Blatter stellt Kommerzialisierung im Fussball in Frage
Verfasst: 27.05.2006, 12:27
Blatter stellt Kommerzialisierung im Fussball in Frage
Zürich. AP/baz. Der Präsident des Weltfussballverbandes FIFA, Sepp Blatter, will über die Kommerzialisierung der Spiele nachdenken. Eine Ethikkommission solle zudem künftig das Verhalten von Exponenten des Verbandes unter die Lupe nehmen, sagte Blatter in einem Interview des «Tages-Anzeigers» (Samstagsausgabe).
Die Anfeindungen und Missverständnisse in Deutschland hätten viel mit der Psyche der Deutschen zu tun. Sie seien ein Volk, das viel durchgemacht, aber zu Eigenständigkeit und Selbstbewusstsein gefunden habe. «Wenn in Dortmund der Biertrinker vor dem Stadion nicht sein Dortmunder Bräu trinken darf, weil die FIFA nur amerikanisches Bier erlaubt, wenn Nürnberger Metzger Würste verkaufen wollen, die FIFA aber nur die Hamburger von McDonald's zulässt, dann wird der Weltfussballverband natürlich zum Feindbild», erklärte Blatter.
Sensibilität für Bevölkerung zu entwickeln
Die Kommerzialisierung der Spiele müsse überdacht werden. Vielleicht müsste künftig nicht mehr das Maximum, sondern das Optimum herausgeholt werden. Es gelte aber auch mehr Sensibilität für die Bevölkerung zu entwickeln. «Was die deutschen Gemüter zurzeit erhitzt, würden die Franzosen problemlos wegstecken, davon bin ich überzeugt», sagte der FIFA-Präsident.
Die deutschen Sicherheitskräfte seien bestens auf die WM vorbereitet. In der ganzen zivilisierten Welt - mit Ausnahme der Schweiz - komme es kaum zu Ausschreitungen in Stadien. Die Schweiz habe aber ihre Hausaufgaben nicht gemacht. «Sie ist eine Spätzünderin im Hooliganismus.»
Die gegen ihn erhobenen Vorwürfe bezeichnete Blatter als «so unwahr wie die Bekehrung von Papst Benedikt zum Islam». Zu den von Andrew Jennings in seinem Buch «Foul» festgehaltenen Anschuldigungen wollte sich Blatter nicht äussern. Viele Behauptungen in dem Buch seien bereits 2002 von einem Schweizer Untersuchungsrichter untersucht worden. Das Verfahren sei bekanntlich mangels Beweisen eingestellt worden.
Blatter zeigte sich zudem überzeugt davon, dass auch die Vorwürfe im Zusammenhang mit mutmasslichen Bestechungszahlungen für den Verkauf der WM-Vermarktungsrecht an die Schweizer Firma ISL nicht erhärten würden. Die FIFA werde ihrem Kongress aber die Schaffung einer unabhängigen Ethikkommission beantragen. Die von Personen ausserhalb des Fussballs besetzte Kommission soll künftig das Verhalten der FIFA-Exponente beurteilen. «Und ganz wichtig: Sie soll auch die Kompetenz erhalten, Sanktionen gegen fehlbare Funktionäre zu ergreifen, bis hin zu einer Absetzung», sagte Blatter. Die Korruption sei aber das schlimmste Gift im Spielbetrieb. Es brauche dafür Profi-Schiedsrichter, die sich 100-prozentig mit ihrem Beruf identifizierten und ein entsprechendes Ethos entwickelten.
http://www.baz.ch/news/index.cfm?ObjectID=752F3677-1422-0CEF-707ADEC7B8185487
Zürich. AP/baz. Der Präsident des Weltfussballverbandes FIFA, Sepp Blatter, will über die Kommerzialisierung der Spiele nachdenken. Eine Ethikkommission solle zudem künftig das Verhalten von Exponenten des Verbandes unter die Lupe nehmen, sagte Blatter in einem Interview des «Tages-Anzeigers» (Samstagsausgabe).
Die Anfeindungen und Missverständnisse in Deutschland hätten viel mit der Psyche der Deutschen zu tun. Sie seien ein Volk, das viel durchgemacht, aber zu Eigenständigkeit und Selbstbewusstsein gefunden habe. «Wenn in Dortmund der Biertrinker vor dem Stadion nicht sein Dortmunder Bräu trinken darf, weil die FIFA nur amerikanisches Bier erlaubt, wenn Nürnberger Metzger Würste verkaufen wollen, die FIFA aber nur die Hamburger von McDonald's zulässt, dann wird der Weltfussballverband natürlich zum Feindbild», erklärte Blatter.
Sensibilität für Bevölkerung zu entwickeln
Die Kommerzialisierung der Spiele müsse überdacht werden. Vielleicht müsste künftig nicht mehr das Maximum, sondern das Optimum herausgeholt werden. Es gelte aber auch mehr Sensibilität für die Bevölkerung zu entwickeln. «Was die deutschen Gemüter zurzeit erhitzt, würden die Franzosen problemlos wegstecken, davon bin ich überzeugt», sagte der FIFA-Präsident.
Die deutschen Sicherheitskräfte seien bestens auf die WM vorbereitet. In der ganzen zivilisierten Welt - mit Ausnahme der Schweiz - komme es kaum zu Ausschreitungen in Stadien. Die Schweiz habe aber ihre Hausaufgaben nicht gemacht. «Sie ist eine Spätzünderin im Hooliganismus.»
Die gegen ihn erhobenen Vorwürfe bezeichnete Blatter als «so unwahr wie die Bekehrung von Papst Benedikt zum Islam». Zu den von Andrew Jennings in seinem Buch «Foul» festgehaltenen Anschuldigungen wollte sich Blatter nicht äussern. Viele Behauptungen in dem Buch seien bereits 2002 von einem Schweizer Untersuchungsrichter untersucht worden. Das Verfahren sei bekanntlich mangels Beweisen eingestellt worden.
Blatter zeigte sich zudem überzeugt davon, dass auch die Vorwürfe im Zusammenhang mit mutmasslichen Bestechungszahlungen für den Verkauf der WM-Vermarktungsrecht an die Schweizer Firma ISL nicht erhärten würden. Die FIFA werde ihrem Kongress aber die Schaffung einer unabhängigen Ethikkommission beantragen. Die von Personen ausserhalb des Fussballs besetzte Kommission soll künftig das Verhalten der FIFA-Exponente beurteilen. «Und ganz wichtig: Sie soll auch die Kompetenz erhalten, Sanktionen gegen fehlbare Funktionäre zu ergreifen, bis hin zu einer Absetzung», sagte Blatter. Die Korruption sei aber das schlimmste Gift im Spielbetrieb. Es brauche dafür Profi-Schiedsrichter, die sich 100-prozentig mit ihrem Beruf identifizierten und ein entsprechendes Ethos entwickelten.
http://www.baz.ch/news/index.cfm?ObjectID=752F3677-1422-0CEF-707ADEC7B8185487
