«Diese Erklärung ist inakzeptabel»
Verfasst: 19.10.2006, 00:19
«Diese Erklärung ist inakzeptabel»
quelle:BaZ.ch
COACH CHRISTIAN GROSS VOR DEM ERSTEN GRUPPENSPIEL DES FC BASEL IM UEFA CUP

Blick voraus. FCB-Trainer Christian Gross wollte gestern vor den Medien nicht zurückschauen. Foto Keystone
AUFZEICHNUNG:FLORIANRAZ
Der Trainer des FC Basel nimmt vor der Heimpartie gegen Feyenoord Rotterdam (20.15 Uhr, SF2 live) Stellung zur unbefriedigenden Situation seiner Mannschaft.
Unschön präsentiert sich die Lage des FCBasel nach dem blamablen 2:4 in Schaffhausen. Und nun macht mit Feyenoord ein holländischer Traditionsclub in Basel seine Aufwartung, der zwar auch mit Formproblemen zu kämpfen hat, der aber für Christian Gross «klarer Favorit» ist. Der Basler Trainer hofft aber, dass seine Spieler gerade in einem solchen Spiel in der Lage sind, endlich ihr Potenzial abzurufen.
baz: ChristianGross, wie erklären Sie sich, dass Ihre Mannschaft in Luzern und Schaffhausen zweimal massiv eingebrochen ist, nachdem zuvor aufsteigende Tendenzen zu verzeichnen waren?
CHRISTIAN GROSS: Grundsätzlich wollen wir hier nicht darüber sprechen, was gewesen ist, sondern vorwärts schauen. Wir stehen vor einem internationalen Spiel, und wir freuen uns, dass wir wir gegen einen renommierten Club antreten dürfen. Massiv sind wir sicher nicht eingebrochen, desolat waren wir auch nicht. Wir sind in einer Saison nach einer WM, einige Spieler waren weg. Eine gewisse Konzentration hat gefehlt. Aber die wird gegen Feyenoord da sein.
Sie haben von Spielern wie Ivan Ergic oder Daniel Majstorovic verlangt, dass sie aktiver werden und mehr Verantwortung übernehmen. Wie können Sie die beiden dazu bringen, wie zwingen Sie sie?
Diese Spieler wissen es ja selber. Ich weiss, dass da viel mehr Potenzial vorhanden ist, und das müssen sie jetzt abrufen, ganz klar. Ivan hat es schon gezeigt, Daniel hatte zumStart ein hervorragendes halbes Jahr. Er wird besonders motiviert sein - ich hoffe nicht übermotiviert, wie er das zum Teil in Middlesbrough gewesen ist. Die Spieler haben das Potenzial - und gegen Feyenoord bietet sich die Gelegenheit, das abzurufen.
Werden Sie auf die unbefriedigenden Leistungen reagieren, indem Sie die Mannschaft umstellen?
Solche Gedanken mache ich mir tagtäglich. Ich denke, dass Papa Malick Ba derzeit nicht auf der Position spielt, auf der er sein volles Rendement abrufen kann, er ist zentraler wohl besser eingesetzt. Dementsprechend würde Ergic offensiver spielen.
Nach dem 2:4 in Schaffhausen haben mehrere Spieler gesagt, die Mannschaft sei in der ersten Halbzeit gar nicht richtig auf dem Platz gestanden. Wie können Sie verhindern, dass das …
… aber das stimmt ja gar nicht - es waren doch alle auf dem Platz. Das ist eine Erklärung, die ich nicht gelten lassen kann, die inakzeptabel ist. Wir hatten auch vor der Pause zwei, drei gute Aktionen. Man muss mit diesem reinen Schwarz-Weiss-Denken aufpassen. Dass wir nicht gut waren, haben wir mehrfach betont. Aber diese Erklärung kann ich nicht einfach so stehen lassen. Mir gegenüber haben sich die Spieler anders geäussert.
Wie?
Das ist vorbei, wir schauen vorwärts.
In den Trainings herrschte in dieser Woche eine äusserst gute Stimmung. Ist sie vielleicht sogar zu gut, bräuchte es nicht etwas mehr Aggresssivität?
Entscheidend ist, dass wir ein gutes Leistungsklima haben, und dass jeder den nötigen Ehrgeiz an den Tag legt. Ich habe nach dem Spiel in Luzern gesagt, dass wir zu brav sind. Es braucht die nötige positive Aggressivität, um den Gegner in die Knie zu zwingen. Das verlange ich auch von meiner Mannschaft. Mit internem Schulterklopfen ist noch kein Team zu Höchstform aufgelaufen.
Verspüren Sie persönlich nach den negativen Schlagzeiten der letzten Zeit einen besonderen Druck?
Druck hat man beim FCB immer, ob man oben steht oder ins Mittelfeld abgerutscht ist wie wir derzeit. Alle in meiner näheren Umgebung müssen einen Grundoptimismus an den Tag legen. Fussball ist ein Geschäft, das Emotionen mit sich bringt, positive - und im jetzigen Fall auch negative. Ich will mich nicht zu sehr mit dem Negativen beschäftigen. Das habe ich schnell in meinem Leben gelernt, dass es einen ansteckt, wenn man zu oft mit zu negativen Leuten zusammen ist. Das will ich nicht. Meine Gedanke sind grundsätzlich positiv.
Wenn Sie die Emotionen ansprechen: Von aussen wirkt es, als ob das Team auf dem Feld zu wenig davon hätte.
Das kann ich so nicht bestätigen. Wenn ich an das Spiel gegen den FCZ zurückdenke... Nein, die Spieler spielen in erster Linie aus Freude Fussball, weil sie sich für diesen Beruf berufen fühlen. Nein, die Emotionen sind da. Ich habe aber auch schon gesagt, dass ich von meiner Mannschaft mehr Aktivität verlange, dass sie mir zum Teil zu passiv ist.
Nun wird nach Stadionsperre und Fanboykott erstmals wieder «Normalbetrieb» im Stadion herrschen - die Fans in der Muttenzer Kurve inklusive. Was erhoffen Sie sich an Impulsen für Ihr Team?
Wir freuen uns, dass alle wieder dabei sein werden. Wobei speziell sein wird, dass erstmals der Zaun vor der Muttenzer Kurve und die beiden Fangnetze stehen werden. Wir gehen grundsätzlich auf den Platz, um nicht nur für einen Teil der Fans eine gute Leistung zu zeigen, sondern für alle.
Sie betonen vor jedem Match, die Spieler müssten das rotblaue Trikot mit Stolz tragen. Denken Sie, dass diese Identifikation vielleicht durch die vielen Wechsel und eine gewisse Heterogenität im Kader mit nicht weniger als 16 Nationen...
…Nein. Wir haben uns souverän für diese Gruppenphase qualifiziert. Aber wir haben national zu wenige Punkte, das ist uns allen klar.
Verändert sich für Sie die Wertung des Uefa-Cups durch diese fehlenden Punkte in der Super League?
Das Überwintern in einem internationalen Wettbewerb ist für jedes Schweizer Team eine riesige Herausforderung und im Erfolgsfall ein enormer Erfolg. Jetzt steht die Gruppenphase an, und kaum haben wir uns Adieu gesagt, steht ja bereits das St.-Gallen-Spiel an, das auch eine enorme Bedeutung hat. Da gebe ich weder der Meisterschaft noch einem anderen Wettbewerb einen anderen Stellenwert.
quelle:BaZ.ch
COACH CHRISTIAN GROSS VOR DEM ERSTEN GRUPPENSPIEL DES FC BASEL IM UEFA CUP

Blick voraus. FCB-Trainer Christian Gross wollte gestern vor den Medien nicht zurückschauen. Foto Keystone
AUFZEICHNUNG:FLORIANRAZ
Der Trainer des FC Basel nimmt vor der Heimpartie gegen Feyenoord Rotterdam (20.15 Uhr, SF2 live) Stellung zur unbefriedigenden Situation seiner Mannschaft.
Unschön präsentiert sich die Lage des FCBasel nach dem blamablen 2:4 in Schaffhausen. Und nun macht mit Feyenoord ein holländischer Traditionsclub in Basel seine Aufwartung, der zwar auch mit Formproblemen zu kämpfen hat, der aber für Christian Gross «klarer Favorit» ist. Der Basler Trainer hofft aber, dass seine Spieler gerade in einem solchen Spiel in der Lage sind, endlich ihr Potenzial abzurufen.
baz: ChristianGross, wie erklären Sie sich, dass Ihre Mannschaft in Luzern und Schaffhausen zweimal massiv eingebrochen ist, nachdem zuvor aufsteigende Tendenzen zu verzeichnen waren?
CHRISTIAN GROSS: Grundsätzlich wollen wir hier nicht darüber sprechen, was gewesen ist, sondern vorwärts schauen. Wir stehen vor einem internationalen Spiel, und wir freuen uns, dass wir wir gegen einen renommierten Club antreten dürfen. Massiv sind wir sicher nicht eingebrochen, desolat waren wir auch nicht. Wir sind in einer Saison nach einer WM, einige Spieler waren weg. Eine gewisse Konzentration hat gefehlt. Aber die wird gegen Feyenoord da sein.
Sie haben von Spielern wie Ivan Ergic oder Daniel Majstorovic verlangt, dass sie aktiver werden und mehr Verantwortung übernehmen. Wie können Sie die beiden dazu bringen, wie zwingen Sie sie?
Diese Spieler wissen es ja selber. Ich weiss, dass da viel mehr Potenzial vorhanden ist, und das müssen sie jetzt abrufen, ganz klar. Ivan hat es schon gezeigt, Daniel hatte zumStart ein hervorragendes halbes Jahr. Er wird besonders motiviert sein - ich hoffe nicht übermotiviert, wie er das zum Teil in Middlesbrough gewesen ist. Die Spieler haben das Potenzial - und gegen Feyenoord bietet sich die Gelegenheit, das abzurufen.
Werden Sie auf die unbefriedigenden Leistungen reagieren, indem Sie die Mannschaft umstellen?
Solche Gedanken mache ich mir tagtäglich. Ich denke, dass Papa Malick Ba derzeit nicht auf der Position spielt, auf der er sein volles Rendement abrufen kann, er ist zentraler wohl besser eingesetzt. Dementsprechend würde Ergic offensiver spielen.
Nach dem 2:4 in Schaffhausen haben mehrere Spieler gesagt, die Mannschaft sei in der ersten Halbzeit gar nicht richtig auf dem Platz gestanden. Wie können Sie verhindern, dass das …
… aber das stimmt ja gar nicht - es waren doch alle auf dem Platz. Das ist eine Erklärung, die ich nicht gelten lassen kann, die inakzeptabel ist. Wir hatten auch vor der Pause zwei, drei gute Aktionen. Man muss mit diesem reinen Schwarz-Weiss-Denken aufpassen. Dass wir nicht gut waren, haben wir mehrfach betont. Aber diese Erklärung kann ich nicht einfach so stehen lassen. Mir gegenüber haben sich die Spieler anders geäussert.
Wie?
Das ist vorbei, wir schauen vorwärts.
In den Trainings herrschte in dieser Woche eine äusserst gute Stimmung. Ist sie vielleicht sogar zu gut, bräuchte es nicht etwas mehr Aggresssivität?
Entscheidend ist, dass wir ein gutes Leistungsklima haben, und dass jeder den nötigen Ehrgeiz an den Tag legt. Ich habe nach dem Spiel in Luzern gesagt, dass wir zu brav sind. Es braucht die nötige positive Aggressivität, um den Gegner in die Knie zu zwingen. Das verlange ich auch von meiner Mannschaft. Mit internem Schulterklopfen ist noch kein Team zu Höchstform aufgelaufen.
Verspüren Sie persönlich nach den negativen Schlagzeiten der letzten Zeit einen besonderen Druck?
Druck hat man beim FCB immer, ob man oben steht oder ins Mittelfeld abgerutscht ist wie wir derzeit. Alle in meiner näheren Umgebung müssen einen Grundoptimismus an den Tag legen. Fussball ist ein Geschäft, das Emotionen mit sich bringt, positive - und im jetzigen Fall auch negative. Ich will mich nicht zu sehr mit dem Negativen beschäftigen. Das habe ich schnell in meinem Leben gelernt, dass es einen ansteckt, wenn man zu oft mit zu negativen Leuten zusammen ist. Das will ich nicht. Meine Gedanke sind grundsätzlich positiv.
Wenn Sie die Emotionen ansprechen: Von aussen wirkt es, als ob das Team auf dem Feld zu wenig davon hätte.
Das kann ich so nicht bestätigen. Wenn ich an das Spiel gegen den FCZ zurückdenke... Nein, die Spieler spielen in erster Linie aus Freude Fussball, weil sie sich für diesen Beruf berufen fühlen. Nein, die Emotionen sind da. Ich habe aber auch schon gesagt, dass ich von meiner Mannschaft mehr Aktivität verlange, dass sie mir zum Teil zu passiv ist.
Nun wird nach Stadionsperre und Fanboykott erstmals wieder «Normalbetrieb» im Stadion herrschen - die Fans in der Muttenzer Kurve inklusive. Was erhoffen Sie sich an Impulsen für Ihr Team?
Wir freuen uns, dass alle wieder dabei sein werden. Wobei speziell sein wird, dass erstmals der Zaun vor der Muttenzer Kurve und die beiden Fangnetze stehen werden. Wir gehen grundsätzlich auf den Platz, um nicht nur für einen Teil der Fans eine gute Leistung zu zeigen, sondern für alle.
Sie betonen vor jedem Match, die Spieler müssten das rotblaue Trikot mit Stolz tragen. Denken Sie, dass diese Identifikation vielleicht durch die vielen Wechsel und eine gewisse Heterogenität im Kader mit nicht weniger als 16 Nationen...
…Nein. Wir haben uns souverän für diese Gruppenphase qualifiziert. Aber wir haben national zu wenige Punkte, das ist uns allen klar.
Verändert sich für Sie die Wertung des Uefa-Cups durch diese fehlenden Punkte in der Super League?
Das Überwintern in einem internationalen Wettbewerb ist für jedes Schweizer Team eine riesige Herausforderung und im Erfolgsfall ein enormer Erfolg. Jetzt steht die Gruppenphase an, und kaum haben wir uns Adieu gesagt, steht ja bereits das St.-Gallen-Spiel an, das auch eine enorme Bedeutung hat. Da gebe ich weder der Meisterschaft noch einem anderen Wettbewerb einen anderen Stellenwert.