Skopje (Mazedonien) - Reisebericht
Verfasst: 11.09.2006, 15:50
Da für die Reise zum nächsten UEFA-Cup-Gegner auch dieses Mal wieder eine eher "exotische" Destination auf dem Programm steht, hier einige Eindrücke meiner Inspektionsreise:
Mittwoch, 6. September 2006
Da stehe ich also am Zirücher Flughafen am Gate in der wunderbar, fast peinlich genau ausgerichteten Kolonne für Flug Macedonian Airlines 221 nach Skopje. Vor und hinter mir zahlreiche Personen, von denen die meisten bei einem Schönheitswettbewerb wohl eher unter „Ferner liefen“ aufgelistet wären. Es sind gut 60 oder mehr Engländer mit dem obligaten weissen England-Trikot (und dem meist ebenso weissen Gesicht), die an diesem Morgen von England via Zürich auf dem gleichen Flug wie ich nach Skopje fliegen, um sich dort am Abend das EM-Qualifikationsspiel Mazedonien - England anzuschauen.
Nach einem zweistündigen Flug bei bestem Wetter lande ich in der mazedonischen Hauptstadt Skopje, wo ich vorerst weiter ein typisch britisches Bild geliefert bekomme, denn zu meinem grossen Erstaunen sehe ich dort als erstes nicht etwa mazedonische Zöllner oder Polizisten, sondern englische Bobbies. Sie sind da, um die englischen Fans in Empfang zu nehmen. Fast unbemerkt und erstaunlich schnell gelange ich nach draussen, wo Fernsehkameras und Reporter ungeduldig auf die ankommenden Engländer warten. Nur mit Mühe kann ich ein Taxi bekommen und der unrasierte und nach Schweiss riechende Fahrer nutzt sogleich die Gunst der Stunde und verlangt 40 Euro für die Fahrt in die Stadt. Und obwohl ich weiss, dass er vermutlich mit der Hälfte immer noch gut bedient wäre, bleibt mir nicht anderes übrig, als einzusteigen und den Preis zu akzeptieren.
Auf der Fahrt vom Flughafen zum Zentrum sehe ich nichts Berauschendes. Viele Gebäude in eher schlechtem Zustand, einige graue Fabriken mit eingeschlagenen Fenstern und auf der Strasse viele alte Tankwagen, welche die Luft mit Blei schwängern. Trotz der etwa 30 Grad beschliesse ich deshalb, das Fenster des unklimatisierten Taxis zu schliessen. Fast im gleichen Moment rasen zwei Mazedonier - jeder mit einem heissen "Chätzli" hintendrauf - auf schweren Motorrädern am Taxi vorbei. Mit gewagten Überholmanövern donnern sie an den vor uns fahrenden Tankwagen vorbei. Von hinten kann ich nur noch eines erkennen: am Motorrad prangt nicht etwa das mazedonische Kennzeichen, sondern an beiden jenes des Kantons Waadt…
Aufgrund des Spiels Mazedonien - England muss ich die Nacht in einem 3-Stern-Hotel verbringen, das ausserhalb des Zentrums liegt. Beim Betreten des Zimmers sticht mir sogleich der moderne Computer mit Flat Screen ins Auge, der da auf dem Tisch steht. Neugierig schalt ich ihn ein und siehe da, ich habe Internet-Zugang. Erstaunlich - und das in einem 3-Stern-Hotel.
Dank Satelliten-Schüssel komme ich auch in den Genuss unzähliger TV-Programme, sodass ich in Skopje die Wahl habe zwischen Calmy-Rey auf französisch, Natascha Kampusch auf österreichisch, eine mexikanische Telenovela auf spanisch oder knallharte Gangbangs auf mazedonisch. Wobei ich bei letzterem trotz fehlender Sprachkenntnisse erstaunlich schnell begreife, worum es geht…
Doch genug von Sylvia Saint & Co… Die Arbeit wartet. Es gilt wie immer zuerst einmal die entsprechenden Hotels zu finden für Mannschaft, Supporters und Fans. Das Mannschaftshotel ist diesmal bereits definiert, weil Gusti Nussbaumer und Ruedi Zbinden schon in Skopje waren, um sich ein Spiel von Rabotnicki anzuschauen. Dabei haben sie sich auch gleich das üblicherweise von den Gastmannschaften benutzte Hotel angesehen. Und da an diesem Tag die englische Nationalmannschaft in diesem Hotel übernachtet, hätte ich es mir ohnehin nicht ansehen können.
Zu Fuss schlendere ich durch die Stadt, die wie Basel durch einen Fluss geteilt wird und in zwei Teile gegliedert ist. Auf der einen Seite des Flusses Vardar haben wir das modernere Skopje mit den Einkaufszentren und den eher westlich orientierten Läden und auf der anderen Seite haben wir das ältere, eher orientalisch scheinende Skopje mit einem Bazar. Die alte Steinbrücke, welche die beiden Stadtviertel verbindet, ist eines der Wahrzeichen von Skopje.
Der eher negative Eindruck, den ich nach Ankunft erhalten hatte, ist bald verflogen, denn Skopje entpuppt sich als angenehme Stadt mit vielen Fussgängerzonen und Strassencafés. Verglichen mit anderen Städten des Balkans ist ein grosser Teil des Zentrums für Autos gesperrt, was die Bewohner offensichtlich auch zu schätzen wissen. Überall sieht man Leute aller Alterstufen gemütlich zusammen sitzen beim Kaffeetrinken, Domino- oder Kartenspielen oder ganz einfach bei einem Schwatz. Aufgrund der angenehmen Temperaturen haben die meisten Restaurants Tische, Stühle oder vielerorts sogar Sofas rausgestuhlt. So stehen da vor gewissen Lokalen halbe Polstergruppen herum. Man wähnt sich fast wie bei Ikea...
Bei meinen Restaurant-Besuchen kann ich keine typisch mazedonische Küche erkennen, zumindest landet nichts auf meinem Teller, was mir völlig neu wäre, obwohl ich ausdrücklich um typisch mazedonische Speisen bitte. Die mazedonische Küche scheint eine Art Mischung zwischen griechischer, türkischer und italienischer Küche zu sein. In den meisten Restaurants gibt es Pizzas, aber auch Gerichte mit Würsten oder Fleisch und auch Salat ist praktisch auf jeder Speisekarte anzutreffen. Kaffees in allen Variationen gehören ebenfalls zum mazedonischen Standard. Wenn man nicht grad eines der In-Restaurants aussucht, kann man für 500 - 600 Denar (umgerechnet rund 13 - 16 Schweizer Franken) reichhaltig und sehr gut essen und kann dabei erst noch den Ausblick auf die durchaus attraktiven Mazedonierinnen geniessen, die durch die Strassen Skopjes schlendern.
- Fortsetzung folgt -
Mittwoch, 6. September 2006
Da stehe ich also am Zirücher Flughafen am Gate in der wunderbar, fast peinlich genau ausgerichteten Kolonne für Flug Macedonian Airlines 221 nach Skopje. Vor und hinter mir zahlreiche Personen, von denen die meisten bei einem Schönheitswettbewerb wohl eher unter „Ferner liefen“ aufgelistet wären. Es sind gut 60 oder mehr Engländer mit dem obligaten weissen England-Trikot (und dem meist ebenso weissen Gesicht), die an diesem Morgen von England via Zürich auf dem gleichen Flug wie ich nach Skopje fliegen, um sich dort am Abend das EM-Qualifikationsspiel Mazedonien - England anzuschauen.
Nach einem zweistündigen Flug bei bestem Wetter lande ich in der mazedonischen Hauptstadt Skopje, wo ich vorerst weiter ein typisch britisches Bild geliefert bekomme, denn zu meinem grossen Erstaunen sehe ich dort als erstes nicht etwa mazedonische Zöllner oder Polizisten, sondern englische Bobbies. Sie sind da, um die englischen Fans in Empfang zu nehmen. Fast unbemerkt und erstaunlich schnell gelange ich nach draussen, wo Fernsehkameras und Reporter ungeduldig auf die ankommenden Engländer warten. Nur mit Mühe kann ich ein Taxi bekommen und der unrasierte und nach Schweiss riechende Fahrer nutzt sogleich die Gunst der Stunde und verlangt 40 Euro für die Fahrt in die Stadt. Und obwohl ich weiss, dass er vermutlich mit der Hälfte immer noch gut bedient wäre, bleibt mir nicht anderes übrig, als einzusteigen und den Preis zu akzeptieren.
Auf der Fahrt vom Flughafen zum Zentrum sehe ich nichts Berauschendes. Viele Gebäude in eher schlechtem Zustand, einige graue Fabriken mit eingeschlagenen Fenstern und auf der Strasse viele alte Tankwagen, welche die Luft mit Blei schwängern. Trotz der etwa 30 Grad beschliesse ich deshalb, das Fenster des unklimatisierten Taxis zu schliessen. Fast im gleichen Moment rasen zwei Mazedonier - jeder mit einem heissen "Chätzli" hintendrauf - auf schweren Motorrädern am Taxi vorbei. Mit gewagten Überholmanövern donnern sie an den vor uns fahrenden Tankwagen vorbei. Von hinten kann ich nur noch eines erkennen: am Motorrad prangt nicht etwa das mazedonische Kennzeichen, sondern an beiden jenes des Kantons Waadt…
Aufgrund des Spiels Mazedonien - England muss ich die Nacht in einem 3-Stern-Hotel verbringen, das ausserhalb des Zentrums liegt. Beim Betreten des Zimmers sticht mir sogleich der moderne Computer mit Flat Screen ins Auge, der da auf dem Tisch steht. Neugierig schalt ich ihn ein und siehe da, ich habe Internet-Zugang. Erstaunlich - und das in einem 3-Stern-Hotel.
Dank Satelliten-Schüssel komme ich auch in den Genuss unzähliger TV-Programme, sodass ich in Skopje die Wahl habe zwischen Calmy-Rey auf französisch, Natascha Kampusch auf österreichisch, eine mexikanische Telenovela auf spanisch oder knallharte Gangbangs auf mazedonisch. Wobei ich bei letzterem trotz fehlender Sprachkenntnisse erstaunlich schnell begreife, worum es geht…
Doch genug von Sylvia Saint & Co… Die Arbeit wartet. Es gilt wie immer zuerst einmal die entsprechenden Hotels zu finden für Mannschaft, Supporters und Fans. Das Mannschaftshotel ist diesmal bereits definiert, weil Gusti Nussbaumer und Ruedi Zbinden schon in Skopje waren, um sich ein Spiel von Rabotnicki anzuschauen. Dabei haben sie sich auch gleich das üblicherweise von den Gastmannschaften benutzte Hotel angesehen. Und da an diesem Tag die englische Nationalmannschaft in diesem Hotel übernachtet, hätte ich es mir ohnehin nicht ansehen können.
Zu Fuss schlendere ich durch die Stadt, die wie Basel durch einen Fluss geteilt wird und in zwei Teile gegliedert ist. Auf der einen Seite des Flusses Vardar haben wir das modernere Skopje mit den Einkaufszentren und den eher westlich orientierten Läden und auf der anderen Seite haben wir das ältere, eher orientalisch scheinende Skopje mit einem Bazar. Die alte Steinbrücke, welche die beiden Stadtviertel verbindet, ist eines der Wahrzeichen von Skopje.
Der eher negative Eindruck, den ich nach Ankunft erhalten hatte, ist bald verflogen, denn Skopje entpuppt sich als angenehme Stadt mit vielen Fussgängerzonen und Strassencafés. Verglichen mit anderen Städten des Balkans ist ein grosser Teil des Zentrums für Autos gesperrt, was die Bewohner offensichtlich auch zu schätzen wissen. Überall sieht man Leute aller Alterstufen gemütlich zusammen sitzen beim Kaffeetrinken, Domino- oder Kartenspielen oder ganz einfach bei einem Schwatz. Aufgrund der angenehmen Temperaturen haben die meisten Restaurants Tische, Stühle oder vielerorts sogar Sofas rausgestuhlt. So stehen da vor gewissen Lokalen halbe Polstergruppen herum. Man wähnt sich fast wie bei Ikea...
Bei meinen Restaurant-Besuchen kann ich keine typisch mazedonische Küche erkennen, zumindest landet nichts auf meinem Teller, was mir völlig neu wäre, obwohl ich ausdrücklich um typisch mazedonische Speisen bitte. Die mazedonische Küche scheint eine Art Mischung zwischen griechischer, türkischer und italienischer Küche zu sein. In den meisten Restaurants gibt es Pizzas, aber auch Gerichte mit Würsten oder Fleisch und auch Salat ist praktisch auf jeder Speisekarte anzutreffen. Kaffees in allen Variationen gehören ebenfalls zum mazedonischen Standard. Wenn man nicht grad eines der In-Restaurants aussucht, kann man für 500 - 600 Denar (umgerechnet rund 13 - 16 Schweizer Franken) reichhaltig und sehr gut essen und kann dabei erst noch den Ausblick auf die durchaus attraktiven Mazedonierinnen geniessen, die durch die Strassen Skopjes schlendern.
- Fortsetzung folgt -