Fanboykotts zum Meisterschaftsauftakt
Verfasst: 19.07.2006, 11:56
Der Umzug auf den Hardturm, das neue Sicherheitskonzept der Swiss
Football League (SFL) und die mangelhafte Abwicklung des Vorverkaufs für
Auswärtsspiele durch den eigenen Verein haben die Supporter vor der
neuen Saison verärgert.
Fussball. u2013 Stell' dir vor, der Meister startet in die neue Saison und
kein Fan geht hin! So kann die Stimmung im und um den FCZ vor dem
Eröffnungsspiel in Luzern umschrieben werden. Lediglich 23 Tickets hat der
Stadtklub für die Partie beim Aufsteiger verkauft. Hintergründe dieser
unglaublich tiefen Zahl sind die neuen Richtlinien der SFL,wonach die
Gastklubs für die Auswärtsspiele den Vorverkauf für den Sektor der eigenen
Fans selbst abwickeln und die Fans ihre Daten registrieren lassen müssen,
sowie die vom FCZ angebotenen Verkaufszeiten.
Enorme Proteste
Letzte Woche am Dienstag, Mittwoch und Sonntag konnten die Fans auf der
Geschäftsstelle des Meisters während jeweils zwei Stunden am späten
Nachmittag Tickets erwerben. Die Proteste in den verschiedenen
Internetforen waren enorm.Viele Fans hatten zu diesen Zeiten keine
Gelegenheit, die Büroräumlichkeiten des Verein aufzusuchen.
Andere hatten die Mühe bewusst nicht auf sich genommen. Sie sind
verärgert über die Liga und über den FCZ und boykottieren daher das
Auftaktspiel. Ein voller Extrazug wird trotzdem nach Luzern fahren. «Etwa
500 Fans reisen an und werden vor dem Stadion gegen die neuen
Massnahmen protestieren», sagte Alexander Kuszka, der als FCZ-Sprecher
auch für die Fanbetreuung zuständig ist.
FCZ will reagieren
Der Ärger über die SFL wird anhalten. Doch immerhin mit dem FCZ fand
eine Annäherung statt.«Wir hatten eine positive Aussprache mit Vertretern
der rund 10 wichtigsten Fansklubs», so Kuszka. Es ist zu erwarten, dass der
FCZ schon beim nächsten Auswärtsspiel eine Kasse beim Stadion des
Gegners betreibt. «Wir sind uns wieder näher gekommen. Zuletzt und nach
den Vorkommnissen in Basel, als auch wir vom FCZ Fehler gemacht haben,
sind wir zu wenig auf die Fans eingegangen und haben nicht gut kommuniziert.»
Der FCZ tut gut daran, sich den Interessen der Fans anzunehmen. Anders
als in Basel, im Wallis, in Italien oder in England ist die Fussball-Begeisterung
auf dem Platz Zürich in der Bevölkerung noch keineswegs
verankert und steht noch auf fragilem Gerüst. Der Umzug vom geliebten
Letzigrund in den verhassten Hardturm könnte bei einigen Fans zum Verlust
der eben gewonnenen Identifikation mit Klub und Umfeld führen.
West oder Ost?
Heiss diskutierte das FCZ-Publikum auch die Frage, in welchen Sektoren
des Hardturms der harte Kern der FCZ-Fans seinem Team zujubelt. Ob
die «Südkurve» auf der Westseite des Stadions (wie zu Zeiten als der FCZ
als Gastklub im Hardturm antrat) oder auf der östlichen «GC-Fan-Seite»
ihre Bleibe hat, wurde in Zürich fast zum (Fan-)Politikum. Die beiden
Vereine haben mit der Polizei vereinbart, dass aus Sicherheitsgründen auch
die FCZ-Fans in der Ostkurve stehen, wenn der FCZ auf dem Hardturm ein
Heimspiel austrägt. Was die Fans nicht verstehen, versucht Kuszka zu
erklären. «Es wäre nicht möglich, zwei Sicherheitsdispositive aufzustellen.
Wir sind uns zwar bewusst, dass in München, Mailand und Rom auch zwei
Sicherheitsdispositive existieren. Aber diese Stadien sind anders konzipiert,
stehen an der Peripherie und haben bessere Fluchtwege.» Der Hardturm sei
dagegen nicht für zwei Klubs mit Heimrecht gebaut worden. «Wegen der
Parkmöglichkeit für Busse und der Nähe zum Bahnhof Altstetten müssen die
Gästefans immer in der Westkurve sein.»
Heimspiel-Boykott in Basel
Während die FCZ-Fans am Samstag bei der Hardturmpremiere widerwillig
die Ostkurve aufsuchen, wollen die heissblütigen Fans des FC Basel ihre
Mannschaft im eigenen Stadion überhaupt nicht mehr unterstützen.Am
vergangenen Donnerstag anlässlich des UEFACup- Spiels gegen Tobol
Kostanai verteilte die Vereinigung der Fans der Muttenzer Kurve Flugblätter,
in denen zum Boykott der FCB- Heimspiele aufgerufen wird. Nach den
Vorkommnissen vom 13.Mai müssen Fans, die den Platz in den Sektoren
der Muttenzer Kurve haben, ihre Daten auch bei Heimspielen registrieren
lassen. Das wollen sie nicht akzeptieren. «Daraus resultiert, dass wir
gezwungenermassen keine Heimspiele mehr besuchen können und
werden», hiess es im Schreiben.
Wie lange es die Fans der Muttenzer Kurve ohne Fussball aushalten, bleibt
abzuwarten. Am Donnerstag blieben die Sektoren trotz vieler Gratistickets
jedenfalls (noch) weitgehend leer. Viele Basler Fans trafen sich dafür vor
dem Stadion zur Kundgebung gegen Vereinspolitik und SFL; ihre Rufe
drangen teilweise gespenstisch ins Innere des St.-Jakob-Parks. Ähnlich
surreale Szenen dürften auch am Mittwochabend in und um das Luzerner
Allmendstadion zu beobachten sein.
Quelle: Südostschweiz
Football League (SFL) und die mangelhafte Abwicklung des Vorverkaufs für
Auswärtsspiele durch den eigenen Verein haben die Supporter vor der
neuen Saison verärgert.
Fussball. u2013 Stell' dir vor, der Meister startet in die neue Saison und
kein Fan geht hin! So kann die Stimmung im und um den FCZ vor dem
Eröffnungsspiel in Luzern umschrieben werden. Lediglich 23 Tickets hat der
Stadtklub für die Partie beim Aufsteiger verkauft. Hintergründe dieser
unglaublich tiefen Zahl sind die neuen Richtlinien der SFL,wonach die
Gastklubs für die Auswärtsspiele den Vorverkauf für den Sektor der eigenen
Fans selbst abwickeln und die Fans ihre Daten registrieren lassen müssen,
sowie die vom FCZ angebotenen Verkaufszeiten.
Enorme Proteste
Letzte Woche am Dienstag, Mittwoch und Sonntag konnten die Fans auf der
Geschäftsstelle des Meisters während jeweils zwei Stunden am späten
Nachmittag Tickets erwerben. Die Proteste in den verschiedenen
Internetforen waren enorm.Viele Fans hatten zu diesen Zeiten keine
Gelegenheit, die Büroräumlichkeiten des Verein aufzusuchen.
Andere hatten die Mühe bewusst nicht auf sich genommen. Sie sind
verärgert über die Liga und über den FCZ und boykottieren daher das
Auftaktspiel. Ein voller Extrazug wird trotzdem nach Luzern fahren. «Etwa
500 Fans reisen an und werden vor dem Stadion gegen die neuen
Massnahmen protestieren», sagte Alexander Kuszka, der als FCZ-Sprecher
auch für die Fanbetreuung zuständig ist.
FCZ will reagieren
Der Ärger über die SFL wird anhalten. Doch immerhin mit dem FCZ fand
eine Annäherung statt.«Wir hatten eine positive Aussprache mit Vertretern
der rund 10 wichtigsten Fansklubs», so Kuszka. Es ist zu erwarten, dass der
FCZ schon beim nächsten Auswärtsspiel eine Kasse beim Stadion des
Gegners betreibt. «Wir sind uns wieder näher gekommen. Zuletzt und nach
den Vorkommnissen in Basel, als auch wir vom FCZ Fehler gemacht haben,
sind wir zu wenig auf die Fans eingegangen und haben nicht gut kommuniziert.»
Der FCZ tut gut daran, sich den Interessen der Fans anzunehmen. Anders
als in Basel, im Wallis, in Italien oder in England ist die Fussball-Begeisterung
auf dem Platz Zürich in der Bevölkerung noch keineswegs
verankert und steht noch auf fragilem Gerüst. Der Umzug vom geliebten
Letzigrund in den verhassten Hardturm könnte bei einigen Fans zum Verlust
der eben gewonnenen Identifikation mit Klub und Umfeld führen.
West oder Ost?
Heiss diskutierte das FCZ-Publikum auch die Frage, in welchen Sektoren
des Hardturms der harte Kern der FCZ-Fans seinem Team zujubelt. Ob
die «Südkurve» auf der Westseite des Stadions (wie zu Zeiten als der FCZ
als Gastklub im Hardturm antrat) oder auf der östlichen «GC-Fan-Seite»
ihre Bleibe hat, wurde in Zürich fast zum (Fan-)Politikum. Die beiden
Vereine haben mit der Polizei vereinbart, dass aus Sicherheitsgründen auch
die FCZ-Fans in der Ostkurve stehen, wenn der FCZ auf dem Hardturm ein
Heimspiel austrägt. Was die Fans nicht verstehen, versucht Kuszka zu
erklären. «Es wäre nicht möglich, zwei Sicherheitsdispositive aufzustellen.
Wir sind uns zwar bewusst, dass in München, Mailand und Rom auch zwei
Sicherheitsdispositive existieren. Aber diese Stadien sind anders konzipiert,
stehen an der Peripherie und haben bessere Fluchtwege.» Der Hardturm sei
dagegen nicht für zwei Klubs mit Heimrecht gebaut worden. «Wegen der
Parkmöglichkeit für Busse und der Nähe zum Bahnhof Altstetten müssen die
Gästefans immer in der Westkurve sein.»
Heimspiel-Boykott in Basel
Während die FCZ-Fans am Samstag bei der Hardturmpremiere widerwillig
die Ostkurve aufsuchen, wollen die heissblütigen Fans des FC Basel ihre
Mannschaft im eigenen Stadion überhaupt nicht mehr unterstützen.Am
vergangenen Donnerstag anlässlich des UEFACup- Spiels gegen Tobol
Kostanai verteilte die Vereinigung der Fans der Muttenzer Kurve Flugblätter,
in denen zum Boykott der FCB- Heimspiele aufgerufen wird. Nach den
Vorkommnissen vom 13.Mai müssen Fans, die den Platz in den Sektoren
der Muttenzer Kurve haben, ihre Daten auch bei Heimspielen registrieren
lassen. Das wollen sie nicht akzeptieren. «Daraus resultiert, dass wir
gezwungenermassen keine Heimspiele mehr besuchen können und
werden», hiess es im Schreiben.
Wie lange es die Fans der Muttenzer Kurve ohne Fussball aushalten, bleibt
abzuwarten. Am Donnerstag blieben die Sektoren trotz vieler Gratistickets
jedenfalls (noch) weitgehend leer. Viele Basler Fans trafen sich dafür vor
dem Stadion zur Kundgebung gegen Vereinspolitik und SFL; ihre Rufe
drangen teilweise gespenstisch ins Innere des St.-Jakob-Parks. Ähnlich
surreale Szenen dürften auch am Mittwochabend in und um das Luzerner
Allmendstadion zu beobachten sein.
Quelle: Südostschweiz