Chelsea vs. Servette FC ... die andere Dimension
Verfasst: 01.02.2005, 08:24
1. Februar 2005, Neue Zürcher Zeitung
Chelsea setzt finanziellen Negativrekord
Die Chelsea-Fans schweben gegenwärtig derart im Hoch, dass ein Negativrekord des Klubs für sie nebensächlich ist. Was ist schon ein Verlust von 88 Mio. £ (194 Mio. Fr.), wenn die «Blues» in der Premier League an erster Stelle stehen (mit zehn Punkten Vorsprung vor Arsenal), die Achtelfinals im FA-Cup und das Endspiel im Liga- Cup erreicht haben und dazu als einer der Favoriten auf den Gewinn der Champions League gelten? Doch im Lager der Südlondoner, die am Montag ihre Bücher für das Geschäftsjahr 03/04 gemäss Vorschriften bei der Regierungsbehörde Companies House deponierten (bei der alle GmbH in Grossbritannien registriert sind), werden die Zahlen äusserst ernst genommen. Spätestens in zwei Jahren werde Chelsea ausgeglichene Zahlen vorlegen, sagte der CEO Peter Kenyon am Wochenende.
Vor 18 Monaten hatte an der Stamford Bridge mit der Übernahme durch Roman Abramowitsch der Rubel zu rollen begonnen. Er fühle sich wie ein Kind mit freier Hand im Spielzeugladen, hatte der damalige Manager Ranieri nach der Ankunft des russischen Ölmilliardärs formuliert. Insgesamt 175 Mio. £ gab Chelsea im ersten Jahr unter Abramowitsch für neue Spieler aus. Als Folge davon verdoppelten sich die Lohnkosten für Spieler auf 115 Mio. £ und schluckten damit 76 Prozent der Gesamteinnahmen. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum gab Manchester United 77 Mio. £ für Spielerlöhne aus, während dieser Kostenpunkt bei West Bromwich Albion, dem späteren Aufsteiger in die Premier League, 2003/04 bei 11,5 Mio. £ lag.
Jeder andere Klub würde bei solchen Verlusten vor dem Ruin stehen. Die «Blues» dagegen sehen sich in der beneidenswerten Position, Abramowitsch an der Seite zu haben. Von ihrem Eigentümer erhielten sie ein Darlehen von 115 Mio. £. Nun wollen sie sparen. Das Verhältnis der Lohnkosten zu den Gesamteinnahmen soll auf 55 Prozent gesenkt werden, kündigte Kenyon an. Gleichzeitig wurde das Kader auf 24 Spieler reduziert. Wenn Manager Mourinho nun einen neuen Spieler will, muss er zur Finanzierung des Transfers einen Mann abstossen. Gleichzeitig investiert der Verein in ein neues Trainingsgelände in Cobham südlich von London. Dort sollen gleichzeitig Talente gefördert werden, damit Chelsea langfristig Spieler aus den eigenen Reihen hervorbringen kann. Am Wochenende schloss Chelsea auch einen Vertrag über acht Jahre mit Adidas als neuem Trikotausrüster ab, der dem Klub pro Saison Einnahmen von 12 Mio. £ bringt. Zudem sind die Londoner in Verhandlungen mit potenziellen neuen Leibchensponsoren. Logo und Schriftzug der Emirates Airlines werden ab nächster Saison auf den Jerseys des Londoner Rivalen Arsenal prangen.
Um wie beabsichtigt spätestens in zwei Jahren aus den roten Zahlen zu sein, braucht Chelsea jedes Jahr die Qualifikation für die Champions League. Was passiert, wenn das nicht erreicht wird, zeigte das Beispiel von Leeds United; dort hat nun der ehemalige Chelsea-Eigentümer Ken Bates die Mehrheit erworben. Doch im Chelsea FC erscheint dies wenig wahrscheinlich, wegen des Kaders, wegen Jose Mourinho und nicht zuletzt wegen Abramowitsch. Es ist gegenwärtig nur schwer vorstellbar, dass der Manager und der Eigentümer abspringen werden, bevor sie Erfolge erreicht haben. «Abramowitsch ist hier auf lange Sicht. Sein Ziel ist es, Chelsea zum grössten und besten Klub Europas zu machen», versuchte Kenyon Sorgen über einen Abgang des Russen zu zerstreuen. Von den «Blues» ist entsprechend noch einiges zu erwarten.
Clemens Martin
Chelsea setzt finanziellen Negativrekord
Die Chelsea-Fans schweben gegenwärtig derart im Hoch, dass ein Negativrekord des Klubs für sie nebensächlich ist. Was ist schon ein Verlust von 88 Mio. £ (194 Mio. Fr.), wenn die «Blues» in der Premier League an erster Stelle stehen (mit zehn Punkten Vorsprung vor Arsenal), die Achtelfinals im FA-Cup und das Endspiel im Liga- Cup erreicht haben und dazu als einer der Favoriten auf den Gewinn der Champions League gelten? Doch im Lager der Südlondoner, die am Montag ihre Bücher für das Geschäftsjahr 03/04 gemäss Vorschriften bei der Regierungsbehörde Companies House deponierten (bei der alle GmbH in Grossbritannien registriert sind), werden die Zahlen äusserst ernst genommen. Spätestens in zwei Jahren werde Chelsea ausgeglichene Zahlen vorlegen, sagte der CEO Peter Kenyon am Wochenende.
Vor 18 Monaten hatte an der Stamford Bridge mit der Übernahme durch Roman Abramowitsch der Rubel zu rollen begonnen. Er fühle sich wie ein Kind mit freier Hand im Spielzeugladen, hatte der damalige Manager Ranieri nach der Ankunft des russischen Ölmilliardärs formuliert. Insgesamt 175 Mio. £ gab Chelsea im ersten Jahr unter Abramowitsch für neue Spieler aus. Als Folge davon verdoppelten sich die Lohnkosten für Spieler auf 115 Mio. £ und schluckten damit 76 Prozent der Gesamteinnahmen. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum gab Manchester United 77 Mio. £ für Spielerlöhne aus, während dieser Kostenpunkt bei West Bromwich Albion, dem späteren Aufsteiger in die Premier League, 2003/04 bei 11,5 Mio. £ lag.
Jeder andere Klub würde bei solchen Verlusten vor dem Ruin stehen. Die «Blues» dagegen sehen sich in der beneidenswerten Position, Abramowitsch an der Seite zu haben. Von ihrem Eigentümer erhielten sie ein Darlehen von 115 Mio. £. Nun wollen sie sparen. Das Verhältnis der Lohnkosten zu den Gesamteinnahmen soll auf 55 Prozent gesenkt werden, kündigte Kenyon an. Gleichzeitig wurde das Kader auf 24 Spieler reduziert. Wenn Manager Mourinho nun einen neuen Spieler will, muss er zur Finanzierung des Transfers einen Mann abstossen. Gleichzeitig investiert der Verein in ein neues Trainingsgelände in Cobham südlich von London. Dort sollen gleichzeitig Talente gefördert werden, damit Chelsea langfristig Spieler aus den eigenen Reihen hervorbringen kann. Am Wochenende schloss Chelsea auch einen Vertrag über acht Jahre mit Adidas als neuem Trikotausrüster ab, der dem Klub pro Saison Einnahmen von 12 Mio. £ bringt. Zudem sind die Londoner in Verhandlungen mit potenziellen neuen Leibchensponsoren. Logo und Schriftzug der Emirates Airlines werden ab nächster Saison auf den Jerseys des Londoner Rivalen Arsenal prangen.
Um wie beabsichtigt spätestens in zwei Jahren aus den roten Zahlen zu sein, braucht Chelsea jedes Jahr die Qualifikation für die Champions League. Was passiert, wenn das nicht erreicht wird, zeigte das Beispiel von Leeds United; dort hat nun der ehemalige Chelsea-Eigentümer Ken Bates die Mehrheit erworben. Doch im Chelsea FC erscheint dies wenig wahrscheinlich, wegen des Kaders, wegen Jose Mourinho und nicht zuletzt wegen Abramowitsch. Es ist gegenwärtig nur schwer vorstellbar, dass der Manager und der Eigentümer abspringen werden, bevor sie Erfolge erreicht haben. «Abramowitsch ist hier auf lange Sicht. Sein Ziel ist es, Chelsea zum grössten und besten Klub Europas zu machen», versuchte Kenyon Sorgen über einen Abgang des Russen zu zerstreuen. Von den «Blues» ist entsprechend noch einiges zu erwarten.
Clemens Martin