Die Liga nähert sich magischer Grenze
Verfasst: 28.11.2006, 05:37
Die Liga nähert sich magischer Grenze
DER ZUSCHAUERSCHNITT DER SUPER LEAGUE LIEGT BEI 9500 - SORGENKIND BLEIBT DER UNTERBAU

Zuschauermagnet. Der Schweizer Liga-Fussball ist so attraktiv wie lange nicht mehr. Foto Keystone
christoph kieslich
Schweizer Fussball liegt im Trend - zumindest sagen das die Besucherzahlen. Die Liga drängt, die Gunst der Stunde zu nutzen.
Vor zehn Tagen, am Rande der Generalversammlung der Swiss Football League (SFL), wollte Peter Stadelmann seine gute Laune nicht verbergen: «Ich prophezeie», sagte der Präsident der Liga, «dass wir in dieser Saison an die 10000-Zuschauer-Grenze stossen werden.» Diese Prognose war da schon nicht mehr sonderlich hellseherisch, denn seit Saisonbeginn steigen die Zahlen.
Nach der 16. Runde bestätigt die Bilanz Stadelmanns Hoffnung: 9482 Zuschauer waren bei 78 Spielen der Axpo Super League (die beiden Geisterspiele des FCBasel nicht in Rechnung gestellt) im Schnitt zugegen. Im Vergleich zur Vorsaison (7993) ist das ein markanter Anstieg.
Zwei Hochburgen forcieren den Angriff auf die magische Grenze von 10000: Die Euphorie im Wallis um den Überraschungs-Tabellenzweiten FCSion sorgt im Tourbillon für mehr als 12000 Zuschauer pro Heimspiel, und auch der FCLuzern (8400) lockt wesentlich mehr Fans an als vergangene Saison die Absteiger Yverdon (3312) oder Xamax im Exil von La Chaux-de-Fonds (2997).
Heisser Tanz. Die Meisterschaft zieht so viele Menschen in die Stadien wie schon lange nicht mehr (vgl. Tabelle). Die Zeit des Alleinunterhalters FCBasel ist vorüber, und ein «Paket von Spitzenmannschaften» (Stadelmann) sorgt für Spannung:«Ich rechne noch mit einem heissen Tanz um den Meistertitel», so der Liga-Chef.
Was die finanzielle Ausstattung betrifft, bleibt die Super League im europaweiten Vergleich ein Zwerg. Auch wenn die Clubs aus dem neuen TV-Vertrag mit jeweils 400000 Franken mehr rechnen dürfen, kann der Meister auf maximal 1,3 Millionen kommen. Andere Indikatoren jedoch hält Stadelmann für äusserst günstig: «Wir stecken zwischen der WM in Deutschland und der Euro 2008 in einer Phase, in der etwas geht. Alles springt auf Fussball auf und jeder will dabei sein.» Der Anwalt aus St. Gallen fordert deshalb: «Das muss man kanalisieren, um später davon proftieren zu können.»
Zentrale Bedeutung kommt der Modernisierung der Stadien zu. Basel, Bern und Genf stehen, in Neuenburg wird die neue Maladière im Frühjahr eröffnet, und auf den Baustellen in Zürich und St. Gallen fliesst der Beton. Doch das ist der Liga nicht genug. Kürzlich traf sich die SFL mit Vertretern der Städte und Gemeinden Thun, Luzern, Aarau, Schaffhausen, Winterthur sowie Vaduz. Die Liga-Spitze machte Lobby für mehr Zuschauerkomfort und eine zeitgemässe TV-Infrastruktur in den Stadien, die sie «essenziell für einen wirtschaftlich gesunden Spitzenfussball» hält.
Bei der Lizenzierung im Jahr 2008 muss ein SFL-Teilnehmer mindestens eine Baueingabe gemacht haben. «Und über die Mindestanforderungen lassen wir nicht mit uns reden», so Stadelmann. Dazu gehört ein Fassungsvermögen von 10000 Zuschauern (zwei Drittel Sitzplätze) - und ein Dach über dem Kopf aller Besucher. Während Neubauvorhaben in Thun oder Aarau vor dem Volk gescheitert sind, führt Stadelmann das in kürzester Zeit aus dem Boden gestampfte Schaffhauser Projekt als beispielbegebend an. «Ketzerisch gesagt:Was in Schaffhausen möglich ist, muss auch in Aarau oder Luzern möglich sein.»
Befeuert werden Stadelmann und Co. von der prächtigen Entwicklung der Super League: «Der gleich gute Fussball wird bei entsprechender Infrastruktur anders transportiert und wahrgenommen.» Wichtigstes Vehikel bleibt dabei das Fernsehen. SF2 erzielte vergangene Saison die höchste durchschnittliche Einschaltquote seit 1998/99 und mit 734000 Zuschauern beim Showdown FCB-FCZ einen Rekord.
neue Fernsehwelt. Nun ist eine neue Schweizer Fussball-Fernsehwelt mit Spielen im Abofernsehen und der Möglichkeit des «Pay-per-View» entstanden. Beim «Teleclub», der erstklassigen Fussball und Eishockey live ausstrahlt, hat das den Stamm von 40000 Haushalten mit Sportpaket um zirka zehn Prozent gesteigert.
«Das ist sehr gut», sagt Roger Feiner, «aber wir können noch besser werden.» Der Sportchef des Senders, der via Swisscom-Anteil mit «Bluewin TV» verbandelt ist, sieht vor allem im «Pay-per-View» ein grosses Potenzial. Der Fan mit Abonnement kann sich das Spiel seines Clubs derzeit für 1Franken zusätzlich auf den Schirm holen.
Bei aller Aufbruchstimmung bleibt ein Sorgenkind: die Challenge League. Zwar ist sie im Tessin und in der Westschweiz vermehrt im TV zu sehen, doch die Besucherzahlen in den Stadien sind - auch durch das Fehlen der zugkräftigen Super-League-Aufsteiger - zurückgegangen. Leader SCKriens spielt im Schnitt vor 656 Zahlenden, und Präsident Peter Glur fürchtet, die Region Luzern könne zwei Super-League-Clubs nicht tragen. «Ich will nicht ausschliessen», verkündete er kürzlich düster, «dass wir auf den Aufstieg verzichten würden».
Aufstiegsgefahr. Das käme Stephan Glaser wohl nicht in den Sinn. Der Präsident und Mäzen des FCConcordia empfindet die Challenge League grundsätzlich als «Albtraum» und sieht «auf Dauer nur zwei Wege:entweder man steigt in die Super League auf oder in die 1. Liga ab. Alles andere ist kaum finanzierbar.» Derzeit befindet sich der Basler Challenge-Ligist tatsächlich in Aufstiegsgefahr. Am Sonntag ist er auf dem Kleinfeld zu Gast und kann sich dort mit den Kriensern darüber austauschen, was es bis zum 10. März für das Lizenzierungsverfahren braucht.
Das Problem der Challenge League, in der durch den neuen TV-Vertrag in dieser Saison erstmals 900000 Franken auf die 18 Clubs verteilt werden können, ist ihre Grösse:«18 Vereine sind zu viel», sagt Peter Stadelmann, doch eine Reduzierung auf 16, 14, 12 oder gar nur 10 Teilnehmer ist vor allem die Frage einer Zweidrittelmehrheit. «Die Clubs müssten sich schon selbst einen Schubs geben», sagt Stadelmann. Der kann sich als Unterbau der Challenge League statt der dreigeteilten 1. Liga auch eine «Serie C» vorstellen: «Für utopisch halte ich das nicht.»
http://www.baz.ch
DER ZUSCHAUERSCHNITT DER SUPER LEAGUE LIEGT BEI 9500 - SORGENKIND BLEIBT DER UNTERBAU

Zuschauermagnet. Der Schweizer Liga-Fussball ist so attraktiv wie lange nicht mehr. Foto Keystone
christoph kieslich
Schweizer Fussball liegt im Trend - zumindest sagen das die Besucherzahlen. Die Liga drängt, die Gunst der Stunde zu nutzen.
Vor zehn Tagen, am Rande der Generalversammlung der Swiss Football League (SFL), wollte Peter Stadelmann seine gute Laune nicht verbergen: «Ich prophezeie», sagte der Präsident der Liga, «dass wir in dieser Saison an die 10000-Zuschauer-Grenze stossen werden.» Diese Prognose war da schon nicht mehr sonderlich hellseherisch, denn seit Saisonbeginn steigen die Zahlen.
Nach der 16. Runde bestätigt die Bilanz Stadelmanns Hoffnung: 9482 Zuschauer waren bei 78 Spielen der Axpo Super League (die beiden Geisterspiele des FCBasel nicht in Rechnung gestellt) im Schnitt zugegen. Im Vergleich zur Vorsaison (7993) ist das ein markanter Anstieg.
Zwei Hochburgen forcieren den Angriff auf die magische Grenze von 10000: Die Euphorie im Wallis um den Überraschungs-Tabellenzweiten FCSion sorgt im Tourbillon für mehr als 12000 Zuschauer pro Heimspiel, und auch der FCLuzern (8400) lockt wesentlich mehr Fans an als vergangene Saison die Absteiger Yverdon (3312) oder Xamax im Exil von La Chaux-de-Fonds (2997).
Heisser Tanz. Die Meisterschaft zieht so viele Menschen in die Stadien wie schon lange nicht mehr (vgl. Tabelle). Die Zeit des Alleinunterhalters FCBasel ist vorüber, und ein «Paket von Spitzenmannschaften» (Stadelmann) sorgt für Spannung:«Ich rechne noch mit einem heissen Tanz um den Meistertitel», so der Liga-Chef.
Was die finanzielle Ausstattung betrifft, bleibt die Super League im europaweiten Vergleich ein Zwerg. Auch wenn die Clubs aus dem neuen TV-Vertrag mit jeweils 400000 Franken mehr rechnen dürfen, kann der Meister auf maximal 1,3 Millionen kommen. Andere Indikatoren jedoch hält Stadelmann für äusserst günstig: «Wir stecken zwischen der WM in Deutschland und der Euro 2008 in einer Phase, in der etwas geht. Alles springt auf Fussball auf und jeder will dabei sein.» Der Anwalt aus St. Gallen fordert deshalb: «Das muss man kanalisieren, um später davon proftieren zu können.»
Zentrale Bedeutung kommt der Modernisierung der Stadien zu. Basel, Bern und Genf stehen, in Neuenburg wird die neue Maladière im Frühjahr eröffnet, und auf den Baustellen in Zürich und St. Gallen fliesst der Beton. Doch das ist der Liga nicht genug. Kürzlich traf sich die SFL mit Vertretern der Städte und Gemeinden Thun, Luzern, Aarau, Schaffhausen, Winterthur sowie Vaduz. Die Liga-Spitze machte Lobby für mehr Zuschauerkomfort und eine zeitgemässe TV-Infrastruktur in den Stadien, die sie «essenziell für einen wirtschaftlich gesunden Spitzenfussball» hält.
Bei der Lizenzierung im Jahr 2008 muss ein SFL-Teilnehmer mindestens eine Baueingabe gemacht haben. «Und über die Mindestanforderungen lassen wir nicht mit uns reden», so Stadelmann. Dazu gehört ein Fassungsvermögen von 10000 Zuschauern (zwei Drittel Sitzplätze) - und ein Dach über dem Kopf aller Besucher. Während Neubauvorhaben in Thun oder Aarau vor dem Volk gescheitert sind, führt Stadelmann das in kürzester Zeit aus dem Boden gestampfte Schaffhauser Projekt als beispielbegebend an. «Ketzerisch gesagt:Was in Schaffhausen möglich ist, muss auch in Aarau oder Luzern möglich sein.»
Befeuert werden Stadelmann und Co. von der prächtigen Entwicklung der Super League: «Der gleich gute Fussball wird bei entsprechender Infrastruktur anders transportiert und wahrgenommen.» Wichtigstes Vehikel bleibt dabei das Fernsehen. SF2 erzielte vergangene Saison die höchste durchschnittliche Einschaltquote seit 1998/99 und mit 734000 Zuschauern beim Showdown FCB-FCZ einen Rekord.
neue Fernsehwelt. Nun ist eine neue Schweizer Fussball-Fernsehwelt mit Spielen im Abofernsehen und der Möglichkeit des «Pay-per-View» entstanden. Beim «Teleclub», der erstklassigen Fussball und Eishockey live ausstrahlt, hat das den Stamm von 40000 Haushalten mit Sportpaket um zirka zehn Prozent gesteigert.
«Das ist sehr gut», sagt Roger Feiner, «aber wir können noch besser werden.» Der Sportchef des Senders, der via Swisscom-Anteil mit «Bluewin TV» verbandelt ist, sieht vor allem im «Pay-per-View» ein grosses Potenzial. Der Fan mit Abonnement kann sich das Spiel seines Clubs derzeit für 1Franken zusätzlich auf den Schirm holen.
Bei aller Aufbruchstimmung bleibt ein Sorgenkind: die Challenge League. Zwar ist sie im Tessin und in der Westschweiz vermehrt im TV zu sehen, doch die Besucherzahlen in den Stadien sind - auch durch das Fehlen der zugkräftigen Super-League-Aufsteiger - zurückgegangen. Leader SCKriens spielt im Schnitt vor 656 Zahlenden, und Präsident Peter Glur fürchtet, die Region Luzern könne zwei Super-League-Clubs nicht tragen. «Ich will nicht ausschliessen», verkündete er kürzlich düster, «dass wir auf den Aufstieg verzichten würden».
Aufstiegsgefahr. Das käme Stephan Glaser wohl nicht in den Sinn. Der Präsident und Mäzen des FCConcordia empfindet die Challenge League grundsätzlich als «Albtraum» und sieht «auf Dauer nur zwei Wege:entweder man steigt in die Super League auf oder in die 1. Liga ab. Alles andere ist kaum finanzierbar.» Derzeit befindet sich der Basler Challenge-Ligist tatsächlich in Aufstiegsgefahr. Am Sonntag ist er auf dem Kleinfeld zu Gast und kann sich dort mit den Kriensern darüber austauschen, was es bis zum 10. März für das Lizenzierungsverfahren braucht.
Das Problem der Challenge League, in der durch den neuen TV-Vertrag in dieser Saison erstmals 900000 Franken auf die 18 Clubs verteilt werden können, ist ihre Grösse:«18 Vereine sind zu viel», sagt Peter Stadelmann, doch eine Reduzierung auf 16, 14, 12 oder gar nur 10 Teilnehmer ist vor allem die Frage einer Zweidrittelmehrheit. «Die Clubs müssten sich schon selbst einen Schubs geben», sagt Stadelmann. Der kann sich als Unterbau der Challenge League statt der dreigeteilten 1. Liga auch eine «Serie C» vorstellen: «Für utopisch halte ich das nicht.»
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