wie wärs mit
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Ausschreitungen sorgen für Spielunterbrechung
19.02.2005 03.05 Uhr
Von Andreas Eisinger
Jochen Rudi ist nicht zu beneiden. Wo immer der Präsident von Dynamo Dresden mit seiner Mannschaft zu Gast ist, muss er sich am Ende entschuldigen. Um 19.21 stand er am Spielfeldrand und sah machtlos zu, wie geistesarme Zuschauer aus dem Dynamo-Fanblock Leuchtraketen in die Menge der KSC-Fans schossen. Ernsthaft zu Schaden kam bei den Ausschreitungen nach derzeitigem Stand zwar niemand u2013 ein gewaltbereiter Teil ihres Anhangs wird die Dresdner aber weiterhin beschäftigen. u201EDas Problem verfolgt uns seit vielen Jahrenu201C, sagte Rudi später bei der Pressekonferenz und schüttelte resigniert den Kopf. u201EWenn wir es jetzt nicht in den Griff bekommen, mache ich das nicht mehr mit.u201C
Rund zehn Minuten lang warteten die Spieler beider Mannschaften in ihren Kabinen auf die Fortsetzung der Partie, während draußen die Randale wütete; Schiedsrichter Helmut Fleischer drohte gar mit einem Spielabbruch. Und das, obwohl Dresden am Drücker war, dem Führungstreffer näher als der KSC. u201ENicht mal so etwas merken sieu201C, schimpfte Trainer Christoph Franke. Und Jochen Rudi entschuldigte sich, der Verein sei bestürzt und werde mit aller Härte gegen die Gewalttäter vorgehen. u201EDie machen den Fußball von Dynamo Dresden kaputt, wegen 25 Chaoten kommt ein schlechtes Bild auf.u201C Alleine die Fernsehbilder zeigen aber, dass sich mehr als zwei Duzend gewaltbereiter Zuschauer im Gästeblock befanden u2013 ein Einwand, den auch KSC-Manager Rolf Dohmen vorbrachte. Warum der Traditions-Club mit den Aggressionen innerhalb der eigenen Anhängerschaft nicht zurande kommt, kann Präsident Rudi nicht beantworten. Möglicherweise liegt es an der mangelnden Zusammenarbeit zwischen Dynamo und der Dresdner Polizei u2013 zumindest appellierte Rudi mehrfach an die Polizei, er wünsche sich Videobänder zur Auswertung, u201Eum diese Leute aus dem Stadion zu verbannen.u201C
Rolf Dohmen geht das nicht weit genug: u201E5 bekommen Stadionverbot und dahinter kommen 15 Neueu201C, erklärte der Manager und forderte: u201EDann müssen die Dresdner Fans eben mal ausgesperrt werden!u201C Das träfe auch die wahren Anhänger u2013 die aber, führte Dohmen weiter aus, wüssten am besten, welche Leute den Fußball in ein schlechtes Licht rücken. Ein Vorschlag, den Rudi ablehnt, auf den Großteil friedlicher Fans verweist und dabei auch bei Dohmen auf Verständnis stößt: u201EDas wäre eine Schande für den Verein, jeder will seine Fans dabei haben.
Die Frage ist, ob man dem Problem auf andere Weise beikommen kann. 450 Polizisten, 270 Ordner und ein Hubschrauber wachten im und über dem Stadion; doch auch sie konnten das Treiben der kreuzdummen Raketen-Werfer nicht verhindern. Schon nach dem Pokal-Auftritt bei den Sachsen fuhren KSC-Fans wenige Wochen später zum Hinrunden-Spiel mit gemischten Gefühlen nach Dresden. u201EIch habe Bilder gesehen, auf denen unsere Fans gezittert haben, Eltern haben sich Sorgen um ihre Kinder gemachtu201C, verschärfte Dohmen den Ton. Was im am Freitagabend im Wildpark passiert ist, sei eine Unverschämtheit, die Täter ganz arme Menschen.
Das alleinige Problem der Dresdner sind sie aber nicht: Wegen der Leucht-Raketen droht dem KSC als Veranstalter eine Geldbuße des Deutschen Fußball Bundes. u201EEine hundertprozentige Sicherheit gibt es aber einfach nichtu201C, erklärte Präsident Hubert H. Raase. Dohmen pflichtet ihm bei: u201EAuch mit dem vielfachen Aufgebot kann man keine 2.500 Leute so genau kontrollieren, um das zu verhindern. Die haben zu viele Tricks auf Lager.u201C Die Karlsruher werden Strafanzeige gegen Unbekannt erstatten, Dynamo Dresden möchte das gleiche tun. Ein Tropfen auf den heißen Stein ist Jochen Rudis Ankündigung, zumindest drei der Übeltäter von der Laufbahn aus erkannt zu haben. u201EBeim nächsten Heimspiel werde ich mit den Sicherheitskräften in den Block gehen und diese Leute rausziehen!u201C Das Problem dürfte damit kaum gelöst sein.