Déjà-vu im Grasshopper-Club
Verfasst: 01.12.2006, 13:08
1. Dezember 2006, Neue Zürcher Zeitung
Déjà-vu im Grasshopper-Club
Nach dem Uefa-Cup-Ausscheiden spricht Balakow wie sein Vorgänger Latour
fcl. Der späte Mittwochabend gestaltete sich wie eine kurze Zeitreise in die jüngste GC-Vergangenheit - der gleiche Klubraum, dieselbe Ansprache. Nur derjenige, der sie hielt, war ein anderer. Hanspeter Latour, vor rund einem Jahr Trainer im Grasshopper-Club, betrieb unverhohlen Klubpolitik. Nach der Niederlage gegen Dnjepr Dnjepropetrowsk und dem Ausscheiden aus dem Uefa-Cup erhöhte er den Druck auf die Teppichetage des GC und forderte neues, besseres Spielerpersonal. «Diese Mannschaft hat kein internationales Format», sagte er damals. Knapp zwölf Monate später steht Krassimir Balakow an Latours Stelle und spricht fast wie dessen Wiedergänger. «Wir brauchen international mehr Qualität; wir müssen uns verstärken.» Es ist nicht die einzige Parallele, die den Zürchern nach dem 0:4 gegen Sevilla und dem vorzeitigen Aus aus der Uefa-Cup-Konkurrenz missfallen muss.
Die gleiche Schlafsucht
Ende Oktober des letzten Jahres flachte die von Latour zu Beginn seiner Amtszeit hochgetriebene Euphorie-Kurve steil ab. Die Grasshoppers gewannen in zehn Spielen bis zur Winterpause nur noch ein einziges Mal. Die Anklageschrift war rasch verfasst: Latour habe das Kader ausgereizt und rücksichtslos ausgepresst. Doch heute wird die Mannschaft von der gleichen Schlafsucht heimgesucht wie damals; seit einem Monat hat sie in acht Partien bei einem Torverhältnis von 6:17 sechsmal verloren - und dies obwohl die Grasshoppers über ein deutlich breiter abgestütztes Kader verfügen als in der Ära Latour, wie der GC-Captain Fabio Coltorti unlängst sagte. Mildernde Umstände ergeben sich in dieser Saison aus der Vielzahl der Pflichtspiele (30).
Im Vorjahr allerdings musste sich der GC im Uefa-Cup um eines keine Sorgen machen - um das Image des Vereins, das Balakow ungefragt schon nach dem 2:5 gegen Alkmaar als gefährdet erachtet hatte. Vielleicht ist es deshalb so unverständlich, dass die Grasshoppers gegen den Sevilla FC nicht alles unternommen haben, um einen neuerlichen Absturz zu vermeiden, dass sie gegen eine Spitzenmannschaft nicht vorsichtiger aufgetreten sind, um wenigstens die Ehre zu retten. Am Mittwoch hätte vieles geschehen dürfen - nur eine weitere Kanterniederlage hätte sich der GC nicht zuschulden kommen lassen dürfen. Es war die einzige, einsame Zielsetzung des Abends. Unterboten wurde die sportliche Desillusionierung höchstens von der Analyse des GC-Trainers, der ohne Ironie und fernab jeder Realität von einer «guten Partie» sprach, davon, dass die Grasshoppers die zweite Halbzeit «dominiert und kontrolliert» hätten und die Gegentore «wie Blitze» gefallen seien. Die Wahrnehmung seines spanischen Trainerkollegen Juande Ramos unterschied sich nicht nur in Nuancen. Am Ende hätten sie sich überlegt, «noch ein fünftes Tor zu schiessen», sagte er - den Gegner schien er nur noch als willenlosen Sparringpartner wahrzunehmen.
Der Vertrag als Zeichen
Vor rund einem Jahr waren die Gespräche über eine Vertragsverlängerung mit Hanspeter Latour ins Stocken geraten. «Kübel» hatte er in Zürich gewinnen wollen und dafür mehr Qualität gefordert. Mit Mittelmass werde er sich nie zufriedengeben, sagte auch Balakow kürzlich. Latour fand bei den Verantwortlichen des Klubs kein Gehör. Einen Monat später trug ihn der Ehrgeiz nach Köln. In diesen Tagen diskutiert der GC wieder über einen neuen Vertrag, diesmal mit Krassimir Balakow. Die Unterschrift des Bulgaren wäre für den Grasshopper-Club ein positives Zeichen in unruhigen Zeiten.
Déjà-vu im Grasshopper-Club
Nach dem Uefa-Cup-Ausscheiden spricht Balakow wie sein Vorgänger Latour
fcl. Der späte Mittwochabend gestaltete sich wie eine kurze Zeitreise in die jüngste GC-Vergangenheit - der gleiche Klubraum, dieselbe Ansprache. Nur derjenige, der sie hielt, war ein anderer. Hanspeter Latour, vor rund einem Jahr Trainer im Grasshopper-Club, betrieb unverhohlen Klubpolitik. Nach der Niederlage gegen Dnjepr Dnjepropetrowsk und dem Ausscheiden aus dem Uefa-Cup erhöhte er den Druck auf die Teppichetage des GC und forderte neues, besseres Spielerpersonal. «Diese Mannschaft hat kein internationales Format», sagte er damals. Knapp zwölf Monate später steht Krassimir Balakow an Latours Stelle und spricht fast wie dessen Wiedergänger. «Wir brauchen international mehr Qualität; wir müssen uns verstärken.» Es ist nicht die einzige Parallele, die den Zürchern nach dem 0:4 gegen Sevilla und dem vorzeitigen Aus aus der Uefa-Cup-Konkurrenz missfallen muss.
Die gleiche Schlafsucht
Ende Oktober des letzten Jahres flachte die von Latour zu Beginn seiner Amtszeit hochgetriebene Euphorie-Kurve steil ab. Die Grasshoppers gewannen in zehn Spielen bis zur Winterpause nur noch ein einziges Mal. Die Anklageschrift war rasch verfasst: Latour habe das Kader ausgereizt und rücksichtslos ausgepresst. Doch heute wird die Mannschaft von der gleichen Schlafsucht heimgesucht wie damals; seit einem Monat hat sie in acht Partien bei einem Torverhältnis von 6:17 sechsmal verloren - und dies obwohl die Grasshoppers über ein deutlich breiter abgestütztes Kader verfügen als in der Ära Latour, wie der GC-Captain Fabio Coltorti unlängst sagte. Mildernde Umstände ergeben sich in dieser Saison aus der Vielzahl der Pflichtspiele (30).
Im Vorjahr allerdings musste sich der GC im Uefa-Cup um eines keine Sorgen machen - um das Image des Vereins, das Balakow ungefragt schon nach dem 2:5 gegen Alkmaar als gefährdet erachtet hatte. Vielleicht ist es deshalb so unverständlich, dass die Grasshoppers gegen den Sevilla FC nicht alles unternommen haben, um einen neuerlichen Absturz zu vermeiden, dass sie gegen eine Spitzenmannschaft nicht vorsichtiger aufgetreten sind, um wenigstens die Ehre zu retten. Am Mittwoch hätte vieles geschehen dürfen - nur eine weitere Kanterniederlage hätte sich der GC nicht zuschulden kommen lassen dürfen. Es war die einzige, einsame Zielsetzung des Abends. Unterboten wurde die sportliche Desillusionierung höchstens von der Analyse des GC-Trainers, der ohne Ironie und fernab jeder Realität von einer «guten Partie» sprach, davon, dass die Grasshoppers die zweite Halbzeit «dominiert und kontrolliert» hätten und die Gegentore «wie Blitze» gefallen seien. Die Wahrnehmung seines spanischen Trainerkollegen Juande Ramos unterschied sich nicht nur in Nuancen. Am Ende hätten sie sich überlegt, «noch ein fünftes Tor zu schiessen», sagte er - den Gegner schien er nur noch als willenlosen Sparringpartner wahrzunehmen.
Der Vertrag als Zeichen
Vor rund einem Jahr waren die Gespräche über eine Vertragsverlängerung mit Hanspeter Latour ins Stocken geraten. «Kübel» hatte er in Zürich gewinnen wollen und dafür mehr Qualität gefordert. Mit Mittelmass werde er sich nie zufriedengeben, sagte auch Balakow kürzlich. Latour fand bei den Verantwortlichen des Klubs kein Gehör. Einen Monat später trug ihn der Ehrgeiz nach Köln. In diesen Tagen diskutiert der GC wieder über einen neuen Vertrag, diesmal mit Krassimir Balakow. Die Unterschrift des Bulgaren wäre für den Grasshopper-Club ein positives Zeichen in unruhigen Zeiten.