«Ich werde Erfolge feiern»
MURAT YAKIN BEGINNT MORGEN MIT DEM FCCONCORDIA SEINE ERSTE SAISON ALS TRAINER

Optimistisch und selbstbewusst. Murat Yakin ist überzeugt, dass ihm auch als Trainer eine grosse Karriere bevorsteht. Foto Georgios Kefalas
Interview: Patrick Künzle
Als Spieler erreichte er fast alles, was man im Schweizer Fussball erreichen kann: Meistertitel, Cupsieg und EM-Teilnahme. Nun steht Murat Yakin (31) vor einer neuen Herausforderung.
Er wirkt entspannt in diesen Tagen und gleichzeitig spürt man seinen Tatendrang. Murat Yakin freut sich auf die Saison mit dem FC Concordia, die am Samstag in Baulmes beginnt (19.30 Uhr). Für den Münchensteiner ist es der Einstieg ins Trainergeschäft. Bei den «Congeli» coacht er das Team in einem Zweierteam mit Walter Grüter. Im Interview schildert er seine Gefühlslage vor dem Start in den zweiten Teil seiner Fussballkarriere.
baz: Murat Yakin, Sie bezeichneten einst die Super League als Gurkenliga. Was ist für Sie die Challenge League?
Murat Yakin: Ich habe die Super League so betitelt, weil ich sie schon gekannt habe. Die Challenge League kenne ich noch nicht, ich muss mir also erst noch eine Meinung bilden (lacht). Aber ernsthaft: Für meinen Einstieg ins Trainergeschäft ist ein Job in der Challenge League hervorragend.
Sie möchten also nicht mit Ciriaco Sforza tauschen, der beim FC Luzern seine Trainerkarriere gleich in der Super League beginnt?
Nein. Ich finde es hervorragend, dass er bei Luzern einsteigen konnte. Aber er übernimmt keine einfache Aufgabe, weil dort die Sympathie für den Aufstiegstrainer René van Eck sehr gross war. Diese muss sich Sforza erst noch erarbeiten.
Haben Sie sich für den FC Concordia entschieden, weil hier der Erfolgsdruck kleiner ist als in der Super League?
Nein, ich würde es mir zutrauen, einen Club in der Super League zu trainieren, und ich habe noch nie ein Problem mit Erwartungdruck gehabt. Ich habe mich für Concordia entschieden, weil hier die Konstellation optimal ist. Ich habe mit Walter Grüter einen sehr erfahrenen Trainerkollegen an meiner Seite, ich kenne den Verein sehr gut, weil ich hier schon als Junior gespielt habe, und zudem kann ich in meinem bekannten Umfeld in Basel bleiben.
Wie sind Ihre ersten Wochen als Trainer verlaufen?
Die waren gewaltig positiv. Ich habe eine riesige Begeisterung in mir, die ich auch meine Spieler spüren lasse. Zudem bin ich dankbar dafür, dass ich einen Traumjob ausüben darf. Ich bin täglich draussen in der Natur mit dem Team am Trainieren, während andere im Büro sitzen müssen.
Fiel Ihnen die Umstellung vom Spieler- zum Trainerdasein leicht?
Es war sicher gemütlicher, ein Spieler zu sein. Ich musste mich bloss auf mich konzentrieren. Doch ich habe schon immer versucht, meine Mitspieler besser zu machen, ihnen zu helfen. Das kommt wahrscheinlich daher, dass ich bereits früh in meiner Familie viel Verantwortung übernehmen musste - und diese Erfahrung wird mir auch jetzt helfen.
Müssen die Spieler Sie siezen?
Nein, ganz und gar nicht. Am Anfang kamen zwei, drei Spieler und sagten mir «Sie», aber das habe ich völlig abgestellt. Dafür bin ich noch zu jung. Sportler siezen sich nicht untereinander.
Sie bezeichnen sich als Sportler: Heisst das, dass Sie im Verlauf der Saison ein Comeback als Spieler geben?
Ich bin jetzt seit eineinhalb Jahren ausser Gefecht, deshalb wäre es ein enormer Aufwand, nochmals vollständig fit zu werden. Durch den grossen zeitlichen Aufwand, den ich nun als Trainer habe, denke ich aber ohnehin nicht mehr an ein Comeback. Das Thema ist für mich erledigt.
Sie selber galten als Spieler nicht als besonders trainingsfleissig. Werden Sie heute als Trainer auf dieses Image angesprochen?
Täglich. Ich nehme das aber mit Humor. Ich habe dieses Image schliesslich selber mit einem Augenzwinkern so gepflegt.
Früher stellten Sie Ihre Uhr jeweils fünf Minuten vor, damit Sie pünktlich im Training waren.
Zeitweise war die Uhr gar eine halbe Stunde voraus. Nun ist sie aber korrekt eingestellt, weil ich weiss, dass man als Trainer nicht zu spät kommen darf.
Was für ein Trainertyp sind Sie?
Ich bin ein Typ, mit dem man reden kann. Wenn ich spüre, dass die Spieler mit Begeisterung und Leidenschaft trainieren, dann können sie alles von mir haben. Dann kann man auch Spass mit mir haben.
Haben Sie auch eine strenge Seite?
Ich bin ein geduldiger Mensch und deshalb braucht es sehr viel, bis ich streng werde. Man muss heutzutage viel mit den Spielern reden, sozial mit ihnen umgehen. Die Zeiten, dass Trainer die Peitsche brauchen, wie ich es in Deutschland erlebt habe, sind vorbei.
Von welchen Trainern haben Sie sich am meisten abgeschaut?
In Sachen Professionalität und Intensität habe ich am meisten von Christian Gross gelernt. Daneben haben mich Otto Rehhagel, Jogi Löw und Leo Beenhakker geprägt. Auch Köbi Kuhn hat mich mit seiner menschlichen Art anfangs enorm überzeugt - jetzt allerdings etwas weniger. Von wem ich überhaupt nichts mitnehmen möchte sind Gilbert Gress, Enzo Trossero, Winnie Schäfer und Andi Brehme. Das sind alles Profilneurotiker - und deshalb letztlich gescheiterte Trainer.
Was wollen Sie in Ihrer ersten Saison als Trainer erreichen?
Die Mannschaft ist so stark, wie sich die einzelnen Spieler entwickeln. Deshalb will ich die Spieler sportlich weiterbringen.
Sie nennen kein Ziel in Form einer konkreten Klassierung.
Das ist richtig. Wenn ich das Budget und das Kader des FC Basel hätte, dann könnte ich auch einfach ein Ziel definieren. Aber für mich ist es schwierig: Ich kenne die Liga und die Gegner nicht. Durch die Freundschaftsspiele, die wir allesamt gewonnen haben, kann ich immerhin sagen, dass wir stark sind und eine gute Rolle in der Challenge League spielen können. Wichtig ist einfach, dass die Mannschaft eine Siegermentalität erhält. Letzte Saison gewöhnte sie sich daran, die Spiele zu verlieren. Ich selber aber bin daran gewöhnt, die Spiele zu gewinnen. Und das will ich dem Team vermitteln.
Was möchten Sie langfristig als Trainer erreichen?
Ich bin sehr ehrgeizig und stecke mir hohe Ziele. Ich weiss, dass ich gut bin, ich weiss, dass ich viele Erfahrungen gesammelt habe - das stimmt mich sehr positiv. Ich traue mir in meiner Karriere Grosses zu. Ich weiss, dass ich in der Schweiz Erfolge feiern werde.