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SFL-Präsi will Reformen

Verfasst: 10.02.2005, 23:28
von DerZensor
SFL-Präsi will Reformen

BERN - Geht es nach dem Präsident, steht die Swiss Football League vor einem Jahr der Reformen: Lizenzvergabe, Schutz des eigenen Nachwuchses und Sponsorensuche sollen anders geregelt werden.
Der anstehende Konkurs von Servette Genf hat die Grenzen der Lizenzvergabe aufgezeigt. Die SFL will zusätzliche Kontrollmechanismen einführen, die es ihr ermöglichen, während der Saison in den Finanzhaushalt der Klubs einzugreifen.


Mit einer rechtlichen Basis hätte sich die Liga im Fall Servette bereits im Herbst einschalten können, ist sich SFL-Präsident Peter Stadelmann sicher: «Bereits im September hat jeder gemerkt, dass Servette mit 180 Stundenkilometern in eine Wand fährt.»

Nicht weniger umstritten als die Lizenzfrage ist die Diskussion um den Modus. Während Stadelmann und die Mehrheit der Super-League-Vereine von der Zehnerliga überzeugt sind, bleibt die Challenge League ein Sorgenkind. Die Sponsorensuche verläuft erfolglos; eine Reduzierung auf 12 oder sogar 10 Vereine ist ein Thema.

Um den jungen Schweizer Fussballern trotz der seit dieser Saison bestehenden Personenfreizügigkeit für EU-Spieler gute Chancen auf ihre Weiterentwicklung zu geben, prüft die SFL diverse Schutzmassnahmen. So könnte bereits in der nächsten Saison jeder Super-League-Verein verpflichtet sein, eine Mindestanzahl an in der Schweiz ausgebildeten Spielern in seinem Kader zu haben.

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Verfasst: 11.02.2005, 10:10
von Edberg
11. Februar*2005, Neue Zürcher Zeitung

Schwere Zeiten

Die Lage der Swiss Football League ist aufgrund der heiklen finanziellen Situation fast aller Vereine eine schwierige. Der «Fall Servette» zeigt mit aller Deutlichkeit, dass dort, wo dringendes Eingreifen angezeigt wäre, der Liga die Hände gebunden sind. Wenn nun vor allem in der Westschweiz von krassem Versagen Berns gesprochen wird, zielt der Vorwurf an der Realität vorbei. Es fehlen griffige Reglemente, um einen Hasardeur wie den Servette-Präsidenten Roger rechtzeitig zu stoppen. Und sind in einem Verein keine Kontrollorgane vorhanden und ist Eigenverantwortung ein Fremdwort, kann ein zu allen Ausschweifungen bereiter Vorsitzender nicht daran gehindert werden, den Klub in den Abgrund zu führen.

Die Aussichtslosigkeit, in solchen Fällen mit entschlossenem Handeln das Schlimmste verhüten zu können, hat auf der Seite der Liga den Licensing Manager und stellvertretenden Direktor resignieren lassen. Roger hatte sich nie einen Deut um bestehende Reglemente geschert. Bei einem Termin liess er Suter sowie einen Finanzexperten Anfang Dezember zwei Stunden warten und speiste die beiden hinterher mit nichtssagenden Floskeln ab. Die Ohnmacht gegenüber solch skrupellosen Klub-Dirigenten hat Suter bewogen, die Kündigung einzureichen. Vor dem Hintergrund all der Debakel in der jüngeren Vergangenheit (Wil, Lugano, Lausanne-Sports, Servette) stellt er nämlich die Frage nach dem Sinn der Lizenzen.

Mittlerweile umfasst das Dossier zu diesem Thema rund 300 Seiten - doch mit welchem Resultat? Die Liga prüft nun eine weitere Verschärfung. Vorgesehen ist das Einführen einer Nachweispflicht. Will ein Verein künftig einen Transfer tätigen, hat er den Beweis zu erbringen, dass das Budget die Mehrausgabe erlaubt. Die Klubpräsidenten werden einem solchen Reglement wohl kaum zustimmen. Es würde sie in ihrem Handlungsspielraum zu sehr einschränken. Unter ihnen ist ohnehin der Trend auszumachen, sich kaltschnäuzig über die Bestimmungen der Liga hinwegzusetzen. Wenn nötig holen sie sich das vermeintliche Recht über ein ziviles Gericht (Constantin, FC Sion, Hunziker, FC Aarau).

Typisch für die allgemeine Unzufriedenheit ist - nach nur zwei Spielzeiten - das Begehren nach einem neuen Modus. Als läge hier die Misere im hiesigen Fussball. Der Druck kommt fast ausschliesslich von den Klubs aus der Challenge League. Für das Aufbegehren dieser Klasse muss man allerdings ein gewisses Verständnis haben. Viele Vereine wissen unter den herrschenden Bedingungen kaum noch ein und aus. In der Notlage suchen sie deshalb ihr Heil in der Eliteliga. Hier scheint ein Überleben halbwegs möglich. Folgt deshalb der kürzlich erfolgten Reduktion in der höchsten Klasse wieder die Kehrtwende? Eine Aufstockung der obersten Liga auf 12 oder 14 Klubs? Es wäre eine Bankrotterklärung.