Dr liebi Papst
Verfasst: 15.09.2006, 13:37
slam-Schelte des Papstes
Muslime protestieren weltweit
In der Kritik
Dschidda/Kairo/Islamabad (dpa) - Die Äußerungen des Papstes zu Islam und Gewalt haben in der muslimischen Welt scharfe Proteste ausgelöst. Die größte Organisation islamischer Staaten OIC warf Benedikt XVI. vor, er habe eine «Verleumdungskampagne» gegen den Islam und den Propheten Mohammed begonnen.
Der Papst hatte am vergangenen Dienstag in Regensburg in einem Vortrag aus einem mittelalterlichen Dialog zwischen dem byzantinischen Kaiser Manuel II. mit einem Perser zitiert und den Kaiser sagen lassen: «Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat und da wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden wie dies, dass er vorgeschrieben hat, den Glauben, den der predigte, durch das Schwert zu verbreiten.»
In einer Erklärung der OIC (Organisation der Islamischen Konferenz), der 57 Staaten angehören, heißt es: «Die OIC hofft, dass diese Kampagne nicht der Prolog für eine neue Politik des Vatikans gegenüber dem Islam ist, besonders nach den vielen Jahrzehnten des Dialoges, der die Kleriker des Vatikans und die führenden Denker und Religionsgelehrten der Muslime einander näher gebracht hat.» Die OIC habe sich ihrerseits immer zurückgehalten und sich nie auf eine Polemik über die Kreuzzüge und Religionskriege der katholischen Kirche und die Verfolgung von Muslimen während der Inquisition eingelassen, betonten die Vertreter der Mitgliedstaaten.
Das Parlament in Pakistan forderte das katholische Kirchenoberhaupt am Freitag auf, seine Äußerungen zurückzunehmen. Der staatliche Rundfunk des Landes berichtete, im Parlament des Landes sei einstimmig eine Resolution angenommen worden, in der es heißt, die Äußerungen Benedikts verletzten die Gefühle der Muslime, erzeugten eine Kluft zwischen den Religionen und stellten einen Verstoß gegen die UN-Menschenrechtskonvention dar. Ähnlich wollten sich Vorbeter bei den Freitagsgebeten äußern.
Muslimische Gelehrte in Indien kritisierten die Äußerungen des Papstes als «unverantwortlich» und «blasphemisch». Im mehrheitlich muslimischen indischen Bundesstaat Jammu und Kaschmir beschlagnahmten Polizisten vorsorglich Tageszeitungen, in denen über die Äußerungen berichtet wurde, um Unruhen zu verhindern. Führende Muslime werteten die Worte des Papstes als Provokation und verwiesen auf die angespannten interreligiösen Beziehungen.
Bei der muslimischen Gemeinde in Frankreich lösten die Papst-Worte Irritationen aus. Der Präsident des französischen Muslim- Dachverbandes CFCM, Dalil Boubakeur, verlangte «eine Klarstellung». Man dürfe den Islam, eine Offenbarungsreligion, nicht mit dem Islamismus verwechseln, der keine Religion ist, sondern politische Ideologie, sagte Boubakeur nach Presseberichten vom Freitag. «Wir glauben an den selben Gott, den Gott des Friedens, der Liebe und der Gnade.»
Der algerische Islamwissenschaftler Mustapha Cherif erklärte, die zitierten Äußerungen des Papstes zeigten, «dass der Islam verkannt» werde. «Viele schockierte Muslime haben mich angesprochen, um mich zu fragen, ob man jetzt eine verstärkte Allianz konservativer Katholiken mit evangelikalen Protestanten in einem muslimfeindlichen Kreuzzug erwarten muss», sagte der Mitgründer der Gruppe für islamisch-christliche Freundschaft GAIC.
Benedikt XVI. habe aber auch signalisiert, dass er «die Debatte mit den Muslimen» suche. «Auch die Muslime müssen beitragen, ihre Religion zu erklären und die Deformationen zu kritisieren, die Wasser auf die Mühlen unserer Feinde geben», sagte Cherif.
Frankfurter Rundschau
Muslime protestieren weltweit
In der Kritik
Dschidda/Kairo/Islamabad (dpa) - Die Äußerungen des Papstes zu Islam und Gewalt haben in der muslimischen Welt scharfe Proteste ausgelöst. Die größte Organisation islamischer Staaten OIC warf Benedikt XVI. vor, er habe eine «Verleumdungskampagne» gegen den Islam und den Propheten Mohammed begonnen.
Der Papst hatte am vergangenen Dienstag in Regensburg in einem Vortrag aus einem mittelalterlichen Dialog zwischen dem byzantinischen Kaiser Manuel II. mit einem Perser zitiert und den Kaiser sagen lassen: «Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat und da wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden wie dies, dass er vorgeschrieben hat, den Glauben, den der predigte, durch das Schwert zu verbreiten.»
In einer Erklärung der OIC (Organisation der Islamischen Konferenz), der 57 Staaten angehören, heißt es: «Die OIC hofft, dass diese Kampagne nicht der Prolog für eine neue Politik des Vatikans gegenüber dem Islam ist, besonders nach den vielen Jahrzehnten des Dialoges, der die Kleriker des Vatikans und die führenden Denker und Religionsgelehrten der Muslime einander näher gebracht hat.» Die OIC habe sich ihrerseits immer zurückgehalten und sich nie auf eine Polemik über die Kreuzzüge und Religionskriege der katholischen Kirche und die Verfolgung von Muslimen während der Inquisition eingelassen, betonten die Vertreter der Mitgliedstaaten.
Das Parlament in Pakistan forderte das katholische Kirchenoberhaupt am Freitag auf, seine Äußerungen zurückzunehmen. Der staatliche Rundfunk des Landes berichtete, im Parlament des Landes sei einstimmig eine Resolution angenommen worden, in der es heißt, die Äußerungen Benedikts verletzten die Gefühle der Muslime, erzeugten eine Kluft zwischen den Religionen und stellten einen Verstoß gegen die UN-Menschenrechtskonvention dar. Ähnlich wollten sich Vorbeter bei den Freitagsgebeten äußern.
Muslimische Gelehrte in Indien kritisierten die Äußerungen des Papstes als «unverantwortlich» und «blasphemisch». Im mehrheitlich muslimischen indischen Bundesstaat Jammu und Kaschmir beschlagnahmten Polizisten vorsorglich Tageszeitungen, in denen über die Äußerungen berichtet wurde, um Unruhen zu verhindern. Führende Muslime werteten die Worte des Papstes als Provokation und verwiesen auf die angespannten interreligiösen Beziehungen.
Bei der muslimischen Gemeinde in Frankreich lösten die Papst-Worte Irritationen aus. Der Präsident des französischen Muslim- Dachverbandes CFCM, Dalil Boubakeur, verlangte «eine Klarstellung». Man dürfe den Islam, eine Offenbarungsreligion, nicht mit dem Islamismus verwechseln, der keine Religion ist, sondern politische Ideologie, sagte Boubakeur nach Presseberichten vom Freitag. «Wir glauben an den selben Gott, den Gott des Friedens, der Liebe und der Gnade.»
Der algerische Islamwissenschaftler Mustapha Cherif erklärte, die zitierten Äußerungen des Papstes zeigten, «dass der Islam verkannt» werde. «Viele schockierte Muslime haben mich angesprochen, um mich zu fragen, ob man jetzt eine verstärkte Allianz konservativer Katholiken mit evangelikalen Protestanten in einem muslimfeindlichen Kreuzzug erwarten muss», sagte der Mitgründer der Gruppe für islamisch-christliche Freundschaft GAIC.
Benedikt XVI. habe aber auch signalisiert, dass er «die Debatte mit den Muslimen» suche. «Auch die Muslime müssen beitragen, ihre Religion zu erklären und die Deformationen zu kritisieren, die Wasser auf die Mühlen unserer Feinde geben», sagte Cherif.
Frankfurter Rundschau