Misswirtschaft im Schweizer Fussball (Interview & Überblick)
Verfasst: 02.02.2005, 19:39
Tagesanzeiger -- 02.02.2005 (Teil 1)
«Das ist völlig jenseits des Erträglichen»
Der Fall Servette ist typisch für die Misswirtschaft im Schweizer Klubfussball. Ligapräsident Peter Stadelmann und Direktor Edmond Isoz analysieren die Lage.
Peter Stadelmann und Edmond Isoz, woran krankt der Schweizer Fussball?
Peter Stadelmann: Das erste Problem sind die beschränkten Möglichkeiten, die wir in der Schweiz haben. Die Einnahmen aus dem TV sind mit 6,5 Millionen Franken relativ gering. Auch die anderen Einnahmequellen liegen hinter dem Ausland zurück. Das hängt auch mit der Struktur der Schweiz zusammen. Sie bietet einen kleinen Markt, der zudem noch in die Deutschschweiz, die Romandie und das Tessin dreigeteilt ist. Es gibt wenige Firmen, die national tätig sind.
Und was ist das zweite Problem?
Stadelmann: Das sind die Personen, die immer wieder in die Führungspositinen von Fussballklubs kommen und die , dann die Möglichkeiten falsch beurteilen, die sich in der Schweiz bieten. Viele dieser Leute unterschätzen den Schweizer Fussball.in sportlicher Hinsicht, aber sie überschätzen dafür die finanziellen Ressourcen unseres Landes. Es ist symptomatisch, dass vor allem jene Leute eklatant scheitern, die aus dem Ausland kommen.
Warum liefern sich so viele Vereine ausländischen Geldgebern aus?
Edmond Isoz: Weil es der Wirtschaft schlecht geht. Vorab in der Westschweiz und im Tessin finden die Klubs keine regionalen oder lokalen Investoren mehr. Und landesweit. sind viele Unternehmen, die traditionell in den Fussball investierten, in andere Sparten abgewandert, etwa in Trendsportarten. Sportlich wollten die betroffenen Fussballklubs trotzdem nicht zurückbuchstabieren, also suchten sie sich die Leute mit Geld anderswo.
Sie werfen sich an die Brust von Figuren, dieviel versprechen und wenig halten.
Isoz: Ja. Als zum Beispiel in Lausanne Jean-Francois Kurz als Präsident zurücktrat, kam Kita. In Sitten war es Kadji...
u2026 ein Bierbraueraus Kamerunu2026
Isoz: ...und in Genf haben wir jetzt Marc Roger, Der Klub war vor drei Jahren noch im Achtelfmal des Uefa-Cups, heute hat er ein grosses Glaubwürdigkeitsproblem und ist in
der Region überhaupt nicht mehr verankert.
Weshalb akzeptieren die Verantwortlichen in den Klubs die begrenzten wirtschaftlichen Möglichkeiten grundsätzlich nicht?
Stadelmann: Das ist kein typisches Schweizer Phänomen. Die grossen Fussballländer in Europa haben auch ihre finanziellen Probleme, nur auf einem höhe -
ren Niveau - und mit einer noch grösseren Absturzgefahr. Aber in diesen Ländern hat der Fussball einen so hohen Stellenwert, dass solche Probleme wohl auch leichter wieder behoben werden können als bei uns. Da greift auch einmal die Regierung oder der König in die Schatulle, um ein Loch zu stopfen.
Aber wie gross ist der Imageschaden für den Schweizer Fussball, den ein Präsident wie Roger seit Monaten anrichtet?
Isoz:. Wir haben in den letzten Jahren eine Vielzahl von negativen Ereignissen gehabt: Lugano, Lausanne, Wil... Und nicht immer waren Ausländer für die Misere verantwortlich, wenn ich anJermini in Lugano denke. Servette, dieses ständige Hin und Her, diese monatelange Ungewissheit - das hat unserem Fussball einen grossen Schaden zugefügt.
Auffallend ist die Häufung von Finanzkrisen in den letzten fünf Jahren.
Isoz: Die Schweiz ist ein kleines Land. Viele Klubs waren nicht bereit, sich den veränderten Gegebenheiten anzupassen. Mit dem Bosman-Urteil sind die Transfersummen nach Ablauf eines Vertrages weggefallen.In den grossen Ländern haben die Klubs dank des Privatfernsehens ganz andere Einnahmen als bei uns. Und seit ihrer Einführung konzentriert sich alles auf die Champions League, weil es nur da viel Geld zu verdienen gibt. Auch in der
Schweiz blähten einzelne Klubs das Budget auf und versuchten mit allen Mitteln, sich für die Champions League zu qualifizieren. Doch diese Rechnung ging selten auf. Zurück blieben nur Schulden.
Aber wieso hat es die Klubs im Welschland und im Tessin besonders hart getroffen?
Isoz: Diese Regionen haben in den letzten Jahren enorm an wirtschaftlicher
Stärke eingebüsst. Viele Unternehmen, die zuvor im ganzen Land tätig waren, konzentrieren sich heute auf einen Standort in der Deutschschweiz. Viele Firmen aus der Bau- und der Industriebranche sind im Tessin und in der Westschweiz verschwunden. Diese Branchen investiertenbesonders in den 8oer-Jahren sehr viel Geld in den Fussball. Heute fehlen sie als Sponsoren.
Stadelmann: Noch vor ein paar Jahren spielte die Romandie eine führende Rolle im Schweizer Fussball. In der Deutschschweiz war nur GC stark und sonst niemand. Jetzt wollte Roger mit Servette dahin zurück, wo es einmal war. Nur handelte er jenseits der effektiven Möglichkeiten, ohne jeden Realitätssinn. Allerdings befinden sich viele Schweizer Klubs
immer wieder auf einer Gratwanderung. Sie wollen den grösstmöglichen sportlichen Erfolg. Aber was heisst das nun? Im absoluten Idealfall Champions League, mit viel Glück und wenn wirklich alles stimmt. Oder dann wenigstens Uefa-Cup. Der ganze Rest ist einfach für sich nicht selbsttragend. So einfach ist das.
Was werfen Sie Roger speziell vor?
Stadelmann: Mit seinem Geschäftsgebaren kann man auch eine Bank ruinieren. Das ist völlig jenseits des Erträglichen. Es gibt aber auch Klubpräsidenten, die gemerkt haben, dass man nur noch so viel ausgeben darf, wie man einnimmt. Ich denke an Aarau, St. Gallen, Schaffhausen, Thun, jetzt auch an GC (schmunzelt). Allerdings unterscheide ich immer zwischen dem Datum der Proklamation und den Fakten. Wir sehen bald, ob und allenfalls durch wen Nunez ersetzt wird. Wenn die neue GC-Führung ihn nicht ersetzt, geht sie ein sportliches Risiko ein. Wenn sie ihn durch einen teuren Spieler ersetzt, wird sie ihren Grundsätzen bereits untreu. Der Fussball ist ein Vabanquespiel. Schliesslich will ja jeder Verein auch ein gutes Produkt auf dem Rasen präsentieren.
Ist eine Gesundung unter diesen Voraussetzungen möglich?
Stadelmann: Ich wünschte mir viele erfahrene Klubpräsidenten. Aber es gibt ein Problem: Wir haben bei den Präsidenten eine grosse Fluktuation. Die meisten neuen machen immer wieder die gleichen Fehler. Sie sind der Ansicht, dass die frühere Crew nichts getaugt hat, also machen sie alles anders und investieren sofort viel Geld. Und wenn ihre Fehler bemerkt worden sind, dann sind sie oft bereits nicht mehr im Amt. So dreht sich diese Spirale immer weiter.
Der Präsident mit der grössten Erfahrung ist Sven Hotz vom FC Zürich. Gerade er wird seinem Grundsatz, zu sparen, immer wieder untreu. Wenn der sportliche Erfolg fehlt, kauft er meistens neue Spieler.
Stadelmann: Herr Hotz in allen Ehren, aber er lebt ein anderes Prinzip. Er weiss, dass er in der Lage ist, den FCZ finanziell über Wasser zu halten. Er ist ein Mäzen, kein Fussballmanager. Ich denke, das Modell Hotz hat mehr oder weniger ausgedient. Es kann in einzelnen Fällen helfen, aber es birgt auch Gefahren. GC ist das aktuelle Beispiel. Die Verhältnisse unter Gut und Gerber waren für den Klub natürlich wunderbar, aber für deren Nachfolger waren sie Gift. Hunziker in Aarau ist ein anderes Beispiel. Als Präsident will er nicht selber investieren, er will nur ausgeben, was der Klub selber einnimmt.
Und was geschieht in Basel, wenn Frau Oeri einmal nichts mehr bezahlen sollte?
Stadelmann: Dann ist das für Basel auch unangenehm, wie es der Rückzug.
von Gut und Gerber für GC war. Aber in Basel ist ja nicht nur Frau Oeri am Ruder, Basel hat sich auch sonst in vielerlei Hinsicht massiv entwickelt. Sie haben dort Fans, die in Scharen ins Stadion strömen, sie haben eine gute Infrastruktur, sie haben eine gute Mannschaft, und der Klub ist sehr gut in der Region verankert. Und wenn gar nichts mehr geht, ist Frau Oeri da und hilft. Sie ist es ja auch, die die teuren Transfers mitfinanziert. Das ist zwar angenehm, aber eben ein Stück weit auch gefährlich.
Wegen der Probleme von GC und Servette ist die Vormachtstellung des FC Basel noch ausgeprägter. Kann eine Super League, in der neun Mannschaften keine Chance auf den Titel haben, im Sinn des Schweizer Fussballs sein?
Stadelmann: Die gegenwärtigen Verhältnisse sind eine Momentaufnahme. Der Schweizer Fussball befindet sich in einem Entwicklungsprozess. Wenn in den anderen Städten die Stadien erstellt sein werden, in Bern, Zürich, Neuenburg, Luzern oder St. Gallen, wird die Konkurrenz für die Basler wieder grösser sein. Sie sind wegen ihres Stadions den anderen Klubs um mehrere Jahre voraus, aber sie werden auf Dauer nicht meilenweit vor der Konkurrenz sein. Da bin ich mir recht sicher.
Isoz: Wegen des FC Basel haben viele Beobachter den Schweizer Fussball falsch eingeschätzt. Nach seinen Erfolgen vor zwei Jahren in der Champions League glaubten viele, wir gehörten zur Spitze in Europa. Aber solche Erfolge tragen sich vielleicht alle zehn Jahre zu. Der FCB gehört mit seinem Budget von 30 Millionen Franken nicht einmal zu den 100 finanzkräftigsten Klubs in Europa. Ein Verein, der immer in der Champions League dabei sein will, der braucht nicht 30, sondern 100 Millionen.
Ein neues Stadion führt nicht zwangsläufig zu einem Fussball-Boom, wie das Beispiel von Genf beweist.
Stadelmann: Wenn Sie ein neues Stadion haben und dennoch derart in die Misere geraten, müssen Sie ziemlich viel falsch gemacht haben.
lsoz: Servette hat das Problem, dass es nur über ein kleines Stammpublikum verfügt. Und die Genfer wollten ja auch nur ein Stadion für 22000 Zuschauer, die Erweiterung auf 30 000 Plätze wurde wegen der EM 2008 vorgenommen.
«Das ist völlig jenseits des Erträglichen»
Der Fall Servette ist typisch für die Misswirtschaft im Schweizer Klubfussball. Ligapräsident Peter Stadelmann und Direktor Edmond Isoz analysieren die Lage.
Peter Stadelmann und Edmond Isoz, woran krankt der Schweizer Fussball?
Peter Stadelmann: Das erste Problem sind die beschränkten Möglichkeiten, die wir in der Schweiz haben. Die Einnahmen aus dem TV sind mit 6,5 Millionen Franken relativ gering. Auch die anderen Einnahmequellen liegen hinter dem Ausland zurück. Das hängt auch mit der Struktur der Schweiz zusammen. Sie bietet einen kleinen Markt, der zudem noch in die Deutschschweiz, die Romandie und das Tessin dreigeteilt ist. Es gibt wenige Firmen, die national tätig sind.
Und was ist das zweite Problem?
Stadelmann: Das sind die Personen, die immer wieder in die Führungspositinen von Fussballklubs kommen und die , dann die Möglichkeiten falsch beurteilen, die sich in der Schweiz bieten. Viele dieser Leute unterschätzen den Schweizer Fussball.in sportlicher Hinsicht, aber sie überschätzen dafür die finanziellen Ressourcen unseres Landes. Es ist symptomatisch, dass vor allem jene Leute eklatant scheitern, die aus dem Ausland kommen.
Warum liefern sich so viele Vereine ausländischen Geldgebern aus?
Edmond Isoz: Weil es der Wirtschaft schlecht geht. Vorab in der Westschweiz und im Tessin finden die Klubs keine regionalen oder lokalen Investoren mehr. Und landesweit. sind viele Unternehmen, die traditionell in den Fussball investierten, in andere Sparten abgewandert, etwa in Trendsportarten. Sportlich wollten die betroffenen Fussballklubs trotzdem nicht zurückbuchstabieren, also suchten sie sich die Leute mit Geld anderswo.
Sie werfen sich an die Brust von Figuren, dieviel versprechen und wenig halten.
Isoz: Ja. Als zum Beispiel in Lausanne Jean-Francois Kurz als Präsident zurücktrat, kam Kita. In Sitten war es Kadji...
u2026 ein Bierbraueraus Kamerunu2026
Isoz: ...und in Genf haben wir jetzt Marc Roger, Der Klub war vor drei Jahren noch im Achtelfmal des Uefa-Cups, heute hat er ein grosses Glaubwürdigkeitsproblem und ist in
der Region überhaupt nicht mehr verankert.
Weshalb akzeptieren die Verantwortlichen in den Klubs die begrenzten wirtschaftlichen Möglichkeiten grundsätzlich nicht?
Stadelmann: Das ist kein typisches Schweizer Phänomen. Die grossen Fussballländer in Europa haben auch ihre finanziellen Probleme, nur auf einem höhe -
ren Niveau - und mit einer noch grösseren Absturzgefahr. Aber in diesen Ländern hat der Fussball einen so hohen Stellenwert, dass solche Probleme wohl auch leichter wieder behoben werden können als bei uns. Da greift auch einmal die Regierung oder der König in die Schatulle, um ein Loch zu stopfen.
Aber wie gross ist der Imageschaden für den Schweizer Fussball, den ein Präsident wie Roger seit Monaten anrichtet?
Isoz:. Wir haben in den letzten Jahren eine Vielzahl von negativen Ereignissen gehabt: Lugano, Lausanne, Wil... Und nicht immer waren Ausländer für die Misere verantwortlich, wenn ich anJermini in Lugano denke. Servette, dieses ständige Hin und Her, diese monatelange Ungewissheit - das hat unserem Fussball einen grossen Schaden zugefügt.
Auffallend ist die Häufung von Finanzkrisen in den letzten fünf Jahren.
Isoz: Die Schweiz ist ein kleines Land. Viele Klubs waren nicht bereit, sich den veränderten Gegebenheiten anzupassen. Mit dem Bosman-Urteil sind die Transfersummen nach Ablauf eines Vertrages weggefallen.In den grossen Ländern haben die Klubs dank des Privatfernsehens ganz andere Einnahmen als bei uns. Und seit ihrer Einführung konzentriert sich alles auf die Champions League, weil es nur da viel Geld zu verdienen gibt. Auch in der
Schweiz blähten einzelne Klubs das Budget auf und versuchten mit allen Mitteln, sich für die Champions League zu qualifizieren. Doch diese Rechnung ging selten auf. Zurück blieben nur Schulden.
Aber wieso hat es die Klubs im Welschland und im Tessin besonders hart getroffen?
Isoz: Diese Regionen haben in den letzten Jahren enorm an wirtschaftlicher
Stärke eingebüsst. Viele Unternehmen, die zuvor im ganzen Land tätig waren, konzentrieren sich heute auf einen Standort in der Deutschschweiz. Viele Firmen aus der Bau- und der Industriebranche sind im Tessin und in der Westschweiz verschwunden. Diese Branchen investiertenbesonders in den 8oer-Jahren sehr viel Geld in den Fussball. Heute fehlen sie als Sponsoren.
Stadelmann: Noch vor ein paar Jahren spielte die Romandie eine führende Rolle im Schweizer Fussball. In der Deutschschweiz war nur GC stark und sonst niemand. Jetzt wollte Roger mit Servette dahin zurück, wo es einmal war. Nur handelte er jenseits der effektiven Möglichkeiten, ohne jeden Realitätssinn. Allerdings befinden sich viele Schweizer Klubs
immer wieder auf einer Gratwanderung. Sie wollen den grösstmöglichen sportlichen Erfolg. Aber was heisst das nun? Im absoluten Idealfall Champions League, mit viel Glück und wenn wirklich alles stimmt. Oder dann wenigstens Uefa-Cup. Der ganze Rest ist einfach für sich nicht selbsttragend. So einfach ist das.
Was werfen Sie Roger speziell vor?
Stadelmann: Mit seinem Geschäftsgebaren kann man auch eine Bank ruinieren. Das ist völlig jenseits des Erträglichen. Es gibt aber auch Klubpräsidenten, die gemerkt haben, dass man nur noch so viel ausgeben darf, wie man einnimmt. Ich denke an Aarau, St. Gallen, Schaffhausen, Thun, jetzt auch an GC (schmunzelt). Allerdings unterscheide ich immer zwischen dem Datum der Proklamation und den Fakten. Wir sehen bald, ob und allenfalls durch wen Nunez ersetzt wird. Wenn die neue GC-Führung ihn nicht ersetzt, geht sie ein sportliches Risiko ein. Wenn sie ihn durch einen teuren Spieler ersetzt, wird sie ihren Grundsätzen bereits untreu. Der Fussball ist ein Vabanquespiel. Schliesslich will ja jeder Verein auch ein gutes Produkt auf dem Rasen präsentieren.
Ist eine Gesundung unter diesen Voraussetzungen möglich?
Stadelmann: Ich wünschte mir viele erfahrene Klubpräsidenten. Aber es gibt ein Problem: Wir haben bei den Präsidenten eine grosse Fluktuation. Die meisten neuen machen immer wieder die gleichen Fehler. Sie sind der Ansicht, dass die frühere Crew nichts getaugt hat, also machen sie alles anders und investieren sofort viel Geld. Und wenn ihre Fehler bemerkt worden sind, dann sind sie oft bereits nicht mehr im Amt. So dreht sich diese Spirale immer weiter.
Der Präsident mit der grössten Erfahrung ist Sven Hotz vom FC Zürich. Gerade er wird seinem Grundsatz, zu sparen, immer wieder untreu. Wenn der sportliche Erfolg fehlt, kauft er meistens neue Spieler.
Stadelmann: Herr Hotz in allen Ehren, aber er lebt ein anderes Prinzip. Er weiss, dass er in der Lage ist, den FCZ finanziell über Wasser zu halten. Er ist ein Mäzen, kein Fussballmanager. Ich denke, das Modell Hotz hat mehr oder weniger ausgedient. Es kann in einzelnen Fällen helfen, aber es birgt auch Gefahren. GC ist das aktuelle Beispiel. Die Verhältnisse unter Gut und Gerber waren für den Klub natürlich wunderbar, aber für deren Nachfolger waren sie Gift. Hunziker in Aarau ist ein anderes Beispiel. Als Präsident will er nicht selber investieren, er will nur ausgeben, was der Klub selber einnimmt.
Und was geschieht in Basel, wenn Frau Oeri einmal nichts mehr bezahlen sollte?
Stadelmann: Dann ist das für Basel auch unangenehm, wie es der Rückzug.
von Gut und Gerber für GC war. Aber in Basel ist ja nicht nur Frau Oeri am Ruder, Basel hat sich auch sonst in vielerlei Hinsicht massiv entwickelt. Sie haben dort Fans, die in Scharen ins Stadion strömen, sie haben eine gute Infrastruktur, sie haben eine gute Mannschaft, und der Klub ist sehr gut in der Region verankert. Und wenn gar nichts mehr geht, ist Frau Oeri da und hilft. Sie ist es ja auch, die die teuren Transfers mitfinanziert. Das ist zwar angenehm, aber eben ein Stück weit auch gefährlich.
Wegen der Probleme von GC und Servette ist die Vormachtstellung des FC Basel noch ausgeprägter. Kann eine Super League, in der neun Mannschaften keine Chance auf den Titel haben, im Sinn des Schweizer Fussballs sein?
Stadelmann: Die gegenwärtigen Verhältnisse sind eine Momentaufnahme. Der Schweizer Fussball befindet sich in einem Entwicklungsprozess. Wenn in den anderen Städten die Stadien erstellt sein werden, in Bern, Zürich, Neuenburg, Luzern oder St. Gallen, wird die Konkurrenz für die Basler wieder grösser sein. Sie sind wegen ihres Stadions den anderen Klubs um mehrere Jahre voraus, aber sie werden auf Dauer nicht meilenweit vor der Konkurrenz sein. Da bin ich mir recht sicher.
Isoz: Wegen des FC Basel haben viele Beobachter den Schweizer Fussball falsch eingeschätzt. Nach seinen Erfolgen vor zwei Jahren in der Champions League glaubten viele, wir gehörten zur Spitze in Europa. Aber solche Erfolge tragen sich vielleicht alle zehn Jahre zu. Der FCB gehört mit seinem Budget von 30 Millionen Franken nicht einmal zu den 100 finanzkräftigsten Klubs in Europa. Ein Verein, der immer in der Champions League dabei sein will, der braucht nicht 30, sondern 100 Millionen.
Ein neues Stadion führt nicht zwangsläufig zu einem Fussball-Boom, wie das Beispiel von Genf beweist.
Stadelmann: Wenn Sie ein neues Stadion haben und dennoch derart in die Misere geraten, müssen Sie ziemlich viel falsch gemacht haben.
lsoz: Servette hat das Problem, dass es nur über ein kleines Stammpublikum verfügt. Und die Genfer wollten ja auch nur ein Stadion für 22000 Zuschauer, die Erweiterung auf 30 000 Plätze wurde wegen der EM 2008 vorgenommen.