Japan-Nordkorea: Karossen für Kims Kicker
Verfasst: 09.02.2005, 11:23
Karossen für Kims Kicker
NORDKOREA BLÄST ZUM «FUSSBALL-KRIEG» GEGEN ERZFEIND JAPAN
Vorbereitung. Das nordkoreanische Fussball-Nationaltam. Foto AP
Angela Köhler, Tokio
Eigentlich wollen sich beide nur für die Weltmeisterschaft in Deutschland qualifizieren, aber politisch und ideologisch eskaliert das Länderspiel zwischen Japan und Nordkorea schon vor dem Anpfiff am Mittwoch zum «Fussball-Krieg».
«Wir sind zum Äussersten entschlossen. Das wird ein Kampf Mann gegen Mann, und am Ende werden wir sie vernichtend schlagen.» Martialische Töne dieser Art ist man zwar aus Pjöngjang gewöhnt, aber was der nordkoreanische Vize-Sportchef Ri Hyon mitzuteilen hatte, sprengt wohl den Rahmen der Fifa-Gewohnheiten. Vordergründig eröffnen Japan und die Koreanische Volksdemokratische Republik morgen die Qualifikationsrunde der Gruppe A für die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland.
Aber den Nordkoreanern, die zuletzt 1966 an einem internationalen Turnier teilgenommen haben, geht es auch um «Revanche für die arrogante japanische Kolonialherrschaft 1910-1945», wie es im altstalinistischen Propaganda-Code ausgedrückt wird.
Porsche als Anreiz. Nur für den Sieg des Sozialismus allein sollen die Kicker von Diktator Kim Jong Il aber nicht kämpfen müssen. Sportfunktionär Ri hat ihnen öffentlich «entsprechend ihrer Leistung einen enormen Betrag an Bargeld, die neuesten Häusermodelle und hochklassige Autos versprochen». Die Rede ist davon, dass das bankrotte Regime sogar Porsches für seine Fussballhelden beschaffen will. Der «liebe Führer» Kim persönlich habe die Devise ausgegeben: «Besiegt den Erzfeind, was immer es kostet.»
Aber auch die Japaner spielen nicht nur Fussball. Noch nie seit dem Ende des Kalten Krieges war die Stimmung bei der fernöstlichen Industrienation so gegen Nordkorea aufgeheizt wie jetzt. Die starre Haltung Pjöngjangs im Atompoker, die nicht vollständig aufgeklärten Entführungsfälle von Japanern durch den nordkoreanischen Geheimdienst, das Waffen- und Drogenschmuggelwesen sorgen in Japan für Antipathien.
Seit Nordkorea den «Fussball-Krieg» ausgerufen hat, sind die japanischen Behörden in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Das Spiel wurde an das WM-Stadion in der schwer zu erreichenden Provinzstadt Saitama vergeben. Dort sitzen doppelt so viele Sicherheitsbeamte in Zivil unter den Zuschauern wie normal. Nippons Fans neigen zwar nicht zu Krawallen, aber niemand weiss, wie sie reagieren, wenn ihre Spieler auf dem Feld schlecht aussehen.
Keiner weiss im Moment, wie viele Nordkoreaner anwesend sein werden. Offiziell hat Pjöngjang um 5000 Eintrittskarten gebeten. Es ist jedoch sehr unwahrscheinlich, dass so viele Genossen aus dem streng abgeschotteten und an Devisen bitterarmen Land nach Japan einreisen werden, und bisher ist auch noch keiner gesichtet worden.
Koreanische Japaner. Nordkorea kann aber durchaus eine «fünfte Kolonne» mobilisieren. Unter den 600000 Koreanern, die seit Jahrzehnten in Japan leben, bekennt sich ein Viertel als Staatsbürger des «Paradieses der Werktätigen». An dieser etwas skurrilen Situation ist Japan weitgehend selbst schuld.
Während der Kolonial- und Kriegszeit wurden Zehntausende Arbeitssklaven aus Korea verschleppt. Nach demKrieg wollte sie Nippon zwar nicht ausweisen, aber auch nicht behalten. Seitdem leben sie als Bürger zweiter Klasse - mit süd- oder nordkoreanischen Pässen - weitgehend unter sich. Die koreanischen Kinder werden in eigenen Schulen ihrer Gemeinschaft entweder kapitalistisch oder kommunistisch erzogen. Jobs finden sie nur bei ihresgleichen, meistens in der Unterhaltungs- und Spielindustrie.
Manchmal auch im Fussball. So werden am Mittwoch vielleicht zwei Nordkoreaner für Pjöngjang auflaufen, die eigentlich Japaner sein könnten, weil sie dort geboren wurden: Ri Han Jae vom Erstligaverein Sanfrecce Hiroshima und An Yong Hak vom Spitzenklub Nagoya Grampus Eight. Beide sind «etwas nervös», aber es erfüllt sich für sie nach eigenem Bekenntnis «ein Lebenstraum, gegen Japan anzutreten».
--------------------------------------------------------------------------
wär no interessant de match im tv mitzverfolge...
NORDKOREA BLÄST ZUM «FUSSBALL-KRIEG» GEGEN ERZFEIND JAPAN
Vorbereitung. Das nordkoreanische Fussball-Nationaltam. Foto AP
Angela Köhler, Tokio
Eigentlich wollen sich beide nur für die Weltmeisterschaft in Deutschland qualifizieren, aber politisch und ideologisch eskaliert das Länderspiel zwischen Japan und Nordkorea schon vor dem Anpfiff am Mittwoch zum «Fussball-Krieg».
«Wir sind zum Äussersten entschlossen. Das wird ein Kampf Mann gegen Mann, und am Ende werden wir sie vernichtend schlagen.» Martialische Töne dieser Art ist man zwar aus Pjöngjang gewöhnt, aber was der nordkoreanische Vize-Sportchef Ri Hyon mitzuteilen hatte, sprengt wohl den Rahmen der Fifa-Gewohnheiten. Vordergründig eröffnen Japan und die Koreanische Volksdemokratische Republik morgen die Qualifikationsrunde der Gruppe A für die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland.
Aber den Nordkoreanern, die zuletzt 1966 an einem internationalen Turnier teilgenommen haben, geht es auch um «Revanche für die arrogante japanische Kolonialherrschaft 1910-1945», wie es im altstalinistischen Propaganda-Code ausgedrückt wird.
Porsche als Anreiz. Nur für den Sieg des Sozialismus allein sollen die Kicker von Diktator Kim Jong Il aber nicht kämpfen müssen. Sportfunktionär Ri hat ihnen öffentlich «entsprechend ihrer Leistung einen enormen Betrag an Bargeld, die neuesten Häusermodelle und hochklassige Autos versprochen». Die Rede ist davon, dass das bankrotte Regime sogar Porsches für seine Fussballhelden beschaffen will. Der «liebe Führer» Kim persönlich habe die Devise ausgegeben: «Besiegt den Erzfeind, was immer es kostet.»
Aber auch die Japaner spielen nicht nur Fussball. Noch nie seit dem Ende des Kalten Krieges war die Stimmung bei der fernöstlichen Industrienation so gegen Nordkorea aufgeheizt wie jetzt. Die starre Haltung Pjöngjangs im Atompoker, die nicht vollständig aufgeklärten Entführungsfälle von Japanern durch den nordkoreanischen Geheimdienst, das Waffen- und Drogenschmuggelwesen sorgen in Japan für Antipathien.
Seit Nordkorea den «Fussball-Krieg» ausgerufen hat, sind die japanischen Behörden in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Das Spiel wurde an das WM-Stadion in der schwer zu erreichenden Provinzstadt Saitama vergeben. Dort sitzen doppelt so viele Sicherheitsbeamte in Zivil unter den Zuschauern wie normal. Nippons Fans neigen zwar nicht zu Krawallen, aber niemand weiss, wie sie reagieren, wenn ihre Spieler auf dem Feld schlecht aussehen.
Keiner weiss im Moment, wie viele Nordkoreaner anwesend sein werden. Offiziell hat Pjöngjang um 5000 Eintrittskarten gebeten. Es ist jedoch sehr unwahrscheinlich, dass so viele Genossen aus dem streng abgeschotteten und an Devisen bitterarmen Land nach Japan einreisen werden, und bisher ist auch noch keiner gesichtet worden.
Koreanische Japaner. Nordkorea kann aber durchaus eine «fünfte Kolonne» mobilisieren. Unter den 600000 Koreanern, die seit Jahrzehnten in Japan leben, bekennt sich ein Viertel als Staatsbürger des «Paradieses der Werktätigen». An dieser etwas skurrilen Situation ist Japan weitgehend selbst schuld.
Während der Kolonial- und Kriegszeit wurden Zehntausende Arbeitssklaven aus Korea verschleppt. Nach demKrieg wollte sie Nippon zwar nicht ausweisen, aber auch nicht behalten. Seitdem leben sie als Bürger zweiter Klasse - mit süd- oder nordkoreanischen Pässen - weitgehend unter sich. Die koreanischen Kinder werden in eigenen Schulen ihrer Gemeinschaft entweder kapitalistisch oder kommunistisch erzogen. Jobs finden sie nur bei ihresgleichen, meistens in der Unterhaltungs- und Spielindustrie.
Manchmal auch im Fussball. So werden am Mittwoch vielleicht zwei Nordkoreaner für Pjöngjang auflaufen, die eigentlich Japaner sein könnten, weil sie dort geboren wurden: Ri Han Jae vom Erstligaverein Sanfrecce Hiroshima und An Yong Hak vom Spitzenklub Nagoya Grampus Eight. Beide sind «etwas nervös», aber es erfüllt sich für sie nach eigenem Bekenntnis «ein Lebenstraum, gegen Japan anzutreten».
--------------------------------------------------------------------------
wär no interessant de match im tv mitzverfolge...
