Derby ums Erbe
Verfasst: 27.04.2006, 11:38
quelle: beobachter.ch
Gerichtsfall
Derby ums Erbe
Text: Dominique Strebel
Bild: Marc Latzel
Im Kanton Neuenburg streiten sich zwei Ärzte um die Erbschaft eines ehemaligen Fussball-Nationalgoalies. Der eine kannte ihn nicht, der andere kommt in keinem Testament vor. Die Chronik eines Matchs in der Verlängerung.

Objekt der Begierde: die Tennishalle in Boudevilliers NE, erbaut von Roger Feuz.
Nach einer regnerischen Nacht stirbt am 31. Juli 2003 der 94-jährige Roger Edgar Feuz, langjähriger Torhüter des FC Servette und Goalie der Nationalmannschaft, in einem Spitalbett im Val-de-Ruz im Neuenburger Jura. Zurück bleiben ein Wirt, die Wohngemeinde Boudevilliers und zwei Ärzte, die sich bis heute um sein Vermögen von mehreren Millionen Franken streiten.
Der Matchverlauf in der Zusammenfassung: Der eine Arzt heisst Martines, der andere Martignier. Martines erbt von Feuz ein Grundstück samt Haus im Wert von 800u2019000 Franken. Martignier geht leer aus, behauptet aber, der rechtmässige Erbe zu sein. Der Notar, der das Testament verurkundet hat, habe sich im Namen geirrt, behauptet Martignier. Feuz sei von ihm mehrfach behandelt worden, dabei sein Freund, ja eine Art Grossvater geworden. Martines hingegen habe Feuz gar nicht gekannt. Das führt zu einem juristischen Nachspiel, das noch immer die Gerichte beschäftigt.
Doch zurück zur Mannschaftsaufstellung. Mit Feuz stirbt in jener Sommernacht eine bekannte Grösse des Tals. Als junger Mann aus dem Haus gejagt vom Vater, einem reichen Viehhändler, dann Flucht nach Paris, Verkäufer in einer Markthalle, Fussballer in einem französischen Zweitligaklub. Dort wird er von Lausanne Sports entdeckt, wechselt zu Servette Genf und avanciert in den dreissiger Jahren als «le chat», als akrobatischer, spektakulärer Goalie mit Dächlikappe, zum Publikumsliebling. 36 Mal steht er für die Nationalmannschaft im Tor.
1942 hängt Feuz Handschuhe und Mütze an den Nagel, lässt sich im Val-de- Ruz nieder und knüpft an eine Familientradition an. Er wird Viehhändler. Und zwar ein ziemlich durchtriebener. Er kauft den Bauern die Kälber aus den Ställen weg, zahlt aber nur einen Teil des Preises und schmuggelt Vieh illegal über die nahe Grenze. So wird Feuz reich, aber einsam.
Doch er weiss sich Gesellschaft zu organisieren. Er diniert regelmässig in seinem eigenen Gasthof, dessen Wirt er wiederholt das Gebäude als Erbschaft verspricht, weil er so gut französisch koche. Zudem baut er einen Schweinestall in eine Tennishalle um. Anfangs müssen sich die Spieler bei den Ballwechseln noch bücken, weil der Raum zu niedrig ist, später stockt er das Gebäude auf und richtet einen Aussenplatz ein. Nun geben sich die Notabeln des Val-de-Ruz die Klinke in die Hand.
«Nicht mehr klar im Kopf»
Die Mannschaften formieren sich: Notare rennen bei ihm dem Ball hinterher, Buchhalter und selbst der Chirurg des nahen Spitals zu Landeyeux, Philippe Martignier. Dieser Arzt behandelt Feuz in den letzten Jahren seines Lebens wiederholt in seinem Spital. Und dorthin wird der Ex-Goalie auch eingewiesen, als er zu Hause nicht mehr gepflegt werden kann.
Sechs Tage vor seinem Tod erhält Roger Edgar Feuz im Spitalzimmer Besuch von einem Notar. Feuzu2019 langjährige Haushälterin und Pflegerin, Ida Schaldenbrand, wird aus dem Zimmer geschickt. Aus zweiter Hand weiss man, dass sich damals etwa Folgendes abgespielt haben muss:
Feuz: Ich will die Tennishalle meinem Arzt vermachen.
Notar: Wie heisst Ihr Arzt?
Feuz (undeutlich): Martiniesch.
Notar: Wo wohnt er?
Feuz: Weiss ich nicht.
Zudem lässt Feuz Anton Oreskovic, den Wirt seines Gasthofs, aus dem Testament streichen. Den Gasthof soll neu die Gemeinde Boudevilliers erben. Sie muss aber auf die Tennishalle verzichten, die ihr Feuz im früheren Testament zusprach.
«Als der Notar das Zimmer verlassen hatte, ging ich sofort zu Feuz», erzählt Ida Schaldenbrand, die ihn die letzten fünf Jahre seines Lebens gepflegt hat. Sie ist eine einfache Frau, wohnt in einer Dreizimmerwohnung in einem Block im nahen Valangin und hat von Feuz einen Hühnerstall geerbt. «Feuz fragte mich damals, wo der Richter hingegangen sei. Er hat gar nicht gemerkt, dass er mit einem Notar gesprochen hatte. Dann redete er wieder wirres Zeug. Von Wasser, das aus der Wand fliesse, von seinen Kühen und Schweinen. Monsieur Feuz war schon seit mehreren Monaten nicht mehr klar im Kopf.»
Der Notar steht vor einer schwierigen Aufgabe: Feuzu2019 Angaben für die Testamentsänderung sind spärlich. Er muss einen Arzt suchen, dessen Name wie «Martiniesch» klingt und der in der Nähe wohnt. Im Internet stösst er auf Dr. José Carlos Martines, wohnhaft im nahen Colombier, und setzt diesen im Testament als Erben der Tennishalle ein. Feuz unterschreibt und stirbt. Der Match der Erben beginnt.
Als Dr. José Carlos Martines, ein brasilianischer Arzt im Dienst der Uno, von seinem Glück erfährt, telefoniert er umgehend dem Willensvollstrecker, der Feuzu2019 Vermögen verteilen soll. Ob das ein Aprilscherz sei? Er kenne keinen Roger Edgar Feuz und habe nie einen gekannt.
Der Willensvollstrecker heisst Jean- Marc Terrier, ist der Onkel jenes Notars, der die Testamentsänderung gemacht hat, und kennt den Chirurgen Philippe Martignier, ist er doch Präsident des Spitalverbands und eine bekannte Grösse im Val-de-Ruz. «Nach jenem Telefon informierte ich das Bezirksgericht, dass es mit Feuzu2019 Testament ein Problem gebe, dass es sich möglicherweise um eine irrtümliche Bezeichnung eines Erben handle», sagt Terrier. Was Terrier verschweigt, erzählt Martignier: «Jean-Marc Terrier rief mich an und fragte, ob Herr Feuz mir irgendetwas von einer Testamentsänderung angetönt habe. Da erzählte ich, dass Feuz mehrmals gesagt hat, dass er mir die Tennishalle samt Grundstück vermachen wollte.» Darauf habe ihm Terrier seine feste Überzeugung mitgeteilt, dass ihm, Martignier, dieses Erbe zustehe. «Er ermunterte mich, eine Berichtigungsklage einzureichen.» Ähnlich reagiert der Präsident des Bezirksgerichts. Er schickt Martignier ungefragt beide Testamente von Feuz samt dem Hinweis, sich einen Rechtsberater zu nehmen. Beides ist unzulässig, da Martignier weder im einen noch im andern Testament erwähnt ist.
Damit geht der Match in die Verlängerung. Der Wirt und die Gemeinde Boudevilliers klagen gegen den Uno-Arzt Martines. Grund: Das zweite Testament sei ungültig, da Roger Edgar Feuz damals nicht mehr urteilsfähig gewesen sei. Der Chirurg Philippe Martignier klagt gegen Martines. Grund: Feuz habe eigentlich ihm die Tennishalle vererben wollen. Martinesu2019 Name stehe irrtümlich im Testament.
Dann folgt eine Traumvorlage von Martines: Der Uno-Arzt schliesst mit dem Wirt Oreskovic und der Gemeinde Boudevilliers einen Vergleich ab, worin er das zweite Testament für ungültig erklärt, da Feuz nicht mehr urteilsfähig gewesen sei. Martines verlangt, dass Martigniers Berichtigungsklage gegen ihn abgewiesen wird, weil das Testament, das berichtigt werden soll, gar nicht mehr existiere, da ungültig. Dies lässt sich Martines mit 90u2019000 Franken aus der Gemeindekasse von Boudevilliers versilbern.
«Das ist Prozessbetrug»
Das bringt den Chirurgen Martignier in Rage: «Martines, Oreskovic und die Gemeinde können nicht hinter meinem Rücken das Testament für ungültig erklären. Das ist Prozessbetrug.» Er will mit einer vorsorglichen Massnahme erreichen, dass die drei Parteien keinen Vergleich schliessen können, blitzt aber vor Gericht aus formalen Gründen ab. Dann reicht er ein Revisionsgesuch gegen Oreskovic und die Gemeinde ein. «Im Val-de-Ruz wohnen 14u2019000 Leute», sagt Martignier. «Die meisten wussten, dass Feuz mir die Tennishalle vermachen wollte. Sicher hatte die Gemeinde Boudevilliers davon Kenntnis. Es ist deshalb schlicht unlauter, mit Martines gegen meine Interessen einen Vergleich zu schliessen», schimpft der Chirurg, der unterdessen seinen Arbeitsplatz in ein anderes Tal nach St-Imier verlegt hat, aber weiterhin in Boudevilliers wohnt.
Alle Verfahren sind noch hängig. 20u2019000 Franken hat Martignier bis heute für Anwälte und Gerichte ausgegeben. Vielleicht wird der Match erst im Penaltyschiessen entschieden. Den entscheidenden Ball könnten dabei Uno-Arzt Martines, Oreskovic und die Gemeinde Boudevilliers treten. Denn selbst wenn Martignier mit seinen Klagen durchdringt: Ärzte dürfen gemäss der Standesordnung der FMH keine Erbschaften annehmen, wenn sie vor dem Tod des Erblassers gewusst haben, dass dieser sie im Testament berücksichtigen will. Zu gross wäre die Versuchung für die Ärzte, vermögende Patienten bevorzugt zu behandeln.
Dazu meint Chirurg Martignier nur: «Ich will zuerst einmal Erbe werden, dann ist es meine Entscheidung, ob ich mich standeswidrig verhalten will.» Eine neue Haltung in der Fussballwelt: das Spiel gewinnen und dann Forfait erklären.
Gerichtsfall
Derby ums Erbe
Text: Dominique Strebel
Bild: Marc Latzel
Im Kanton Neuenburg streiten sich zwei Ärzte um die Erbschaft eines ehemaligen Fussball-Nationalgoalies. Der eine kannte ihn nicht, der andere kommt in keinem Testament vor. Die Chronik eines Matchs in der Verlängerung.

Objekt der Begierde: die Tennishalle in Boudevilliers NE, erbaut von Roger Feuz.
Nach einer regnerischen Nacht stirbt am 31. Juli 2003 der 94-jährige Roger Edgar Feuz, langjähriger Torhüter des FC Servette und Goalie der Nationalmannschaft, in einem Spitalbett im Val-de-Ruz im Neuenburger Jura. Zurück bleiben ein Wirt, die Wohngemeinde Boudevilliers und zwei Ärzte, die sich bis heute um sein Vermögen von mehreren Millionen Franken streiten.
Der Matchverlauf in der Zusammenfassung: Der eine Arzt heisst Martines, der andere Martignier. Martines erbt von Feuz ein Grundstück samt Haus im Wert von 800u2019000 Franken. Martignier geht leer aus, behauptet aber, der rechtmässige Erbe zu sein. Der Notar, der das Testament verurkundet hat, habe sich im Namen geirrt, behauptet Martignier. Feuz sei von ihm mehrfach behandelt worden, dabei sein Freund, ja eine Art Grossvater geworden. Martines hingegen habe Feuz gar nicht gekannt. Das führt zu einem juristischen Nachspiel, das noch immer die Gerichte beschäftigt.
Doch zurück zur Mannschaftsaufstellung. Mit Feuz stirbt in jener Sommernacht eine bekannte Grösse des Tals. Als junger Mann aus dem Haus gejagt vom Vater, einem reichen Viehhändler, dann Flucht nach Paris, Verkäufer in einer Markthalle, Fussballer in einem französischen Zweitligaklub. Dort wird er von Lausanne Sports entdeckt, wechselt zu Servette Genf und avanciert in den dreissiger Jahren als «le chat», als akrobatischer, spektakulärer Goalie mit Dächlikappe, zum Publikumsliebling. 36 Mal steht er für die Nationalmannschaft im Tor.
1942 hängt Feuz Handschuhe und Mütze an den Nagel, lässt sich im Val-de- Ruz nieder und knüpft an eine Familientradition an. Er wird Viehhändler. Und zwar ein ziemlich durchtriebener. Er kauft den Bauern die Kälber aus den Ställen weg, zahlt aber nur einen Teil des Preises und schmuggelt Vieh illegal über die nahe Grenze. So wird Feuz reich, aber einsam.
Doch er weiss sich Gesellschaft zu organisieren. Er diniert regelmässig in seinem eigenen Gasthof, dessen Wirt er wiederholt das Gebäude als Erbschaft verspricht, weil er so gut französisch koche. Zudem baut er einen Schweinestall in eine Tennishalle um. Anfangs müssen sich die Spieler bei den Ballwechseln noch bücken, weil der Raum zu niedrig ist, später stockt er das Gebäude auf und richtet einen Aussenplatz ein. Nun geben sich die Notabeln des Val-de-Ruz die Klinke in die Hand.
«Nicht mehr klar im Kopf»
Die Mannschaften formieren sich: Notare rennen bei ihm dem Ball hinterher, Buchhalter und selbst der Chirurg des nahen Spitals zu Landeyeux, Philippe Martignier. Dieser Arzt behandelt Feuz in den letzten Jahren seines Lebens wiederholt in seinem Spital. Und dorthin wird der Ex-Goalie auch eingewiesen, als er zu Hause nicht mehr gepflegt werden kann.
Sechs Tage vor seinem Tod erhält Roger Edgar Feuz im Spitalzimmer Besuch von einem Notar. Feuzu2019 langjährige Haushälterin und Pflegerin, Ida Schaldenbrand, wird aus dem Zimmer geschickt. Aus zweiter Hand weiss man, dass sich damals etwa Folgendes abgespielt haben muss:
Feuz: Ich will die Tennishalle meinem Arzt vermachen.
Notar: Wie heisst Ihr Arzt?
Feuz (undeutlich): Martiniesch.
Notar: Wo wohnt er?
Feuz: Weiss ich nicht.
Zudem lässt Feuz Anton Oreskovic, den Wirt seines Gasthofs, aus dem Testament streichen. Den Gasthof soll neu die Gemeinde Boudevilliers erben. Sie muss aber auf die Tennishalle verzichten, die ihr Feuz im früheren Testament zusprach.
«Als der Notar das Zimmer verlassen hatte, ging ich sofort zu Feuz», erzählt Ida Schaldenbrand, die ihn die letzten fünf Jahre seines Lebens gepflegt hat. Sie ist eine einfache Frau, wohnt in einer Dreizimmerwohnung in einem Block im nahen Valangin und hat von Feuz einen Hühnerstall geerbt. «Feuz fragte mich damals, wo der Richter hingegangen sei. Er hat gar nicht gemerkt, dass er mit einem Notar gesprochen hatte. Dann redete er wieder wirres Zeug. Von Wasser, das aus der Wand fliesse, von seinen Kühen und Schweinen. Monsieur Feuz war schon seit mehreren Monaten nicht mehr klar im Kopf.»
Der Notar steht vor einer schwierigen Aufgabe: Feuzu2019 Angaben für die Testamentsänderung sind spärlich. Er muss einen Arzt suchen, dessen Name wie «Martiniesch» klingt und der in der Nähe wohnt. Im Internet stösst er auf Dr. José Carlos Martines, wohnhaft im nahen Colombier, und setzt diesen im Testament als Erben der Tennishalle ein. Feuz unterschreibt und stirbt. Der Match der Erben beginnt.
Als Dr. José Carlos Martines, ein brasilianischer Arzt im Dienst der Uno, von seinem Glück erfährt, telefoniert er umgehend dem Willensvollstrecker, der Feuzu2019 Vermögen verteilen soll. Ob das ein Aprilscherz sei? Er kenne keinen Roger Edgar Feuz und habe nie einen gekannt.
Der Willensvollstrecker heisst Jean- Marc Terrier, ist der Onkel jenes Notars, der die Testamentsänderung gemacht hat, und kennt den Chirurgen Philippe Martignier, ist er doch Präsident des Spitalverbands und eine bekannte Grösse im Val-de-Ruz. «Nach jenem Telefon informierte ich das Bezirksgericht, dass es mit Feuzu2019 Testament ein Problem gebe, dass es sich möglicherweise um eine irrtümliche Bezeichnung eines Erben handle», sagt Terrier. Was Terrier verschweigt, erzählt Martignier: «Jean-Marc Terrier rief mich an und fragte, ob Herr Feuz mir irgendetwas von einer Testamentsänderung angetönt habe. Da erzählte ich, dass Feuz mehrmals gesagt hat, dass er mir die Tennishalle samt Grundstück vermachen wollte.» Darauf habe ihm Terrier seine feste Überzeugung mitgeteilt, dass ihm, Martignier, dieses Erbe zustehe. «Er ermunterte mich, eine Berichtigungsklage einzureichen.» Ähnlich reagiert der Präsident des Bezirksgerichts. Er schickt Martignier ungefragt beide Testamente von Feuz samt dem Hinweis, sich einen Rechtsberater zu nehmen. Beides ist unzulässig, da Martignier weder im einen noch im andern Testament erwähnt ist.
Damit geht der Match in die Verlängerung. Der Wirt und die Gemeinde Boudevilliers klagen gegen den Uno-Arzt Martines. Grund: Das zweite Testament sei ungültig, da Roger Edgar Feuz damals nicht mehr urteilsfähig gewesen sei. Der Chirurg Philippe Martignier klagt gegen Martines. Grund: Feuz habe eigentlich ihm die Tennishalle vererben wollen. Martinesu2019 Name stehe irrtümlich im Testament.
Dann folgt eine Traumvorlage von Martines: Der Uno-Arzt schliesst mit dem Wirt Oreskovic und der Gemeinde Boudevilliers einen Vergleich ab, worin er das zweite Testament für ungültig erklärt, da Feuz nicht mehr urteilsfähig gewesen sei. Martines verlangt, dass Martigniers Berichtigungsklage gegen ihn abgewiesen wird, weil das Testament, das berichtigt werden soll, gar nicht mehr existiere, da ungültig. Dies lässt sich Martines mit 90u2019000 Franken aus der Gemeindekasse von Boudevilliers versilbern.
«Das ist Prozessbetrug»
Das bringt den Chirurgen Martignier in Rage: «Martines, Oreskovic und die Gemeinde können nicht hinter meinem Rücken das Testament für ungültig erklären. Das ist Prozessbetrug.» Er will mit einer vorsorglichen Massnahme erreichen, dass die drei Parteien keinen Vergleich schliessen können, blitzt aber vor Gericht aus formalen Gründen ab. Dann reicht er ein Revisionsgesuch gegen Oreskovic und die Gemeinde ein. «Im Val-de-Ruz wohnen 14u2019000 Leute», sagt Martignier. «Die meisten wussten, dass Feuz mir die Tennishalle vermachen wollte. Sicher hatte die Gemeinde Boudevilliers davon Kenntnis. Es ist deshalb schlicht unlauter, mit Martines gegen meine Interessen einen Vergleich zu schliessen», schimpft der Chirurg, der unterdessen seinen Arbeitsplatz in ein anderes Tal nach St-Imier verlegt hat, aber weiterhin in Boudevilliers wohnt.
Alle Verfahren sind noch hängig. 20u2019000 Franken hat Martignier bis heute für Anwälte und Gerichte ausgegeben. Vielleicht wird der Match erst im Penaltyschiessen entschieden. Den entscheidenden Ball könnten dabei Uno-Arzt Martines, Oreskovic und die Gemeinde Boudevilliers treten. Denn selbst wenn Martignier mit seinen Klagen durchdringt: Ärzte dürfen gemäss der Standesordnung der FMH keine Erbschaften annehmen, wenn sie vor dem Tod des Erblassers gewusst haben, dass dieser sie im Testament berücksichtigen will. Zu gross wäre die Versuchung für die Ärzte, vermögende Patienten bevorzugt zu behandeln.
Dazu meint Chirurg Martignier nur: «Ich will zuerst einmal Erbe werden, dann ist es meine Entscheidung, ob ich mich standeswidrig verhalten will.» Eine neue Haltung in der Fussballwelt: das Spiel gewinnen und dann Forfait erklären.