«Wir werden Meister - drei Punkte vor Basel»
Verfasst: 12.05.2007, 04:47
12. Mai 2007, Neue Zürcher Zeitung
«Wir werden Meister - drei Punkte vor Basel»
Der neue FCZ-Präsident Ancillo Canepa formuliert für die kommende Saison noch ehrgeizigere Ziele
Als im vergangenen Dezember Ancillo Canepa an die Spitze des FC Zürich gewählt wurde, führte das Team die Tabelle mit grossem Vorsprung an. Inzwischen hat der Leader nachgelassen, ist der Ausgang des Championats ungewiss. Über die Gründe des Rückschlags sowie die zukünftige Planung unterhielt sich der FCZ- Präsident mit Rolf Wesbonk.
Ancillo Canepa, wie heisst der Schweizer Meister 2007?
Ancillo Canepa: Natürlich FC Zürich. Er wird am Schluss drei Punkte mehr auf dem Konto haben als der FC Basel.
Wo nehmen Sie diese Überzeugung her?
Am vergangenen Mittwoch hat sich das Blatt gewendet. Wir haben mit dem 3:0-Sieg in Aarau die Negativ-Spirale durchbrochen. Der FC Basel hingegen zeigte Nerven und ist in Schaffhausen gestolpert - ein Zeichen, dass der schärfste Konkurrent nicht unantastbar ist.
Sachlage im «Fall Muntwiler» ist klar
Wie beurteilen Sie den «Fall Muntwiler»? Wird der Internationale Sportgerichtshof den Forfait-Sieg des FCZ bestätigen?
Davon bin ich zu 100 Prozent überzeugt. Die Sachlage ist klar. Das Gericht in Lausanne wird die rechtlichen Fakten nicht umstossen können.
Am Sonntag spielt der FC Basel gegen die Grasshoppers. Ende Saison müssen neun Spieler sowie der Trainer Balakow GC verlassen - wie motiviert ist GC in Basel? Können diese Vorkommnisse die Meisterschaft beeinflussen?
Nein, die Spieler wollen sich entweder vor den neuen Machthabern mit starken Leistungen profilieren oder sich künftigen Vereinen empfehlen. Den Einfluss eines Trainers sollte man ohnehin nicht überbewerten. Die Fussballer wollen immer gewinnen, egal, ob der Trainer nun Bilder vom Matterhorn aufhängt oder dem Team den Rütlischwur abverlangt.
Warum schwächelte der FCZ nach der Winterpause derart?
Ohne zu jammern, insgesamt hing vieles mit einer langen Pechsträhne zusammen. Wir hatten ständig eine ungewöhnlich hohe Zahl an Verletzten, mussten stets die Formation umstellen, und in einigen Partien war das Glück klar auf der Seite des Gegners. Was uns zudem mangelte, waren ein effizientes Vorgehen über die Aussenbahnen sowie ein druckvolles, variables Spiel in die Tiefe. Dies hatte uns im Herbst noch ausgezeichnet. Zuletzt wollte einfach nichts mehr gelingen. Der FC Basel hatte vor einem Jahr eine ähnliche Phase.
Was würden Sie anders machen, wenn nochmals Winterpause wäre?
Zwei starke Stürmer verpflichten. Wir wussten, Alphonse ist angeschlagen, Eudis kein kaltblütiger Torschütze.
Finanzielle Möglichkeiten
Hätte der FCZ sich das finanziell leisten können?
Wenn der FCZ will, kann er die nötigen Transfers realisieren.
Nicht immer will der Trainer Favre die Spieler, die vom Präsidenten oder vom Sportchef Bickel als geeignet taxiert werden. Was läuft hier falsch?
Wir haben eine rollende Liste von Spielernamen, die für uns von einem gewissen Interesse sind. Hinter jeder Verpflichtung stehen viele gemeinsame Gespräche und Beobachtungen. Und zuletzt ist es ein Entscheid, den alle mittragen können. Nie habe ich bisher einen Spieler durchgeboxt, den der Trainer nicht wollte. Vor kurzem hatte ich mit Favre diesbezüglich nochmals ein langes, konstruktives Gespräch, das das gegenseitige Vertrauen gestärkt haben dürfte.
Kann der FCZ - oder ein anderer Klub in der Schweiz - mit dem FC Basel realistischerweise auf Dauer überhaupt mithalten? Hier ist das 10-Millionen-Budget der Zürcher, dort jenes von rund 50 Millionen Franken der Basler?
Ich muss präzisieren: Unser Budget liegt bei etwas mehr als 12 Millionen Franken - und im neuen Stadion dürfte es noch etwas höher sein. Aber grundsätzlich gibt es nur einen Weg: Wir müssen das wenige Geld intelligent einsetzen, den Nachwuchs klug fördern und jene ehrgeizigen ausländischen Spieler finden, die die Schweiz als Sprungbrett für eine grosse Karriere ansehen. Gelegentlich planen diese Spieler übrigens ihre Laufbahn besser, als dies einige unserer jungen Schweizer Fussballer tun.
Sie haben einmal gesagt, die Teilnahme an der Champions League sei für den FCZ ein Muss, sonst hätten Sie als Präsident alles falsch gemacht. Ist dies vor dem Hintergrund des Ungleichgewichts der finanziellen Kräfte zwischen dem FCB und dem FCZ nicht eine sehr gewagte Aussage?
Ich habe das etwas anders formuliert und eine gewisse Zeit für das Erreichen dieses Zieles eingeräumt. Trotzdem: Ich sage, was ich denke - andere haben dieses Temperament eben nicht.
Überhaupt, bei Ihrem Amtsantritt haben Sie sich sehr offensiv verkauft. Weckten Sie da nicht Erwartungen, die kaum zu erfüllen sind?
Wenn man etwas erreichen will, müssen die Ziele ambitiös sein. Es ist wie mit einer Abschlussprüfung. Wenn ich bei den Besten sein will, bereite ich mich anders vor, als wenn ich mich mit einer Durchschnittsnote zufriedengebe. Wer alles tut für den Erfolg, der ist auch besser gegen das Pech gewappnet als jener, der nur auf eine Durchschnittsnote hingearbeitet hat. Deshalb: Go, go, go!
Das Double und Europa im Visier
Eine Ihrer Aussagen lautete auch, dass Sie bereits die Formation von 2010 im Kopf hätten. Bleiben wir jedoch bei der nahen Zukunft: Wie sieht die Planung für die kommende Saison aus?
Dzemaili und Margairaz gehen weg, eventuell auch Inler, also gibt es hier einiges zu tun. Nebst dem Einbau weiterer junger Spieler aus unserem Nachwuchs wollen wir mindestens drei Routiniers verpflichten. Einer davon trainiert bereits mit uns: Aegerter vom FC Thun. Denn egal, wie die Meisterschaft heuer zu Ende geht, wir greifen in der nächsten Spielzeit wieder voll an. Wir wollen das Double erreichen und uns in Europa positionieren.
«Unser Budget liegt bei mehr als 12 Millionen Franken - und im neuen Stadion dürfte es noch höher sein.»
Ancillo Canepa
Quelle: NZZ Online - http://www.nzz.ch/2007/05/12/sp/articleF6ESV.html
«Wir werden Meister - drei Punkte vor Basel»
Der neue FCZ-Präsident Ancillo Canepa formuliert für die kommende Saison noch ehrgeizigere Ziele
Als im vergangenen Dezember Ancillo Canepa an die Spitze des FC Zürich gewählt wurde, führte das Team die Tabelle mit grossem Vorsprung an. Inzwischen hat der Leader nachgelassen, ist der Ausgang des Championats ungewiss. Über die Gründe des Rückschlags sowie die zukünftige Planung unterhielt sich der FCZ- Präsident mit Rolf Wesbonk.
Ancillo Canepa, wie heisst der Schweizer Meister 2007?
Ancillo Canepa: Natürlich FC Zürich. Er wird am Schluss drei Punkte mehr auf dem Konto haben als der FC Basel.
Wo nehmen Sie diese Überzeugung her?
Am vergangenen Mittwoch hat sich das Blatt gewendet. Wir haben mit dem 3:0-Sieg in Aarau die Negativ-Spirale durchbrochen. Der FC Basel hingegen zeigte Nerven und ist in Schaffhausen gestolpert - ein Zeichen, dass der schärfste Konkurrent nicht unantastbar ist.
Sachlage im «Fall Muntwiler» ist klar
Wie beurteilen Sie den «Fall Muntwiler»? Wird der Internationale Sportgerichtshof den Forfait-Sieg des FCZ bestätigen?
Davon bin ich zu 100 Prozent überzeugt. Die Sachlage ist klar. Das Gericht in Lausanne wird die rechtlichen Fakten nicht umstossen können.
Am Sonntag spielt der FC Basel gegen die Grasshoppers. Ende Saison müssen neun Spieler sowie der Trainer Balakow GC verlassen - wie motiviert ist GC in Basel? Können diese Vorkommnisse die Meisterschaft beeinflussen?
Nein, die Spieler wollen sich entweder vor den neuen Machthabern mit starken Leistungen profilieren oder sich künftigen Vereinen empfehlen. Den Einfluss eines Trainers sollte man ohnehin nicht überbewerten. Die Fussballer wollen immer gewinnen, egal, ob der Trainer nun Bilder vom Matterhorn aufhängt oder dem Team den Rütlischwur abverlangt.
Warum schwächelte der FCZ nach der Winterpause derart?
Ohne zu jammern, insgesamt hing vieles mit einer langen Pechsträhne zusammen. Wir hatten ständig eine ungewöhnlich hohe Zahl an Verletzten, mussten stets die Formation umstellen, und in einigen Partien war das Glück klar auf der Seite des Gegners. Was uns zudem mangelte, waren ein effizientes Vorgehen über die Aussenbahnen sowie ein druckvolles, variables Spiel in die Tiefe. Dies hatte uns im Herbst noch ausgezeichnet. Zuletzt wollte einfach nichts mehr gelingen. Der FC Basel hatte vor einem Jahr eine ähnliche Phase.
Was würden Sie anders machen, wenn nochmals Winterpause wäre?
Zwei starke Stürmer verpflichten. Wir wussten, Alphonse ist angeschlagen, Eudis kein kaltblütiger Torschütze.
Finanzielle Möglichkeiten
Hätte der FCZ sich das finanziell leisten können?
Wenn der FCZ will, kann er die nötigen Transfers realisieren.
Nicht immer will der Trainer Favre die Spieler, die vom Präsidenten oder vom Sportchef Bickel als geeignet taxiert werden. Was läuft hier falsch?
Wir haben eine rollende Liste von Spielernamen, die für uns von einem gewissen Interesse sind. Hinter jeder Verpflichtung stehen viele gemeinsame Gespräche und Beobachtungen. Und zuletzt ist es ein Entscheid, den alle mittragen können. Nie habe ich bisher einen Spieler durchgeboxt, den der Trainer nicht wollte. Vor kurzem hatte ich mit Favre diesbezüglich nochmals ein langes, konstruktives Gespräch, das das gegenseitige Vertrauen gestärkt haben dürfte.
Kann der FCZ - oder ein anderer Klub in der Schweiz - mit dem FC Basel realistischerweise auf Dauer überhaupt mithalten? Hier ist das 10-Millionen-Budget der Zürcher, dort jenes von rund 50 Millionen Franken der Basler?
Ich muss präzisieren: Unser Budget liegt bei etwas mehr als 12 Millionen Franken - und im neuen Stadion dürfte es noch etwas höher sein. Aber grundsätzlich gibt es nur einen Weg: Wir müssen das wenige Geld intelligent einsetzen, den Nachwuchs klug fördern und jene ehrgeizigen ausländischen Spieler finden, die die Schweiz als Sprungbrett für eine grosse Karriere ansehen. Gelegentlich planen diese Spieler übrigens ihre Laufbahn besser, als dies einige unserer jungen Schweizer Fussballer tun.
Sie haben einmal gesagt, die Teilnahme an der Champions League sei für den FCZ ein Muss, sonst hätten Sie als Präsident alles falsch gemacht. Ist dies vor dem Hintergrund des Ungleichgewichts der finanziellen Kräfte zwischen dem FCB und dem FCZ nicht eine sehr gewagte Aussage?
Ich habe das etwas anders formuliert und eine gewisse Zeit für das Erreichen dieses Zieles eingeräumt. Trotzdem: Ich sage, was ich denke - andere haben dieses Temperament eben nicht.
Überhaupt, bei Ihrem Amtsantritt haben Sie sich sehr offensiv verkauft. Weckten Sie da nicht Erwartungen, die kaum zu erfüllen sind?
Wenn man etwas erreichen will, müssen die Ziele ambitiös sein. Es ist wie mit einer Abschlussprüfung. Wenn ich bei den Besten sein will, bereite ich mich anders vor, als wenn ich mich mit einer Durchschnittsnote zufriedengebe. Wer alles tut für den Erfolg, der ist auch besser gegen das Pech gewappnet als jener, der nur auf eine Durchschnittsnote hingearbeitet hat. Deshalb: Go, go, go!
Das Double und Europa im Visier
Eine Ihrer Aussagen lautete auch, dass Sie bereits die Formation von 2010 im Kopf hätten. Bleiben wir jedoch bei der nahen Zukunft: Wie sieht die Planung für die kommende Saison aus?
Dzemaili und Margairaz gehen weg, eventuell auch Inler, also gibt es hier einiges zu tun. Nebst dem Einbau weiterer junger Spieler aus unserem Nachwuchs wollen wir mindestens drei Routiniers verpflichten. Einer davon trainiert bereits mit uns: Aegerter vom FC Thun. Denn egal, wie die Meisterschaft heuer zu Ende geht, wir greifen in der nächsten Spielzeit wieder voll an. Wir wollen das Double erreichen und uns in Europa positionieren.
«Unser Budget liegt bei mehr als 12 Millionen Franken - und im neuen Stadion dürfte es noch höher sein.»
Ancillo Canepa
Quelle: NZZ Online - http://www.nzz.ch/2007/05/12/sp/articleF6ESV.html