«Der Sport ist ein Ast der Integration»
Verfasst: 23.08.2006, 00:18
«Der Sport ist ein Ast der Integration»
quelle:BaZ.ch
HASAN KANBER BIETET AUSLÄNDISCHEN FUSSBALLVEREINEN IN DER REGION SEINE HILFE AN

INTERVIEW
OMINIC WILLIMANN
Hasan Kanber (31) ist seit vier Jahren im Verbandsvorstand des Fussballverbands Nordwestschweiz (FVNWS) tätig.
Der schweizerisch-türkische Doppelbürger ist zuständig für Ausländer- und Integrationsfragen bei den regionalen Fussballvereinen. Zudem sitzt der Kleinbasler SP-Politiker seit zwei Jahren im Grossen Rat.
baz: Hasan Kanber, an der Delegiertenversammlung des FVNWS sind Sie von einigen Funktionären ausländischer Clubs darauf aufmerksam gemacht worden, dass die Vereinsfinanzen vielen Sorgen bereiten. Was sind die Gründe?
Hasan Kanber: Migrantenvereine haben ein grosses Manko: Ihnen fehlen die finanzstarken Sponsoren. Zudem haben sie kaum akademische Mitglieder in ihren Reihen, die die Verbindungen zu grossen Geldgebern einfädeln können. Fussball ist vor allem für die städtischen Vereine zu teuer. Besonders die Gebühren für die staatlichen Infrastrukturen sind ein grosses Problem.
Dann müsste es Ihr Ziel als Grossrat sein, diesen Problemen entgegenzuwirken.
Dem ist in der Tat so. Allerdings ist dieses Anliegen ganz jung. Noch kann ich keine Lösungen präsentieren. Ich muss erst die Anliegen bündeln und überlegen, wie den ausländischen Vereinen weitergeholfen werden kann. Ich bin sicher, auf politischer Ebene Einfluss nehmen zu können.
Ansonsten scheint der Fussballverband Nordwestschweiz mit Ihrer Anlaufstelle ein echtes Bedürfnis abzudecken.
Das stimmt. Mittlerweile hat sich meine Funktion sowohl bei den Migrantenvereinen als auch bei den sogenannt gemischten Vereinen institutionalisiert. Man darf nicht vergessen, dass es nebst den rund 30 reinen Ausländervereinen (von total 104 Vereinen; die Red.) auch sehr viele Mischformen von Vereinen gibt. Und auch diese sind froh, wenn sie einen Ansprechpartner haben. Ich verstehe mich als Bindeglied. Und dies funktioniert bestens.
Dennoch ist der FVNWS noch immer der einzige Verband in der Schweiz, der eine solche Dienstleistung anbietet. Wird Ihre Arbeit in den anderen Regionen nicht geschätzt?
Dies ist schwierig zu bewerten. Klar ist, dass im Kanton Uri beispielsweise kaum das Bedürfnis danach besteht. In den Ballungszentren hingegen ist für mich ein Integrationsbeauftragter in einem wichtigen Sportverband unabdingbar. Es ist schade, dass der Schweizerische Fussballverband sich dieser Thematik nicht annimmt und nicht nachzieht, obwohl man sich der Integrationsproblematik von der Politik her bewusst ist.
Ihre Arbeit wurde 2004 mit dem Integrationspreis honoriert. Wie wichtig war diese Auszeichnung?
Es ist der grösste Erfolg, den wir verzeichnen konnten und eine grosse Anerkennung für unsere Verbandsarbeit. Doch auch kleine Lichtblicke motivieren uns sowie die Vereine. So hat kürzlich der FC Dardania die dritte Auflage seines Integrationsturniers durchgeführt. Und dass bekannte Basler wie etwa Regierungsrat Hanspeter Gass das Turnier besucht haben, ist für die Organisatoren erfreulich. Diese Wertschätzung spornt die Migrantenvereine an, sich zu engagieren.
Folglich scheint die Integration im Fussball bestens zu funktionieren?
Die Integration geht im Fussball praktisch automatisch einher. Was vor 20 Jahren noch problematisch war, da man sich gegenseitig nicht kannte, ist mittlerweile im Lot. Man geht aufeinander zu, da alle Parteien ihr Potenzial aktivieren.
Inwiefern manifestiert sich dies?
Die Gesellschaft kann nur funktionieren, wenn Kultur und Religion miteinander verschmelzen. So sind ausländische Eltern, die ihre Kinder an die Fussballspiele begleiten, gut integriert, da sie automatisch mit andern Eltern und Vereinsmitgliedern in Kontakt kommen. Der Sport ist ein Ast der Integration. Zudem versuchen wir immer wieder, ausländische Vereinsmitglieder als Schiedsrichter zu gewinnen. Dieses Projekt ist sehr erfolgreich.
Wenn alles so positiv verläuft, gibt es denn noch genügend Arbeit für Sie?
Gewiss. Es gilt, die Wirkung des Verbands gegen aussen besser zu vermarkten. Und der FVNWS muss sich weiter gegenüber andern öffnen. Einen ersten Teilerfolg konnten wir bereits verzeichnen. Neu unterstützt ein türkisches Reisebüro den Verband. Dies wäre vor Jahren noch undenkbar gewesen.
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HASAN KANBER BIETET AUSLÄNDISCHEN FUSSBALLVEREINEN IN DER REGION SEINE HILFE AN

INTERVIEW
Hasan Kanber (31) ist seit vier Jahren im Verbandsvorstand des Fussballverbands Nordwestschweiz (FVNWS) tätig.
Der schweizerisch-türkische Doppelbürger ist zuständig für Ausländer- und Integrationsfragen bei den regionalen Fussballvereinen. Zudem sitzt der Kleinbasler SP-Politiker seit zwei Jahren im Grossen Rat.
baz: Hasan Kanber, an der Delegiertenversammlung des FVNWS sind Sie von einigen Funktionären ausländischer Clubs darauf aufmerksam gemacht worden, dass die Vereinsfinanzen vielen Sorgen bereiten. Was sind die Gründe?
Hasan Kanber: Migrantenvereine haben ein grosses Manko: Ihnen fehlen die finanzstarken Sponsoren. Zudem haben sie kaum akademische Mitglieder in ihren Reihen, die die Verbindungen zu grossen Geldgebern einfädeln können. Fussball ist vor allem für die städtischen Vereine zu teuer. Besonders die Gebühren für die staatlichen Infrastrukturen sind ein grosses Problem.
Dann müsste es Ihr Ziel als Grossrat sein, diesen Problemen entgegenzuwirken.
Dem ist in der Tat so. Allerdings ist dieses Anliegen ganz jung. Noch kann ich keine Lösungen präsentieren. Ich muss erst die Anliegen bündeln und überlegen, wie den ausländischen Vereinen weitergeholfen werden kann. Ich bin sicher, auf politischer Ebene Einfluss nehmen zu können.
Ansonsten scheint der Fussballverband Nordwestschweiz mit Ihrer Anlaufstelle ein echtes Bedürfnis abzudecken.
Das stimmt. Mittlerweile hat sich meine Funktion sowohl bei den Migrantenvereinen als auch bei den sogenannt gemischten Vereinen institutionalisiert. Man darf nicht vergessen, dass es nebst den rund 30 reinen Ausländervereinen (von total 104 Vereinen; die Red.) auch sehr viele Mischformen von Vereinen gibt. Und auch diese sind froh, wenn sie einen Ansprechpartner haben. Ich verstehe mich als Bindeglied. Und dies funktioniert bestens.
Dennoch ist der FVNWS noch immer der einzige Verband in der Schweiz, der eine solche Dienstleistung anbietet. Wird Ihre Arbeit in den anderen Regionen nicht geschätzt?
Dies ist schwierig zu bewerten. Klar ist, dass im Kanton Uri beispielsweise kaum das Bedürfnis danach besteht. In den Ballungszentren hingegen ist für mich ein Integrationsbeauftragter in einem wichtigen Sportverband unabdingbar. Es ist schade, dass der Schweizerische Fussballverband sich dieser Thematik nicht annimmt und nicht nachzieht, obwohl man sich der Integrationsproblematik von der Politik her bewusst ist.
Ihre Arbeit wurde 2004 mit dem Integrationspreis honoriert. Wie wichtig war diese Auszeichnung?
Es ist der grösste Erfolg, den wir verzeichnen konnten und eine grosse Anerkennung für unsere Verbandsarbeit. Doch auch kleine Lichtblicke motivieren uns sowie die Vereine. So hat kürzlich der FC Dardania die dritte Auflage seines Integrationsturniers durchgeführt. Und dass bekannte Basler wie etwa Regierungsrat Hanspeter Gass das Turnier besucht haben, ist für die Organisatoren erfreulich. Diese Wertschätzung spornt die Migrantenvereine an, sich zu engagieren.
Folglich scheint die Integration im Fussball bestens zu funktionieren?
Die Integration geht im Fussball praktisch automatisch einher. Was vor 20 Jahren noch problematisch war, da man sich gegenseitig nicht kannte, ist mittlerweile im Lot. Man geht aufeinander zu, da alle Parteien ihr Potenzial aktivieren.
Inwiefern manifestiert sich dies?
Die Gesellschaft kann nur funktionieren, wenn Kultur und Religion miteinander verschmelzen. So sind ausländische Eltern, die ihre Kinder an die Fussballspiele begleiten, gut integriert, da sie automatisch mit andern Eltern und Vereinsmitgliedern in Kontakt kommen. Der Sport ist ein Ast der Integration. Zudem versuchen wir immer wieder, ausländische Vereinsmitglieder als Schiedsrichter zu gewinnen. Dieses Projekt ist sehr erfolgreich.
Wenn alles so positiv verläuft, gibt es denn noch genügend Arbeit für Sie?
Gewiss. Es gilt, die Wirkung des Verbands gegen aussen besser zu vermarkten. Und der FVNWS muss sich weiter gegenüber andern öffnen. Einen ersten Teilerfolg konnten wir bereits verzeichnen. Neu unterstützt ein türkisches Reisebüro den Verband. Dies wäre vor Jahren noch undenkbar gewesen.