur verpulvert. Als Gert "Charly" Dörfel von der Sportvereinigung Polizei Hamburg zum HSV wechselte, wurden dafür 3000 Mark Ablöse fällig. Dörfel: "Wie man mir später mal erzählt hat, haben die sich davon einen lustigen Kegelabend gemacht."

Drakonische Strafen für ein verbotenes Handgeld: Als der begnadete Techniker Willi Schröder im Juni 1953 eine Gratifikation für den gerade unterzeichneten Vertrag beim Hamburger SV erhielt, reagierte die Fußball-Justiz prompt und sperrte Schröder für ein ganzes Jahr. Der Handel war unter anderem aufgeflogen, weil ein Bremer Autohaus stolz ein Plakat ins Schaufenster gehängt hatte: "Dieses Auto kaufte Willi Schröder".

Verfasst: 12.06.2007, 15:25
von HJK
der Artikel war doch schon in der 11 Freunde Printversion drin...